Danke für die Aufklärung
Gehalt nicht verhandelbar?!
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Was Bolzbold geschrieben hat, gilt uneingeschränkt auch für Baden-Württemberg.
Außerdem: Der Physiklehrermangel hat sich bei der letzten Einstellungsrunde sehr entspannt. Auch Schulen im ländlichen Raum, die sich in der Vergangenheit schwer getan haben, Lehrkräfte für MINT-Fächer zu finden, haben im letzten Jahr einen Ansturm von Bewerbern erlebt. Die roten Teppiche brauchten nicht ausgerollt zu werden.
Hinzu kommt noch, dass die Studienseminare im Augenblick so voll wie noch nie sind. Des weiteren sinkt der Stellenbedarf in diesem jahr durch den Wegfall des 13. Schuljahrs.
Nur Traumtänzer können darauf hoffen, dass ihnen ein Schulleiter bereits beim Bewerbergespräch eine Funktionsstelle in Aussicht stellt.
Zum Physiklehermangel der Vergangenheit: An meiner Schule ist keine einzige Physikstunde ausgefallen, obwohl die Lehrerversorgung drei Jahre lang problematisch war. Hier haben Schulleiter mehr Möglichkeiten, als man sich gemeinhin vorstellt.
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Parallelrechner schreibt:
ZitatAuch im TVL gibt es außertarifliche Bezahlung, aber das greift erst ab Positionen jenseits von TVL15. Das Ganze wird genutzt, um Führungskräfte halten zu können.
Nach dem TVL ist vieles möglich (auch höhere Eingruppierungen bei besonderen Bedarf) - in der Praxis ist das aber reinste Theorie (solche 'Privelegierungen' von Tarifbeschäftigten würden im beamtendominierten Entscheidungsapparat und bei den Personalräten auch nie durchgeführt werden).Bei der außertariflichen Bezahlung (jenseits von TVL 15) werden dem Tarifbeschäftigten in NRW (und anderen Bundesländern - ist jede Woche in den Stellenausschreibungen der Zeit nachzulesen) einfach die Bruttogehälter von Beamten angeboten - damit haben dann Tarifbeschäftigte auf einer A16-Stelle ungefähr das Nettoeinkommen von A13 Beamten.
Wenn sie ablehnen - nuja, dann kriegt halt ein anderer den Job.
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Es geht schon lange nicht mehr darum, Prüfungsstunden zu zeigen, es geht um soliden Unterrichtsalltag.
Und genau der ist in einer Brennpunktschule im Ruhrgebiet nicht mehr so zu gestalten, wie es in einem bayerischen Gymnasium der Fall ist. Hier kämpfe ich tagtäglich mit traumatisierten Schülern, die Teilleistungsstörungen haben, keinerlei Sozial- und Arbeitsverhalten entwickelt haben, mit psychischen Erkrankungen und Eltern, die sich nicht interessieren oder die telefonisch noch nicht mal erreichbar sind, bzw. mich nicht verstehen.
Ich bin nicht zwingend für mehr Geld auf dem Konto, sondern für eine massive Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Kleinere Klassen - Teamteaching - sprich: mehr Lehrer an der Schule, um die stetig angewachsene Arbeitsbelastung der letzten Jahre wieder ein wenig auf Normalniveau zu schrauben.
Warum sind so viele Lehrer krank und können nicht unterrichten?
Warum sind viele noch aktive Lehrer ständig an ihren Grenzen?
Warum tun viele Lehrer auch aus Selbstschutz nicht mehr als das Allernötigste?Wenn wir dem entgegenwirken wollen, muss zwingend eine wirksame Entlastung her. Das kostet Geld, ganz klar. Ich sträube mich aber dagegen, Lehrer nach Leistung zu bezahlen. Dann müsste ein wirksames System und Kriterien entwickelt werden, um das ganze zu ermöglichen. Wieder viel Geld, dass nicht an der richtigen Stelle ankommt: In den Schulen zur Entlastung der Kollegen!!!
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Bei der außertariflichen Bezahlung (jenseits von TVL 15) werden dem Tarifbeschäftigten in NRW (und anderen Bundesländern - ist jede Woche in den Stellenausschreibungen der Zeit nachzulesen) einfach die Bruttogehälter von Beamten angeboten - damit haben dann Tarifbeschäftigte auf einer A16-Stelle ungefähr das Nettoeinkommen von A13 Beamten.
oh, nein!!! :X:
Da wird dann richtig hart verhandelt - Angebot und Nachfrage.
