Diktat - Welche Fehler zählen wie?

  • Hallo liebe Forianer,


    aufgrund einer aktuellen Elternbeschwerde haben wir von unserer Schulleitung den Auftrag bekommen, nun einmal endlich für alle Klassenstufen (2-4) eine einheitliche Regelung zu treffen, wie wir bestimmte Fehler im Diktat werten wollen. Meiner Meinung nach ist das mal höchste Zeit, denn was in Klasse 2 falsch ist, zählt plötzlich in Klasse 3 nicht mehr... 8|


    Da ich mit der "Leitung" unserer kleinen Gruppe beauftragt wurde, muss ich mir nun mal im Vorfeld Gedanken zu dem Thema "einheitliche Bewertung" machen (zwecks Erstellung einer Vorlage) und bin da bei manchen Punkten recht unsicher. Vielleicht könnt ihr mir ein Feedback geben und / oder beschreiben, wie ihr das an eurer Schule handhabt:


    * Zählt ein vergessener I-Punkt als ganzer / halber Fehler oder gar nicht? An unserer Schule gibt es im Moment alle drei Varianten. Genauso beim T-Strich.
    * Wie sieht es mit den anderen, vergessenen Punkten bei ä-ö-ü aus? Ich finde, das sollte ein ganzer Fehler sein, denn es verändert das Wort doch sehr.
    * Wenn ein Buchstabe in der Schreibschrift falsch geschrieben wurde (z.B. in der falschen Linie oder ein Bogen zuviel), ist das dann ein Fehler? Ich mache das in meiner zweiten Klasse bisher so (da lernen wir die Schrift ja auch neu und sie sollte sitzen), aber meine Kollegen aus Klasse 3/4 halten das für pingelig. :S


    Das sind die Bereiche, bei denen ich mir noch im Unklaren bin. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.


    Liebe Grüße,
    Melanie01

  • Hallo Melanie,


    bei uns zählen die Fehler folgendermaßen:


    * vergessene i-Punkte werden ignoriert (t-Striche dann wahrscheinlich auch)
    * vergessene ä-/ö-/ü-Striche zählen 1/2 Fehler
    -> Begründung: Im Gegensatz zum vergessenen i-Punkt steht jetzt ein anderer Buchstabe da (i kann man auch ohne Punkt erkennen).
    * vergessene Satzzeichen zählen 1/2 Fehler
    * Groß-/Kleinschreibung sowie alle anderen Fehler zählen normal als 1 Fehler


    Ich denke aber, dass man da schon differenzieren kann zwischen 1/2 und 3/4. Gerade was die Pingeligkeit bei schlampig geschriebenen Buchstaben angeht, finde ich es in der 2. Klasse sehr wichtig, genau hinzuschauen. Später wäre es für mich schon ein Unterschied, ob der Buchstabe bloß nicht genau in die Linien geschrieben wurde oder ob beim m ein Bogen zuviel ist.


    Wir haben sowohl bei der Fehlerwertung als auch bei der Benotung unterschiedliche Maßstäbe in 1/2 und 3/4.


    Liebe Grüße
    Biene Maja

  • Bei uns wurde das in der Fachkonferenz erarbeitet und hat für alle Kollegen Verbindlichkeit.
    Sowohl die Fehler- Noten- Zuordnung als auch die Fehlerdefinition an sich und die Wörterzahl für die Klassenstufen sind klar festgelegt.

  • @ Biene Maja: Danke für die Info. das klingt für mich sehr plausibel.


    @ ohlin: Das ist schön, wenn man sowas an einer Schule schon hat. Leider hilft mir deine Antwort nicht wirklich weiter, denn wie ich berichtet habe, wollen wir genau das ja erst erstellen.


    Wie machen das die anderen Grundschulkollegen denn so?

  • Oh, mir war nicht bewusst, dass es bei euch gar nichts gibt. Ich hatte angenommen, das, was vorhanden ist, muss aufgrund einer Elternbeschwerde überarbeitet werden. Bis eben ging ich davon aus, jede Schule muss so etwas haben, damit einheitlich gearbeitet werden kann. Da habe ich also wieder was dazu gelernt: nicht überall ist es so. Dann probeir eich mal für dich zusammenzufassen, was bei uns Verbindlichkeit hat, vielleicht kannst du das für deine Schule übernehmen.


    Die Länge eines Diktattextes ist für Schleswig-Holstein im Lehrplan mit 80-100 Wörtern für Klasse 3/4 vorgegeben.


    Ob man t-Striche vergessen kann, hängt davon ab, ob die Kinder in Schreibtschrift schreiben müssen und welche sie geelernt haben. Bei der VA, die wir bis vor einigen Jahren gelerht und genutzt haben, war das Vergessen nicht möglich. Bei da SAS ist es möglich, ist aber in den Kriterien zur Bewertung noch nicht angepasst.
    Halbe Fehler gibt es bei uns gar nicht. Satzzeichen werden dikttiert. Werden sie ignoriert, ist es als Fehler zu werten. Wiederholt falsche Wörter werden immer wieder gezählt, wenn die Fehler unterschiedlich sind, gleiche Fehler werden nur ein Mal gezählt, alle weiteren dann mit "W" gekennzeichnet. Punkte und Stricke gehören zu den Buchstaben, sind sie nicht da, ist es falsch. Groß- und Kleinschreibung, Dehnungs-h, diverse i- und s-Laute usw. usw. sind bei Falschreibung immer ganze Fehler.
    Unterschieden wird bei uns auch zwischen geübten und ungeübten Diktaten, wobei in unserer Schule keine wirklich ungeübten Diktate geschrieben werden, weil man ja auch eine Diktat vorbereitet und somit "Lernwörter" bekannt und geübt sind.


