Disziplinierungsmaßnahmen Dt., 8. Klasse

  • Ich habe zwei 8er-Klassen momentan, die disziplinarisch schwierig sind: ein harter Kern von 5-7 SuS, meist leistungsschwache, lärmen, stören, arbeiten nicht mit, kommen ohne Hausaufgaben, laufen durch die Klasse, wenn ich mir die Hefte ansehe, unterhalten sich über den ganzen Raum hinweg usw. Auch dreiste Lügen oder Sprüche wie "Sie haben ja sebst keine Ahnung" habe ich schon gehört. Ich denke, dass es daran liegt, dass sie wissen, in mir nur eine Vertretung für wenige Monate zu haben. Vermutlich mache ich auch einen zu jugendlichen oder kumpelhaften Eindruck, obwohl ich mich darum wirklich nicht bemühe. Ich habe nur einfach gute Nerven, und wenn ich Leute störe, dann nicht mit hervorschwellender Halsschlagader - wie bei meinen früheren Lehrern - sondern in ruhigem Ton; das scheint so anzukommen, als wäre mir das nicht so wichtig.


    Daher habe ich beschlossen, einige disziplinierende Maßnahmen zu ergreifen, um die Normen klarzumachen, und dazu möchte ich gern die Meinung erfahrener Lehrkräfte hören:


    1. Ich kontrolliere die Hausaufgaben, d.h. ich sehe sie mir an. Zurecht, denn heute hatten fast 10 SuS die HA oder die Arbeitsblätter (was für mich dasselbe ist) nicht dabei, obwohl wir sie bereits in der letzten Stunde bearbeitet hatten. Die Namen der Betroffenen habe ich mir notiert. Eine Fachkollegin empfahl mir, für jede fehlende HA eine Sechs einzutragen und nach drei Sechsen die Eltern anzurufen. Das finde ich vernünftig. Wie haltet ihr das?


    2. Leute, die durch Lautstärke und Frechheit auffallen bzw. aufgefallen sind, lasse ich, sobald sich die didaktische Möglichkeit ergibt, an die Tafel kommen, wo sie eine kurze Aufgabe bekommen. Sollte das nicht möglich sein, achte ich darauf, diese Leute regelmäßig dranzunehmen.


    3. Da das bisher nicht ausreichend scheint, habe ich mir überlegt, Übungsaufgaben zu verteilen, und zwar immer passend zum Thema. Da demnächst Lyrik ansteht in der 8 und im Lehrplan auch der auswendige Vortrag von Gedichten verlangt wird (was natürlich sehr unbeliebt ist), möchte ich vor jeder Stunde ein Gedicht bekannt geben und Titel sowie Seitenzahl anschreiben, das nur diejengen, die stören, lernen müssen. Dieser Vortrag wird dann benotet - man hat also auch die Chance, seine Störung in eine gute Nte zu verwandeln, wenn man sich bemüht. Lernt man es gar nicht, erhält man eine "ungenügend".


    Was haltet ihr davon, insbesondere von der 3. Maßnahme? Ist das zu hart, zu autoritär - oder durchaus sinnvoll und ausgewogen? Fallen euch wirksamere Methoden ein? Die Reaktion der SuS interessiert mich nicht. Ich will mich nicht beliebt machen, sondern ungestört unterrichten können - im Sinne aller.

  • Hallo Bateaulvre,


    du kriegst bestimmt noch jede Menge Meinungen der "alten Hasen" (und ich zähle mich ganz klar nicht dazu), aber über das hier bin ich gestolpert:

    Dieser Vortrag wird dann benotet - man hat also auch die Chance, seine Störung in eine gute Nte zu verwandeln, wenn man sich bemüht. Lernt man es gar nicht, erhält man eine "ungenügend".

    Das verführt die "Guten" ja geradezu zum Stören - stören, Gedicht lernen, super Note kassieren, freuen... wieder stören, Gedicht lernen usw. ... Schlechte Idee, finde ich :S

  • Ich denke, selbst die Fleißigen lernen nicht gerne zu ihren sonstigen Aufgaben noch ein Gedicht auswendig, wenn sie es nicht müssen. Wenn sie gut sind, brauchen sie sich ja ohnehin keine Sorgen um ihre mündliche Note zu machen.

  • Ich weiß nicht... das läuft doch auf zwei Möglichkeiten hinaus:


    a) Das Gedicht wird brav auswendig gelernt, d.h. letztendlich wird der Störer durch eine gute Note BELOHNT (setzt m.E. falsche Signale und kann von den anderen Schülern auch ganz schnell als ungerecht empfunden werden)
    b) Ein Störer lernt das Gedicht einfach nicht, entzieht sich also dem zusätzlichen Arbeitsaufwand und kassiert die 6 - was bei den eh schon Leistungsschwachen u.U. gar nicht mehr groß "auffällt". Bei so jemandem sehe ich dann auch die Gefahr, dass die Störungen munter weitergehen. Aber dein Ziel ist es ja nicht, 6er zu verteilen, sondern ungestört unterrichten zu können.