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Hier kämpfe ich tagtäglich mit traumatisierten Schülern, die Teilleistungsstörungen haben, keinerlei Sozial- und Arbeitsverhalten entwickelt haben, mit psychischen Erkrankungen und Eltern, die sich nicht interessieren oder die telefonisch noch nicht mal erreichbar sind, bzw. mich nicht verstehen.
Selbstverständlich ist "solider Unterricht" und "Unterrichtserfolg" von der Situation abhängig. Aber auch das ist doch kein Problem! Auch in der Situation, die du hier beschreibst, steckst du dir doch für deine Stunden angemessene Ziele, die du dann ja wahrscheinlich entsprechend versuchst, zu erreichen. Kein Mensch erwartet in allen Stunden und Situationen Methodenfeuerwerk und die vermittlung der anspruchsvollsten Lernziele. Und wenn in dem Unterricht, den du oben beschreibst, soziale und methodische Lernziele wichtiger sind, dann sind diese eben Grundlage für die Beurteilung des Unterrichtserfolgs. Und wenn deine Schüler auf diesem Gebiet keine Grundlagen mitbringen, dann müssen diese Lernziele eben entsprechend grundlegend ausgerichtet sein. Das ist dann auch solider Unterricht. Trotzdem kann ich doch dann sehen, ob eine Lehrkraft in der Lage ist, die der Situation angemessen formulierten Lernziele zu erreichen? Und das ist dann eben Unterrichtserfolg.
Ich sträube mich aber dagegen, Lehrer nach Leistung zu bezahlen.
Das verstehe ich eben absolut nicht. Gerade wenn du im Brennpunkt unterrichtest, erbringst du doch jeden Tag Leistung. Warum willst du dafür nicht entsprechend entlohnt werden? Und die anderen Bereich, die du aufzählst (Klassengrößen etc.), sind absolut relevant. Ich verstehe aber nicht, warum der Lehrer darauf verzichten soll, dass seine Leistung angemessen gewürdigt wird (- so er sie denn erbringt -), nur damit der Dienstherr vielleicht andere Baustellen angehen kann, die überfällig sind.
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Ich glaube wir werden uns nicht einig. Unsere Arbeit ist wahrscheinlich viel zu verschieden.
Gerade im Hinblick auf die Inklusion aber nicht nur auf Grundlage dessen, müssen die Arbeitsbedingungen zwingend verbessert werden, zur Entlastung der Kollegen. Einsparungen ergeben sich auf der anderen Seite, wenn die Entlastung zu einer höheren Arbeitsgesundheit der Lehrer führt. Geld, dass in der vermeintlichen Qualitätssteigerung des Unterrichts durch leistungs"gerechte" Besoldung der Lehrer versackt, aber nicht in den Schulen selbst ankommt, ist definitiv falsch angelegt. Das ist und bleibt meine Meinung. Gerne verzichte ich auf die 50 Euro(?), wenn sich bitte die Bedingungen verbessern. -
Geld, dass in der vermeintlichen Qualitätssteigerung des Unterrichts durch leistungs"gerechte" Besoldung der Lehrer versackt, aber nicht in den Schulen selbst ankommt, ist definitiv falsch angelegt. Das ist und bleibt meine Meinung. Gerne verzichte ich auf die 50 Euro(?), wenn sich bitte die Bedingungen verbessern.
Na ja, aber du schreibst ja selbst, dass das Geld schon jetzt nicht in den Schulen ankommt. Wo ist also dann der Unterschied, wenn ich auf leistungsbezogene Bezahlung dränge.
Gut, das war ein wenig polemisch. Ich weiß schon, natürlich würde dann vermutlich noch weniger Geld in andere Bereiche investiert. Da stimmt auch sicherlich.
Aber mit dem gleichen Argument könntest du auch anregen, dass jeder Lehrer monatlich €50 von seinem Gehalt an seine Schule abgibt, damit die Schule zumindest intern die Bedingungen verbessert. Denn, "gerne verzichte ich auf die 50 Euro, wenn sich bitte die Bedingungen verbessern."Das kann doch wohl bitte nicht die Lösung sein???
