Warum dürfen wir nicht streiken und...

  • ...was passiert eigentlich, wenn wir es täten?


    Wenn ich in meinem Freundeskreis erzähle, wie Schule so abläuft, fragen die mich häufig, warum Lehrer sich "so was" gefallen lassen. Mit "so was" meine ich:


    Ich behaupte mal, dass wir Lehrer alle guten Unterricht machen möchten und machen. Viele von uns engagieren sich in ihrer Freizeit zusätzlich, gehen krank zur Schule, machen Überstunden, bezahlen Klassenfahrten auf eigene Kosten, therapieren "nebenbei" noch Eltern, bilden auch "nebenbei"/zusätzlich noch aus, und, und, und... Dabei werden die Klassen immer größer (an unserer Schule fast alle Klassen mit 30-32 Kindern voll), durch die Inklusion kommen immer mehr Aufgaben auf uns zu.


    Ich bin gerne Lehrerin!!!!


    Aber, unter all diesen Umständen (und ich persönlich halte mich für gut organisiert, psychisch stabil und fit) frage ich mich, wie lange ich diesen Beruf unter immer schwierigeren Bedingungen machen kann.


    Müssen wir Lehrer, die zu gutem Unterricht verpflichtet sind und diesen gerne geben wollen, solche Umstände hinnehmen?
    Busfahrer, Fluglotsen, Ärzte streiken und demonstrieren auch und machen auch aufmerksam auf gewisse Situationen!


    Obwohl ich gerne zur Schule gehe, bin ich gerade echt frustriert... sorry! ;(

  • Und was würde passieren, wenn tausende Lehrer/Innen doch mal auf die Straße gehen würden?

  • Ist in Hessen vor ein paar Jahren passiert - es gab (wenn ich mich recht erinnere) eine Lohnkürzung für diesen Tag und einen Eintrag in die Akte. Also zu verschmerzen...

  • Und was würde passieren, wenn tausende Lehrer/Innen doch mal auf die Straße gehen würden?


    Da kannst du sicherlich Bilder zu finden. Als ich 8. Klasse war, gabs das mal. Und ja, da haben auch die Beatmen gestreikt. Wobei sie es ja wohl inzwischen eh dürfen. Es gab einen EIntrag in der Personalakte und der Dienstaherr hat die Zahlung für den Tag gestrichen. Die Gewerkschaft hat dafür für ihre MItglieder Streikgeld gezahlt.


    Und ganz ehrlich, nach dem Eintrag kräht heute keiner mehr. Meine Mutter kontne sich trotzdem inzwischen auf eine Konrektorenstelle bewerben und hätte diese kriegen dürfen.

  • Ist in Hessen vor ein paar Jahren passiert - es gab (wenn ich mich recht erinnere) eine Lohnkürzung für diesen Tag und einen Eintrag in die Akte. Also zu verschmerzen...

    Ja eben, das kann man doch verschmerzen... den Job verlieren wir schon nicht!


    Und nun? Beschweren bzw. machen wir mal aufmerksam auf die Umstände unter denen wir teilweise unterrichten müssen?

  • Viele von uns engagieren sich in ihrer Freizeit zusätzlich, gehen krank zur Schule, machen Überstunden, bezahlen Klassenfahrten auf eigene Kosten, therapieren "nebenbei" noch Eltern, bilden auch "nebenbei"/zusätzlich noch aus, und, und, und...

    Da sollte man sich mal fragen, ob das alles professionell ist, was mache da so treiben.


    Was das Streikrecht für Beamte angeht, ist da ja das letzte Wort noch nicht gesprochen. das Musterverfahren der nordrhein-westfälische Kollegin, die gestreikt hat und mit einem Bußgeld belegt wurde, war zuletzt beim Bundesverwaltungsgericht. Da wird wohl als nächstes das Verfassungsgericht 'ran müssen.


    Abwarten.


    Ich glaube aber nicht, dass da etwas ändern wird. Lehrer sind zu gute Untertanen. Bei uns streiken von ca. 20 Angestellten immer etwa nur vier bis fünf. Die Beamten sind aufgefordert sich in Listen einzutragen und damit zu erklären, dass sie keine Streikbrechertätigkeit in Form von Vertretung ausführen werden. Das ist rechtens, da gibt es ein Verfassungsgerichtsurteil. Beim letzten Streik standen zwei Beamte auf der Liste.