    Ich finde alles, was du schreibst, grundsätzlich gut. Nur auf eine "Strafaufgabe" Noten zu vergeben, scheint mir widersinnig. Aber da bin ich jetzt auch gespannt auf andere Meinungen dazu.


    Gruß
    Paprika

    • Offizieller Beitrag

    In Bayern dürfen HA nicht benotet werden.


    HA IMMER kontrollieren. Nach 3x nicht gemachten HA gibt es bei uns die Möglichkeit, Freitags nach der 6. Stunde länger zu bleiben und eine Stunde zu arbeiten. Dia Aufsicht dazu führen die Lehrkräfte in loser Folge abwechselnd durch. Natürlich gibt es dafür einen Schrieb an die Eltern, den die unterschrieben müssen.


    Ansonsten handhabe ich es so: wenn stark gestört wird, d.h. die ganze Klasse unruhig ist, gibt es "growing homework":
    zusätzlich den eh schon aufgegebenen HA wird das Kontingent für die ganze Klasse erhöht. Ohne Kommentar an die Tafel geschrieben. Schließlich hat die gesamte Klasse Defizite durch die Störerei.
    Wirkt bestens, wenn konsequent durchgezogen.
    Notenverbesserungen gibt esbei mir nicht extra. Eben im Rahmen des normalen Mündlichen, aber nicht als Ausbügelei. Wenn du damit anfängst, nimmt dich kaum ein Schüler ernst.
    Deshalb schließe ich mich dem zuvor Geschriebenen an.


    Zu den Schreiern mit hervortretender Halsschlagader gehöre ich auch nicht. Ist auch gar nicht nötig. Auch ich bin sehr nervenstark, aber wenn Schluss ist, sehen und hören meine Schüler das. Ich gucke und klinge dann sehr sauer.
    Du kannst auch einfach ruhiger werden, je lauter die Klasse wird. Das dauert, doch irgendwann rufen diejenigen, die arbeiten wollen, die anderen zur Ruhe. Geduld!! Ansonsten im Notfall den Unterricht abbrechen, Stoff zum Lernen aufgeben, in der nächsten Stunde auf Note abfragen. Oder als Ex.
    Ganz wichtig: KONSEQUENZ.


    Herumrennen, während ich die HA kontrolliere, geht gar nicht. Gib ihnen während der Zeit (dauert ja meist nicht mehr als 5 Minuten) eine Stillarbeit, deren Ausübung du kontrollierst bzw. auf die dein weiterer Unterricht aufbaut.


  • 1. Ich kontrolliere die Hausaufgaben, d.h. ich sehe sie mir an. Zurecht, denn heute hatten fast 10 SuS die HA oder die Arbeitsblätter (was für mich dasselbe ist) nicht dabei, obwohl wir sie bereits in der letzten Stunde bearbeitet hatten. Die Namen der Betroffenen habe ich mir notiert. Eine Fachkollegin empfahl mir, für jede fehlende HA eine Sechs einzutragen und nach drei Sechsen die Eltern anzurufen. Das finde ich vernünftig. Wie haltet ihr das?


    Bei uns gibt's keine Noten, weshalb ich Hausaufgaben auch nicht benote. Ich schaue sie mir aber auch nicht nur kurz an, sondern korrigiere Hausaufgaben, bevor Schueler sie zurueckbekommen. Schliesslich haben sie sich die Zeit genommen sie zu machen, da kann ich mir auch die Zeit nehmen sie ordentlich durchzuschauen. Wer Hausaufgaben puenktlich eingereicht hat, bekommt eine Belohnung (unsere Schueler sammeln Punkte). Wer sie nicht einreicht, darf in der Pause zum Nacharbeiten kommen. Kommt es oefters vor, informiere ich die Eltern und bitte um Unterstuetzung bei der Organisation ihres Kindes.
    Um zu pruefen, ob die Hausaufgaben an nem bestimmten Tag da sind, geh ich nur meine Namensliste durch. Die Schueler sagen dann entweder, dass sie sie haben oder eben nicht. Wird abgehakt und die gesammelten Aufgaben pruef ich spaeter (aber nicht in der Stunde - ich hab ein Ablagefach, in welches Hausaufgaben gelegt werden). Meine luegen dabei nicht, denn dann haetten sie nur mehr Aerger.



    2. Leute, die durch Lautstärke und Frechheit auffallen bzw. aufgefallen sind, lasse ich, sobald sich die didaktische Möglichkeit ergibt, an die Tafel kommen, wo sie eine kurze Aufgabe bekommen. Sollte das nicht möglich sein, achte ich darauf, diese Leute regelmäßig dranzunehmen.