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Aber mit dem gleichen Argument könntest du auch anregen, dass jeder Lehrer monatlich €50 von seinem Gehalt an seine Schule abgibt, damit die Schule zumindest intern die Bedingungen verbessert. Denn, "gerne verzichte ich auf die 50 Euro, wenn sich bitte die Bedingungen verbessern."
Das kann doch wohl bitte nicht die Lösung sein???
Natürlich nicht, aber alles was ich als Anfänger beobachte deutet darauf hin, dass genau dies bereits so gemacht wird und von einem Teil der Lehrerschaft auch so getragen wird.
Stichwort Arbeitsmaterial aus eigener Kasse oder Verzicht auf Auszahlung von Überstunden bei Klassenfahrten.
Das Argument, dass man sich den Job durch Eigenkapitalinvestition (z.B. in Bücher, einen Beamer, Kopien, Druckertinte) vielleicht auch selber einfacher macht und einem die eigene (psychische) Gesundheit sichert, ist natürlich auch irgendwo verständlich. Dennoch glaube ich, dass auf dieses "Engagement" der Lehrer zum Teil kalkuliert wird.
Das ist ein bisschen so, als würde man darauf spekulieren, dass ein Chirurg sich schon selber Handschuhe oder einen Mundschutz / Atemmaske auf der Tropenstation kaufen wird um sich den Job gesünder zu machen. Professionelles arbeiten geht eben nur, wenn der Arbeitgeber die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellt.Generell muss ich zustimmen, eine Verbesserung der Arbeitsbedigungen bei gleichem Gehalt ist prinzipiell auch sehr erstrebenswert. Für das gleiche Gehalt nur noch kleine Gruppen unterrichten zu müssen wäre auch einiges Wert. Es darf nur eben nicht dazu kommen, dass solche Verbesserungen der Bedingungen durch Gehaltsbeschnitt finanziert wird.
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Generell muss ich zustimmen, eine Verbesserung der Arbeitsbedigungen bei gleichem Gehalt ist prinzipiell auch sehr erstrebenswert. Für das gleiche Gehalt nur noch kleine Gruppen unterrichten zu müssen wäre auch einiges Wert. Es darf nur eben nicht dazu kommen, dass solche Verbesserungen der Bedingungen durch Gehaltsbeschnitt finanziert wird.
Bisher der beste Beitrag!@ Eliah: Du gehst leider gar nicht auf das Argument "Lehrergesundheit" ein.
Was versprichst du dir von einer leistungs"gerechten" Besoldung? (Außer mehr Geld - falls das überhaupt zur Debatte steht. Denn ich glaube nicht, dass es soviel mehr sein wird. Wahrscheinlich werden uneffizienten Kollegen eher die Bezüge gekürzt.)
Deine Vorschläge zur "gerechten" Ermittlung der Unterrichtsqualität hast du bisher runterargumentiert auf "eine runde Stunde mit Reflexion zur Lernzielüberprüfung". Sorry, aber ich kenne keinen Lehrer, der sich seiner Ziele nicht bewusst ist und diese überprüft. Mag sein, dass es auf deiner Schule anders ist.Na ja, aber du schreibst ja selbst, dass das Geld schon jetzt nicht in den Schulen ankommt. Wo ist also dann der Unterschied, wenn ich auf leistungsbezogene Bezahlung dränge.
Wie ich schon sagte: Wieder Geld, dass nicht IN den Schulen zur ENTLASTUNG der Lehrer ankommt. Bis ein vermeintlich effizientes Beurteilungssystem entwickelt ist und Personal geschult wurde das die Unterrichtsqualität beurteilt und das Material zur Verfügung steht, gehen wieder mehrere Millionen ins Land, das zwar als Investition in Bildung verbucht wird, aber nicht da ankommt, wo es wirklich und einzig sinnvoll ist. Bei den SCHÜLERN und LEHRERN in der SCHULE! Wer die Unterrichtsqualität verbessern will, muss etwas zur Verfügung stellen - nämlich LEHRER! Und nicht den letzten Tropfen aus den bereits vorhandenen aussaugen, nur weil der an seiner Zielformulierung für den nächsten Tag herumfeilen muss. Könnte ja jemand reinkommen und ihn danach fragen.