    L. A

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt da jetzt ein Urteil (aber noch nicht höchstrichterlich, wenn ich mich erinnere), dass auch beamtete ein Streikrecht haben. Die Reaktion der hessischen Landesregierung darauf war allerdings eindeutig: Sollte das so gültig sein, werde säre man in Zukunft auch keinen Sinn mehr in der Verbeamtung von Lehrern. Sowas kann schnell in die Hose gehen, nicht für uns, die schon Beamte sind, aber für alle zukünftigen Kolleginnen und Kollegen.
    Und wenn ich mal meine Meinung zu Lehrerstreiks kundtun darf: Was sollen die bringen? Die bestätigen nur das Urteil der Bevölkerung, dass faule Säcke noch mehr frei machen, um noch mehr Geld zu bekommen. Dagegen halte ich Demonstrationen außerhalb der Unterrichtszeit für wesentlich effektiver, da sie bei den Wählern viel mehr bewirken können. Wir müssen da viel mehr aufklären, anstatt die Bevölkerung gegen uns aufzubringen, denn die zahlen letztendlich unser Gehalt.

  • Und wenn ich mal meine Meinung zu Lehrerstreiks kundtun darf: Was sollen die bringen? Die bestätigen nur das Urteil der Bevölkerung, dass faule Säcke noch mehr frei machen, um noch mehr Geld zu bekommen.


    Das sehe ich etwas anders, denn die Lehrer haben ja damals nciht für mehr Geld gestreikt sondern bessere Unterrichtsbedingungen und diese Streiks haben die Eltern ja mit unterstützt!

  • Und wenn ich mal meine Meinung zu Lehrerstreiks kundtun darf: Was sollen die bringen? Die bestätigen nur das Urteil der Bevölkerung, dass faule Säcke noch mehr frei machen, um noch mehr Geld zu bekommen. Dagegen halte ich Demonstrationen außerhalb der Unterrichtszeit für wesentlich effektiver, da sie bei den Wählern viel mehr bewirken können. Wir müssen da viel mehr aufklären, anstatt die Bevölkerung gegen uns aufzubringen, denn die zahlen letztendlich unser Gehalt.

    Da kann ich allerdings nur lachen. "Um noch mehr Geld zu bekommen". Das denkt vielleicht der Bäcker oder Metzger, der gar nicht einsehen kann, warum ein Lehrer ein klein bisschen mehr verdient. In der Regel ist das Verständnis für den Wunsch nach höherem Gehalt bei finanziell erfolgreichen Menschen schon gegeben. Wie oft höre ich aus entsprechenden Kreisen, dass man sich für das bisschen Geld, was man als Lehrer bekommt, da nicht freiwillig hinstellen würde nach so einem langen Studium und, dass man ja ein Idealist sein müsste und bla bla.
    Wenn man sich natürlich anstatt mit dem Unternehmensberater mit dem Einzelhandelskaufmann zum Quatschen trifft, muss man sich nicht wundern.
    Aber warum auch für mehr Geld einsetzen, ist doch vollkommen in Ordnung, dass Lehrergehälter nicht steigen und so real immer weiter sinken. Statt mehr Geld kann man ja lieber mehr Verantwortung und neue Zusatzaufgaben übertragen bekommen.

    Sobald dieses erwirkt ist, wird kein Lehrer mehr verbeamtet, weil der Dienstherr dann keinen Grund dafür mehr hat. Finger weg vom Streikrecht für Beamte!

    Lieber immer schön schlucken, wie der Dienstherr seine Beamten immer weiter ausnimmt wie eine Weihnachtsgans, oder was soll die Devise sein?
    Wenn es keine Verbeamtung geben würde und die Löhne nicht MASSIVST in die Höhe schießen, wird es manche Schulfächer bald nicht mehr geben. Die Verbeamtung ist das einzige Argument, was den Lehrerberuf für mich z.B. finanziell halbwegs verschmerzbar macht und das nur, weil ich durch Immobilien Nebeneinkünfte haben werde. Allein durchs Lehrergehalt wäre für mich das Leben in Stuttgart nicht finanzierbar. Wenn die Verbeamtung wegfällt, werden sich MINTler das dreimal überlegen überhaupt noch Lehrer zu werden, weil dann die Differenz zu den Möglichkeiten in der Wirtschaft noch größer ist als jetzt schon.
    Der Dienstherr kann sich imho eine Abschaffung des Beamtenstatus ohne massive Aufstockung der Gehälter nicht leisten und das weiß er auch.