    Vor allem meine Jungs wuerden dies eher als Herausforderung sehen. Meine Schueler kommen gerne an die Tafel, lassen sich gern drannehmen und wollen Sachen gefragt werden. Wenn sie dafuer lauthals durch den Raum schreien muessen, um so besser. Ich hab einige, die da freudig auf und ab springen wuerden, nur damit du sie "bestrafst".
    Ich nehm eher die dran, die sich gerne still irgendwo verstecken. Der Rest meiner Chaostruppe bekommt auch so schon genug Aufmerksamkeit. Mit der Methode belohnst du eher noch die, die sich daneben benehmen. Auch scheinbar negative Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit.
    Leute, die durch Lautstaerke auffallen, bekommen in meiner Klasse eine Warnung, machen danach entweder die Entscheidung sich etwas zu maessigen oder duerfen eben in ihrer Pause ueben, wie man still auf nem Stuhl sitzt.
    Leute, die durch Frechheit auffallen, fliegen raus und duerfen sich nach ner Unterhaltung mit unserer Stufenleiterin bei mir fuer ihr Verhalten entschuldigen. Je nachdem, wie frech sie waren (und das von dir Zitierte wuerde bei uns ernsthafte Konsequenzen haben), bekommen sie ausserdem noch nen Anruf nach Hause.



    3. Da das bisher nicht ausreichend scheint, habe ich mir überlegt, Übungsaufgaben zu verteilen, und zwar immer passend zum Thema. Da demnächst Lyrik ansteht in der 8 und im Lehrplan auch der auswendige Vortrag von Gedichten verlangt wird (was natürlich sehr unbeliebt ist), möchte ich vor jeder Stunde ein Gedicht bekannt geben und Titel sowie Seitenzahl anschreiben, das nur diejengen, die stören, lernen müssen. Dieser Vortrag wird dann benotet - man hat also auch die Chance, seine Störung in eine gute Nte zu verwandeln, wenn man sich bemüht. Lernt man es gar nicht, erhält man eine "ungenügend".


    Duerfen die, die sich nicht daneben benommen haben ebenfalls Gedichte lernen um gute Noten zu sammeln?
    Ich halte nicht viel davon "Stoerungen" in irgendwas Positives zu "verwandeln". Unter Umstaenden (schlagartige Verbesserung des Benehmens) erlasse ich vielleicht etwas, aber ne Belohnung bekommen sie sicher nicht.


    Bist du zu "hart" oder "autoritaer"? Nee. :D
    Ich kann ziemlich hart und autoritaer sein. Das hat aber ne Weile gedauert und ist hier wohl auch wesentlich normaler. Wie Friesin schon erwaehnt hat, man muss nicht schreien um seine Veraergerung klar zu machen. Meine Koerperhaltung und Mimik machen es sehr schnell klar, ob ich sauer bin oder nicht. Mein Tonfall aendert sich und meine Schueler kennen mich inzwischen gut genug, um solche Veraenderungen zu registrieren. Vor allem mit meinen "Problemchenschueler" rede ich normalerweise in sehr ruhigem Ton, wenn sie sich daneben benommen haben.
    Deine Erwartungen muessen klar und den Schuelern bekannt sein. Deswegen bin ich gerade zu Beginn des Jahres sehr streng. Dann geht's aber auch und sie wissen, wo sie stehen. Dazu musst du konsequent deine Erwartungen durchsetzen und deine Belohnungen und Strafen auch durchziehen.

  • Dejana: Da sind meine "Jungs" ganz anders. An der Tafel sind die ganz klein. Hausaufgaben auch noch zu korrigieren ist mir zu viel Arbeit. Besprochen werden sie gemeinsam in der Stunde. Wer hinhört, kann sich dann selbst verbessern.


    @ Friesin: "Growing homework" ist eine gute Idee. Der Haken ist aber, dass man auch die Guten und Ruhigen bestraft.


    Eine Möglichkeit zum Nachsitzenlassen habe ich bei den 8ern leider nicht. Ebenso wäre es eher eine Strafe für mich, sie auch noch in der Pause zu beaufsichtigen. Da bleibe ich doch lieber bei Mehrarbeit.


    Ihr habt alle recht: die Gedichtvorträge werde ich nicht benoten.


    Danke für die Tipps bisher!

    • Offizieller Beitrag

    "growing homework" praktiziere ich nur dann, wenn die ganze Klasse so unruhig ist, dass man keinen "Einzeltäter" herausfiltern kann. Nach kurzer Zeit disziplieren die Ruhigeren die Anderen schon von selbst. Die dürfen ruhig merken, dass ihr Verhalten der ganzen Klasse schadet.


  • Dejana: Da sind meine "Jungs" ganz anders. An der Tafel sind die ganz klein. Hausaufgaben auch noch zu korrigieren ist mir zu viel Arbeit. Besprochen werden sie gemeinsam in der Stunde. Wer hinhört, kann sich dann selbst verbessern.


    Eine Möglichkeit zum Nachsitzenlassen habe ich bei den 8ern leider nicht. Ebenso wäre es eher eine Strafe für mich, sie auch noch in der Pause zu beaufsichtigen. