Warum dürfen wir nicht streiken und...

  • Ich halte es im Interesse aller angehenden Lehrkräfte für ausgesprochen unkollegial und kurzsichtig, sich für das Streikrecht der Beamten einzusetzen. Sobald dieses erwirkt ist, wird kein Lehrer mehr verbeamtet, weil der Dienstherr dann keinen Grund dafür mehr hat. Finger weg vom Streikrecht für Beamte!


    http://www.bayerischer-beamten…tum-nur-mit-streikverbot/

    Nun, der Bayrische Beamtenbund kommt natürlich auch aus der Ecke....


    Falls das Streikrecht für Beamte käme, würde trotzdem wseiterhin verbeamtet - das hat
    a) mit dem Grundgesetz zu tun, das festlegt, dass hoheitliche Aufgaben nur von Beamten geleistet werden dürfen
    b) damit, dass Beamte einfach billiger sind.


    Um das Streikverbot abzuschaffen, müsste das Grundgesetz ($33) geändert werden.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich halte es im Interesse aller angehenden Lehrkräfte für ausgesprochen unkollegial und kurzsichtig, sich für das Streikrecht der Beamten einzusetzen. Sobald dieses erwirkt ist, wird kein Lehrer mehr verbeamtet, weil der Dienstherr dann keinen Grund dafür mehr hat. Finger weg vom Streikrecht für Beamte!

    Ruhig bleiben. Das sind doch nur Drohungen a la Finanzkrise: "Wenn man uns [den Banken] kein Geld gibt, geht die Welt unter..."



    Aber warum auch für mehr Geld einsetzen, ist doch vollkommen in Ordnung, dass Lehrergehälter nicht steigen und so real immer weiter sinken. Statt mehr Geld kann man ja lieber mehr Verantwortung und neue Zusatzaufgaben übertragen bekommen.

    Das nennt sich "intrinsische Motivation" und wird von führenden Unternehmensberatern jedem Finanzminister empfohlen.


    Komisch nur, dass es in der "freien" Wirtschaft genau anders herum ist: Wollten wir von der nicht "Siegen" lernen?


    Zitat

    Wenn es keine Verbeamtung geben würde und die Löhne nicht MASSIVST in die Höhe schießen, wird es manche Schulfächer bald nicht mehr geben. Die Verbeamtung ist das einzige Argument, was den Lehrerberuf für mich z.B. finanziell halbwegs verschmerzbar macht und das nur, weil ich durch Immobilien Nebeneinkünfte haben werde. Allein durchs Lehrergehalt wäre für mich das Leben in Stuttgart nicht finanzierbar. Wenn die Verbeamtung wegfällt, werden sich MINTler das dreimal überlegen überhaupt noch Lehrer zu werden, weil dann die Differenz zu den Möglichkeiten in der Wirtschaft noch größer ist als jetzt schon.


    Nöö, dann nimmt man halt B.Sc. für den Schuldienst, die den M.Sc. nicht geschafft haben. Geht alles wenn man will. Der Lehrer muss ja kein "Know how", sondern nur ein "Know how to know" haben, sagt die moderne Pädagogik...


    Also, der letzte Lehrerstreik in Hessen war primär für mehr Bezahlung, die anderen Forderungen waren da eher aufgesetzt.

    Und? Machen andere Berufsgruppen fast ausschließlich so. Ist das bei Lehrern besonders anrüchig?


    b) damit, dass Beamte einfach billiger sind.

    So sieht's aus. Was interessieren die Finanzminister von heute die Pensionslasten von morgen?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Falls das Streikrecht für Beamte käme, würde trotzdem wseiterhin verbeamtet - das hat
    a) mit dem Grundgesetz zu tun, das festlegt, dass hoheitliche Aufgaben nur von Beamten geleistet werden dürfen
    b) damit, dass Beamte einfach billiger sind.

    Na dann schau mal in die "armen" Bundesländer. Wieso gibt es denn dann in Berlin keine Verbeamtungen mehr?


    und zu a) Darum dreht sich die Diskussion ja; es gibt mehr als genug Anhänger der Theorie, dass Schule/Unterricht keine hoheitlichen Aufgaben sind.
    und zu b) Aber nur, so lange man die Pensionslasten außen vor lässt.

  • Zitat

    Siehe dazu meine obigen Ausführungen


    Du meinst:

    Die bestätigen nur das Urteil der Bevölkerung, dass faule Säcke noch mehr frei machen, um noch mehr Geld zu bekommen.

    oder?


    Hmm, also ich weiß ja nicht. Nur, damit die Bevölkerung ihre Stammtischparolen nicht bestätigt sieht sollte man auf die Forderung nach mehr Geld und den Streik als Druckmittel verzichten?
    Warum sollte mich scheren, was die Bevölkerung denkt? Das Urteil der Bevölkerung hält auch keinen Politiker, Manager, Bänker oder sonstwen davon ab sich für die eigenen monetären Interessen einzusetzen, warum sollte es mich als Lehrer davon abhalten?

  • warum sollte es mich als Lehrer davon abhalten?


    Der Beamtenstatus sollte dich davon abhalten, weil du als Beamter bei der Vereidigung einen Eid auf die Dienstpflicht gegenüber deinem Dienstherren geschworen hast. Und dazu gehört - und das wusste jeder, der sich dafür entschieden hat -, auf das Streikrecht zu verzichten. Und jetzt stampfen sie auf wie kleine Kinder und brüllen: "Ich will aber trotzdem!"