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Silicium schreibt:
Das ist ein bisschen so, als würde man darauf spekulieren, dass ein Chirurg sich schon selber Handschuhe oder einen Mundschutz / Atemmaske auf der Tropenstation kaufen wird um sich den Job gesünder zu machen. Professionelles arbeiten geht eben nur, wenn der Arbeitgeber die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellt.Der Vergleich gefällt mir verdammt gut, denn genauso ist es.
Müsste ich mich als Chirurg entscheiden, ob ich mir die Handschuhe selber
kaufe, ohne Handschuhe operiere, oder aber den Job schmeiße, so würde ich die
Handschuhe selber kaufen. Ähnlich läuft es in der Schule.(korrigierte Fassung, damit auch unsere Deutschlehrer wieder
ruhig schlafen können) -
@ Eliah: Du gehst leider gar nicht auf das Argument "Lehrergesundheit" ein.
Was ich zu den anderen Argumenten gesagt habe, trifft auch auf Lehrergesundheit zu. Ich sag mal so, die verschiedenen Argumente, die du bringst und die auch schon vorher von dir oder anderen kamen, sind selbstverständlich nicht völlig von der Hand zu weisen. Natürlich hängt über den gemeinsamen Bezugspunkt "Geld" alles zusammen und deshalb hätte jede Änderung der Besoldung natürlich Auswirkungen. Ich nehme an, dass du noch einmal gesondert auf den Aspekt der Lehrergesundheit verweist, weil man als Egoist die anderen Punkte ignorieren könnte, die eigene Gesundheit allerdings nicht.
Allerdings gilt eigentlich trotzdem, was ich auch zu den anderen Punkten geschrieben habe: Es kann nicht angehen, dass ich mit meinem Gehalt für Kosten aufkomme, die von meinem Dienstherren getragen werden müssen. Sei es nun die Unterrichtsqualität oder auch die Arbeitnehmergesundheit. Du bist in deiner Darstellung gelegentlich recht fatalistisch ("Wahrscheinlich werden uneffizienten Kollegen eher die Bezüge gekürzt." etc.). Das kann ich durchaus verstehen, denn das, was vom Dienstherren an die Schulen herangetragen wird, ist nur selten positiv für uns. Aber mit dem gleichen Fatalismus kann ich auch sagen, dass für unsere Lehrergesundheit ohnehin nichts getan wird, da kann ich auch mehr Geld einfordern.Deine Vorschläge zur "gerechten" Ermittlung der Unterrichtsqualität hast du bisher runterargumentiert auf "eine runde Stunde mit Reflexion zur Lernzielüberprüfung". Sorry, aber ich kenne keinen Lehrer, der sich seiner Ziele nicht bewusst ist und diese überprüft. Mag sein, dass es auf deiner Schule anders ist.
Also, die Lehrer, die ich kenne, planen Unterricht unterschiedlich gründlich. Da gibt es durchaus Stunden, die besser vorbereitet sind und Stunden, die schlechter vorbereitet sind. Auch bei mir. Aber wie viele Stunden besser oder weniger gut vorbereitet sind, ist dann halt wieder von Kollege zu Kollege unterschiedlich. Und es gibt Kollegen, die Unterrichtsstoff vermitteln können und welche, bei denen die Schüler gar nichts kapieren. Das merkt man, wenn man längere Zeit an der gleichen Schule ist, weil die Klassen, die man von bestimmten Kollegen übernimmt, einfach enorme Lücken haben. Ich behaupte, dass man durch eine Reihe von unangemeldeten Besuchen durchaus feststellen kann, ob ein Lehrer prinzipiell eher gründlich vorbereitet ist oder ob er regelmäßig erst selbst suchen muss, wo er in der letzten Stunde im Schulbuch aufgehört hat. (Dabei geht es mir um das SUCHEN im Schulbuch, weil man sich eben nicht bei der häuslichen Vorbereitung Gedanken gemacht hat, wie man mit dem Schulbuch weiterarbeiten möchte. Das schreibe ich extra, um deutlich zu machen, dass Arbeit mit dem Schulbuch eine Stunde nicht automatisch schlecht macht!). Man kann auch feststellen, ob ein Kollege verschiedene Methoden sinnvoll einsetzen kann - auch ohne Feuerwerk. Da kann sich die Leistung auch unterscheiden, wenn zwei Kollegen gut vorbereitet sind. Und es geht auch nicht darum, dass die Lernziele ausformuliert werden oder so. Da denkst du zu sehr an das Referendariat. Das muss anders ablaufen und dass es anders ablaufen kann, zeigt eben meine Erfahrung mit der regelmäßigen dienstlichen Beurteilung, die auch auf unangekündigten Unterrichtsbesuchen basiert.