    Bewertet wird bei uns in Klasse 3/4 so:
    0 Fehler ==> 1
    1-3 F. ==> 2
    3-5 F. ==> 3
    6-9 F. ==> 4
    10-12 F. ==> 5
    ab 13 F. ==> 6


    Das hätten Eltern gern anders. Sie kritisieren häufig, dass man alles richtig schreiben muss, wenn man eine 1 haben will. Dennoch weichen wir nciht davon ab, sondern praktizeiren das seit Jahren so und bleiben dabei.
    Dazu ist noch festgelegt, dass man die Noten 5 und 6 nur verbal unter die Arbeit schreiben darf und niemals als Ziffer. + und - müssen inzwischen mitgeschrieben werden.


    Vielleicht passt das auch zu deiner Schule?

  • Der Umfang der Diktate wächst im Laufe des Schuljahres an auf:
    Klasse 2 bis 40 Wörter
    Klasse 3 bis 80 Wörter
    Klasse 4 bis 120 Wörter (jeweils Ende des Schj.)


    Die Fehler-Notenverteilung ist einheitlich festgelegt und ändert sich im Laufe der Schuljahre nicht. Die Diktate werden einzig durch Wortwahl und Umfang anspruchsvoller.
    0 – 1 Fehler Note 1
    2 – 4 Fehler Note 2
    5 – 7 Fehler Note 3
    8 – 11 Fehler Note 4
    12 – 15 Fehler Note 5
    ab 16 Fehler Note 6
    Tendenzen zur nächsten Note werde mit (+) und (-) angegeben!


    LRS-Kinder bekommen die gleiche Fehler-Notenverteilung, schreiben aber nur Lückentexte mit Lernwörtern und lautgetreuen Wörtern
    Einigung auf Anstreichen bestimmter Fehler:
    • je falsch geschriebenes Wort 1 Fehler (auch Groß-/Kleinschreibung)
    • bei exakt gleicher Falschschreibung Wdh.-Fehler
    bei anderer Falschschreibung des gleichen Wortes zwei Fehler
    • vergessener i-Punkt halber Fehler
    vergessene ä, ö, ü – Punkte halber Fehler
    • fehlende, aber diktierte Satzzeichen: ganzer Fehler
    • fehlende Wörter: ganzer Fehler je Wort.
    doppelte Wörter: ganzer Fehler je Einheit:
    (Gestern habe ich an der Ampel an der Ampel Tina gesehen. 1 Fehler)

  • Danke für eure ausführlichen Antworten, das hilft mir schon sehr weiter. :)


    Ich dachte eigentlich auch, dass jede Schule so etwas haben sollte, aber offensichtlich gibt es das an meiner jetzigen Schule wirklich noch nicht (ich war auch erstaunt 8| ). Bisher hat sich wohl jedes Jahrgangsteam am Anfang vom Schuljahr zusammengesetzt und für das aktuelle Jahr eine einheitliche Bewertung ausgetüftelt. Die wechselt aber dann natürlich jährlich und je nach Klassenstufe. Die verständliche Verwirrung der Eltern hat zu mehreren Beschwerden geführt und nun wollen wir endlich auch mal eine verbindliche, einheitliche Regelung finden.

  • Also wir hatten bis vor 2 Jahren auch keine verbindliche Regelungen für unsere Schule. Da es mir und einer Kollegin gewaltig auf die Nerven ging, haben wir uns drüber gemacht und eine Leistungskonzept für die Schule erstellt.


    Wir unterscheiden teils auch zwischen Jahrgangsstufe 1/2 und Jahrgansstufe 3/4.
    In den Jahrgangsstufen 1/2 gibt es für einen vergessenen i-Punkt 1/2 Fehler. In den Jahrgangsstufen 3/4 gibt es keinen Fehler mehr. Die 1/2-Lehrer argumentieren, dass die Kinder besonders am Anfang auf das genaue Arbeiten achten sollen.


    Seit wir das Konzept haben, nehmen die Diskussionen in den Elterngesprächen ab. Bisher wurde immer so argumentiert, dass Frau xy und Herr yz diese Fehler nicht werten. Das nervt wirklich mit der Zeit.


    Wir haben auch Richtwerte für Proben, mündliche und praktische Leistungen festgehalten. So kam es vor, dass Kinder bei uns in die 3. Klasse kamen, die noch nie etwas von einer mündlichen oderpraktischen Leistung gehört hatten. Dann sind sie plötzlich ganz verschreckt, dass sie z.B. vor der Klasse in einer Kleingruppe vorbereitete Versuche vorführen sollen, die auch noch bewertet werden.

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