Suche Tipps im Umgang mit schwieriger 5. Klasse

  • Meine positive Stimmung der letzten Woche hat sich wieder verflogen. Ich habe mit der beschriebenen Klasse eine Stationenarbeit gemacht, weil ich dachte, daran hätten sie mehr Spaß.


    Du scheinst deine Stundenplanung von hinten aus anzugehen.
    Die erste Frage ist: Was sollen die Schueler in der Stunde lernen/am Ende der Stunde erzielt haben?
    Die zweite Frage ist: Wie kommen die Schueler am besten zu diesem Ziel?


    Die Frage, ob Schuelern eine Methode Spass macht oder nicht, waere in deinem Fall erstmal nebensaechlich. Dir scheint Kontrolle in dieser Klasse zu fehlen, die du erstmal aufbauen musst. Du musst dich also erstmal als Lehrkraft etablieren, mit deinen Vorstellung und mit deinen Anspruechen. Diese muessen fuer Schueler klar und verstaendlich sein. Das klappt nicht, wenn du von deiner bisheringen Frontalmethode ploetzlich zu etwas so offenem wechselst, ohne den Schuelern die Chance gegeben zu haben sich anzupassen.


    Im Endeffekt kam es dann so, dass viele Kinder nicht zusammen arbeiten wollten und wegen jeder Kleinigkeit streit hatten (Der arbeitet nicht... die macht nur quatsch... der will nicht mit mir zusammen arbeiten... usw.) oder mich alle 5 min gefragt haben, wie das geht, anstatt sich in der Gruppe auszutauschen. Um diese Stationenarbeit, die in der Parallelklasse mal wieder gut läuft, fertig zu machen, brauche ich mit der Klasse mindestesn eine oder sogar zwei Doppelstunden.


    Das klingt eigentlich ganz normal und erscheint eher so, als wuerde dir einfach die Erfahrung mit dieser Altersgruppe fehlen. (Eine Kollegin kam Freitag in meine Klasse. Sie unterrichtet nur 7./8. Klasse. Nach 5 Minuten in meinem Raum hat sie mich nur angeschaut und gesagt: "Ich weiss nicht, wie du so ruhig bleiben kannst. Ich haette ihn schon bei der zweiten Frage erschlagen koennen. Alle Antworten sind an der Tafel und du hattest ihm das jetzt schon zweimal erklaert." Fuer sie ist es schwierig zu verstehen, dass Kinder in dem Alter noch nicht so selbstaendig sind. Wenn man bedenkt, wie sie im September waren, haben sie allerdings einiges gelernt. Zumindest fragt mich keiner mehr, was sie machen sollen, wenn sie unten auf der Heftseite angekommen sind.)


    Auch Gruppenarbeit will geuebt sein. Sowas koennen Kinder nicht automatisch. Sie konnten das vielleicht in ihrer Grundschule, aber dort war die Klassenzusammensetzung anders und sie hatten einen anderen Lehrer.
    Wie hast du die Gruppen denn zusammen gesetzt?
    Vor allem, weil dir doch klar war, dass diese Klasse Probleme in diesem Bereich hat, frag ich mich, warum du eine solche Methode gewaehlt hast. Sowas muss erstmal klein angegangen werden. Sobald sie faehig sind gut mit einem Partner zu arbeiten, kann man das ganze langsam erweitern.
    Ich wuerde auch anraten Klassen nicht staendig zu vergleichen. Wir haben fuenf Parallelklassen und keine ist so wie die andere. Sie sind alle sehr unterschiedlich und was in der Klasse meiner Kollegin klappt, wuerde bei mir total daneben gehen. Das geht umgekehrt genauso. (Ich wuerd ich Klasse nicht haben wollen...nie und nimmer. Die Geduld hab ich einfach nicht. Sie moecht meine nicht haben, denn sie wuerden ihr genauso, wenn auch mit anderen Dingen, auf den Keks gehen.)


    Ich frage mich jetzt, ob das Sinn macht, so weiterzuarbeiten oder ob ich das lieber abbrechen soll und in der Klasse wieder "normalen" Unterricht machen soll, bzw. wenn ich mit der Stationenarbeit weitermache, was ich dann ändern kann, um das ständige Streiten, Petzen und Nachfragen zu unterbinden. Achso: Ich habe deutlich gesagt, dass ich die Ergebnisse einsammeln und benoten werde. An mangelndem Leistungsdruck kann es also auch nicht liegen. Vielleicht ist diese Klasse einfach nicht für Gruppenarbeit bereit. Was für Erfahrungen oder Tipps habt ihr?


    Wenn du damit weiter machen willst, musst du mit den Kindern ueben, wie das funktionieren soll. Regeln und Erwartungen muessen klar formuliert und dargestellt werden. (Ich hab mehrere "What do I do when I'm stuck?"-Poster in meiner Klasse.)
    Einzig "Leistungsdruck" macht Kinder nicht zu faehigen Gruppenmitgliedern. Was sagt der KL denn ueber die Klasse?