Aber mal ein konkretes Beispiel zu unterschiedlicher Unterrichtsqualität, obwohl alle gut vorbereitet sind:
Kollege A kommt in die Stunde, holt Karteikarten mit Stichpunkten heraus und hält einen fachlich korrekten und gründlich recherchierten Lehrervortrag über 15 Minuten, mit monotoner Stimme. Danach macht er frontal fünf Aufgaben im Buch, wobei er die Lösungen extra auf Folie gedruckt hat. Am Ende gibt es einen unbenoteten schriftlichen Test, den er korrigiert. Dabei stellt er fest, dass die Schüler gar nichts kapiert haben. Auf Nachfrage des Schulleiters, der in dieser Stunde hinten gesessen ist, sagt er, dass er eben nächste Stunde alles nochmal erklären muss.Kollege B erarbeitet das Thema - vielleicht nach einem simplen Einstieg, vielleicht auch ohne - in einem strukturierten Lehrer-Schüler-Gespräch und entwickelt mit der Klasse gemeinsam ein Tafelbild. Danach macht er gezielte Übungen aus dem Buch, für die er eine Folie vorbereitet hat oder einfach an der Tafel mitschreibt. Dabei gibt er im Vorfeld schon Hinweise, wo Schwierigkeiten auftreten können und kann bei tatsächlichen Schwierigkeiten auch gezielt Hilfestellungen geben. Danach kommt eine Sicherungsphase durch Transferaufgabe, bei der herauskommt, dass viele Schüler noch Schwierigkeiten haben, obwohl die Aufgaben vorher gut gelaufen sind. Auf Nachfrage des Schulleiters erklärt er, dass das Problem offenbar im Transfer liegt und dass er für die nächste Stunde weitere Beispiele aus dem richtigen Leben vorbereiten wird. Außerdem macht konkrete methodische Vorschläge, die er zu Hause bei der Vorbereitung der nächsten Stunde andenken wird.
Kollege C hat eine bunte Farbfolie und ein Musikstück als Einstieg. Danach gibt es einen selbst erstellten Lernzirkel, der alle Sinne anspricht und den Kindern sehr viel Spaß macht. Bei der Sicherungsphase kommt heraus, dass die Schüler gar nicht wissen, was eigentlich Stundenthema war, aber es war eine sehr lustige Stunde.
Alle drei Kollegen haben sich gründlich vorbereitet. Wer hat aber aus Sicht der Schule am meisten Leistung gebracht? Natürlich Kollege B! Er zeigt am meisten Kompetenz und Augenmaß. Ich behaupte sogar, selbst wenn eine Sicherung bei B und C das gleiche Ergebnis bringen würde (Schüler können den Transfer nicht), dann hätte Kollege C auch nicht mehr geleistet als B, weil der Methodeneinsatz dann offenbar nicht unbedingt zielführend gewesen wäre.
Nochmal, das ist natürlich nicht zu 100% objektiv, aber es ist zumindest ein Anfang. Nur weil sich alle Mühe geben, heißt das nicht, dass alle die gleiche Leistung bringen. Und wenn Kollege A nebenbei noch die Theater-AG und die Physiksammlung betreut und durch die Eltern attestiert bekommt, dass die Elterngespräche effektiver sind als beim chaotischen Kollegen B, dann kann das in Form anderer Parameter bei der Erstellung der Gesamtbeurteilung gewürdigt werden. Übrigens kenne ich auch Leher, die einfach wirklich faule Säcke sind, die ihren Unterricht nicht mehr richtig vorbereiten und alle Arbeiten auf andere abwälzen. Mag sein, dass es solche Fälle an deiner Schule nicht gibt. Aber wenn man immer wieder sieht, dass andere sich das Leben enorm leicht machen, während man sich selbst bemüht, Leistung zu bringen, dann wird die intrinsische Motivation schon sehr beansprucht. Ich unterrichte gern und ich bereite auch gerne Unterricht vor, aber ich brauche das alles nicht zur Selbstverwirklichung. Ich hätte schon gerne auch einen extrinsischen Grund, warum ich nicht auch einfach alles sehr locker nehme und mich in meiner Freizeit in aller Ruhe selbst verwirkliche. Und damit sind wir bei deiner anderen Frage:
Was versprichst du dir von einer leistungs"gerechten" Besoldung? (Außer mehr Geld - falls das überhaupt zur Debatte steht. Denn ich glaube nicht, dass es soviel mehr sein wird. Wahrscheinlich werden uneffizienten Kollegen eher die Bezüge gekürzt.)
Natürlich ist diese ganze Diskussion ja ohnehin hypothetisch. Meines Wissens wird die leistungsbezogene Besoldung immer mal wieder diskutiert, aber nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Aber es geht mir gar nicht so sehr um die Bezahlung, es geht vielmehr darum, dass die Leistung, die wir bringen, endlich transparent und greifbar wird. Wenn Unterricht und außerunterrichtliche Aktivitäten durch leistungsabhängigen Bezahlung gemessen werden MUSS, dann kann sie auch nach außen dargestellt werden. Das kann dabei helfen, das Lehrernbild in der Gesellschaft zu beeinflussen (- zumindest schrittweise, ich glaube natürlich nicht, dass Lehrer über Nacht zu Helden werden) und ungerechte Arbeitsverteilung im Kollegium zu vermeiden. Leistungsabhängige Bezahlung wäre auch eine Form der Wertschätzung für erbrachte Leistungen. Ein wesentlicher Grund für die hohe Zahl der Burn-Out Fälle unter Lehrern ist ja offenbar, dass Leistung nicht anerkannt wird. Dabei ist die Höhe des Zuschlags in der Tat sekundär.
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Kollege A kommt in die Stunde, holt Karteikarten mit Stichpunkten heraus und hält einen fachlich korrekten und gründlich recherchierten Lehrervortrag über 15 Minuten, mit monotoner Stimme. Danach macht er frontal fünf Aufgaben im Buch, wobei er die Lösungen extra auf Folie gedruckt hat. Am Ende gibt es einen unbenoteten schriftlichen Test, den er korrigiert. Dabei stellt er fest, dass die Schüler gar nichts kapiert haben. Auf Nachfrage des Schulleiters, der in dieser Stunde hinten gesessen ist, sagt er, dass er eben nächste Stunde alles nochmal erklären muss.
Kollege B erarbeitet das Thema - vielleicht nach einem simplen Einstieg, vielleicht auch ohne - in einem strukturierten Lehrer-Schüler-Gespräch und entwickelt mit der Klasse gemeinsam ein Tafelbild. Danach macht er gezielte Übungen aus dem Buch, für die er eine Folie vorbereitet hat oder einfach an der Tafel mitschreibt. Dabei gibt er im Vorfeld schon Hinweise, wo Schwierigkeiten auftreten können und kann bei tatsächlichen Schwierigkeiten auch gezielt Hilfestellungen geben. Danach kommt eine Sicherungsphase durch Transferaufgabe, bei der herauskommt, dass viele Schüler noch Schwierigkeiten haben, obwohl die Aufgaben vorher gut gelaufen sind. Auf Nachfrage des Schulleiters erklärt er, dass das Problem offenbar im Transfer liegt und dass er für die nächste Stunde weitere Beispiele aus dem richtigen Leben vorbereiten wird. Außerdem macht konkrete methodische Vorschläge, die er zu Hause bei der Vorbereitung der nächsten Stunde andenken wird.
Kollege C hat eine bunte Farbfolie und ein Musikstück als Einstieg. Danach gibt es einen selbst erstellten Lernzirkel, der alle Sinne anspricht und den Kindern sehr viel Spaß macht. Bei der Sicherungsphase kommt heraus, dass die Schüler gar nicht wissen, was eigentlich Stundenthema war, aber es war eine sehr lustige Stunde.
Alle drei Kollegen haben sich gründlich vorbereitet. Wer hat aber aus Sicht der Schule am meisten Leistung gebracht? Natürlich Kollege B! Er zeigt am meisten Kompetenz und Augenmaß. Ich behaupte sogar, selbst wenn eine Sicherung bei B und C das gleiche Ergebnis bringen würde (Schüler können den Transfer nicht), dann hätte Kollege C auch nicht mehr geleistet als B, weil der Methodeneinsatz dann offenbar nicht unbedingt zielführend gewesen wäre.
Warum natürlich Kollege B? Was ist, wenn Kollege C einfach mit einer Klasse, in denen nicht gerade die Leuchten sitzen, zutun hatte, während erfolgreicher Unterricht (nicht unbedingt in Deinen Beispielen nun) durch eine leistungsstarke Klasse begründbar ist?
Wenn es immer dieselbe Klasse war, kann es sein, dass die Schüler in unterschiedlichen Fächern unterschiedlich schnell kapieren und, dass dadurch die Auswertungsphasen so unterschiedlichen liefen.
Allein schon, wenn die Klasse vom Kollegen A sonst sehr leistungsstark ist, aber gerade total Streit, Tumult oder einfach ein anderes Thema wichtiger in der Klasse ist, weil die Melanie mit dem Steven abgestürzt ist, obwohl sie eigentlich mit dem Dennis zusammen ist, was natürlich die Köpfer der Schüler in der Stunde total beansprucht hat.So einfach ist die Diagnose von aussen imho nicht!
Ich will nicht sagen, dass man gar nicht entscheiden kann, was sinnvoll war und was nicht. Aber als Naturwissenschaftler bin ich bei solchen multifaktoriell bedingten System einfach sehr vorsichtig mit einer Analyse. -
Warum natürlich Kollege B? Was ist, wenn Kollege C einfach mit einer Klasse, in denen nicht gerade die Leuchten sitzen, zutun hatte, während erfolgreicher Unterricht (nicht unbedingt in Deinen Beispielen nun) durch eine leistungsstarke Klasse begründbar ist?
Wenn es immer dieselbe Klasse war, kann es sein, dass die Schüler in unterschiedlichen Fächern unterschiedlich schnell kapieren und, dass dadurch die Auswertungsphasen so unterschiedlichen liefen.
Allein schon, wenn die Klasse vom Kollegen A sonst sehr leistungsstark ist, aber gerade total Streit, Tumult oder einfach ein anderes Thema wichtiger in der Klasse ist, weil die Melanie mit dem Steven abgestürzt ist, obwohl sie eigentlich mit dem Dennis zusammen ist, was natürlich die Köpfer der Schüler in der Stunde total beansprucht hat.
Weil ich meine Lernziele und meinen Unterricht an die Klasse anpassen muss. Bei der Planung jeder Stunde stelle ich mir ein Lernziel. Und am Ende der Stunde sollte ich dieses Lernziel erreicht haben. Das sind Basics, die du lernen wirst, sobald du mal an der Schule angekommen bist.
Der Punkt ist jetzt, dass die Leistungsfähigkeit der Klasse nichts daran ändert, dass ich mein Lernziel erreichen sollte. Aber sie ändert etwas an dem Lernziel, das ich mir für meine Unterrichtsstunde stelle. Und somit bleibt Kollege B derjenige, der die bessere Leistung gebracht hat, auch wenn vielleicht Kollege A die schwächere Klasse hat.Die Sache mit dem Streit ist ein gültiger Einwand. Aber als Profi weiß ich, dass Störungen vorgehen. Und dann ändert sich eben mein Lernziel möglicherweise und das pädagogische Handeln steht im Vordergrund. Wenn es denn nun wirklich relevant ist. Aber auch das ist Teil meiner Leistung als Leher und auch das darf jemand, der zu Beurteilungszwecken hinten sitzt, gerne sehen. Kein Problem! Und: Es sollte natürlich auch nicht nur den einen Unterrichtsbesuch geben, von dem alles abhängt. Deshalb mehrere Besuche, auch in unterschiedlichen Klassen!
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@ Eliah: Ich merke, dass wir uns in dieser Diskussion im Kreis drehen und eine Einigung nicht werden erzeugen können. Ist aber auch nicht schlimm, schließlich sei jedem seine persönliche Meinung erlaubt.
