Zitat v. Plattenspieler:
„Doch, Spitzer sagt mir schon was. Ich habe ein Büchlein von ihm und einiges über ihn gelesen.
Ich habe auch überhaupt nichts gegen ihn persönlich, wüsste aber auch nicht, inwieweit die von dir zitierte Beschreibung über ihn mich in meiner Meinung verunsichern sollte ... ? Er ist und bleibt Mediziner, und deren Hauptgeschäft ist und bleibt nun einmal Pathologie und die Behandlung von Krankheiten. Dass es zahlreiche Grenzfelder und Überschneidungen gibt, ist klar, aber trotzdem ist die Herangehensweise eine andere, die uns in der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen nur begrenzt weiterhilft, uns vor allem nicht sagen kann, welche didaktisch-methodischen Konzepte sinnvoll sind.“
Immerhin ist Spitzer Leiter des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) an der Universität Ulm. Aus den Forschungsergebnissen heraus sollte die Pädagogik für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen die Verantwortung übernehmen – was sie allerdings oft genug nicht tut. Von den Forschungsergebnissen kommt laut Spitzer „Null Komma Null“ im Kindergarten und in der Schule an. Spitzer weiter: „Man kann schon sagen, die Schullandschaft, oder ich sag mal: die ’pädagogische Landschaft’, die ist sehr veränderungsresistent. Da gibt’s viele Programme - und aus dem hohlen Bauch wird alles Mögliche gemacht.“ Als Beispiel nennt Spitzer den Unterricht im Schriftspracherwerb nach 'Lesen durch Schreiben' bzw. nach dem Spracherfahrungsansatz. Diese Vorgehensweisen bezeichnet Spitzer - wie Forschungsergebnisse nachweisen - als „maximal schlecht“. Das bekümmert das Gros der der Professorenschaft für Grundschulpädagogik und -didaktik allerdings herzlich wenig.
Das ist nicht verwunderlich. Der Erfinder des Spracherfahrungsansatzes Dr. rer. soc. Hans Brügelmann, studierter Jurist und Sozialwissenschaftler - ohne irgendein Lehramtsstudium sowie je ohne andauernde regelmäßige Unterrichtstätigkeit als Lehrer an einer Schule, ohne Fachstudium in einer der an der Erforschung des Schriftspracherwerbs beteiligten Einzelwissenschaften wie der Fachdidaktik Deutsch, der Sprachwissenschaft oder der Psychologie, wurde indes dennoch zum Erfinder des Spracherfahrungsansatzes. Er war erfolgreich darin, seine Lesen-durch-Schreiben-Variante 'Spracherfahrungsansatz' bundesweit in die Grundschulen zu lancieren. Brügelmanns Bekunden nach war diese neue Didaktik nicht etwa das Produkt eigener erfolgreicher Erprobung im Schulalltag, sondern - da ihm eigene praktische Schulerfahrungen fehlten - das Ergebnis seiner emsigen literaturbasierten Schreibtischarbeit. Forschungsergebnisse aus der Hirnforschung kommen ihm z.B. daher wohl sehr ungelegen. Immerhin ließ und lässt sich mit dieser Erfindung viel Geld verdienen-