  • Danke erst mal für die umfangreichen Antworten.


    Durch eure Antworten und die Kritik an der Methodenwahl ("Spaß der Schüler") ist mir klar geworden, dass ich auf die Stationenarbeit kam, weil ich 2-3 gut Ideen hatte, bei dennen die SuS gut arbeiten würden, weil ihnen die Aufgaben Spaß machen und es sie motiviert, diese zu machen. Um die anderen Themen der Reihe abzuhandeln, ohne viel Zeit zu verlieren, habe ich dann 6 Stationen zusammen gebastelt. Da liegt wohl ein Fehler in der Planung. Ich sollte mir wirklich mal abschminken, all den Stoff für ein Schuljahr schaffen zu wollen. Das ist mit keiner Methode zu schaffen und bringt nur Stress.


    Den Vergleich zwischen den Parallelklassen habe ich gezogen, um auzudrücken, dass die Unterrichtsreihe für sich nicht ungeeignet ist, sondern nur für diese Klasse ungeeignet ist. Da habe ich wohl zu einfach geplant, in dem ich mit beiden Klassen das gleiche machen wollte. Ich denke auch nicht, dass das Verhalten nur etwas mit der Altersgruppe, sondern viel mehr mit der Zusammensetzung der Klasse zu tun hat. Schließlich erlebe ich dieses Verhalten in den anderen Klassen nie.


    Es ist jetzt auch nicht so, dass ich vorher nur Frontalunterricht gemacht habe. Die Klasse hat bei mir auch schon Partner- und Gruppenarbeit gemacht; sogar recht häufig. Es ist auch oft so, dass schon vor der Stunde etwas vorgefalle ist und die Unruhe vorprogrammiert ist. Nächste Stunde habe ich wieder 1.-2. Std., da ist es wohl wieder ruhiger. Aber ich kann ja auch nicht erst die Stimmung der Klasse erkunden und dann den Unterricht planen. Natürlich lasse ich schwirigere Sachen weg, wenn ich merke, dass das an dem Tag nicht geht, aber die Stationen hatte ich ja fest eingeplant.


    Ich habe die SuS ihre 4er-Gruppen selber bestimmen lassen. Das hat in einer Klasse problemlos und schnell geklappt, in der anderen gab es bereits dabei Probleme. Dann habe ich eingegriffen und die SuS, die übrig waren, eingeteilt. Es waren auch von meinem Wissensstand her Freundinnen, die dann den größten Stress hatten, aber als Fachlehrer, der nur ein mal wöchentlich in der Klasse ist, kann man auch nicht alle Einzelbeziehungen in einer Klasse überblicken und wer nicht mit wem arbeiten kann. Ich bin froh, dass die KL mit ihrem Überblick einen Sitzplan machen, der wenig Konflickte bürgt, und halte mich streng daran. Bei der Gruppeneinteilung habe ich auch darauf geachtet, dass die größten Streithähne nicht in einer Gruppe sind, aber über den Stress der SchülerINNEN war ich nicht informiert.


    Ich denke mal, dass ich mir die ohnehin schon zusammengekürzten Stationen (einige ware zu umfangreich) noch einmal vornehmen werde und schauern werde, ob ich sie weiter kürzen und verständlicher machen kann (Die Aufgabenstellung kürzer oder präziser fassen.) oder vielleicht eine ganze Station wegkürze. Es war eigentlich meine Idee, dass die 4er-Gruppen zusammen bleiben und jede Station nacheinender machen müssen, damit alle alles gemacht haben. Des Weiteren werde ich mir noch mal genaue Regeln überlegen, die ich den Kindern am Anfang der Stunde gebe. Ich habe ihnen schon Regeln gegben: Leise arbeiten, verschriftlichen, zusammen arbeiten. Vielleicht sollte ich noch etwas genauer darauf eingehen, wie sie zusammen arbeiten sollen und wie sie mit Problemen umgehen sollen. Also z.B. erst selber nachdenken, dann jem. aus der Gruppe fragen und dann erst den Lehrer fragen. Ich könnte die auch darauf hinweisen, sich mit der nächsten Aufgabe zu beschäftigen, wenn sie eine nicht verstehen, weil sie immer nur 20 min Zeit pro Station haben. Alles Dinge, an die ich am Anfang nicht gedacht habe.
    So, ich denke, das sind die Dinge, die ich ausprobieren sollte. Wie gesagt, es ist auch eine günstigere Stunde, sodass ich die Staionenarbeit dann vielleicht zu einem zufriedenstellenden Ende führen kann.