Dein erdachter Vergleich der drei verschiedenen Kollegen, finde ich aber nicht sehr schlüssig. Vielleicht ist Kollege A auch einfach eine Person, die sich in der Nachbesprechung nicht gut verkaufen kann bzw. etwas Distanz zu der gelaufenen Stunde benötigt und aus diesem Grund direkt nach der Stunde noch keine Alternativlösungen anbieten kann.
Und nur weil im Buch eine bestimmte Seite gesucht und zunächst ein wenig geblättert werden muss, bedeutet das nicht, der Kollege hätte seinen Unterricht gar nicht vorbereitet. Mir ist es auch schon häufiger passiert, dass ich erst die gesuchte Seite erst finden muss. Dennoch habe ich mir am Vortag Gedanken über den Ablauf der Stunde gemacht und über die Erarbeitung dieser Buchseite. Manchmal mache ich mir aber auch einen Klebezettel dran oder schreibe mir die Seite in meinen Lehrerkalender. Bin ich mit Klebi / Aufschreiben der Seite gleich viel besser vorbereitet? Ist das ausschlaggebend für guten Unterricht???Wie oben schon erwähnt, glaube ich nicht, dass unsere Arbeit sich annähernd gleicht. Und ich bleibe bei meiner Meinung: Eine Verbesserung der Unterrichtsqualität ist nur durch Entlastung der Kollegen zu erreichen.
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Und nur weil im Buch eine bestimmte Seite gesucht und zunächst ein wenig geblättert werden muss, bedeutet das nicht, der Kollege hätte seinen Unterricht gar nicht vorbereitet.
Du nimmst meine Beispiele viel zu wörtlich und reduzierst sie auf das konkrete Symptom. Ich habe das Blättern im Buch sozusagen metaphorisch für schlechte Vorbereitung genommen, ohne damit sagen zu wollen, dass es immer zutrifft. Ich habe auch nicht angedeutet, dass "Blättern im Buch" ein Kriterium sein sollte, das zu einer schlechteren Beurteilung führt. Aber es ist doch ein Unterschied, ob ich genau weiß, was ich jetzt machen möchte, aber eben vergessen habe, die Seite einzumerken, oder ob ich erstmal im Buch blättern muss, um zu sehen, wo wir denn eigentlich waren, damit ich dann ad hoc entscheiden kann, wie ich die nächsten 45 Minuten füllen kann. Und diesen Unterschied bemerkt man doch, wenn man Unterricht beobachtet.
Eine Verbesserung der Unterrichtsqualität ist nur durch Entlastung der Kollegen zu erreichen.
Das stimmt, aber das heißt nicht, dass man die Leistung, die wir bringen, nicht auch jetzt schon honorieren kann.
Und dass Kollege A sich nicht so gut verkaufen kann, ist nicht das eigentliche Problem. Dass seine Schüler bei seinem Lehrervortrag nichts kapiert haben, ist das Problem. Wenn ein Kollege D auch viel mit Lehrervortrag unterrichtet, aber durch seine ganze Art damit seine Schüler nachhaltig (!) mit den Unterrichtsinhalten erreicht, dann erbringt er auch mehr Leistung als Kollege A. Und wenn Kollege A zu jeder seiner Unterichtsstunden erstmal Distanz braucht, um überhaupt im Ansatz das weitere Vorgehen zu planen, dann hat er bei einer vollen Stelle ein ziemliches Problem - was sich vermutlich in seiner Leistung niederschlagen wird.
ZitatIch merke, dass wir uns in dieser Diskussion im Kreis drehen und eine Einigung nicht werden erzeugen können.
Ja, das stimmt vermutlich. Das liegt sicherlich auch daran, dass bei einer schriftlichen Diskussion immer einzelne Argumente des anderen nicht ausreichend verstanden oder berücksichtigt werden. Ist ja ohnehin alles nur hypothetisch! -
ersetze einfach das wort "seiteneinsteiger" durch "grundständige Lehrer" - dann passt's
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Es soll auch Lehrer geben, die aus ihrem Job rauswollen. Am besten in einen "Bürojob" - denn da hat man ja keinen Stress
Eigentlich sollten alle mal für ein paar Wochen tauschen. Lehrer in das "gemütliche" Büro - Lehrer, die immer denken, sie seien die einzige Berufsgruppe, die Stress hat. Und Leute aus dem Büro in den Klassenraum - speziell die, die den Untergang des Abendlandes der Unfähigkeit der Lehrkräfte anlasten.
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