    Was die Angestellten in dem Fall machen, ist deren Bier. Die Beamten haben qua Eid auf ihr Streikrecht verzichtet und ich sehe kein Fehlverhalten des Dienstherren, das diese Vereinbarung außer Kraft setzen würde.

  • Was die Angestellten in dem Fall machen, ist deren Bier. Die Beamten haben qua Eid auf ihr Streikrecht verzichtet und ich sehe kein Fehlverhalten des Dienstherren, das diese Vereinbarung außer Kraft setzen würde.

    Dazu braucht's kein Fehlerhalten. Es geht schlicht um die Frage, ob der Verzicht auf das Streikrecht mit den Grundrechten vereinbar ist. Auf die kann man nämlich nicht verzichten. Die Prüfung der Rechtslage ist wohl etwas anderes, als mit dem Fuß aufzustampfen.


    Und ja, die Sichtweise des Dienstherren ist sicherlich die, dass er us mit dem Status das Streikrecht abgekauft habe.


    L. A

  • Naja, abkaufen kann man so etwas eben nicht. Und zu sagen, mit dem Eid habe man dann drauf verzichtet ist wohl auch nicht so einfach.
    Im MOment wird eben geprüft, ob das genauso viel Wert ist dieser Verzicht, wie ein Verzicht auf Urlaub laut Arbeitsvertrag oder ein Verzicht auf Schwanerschaften usw.


    Und das unterschreiben die Leute ja auch problemlos, weil sie eh wissen, dass dieser Verzicht ncihts wert ist. Warum sollte das also beim Streikrecht dann nicht auch so gehandhabt werden?!?

  • Passende Lektüre zum Thema:


    §33 steht im Gegensatz zu § 9 (Koalitionsfreiheit)
    www.verdi-finanzamt.de/oktoberwecker04.pdf

    Zitat

    Kasseler Richter bestätigten die Auffassung des Europäischen
    Gerichtshofs für Menschenrechte. Demnach darf der Staat das Streikrecht
    nur für Beamte einschränken, die hoheitliche Aufgaben ausüben. Das
    heißt, streikende Lehrer: ja - streikende Polizisten: nein

    www.fr-online.de/rhein-main/streikrecht-fuer-beamte-lehrer-feiern-ihren-erfolg,1472796,10267256.html



    Ein neues Urteil des Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster vom 29.2.2012 widerspricht dem Streikrecht - dagegen wird vermutlich Beschwerde eingereicht.
    http://www.rp-online.de/wirtsc…ein-streikrecht-1.2745030


    Dabei handelte es sich vermutlich um die Revision zum Urteil von 2010, bei der einer Lehrerin das Streikrecht eingeräumt worden war:
    http://gew.de/Verbeamtete_Lehr…en_straflos_streiken.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Naja, abkaufen kann man so etwas eben nicht. Und zu sagen, mit dem Eid habe man dann drauf verzichtet ist wohl auch nicht so einfach.


    In der Tat! In NRW leisten Beamte folgenden Amtseid:


    Zitat

    ,,Ich schwöre, daß ich das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können verwalten, Verfassung und Gesetze befolgen und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."


    Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden.
    (Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, Artikel 80)


    Da steht nichts von einem Verzicht auf das Streikrecht. Und warum es nun Beamten im Gegensatz zu Angestellten im öffentlichen Dienst verwehrt sein sollte, für bessere Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechte zu streiten, will sich mir nicht so ganz erschließen.


    Die Position des Dienstherren mag das ja wohl sein - aber warum sollte man sich die zu eigen machen?

    • Offizieller Beitrag


    In der Tat! In NRW leisten Beamte folgenden Amtseid:



    Da steht nichts von einem Verzicht auf das Streikrecht. Und warum es nun Beamten im Gegensatz zu Angestellten im öffentlichen Dienst verwehrt sein sollte, für bessere Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechte zu streiten, will sich mir nicht so ganz erschließen.


    Die Position des Dienstherren mag das ja wohl sein - aber warum sollte man sich die zu eigen machen?


    "Gesetze befolgen" ist das Zauberwort! Aber streikt nur, alle nachfolgenden Referendare, die demnächst nur noch Angestellte werden, werden es euch danken. Und es verbessert meine Beförderungschancen.

  • Gesetze befolgen" ist das Zauberwort! Aber streikt nur, alle nachfolgenden Referendare, die demnächst nur noch Angestellte werden, werden es euch danken. Und es verbessert meine Beförderungschancen.


    "und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde" finde ich ebenfalls nicht unwichtig. Das bedeutet, dass man auch als Beamter nicht jede Kröte schlucken muss und nur Obrigkeitshörig alles abnickt. Auch wir haben Grundrechte, die man nicht einfach beschneiden kann, weil irgendein Sesselpupser es gerne bequem hätte.

  • "Gesetze befolgen" ist das Zauberwort! Aber streikt nur, alle nachfolgenden Referendare, die demnächst nur noch Angestellte werden, werden es euch danken. Und es verbessert meine Beförderungschancen.


    Ja und dazu gehören aber auch die Grundrechte!
    Bei uns würden sich einige Referendare freuen, wenn sie da als Angestellte durch könnten, da gibts leider noch Probleme. Also daher fände ich diese Anpassung dann doch sehr gut!

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