Ich habe zwei 8er-Klassen momentan, die disziplinarisch schwierig sind: ein harter Kern von 5-7 SuS, meist leistungsschwache, lärmen, stören, arbeiten nicht mit, kommen ohne Hausaufgaben, laufen durch die Klasse, wenn ich mir die Hefte ansehe, unterhalten sich über den ganzen Raum hinweg usw. Auch dreiste Lügen oder Sprüche wie "Sie haben ja sebst keine Ahnung" habe ich schon gehört. Ich denke, dass es daran liegt, dass sie wissen, in mir nur eine Vertretung für wenige Monate zu haben. Vermutlich mache ich auch einen zu jugendlichen oder kumpelhaften Eindruck, obwohl ich mich darum wirklich nicht bemühe. Ich habe nur einfach gute Nerven, und wenn ich Leute störe, dann nicht mit hervorschwellender Halsschlagader - wie bei meinen früheren Lehrern - sondern in ruhigem Ton; das scheint so anzukommen, als wäre mir das nicht so wichtig.
Daher habe ich beschlossen, einige disziplinierende Maßnahmen zu ergreifen, um die Normen klarzumachen, und dazu möchte ich gern die Meinung erfahrener Lehrkräfte hören:
1. Ich kontrolliere die Hausaufgaben, d.h. ich sehe sie mir an. Zurecht, denn heute hatten fast 10 SuS die HA oder die Arbeitsblätter (was für mich dasselbe ist) nicht dabei, obwohl wir sie bereits in der letzten Stunde bearbeitet hatten. Die Namen der Betroffenen habe ich mir notiert. Eine Fachkollegin empfahl mir, für jede fehlende HA eine Sechs einzutragen und nach drei Sechsen die Eltern anzurufen. Das finde ich vernünftig. Wie haltet ihr das?
2. Leute, die durch Lautstärke und Frechheit auffallen bzw. aufgefallen sind, lasse ich, sobald sich die didaktische Möglichkeit ergibt, an die Tafel kommen, wo sie eine kurze Aufgabe bekommen. Sollte das nicht möglich sein, achte ich darauf, diese Leute regelmäßig dranzunehmen.
3. Da das bisher nicht ausreichend scheint, habe ich mir überlegt, Übungsaufgaben zu verteilen, und zwar immer passend zum Thema. Da demnächst Lyrik ansteht in der 8 und im Lehrplan auch der auswendige Vortrag von Gedichten verlangt wird (was natürlich sehr unbeliebt ist), möchte ich vor jeder Stunde ein Gedicht bekannt geben und Titel sowie Seitenzahl anschreiben, das nur diejengen, die stören, lernen müssen. Dieser Vortrag wird dann benotet - man hat also auch die Chance, seine Störung in eine gute Nte zu verwandeln, wenn man sich bemüht. Lernt man es gar nicht, erhält man eine "ungenügend".
Was haltet ihr davon, insbesondere von der 3. Maßnahme? Ist das zu hart, zu autoritär - oder durchaus sinnvoll und ausgewogen? Fallen euch wirksamere Methoden ein? Die Reaktion der SuS interessiert mich nicht. Ich will mich nicht beliebt machen, sondern ungestört unterrichten können - im Sinne aller.