    Das Angstgespenst der Abschaffung der Verbeamtung scheint dazu zu führen, dass der Dienstherr tun und lassen kann was er will. Eigentlich ganz schön geschickt.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Ich halte es im Interesse aller angehenden Lehrkräfte für ausgesprochen unkollegial und kurzsichtig, sich für das Streikrecht der Beamten einzusetzen. Sobald dieses erwirkt ist, wird kein Lehrer mehr verbeamtet, weil der Dienstherr dann keinen Grund dafür mehr hat. Finger weg vom Streikrecht für Beamte!


    Das halte ich auch eher für eine zu pauschale Aussage, außerdem für falsch verstandene Kollegialität: Das hieße ja, sich aktuell nicht für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, um etwaigen zukünftigen KuKs eine positive Berufsdefinition vorzugaukeln, die in der Realität nicht gegeben ist. Das ist unkollegial, weil Augenwischerei – eben dieselbe, die der Dienstherr benutzt, um die aktuellen Zustände durchzusetzen.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Ich denke auch, deshalb kein Streikrecht, ist einfach nur dumm, denn mal ganz ehrlich, warum soll man immer nur Rücksicht auf andere nehmen? Hier wird eh keienr mehr verbeamtet in Berlin, also sollen die Beamten dafür kämpfen, dass sie nicht kämpfen dürfen, damit andere noch verbeamtet werden in anderen Bundesländern? Klingt etwas absurd!

  • Ich denke auch, deshalb kein Streikrecht, ist einfach nur dumm, denn mal ganz ehrlich, warum soll man immer nur Rücksicht auf andere nehmen? Hier wird eh keienr mehr verbeamtet in Berlin, also sollen die Beamten dafür kämpfen, dass sie nicht kämpfen dürfen, damit andere noch verbeamtet werden in anderen Bundesländern? Klingt etwas absurd!

    Ich finde es eher absurd, dass für dich Solidarität innerhalb eines Berufsstandes an der Ländergrenze zu enden scheint...

  • Ich finde es eher absurd, dass für dich Solidarität innerhalb eines Berufsstandes an der Ländergrenze zu enden scheint...


    Nein, Solidarität hört nicht nur an der Ländergrenze auf, sondern da, wo ich mir selber vorgebe schlechtere Bedingungen hinzunehmen, damit es anderen und (nur diesen)besser geht.
    Und ja, noch absurder ist es dann für ein andere Bundesland sich einzusetzen und damit selber lieber schlechte Bedingungen zu haben, damit dort die Bedingungen für einzelne besser sind.



    Streikt irgendjeman der Angestellten in den anderne Bundesländern dafür, dass berlin und Hessen wieder ins Tarifbündnis einsteigen oder wenn hier die Bezahlung verhandelt wird. Nein, also warum sollten wir dann für die anderen kämpfen?

  • Ich finde es eher absurd, dass für dich Solidarität innerhalb eines Berufsstandes an der Ländergrenze zu enden scheint...


    Ja, wenn du es so sehen willst. Hast du natürlich Recht, aber von euch kommt doch für Berlin auch keine Solidarität, also warum dann von uns?

    • Offizieller Beitrag


    Das sehe ich etwas anders, denn die Lehrer haben ja damals nciht für mehr Geld gestreikt sondern bessere Unterrichtsbedingungen und diese Streiks haben die Eltern ja mit unterstützt!


    Also, der letzte Lehrerstreik in Hessen war primär für mehr Bezahlung, die anderen Forderungen waren da eher aufgesetzt.

  • Also, der letzte Lehrerstreik in Hessen war primär für mehr Bezahlung, die anderen Forderungen waren da eher aufgesetzt.


    Wie gesagt, ich kann nur von dem letzten, an dem auch Beamten beteiligt waren in Berlin berichten und der war für bessere Arbeitsbedingungen.

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