    Falls ich in euren Augen bei meiner Grobplanung irgendetwas vergessen habe oder so lieber nicht machen sollte, freu ich mich natürlich, wenn man mich drauf hin weist. Es ist, wie bei allem anderen, was ich in der Schule mache, die erste Stationenarbeit die ich plane und durchführe (Mit der anderen Klasse ist es ja auch gut gelaufen.).

  • Hallo,


    Stationenarbeit soll eigentlich offener sein. Das heißt, dass zwischen Gruppen-, Partner- und Einzelarbeit gewechselt werden soll. Außerdem sollten alle Schüler zumindest eine kleine Wahl haben, welche Aufgaben sie erledigen. Es soll neben Pflichtaufgaben also Wahlaufgaben geben.
    Sinn des Stationenlernen ist, dass jeder einzelne Schüler in seinem Tempo arbeiten kann. Die Gruppen werden dadurch zufällig gebildet, je nachdem welche Schüler gerade an der jeweiligen Station angekommen sind. Die sollen dann miteinander arbeiten.
    Aber: In der Praxis sieht es dann öfters anders aus, weil es häufig Schüler gibt, die partout nicht miteinander arbeiten wollen. Ob man dies als Lehrer dann erzwingen möchte, muss man selbst entscheiden.


    Dass du möchtest, dass alle Schüler das gleiche Programm durchziehen, verstehe ich. Aber wenn du solch geöffnete Methoden angehen möchtest, musst du dich davon lösen, dass jeder Schüler im gleichen Moment das gleiche lernt wie alle anderen. Denn dann ist es keine Öffnung, sondern lediglich ein Abarbeiten von einer Menge Stoff.


    Wenn du dich für solche Methoden interessierst, kann ich dir die Bücher von Wolfgang Mattes empfehlen. Oder google am Anfang mal nach "offenem Unterricht". Die Seite "Stangls Arbeitsblätter" gibt auch sehr gute Informationen darüber, ebenso wie der "Methodenpool.uni-koeln.de".


    Und noch etwas zur Gruppenarbeit: Hier musst du darauf achten, dass die Aufgabe auch wirklich für eine Gruppe angelegt ist und eine Arbeitsverteilung möglich ist. Sonst ist es eher Einzelarbeit mit viel Unterstützung, aus der sich einige Schüler schnell ausklinken.


    Grundsätzlich gilt, offenes Arbeiten erfordert sehr viel Vorbereitung und auch einiges an Vorwissen. Du musst über Differenzierung gut Bescheid wissen, um diese sinnvoll anzuwenden, du musst vorher genau wissen, was deine Lernziele sind und welche Schüler welche Ziele erreichen können und du musst das Zepter in der Klasse in der Hand haben - sonst gelingt es meistens nicht.


    In Klassen, wo ich Disziplinprobleme habe, oder die offenes Arbeiten nicht gewöhnt sind, öffne ich den Unterricht nicht. Ich schaue dann nur, dass ich das Lernklima ins Lot bekomme und achte darauf, dass die Schüler das Gefühl bekommen, dass sie unter ständiger Beobachtung stehen. Wenn das funktioniert, dann beginne ich leicht zu öffnen, aber wirklich immer nur schrittweise. Erst muss wirklich die Disziplin her, sonst geht die Öffnung ganz schnell in die Hose.
    Für Disziplin musst du Störungen abstellen. Entweder durch Konsequenz und Strenge, oder du gehst den Störungen auf den Grund (Gespräche, Fragebögen etc.). Gut ist auch immer, wenn du den Kleinen genau zeigst, dass gerade gestört wird. Nimm dir ein rotes Band mit, knote es an der Tafel fest. Stelle es den Schülern als deinen Geduldsfaden vor. Wenn eine Störung eintritt, schneidest du ein Stück ab. Überlege dir eine Sanktion dafür, wenn der Faden ganz ab ist und eine Belohnung, wenn er komplett bleibt.


    LG Edda

  • @ Edda: Das mit den festen Gruppen kann ich nicht mehr auflösen, weil ich das für manche Stationen brauche. Das neu zu machen, würde sicher mehr Unruhe in die Klasse bringen. Ich denke, beim nächsten mal werde ich die Sache anders angehen und mir Tipps von den angegebenen Seiten holen. Jetzt möchte ich diese Stationenarbeit in der nächsten Stunde einfach so beenden, dass die SuS noch viel davon haben. Daher werde ich es kürzen, noch mal klare Regeln vorgeben und Konsequenzen folgen lassen, wenn es zu ungeordnet wird (ähnlich deines Geduldfadens).
    Damit es nicht dazu kommt, dass einzelne SuS sich aus der Arbeit rausziehen habe ich extra drei mal erwähnt, dass ich von jedem einzeln etwas schriftliches einsammeln werde. Das mache ich regelmäßig, sodass die SuS auch wissen, das ich mir das genau ansehe und sie etwas aufschreiben müssen.

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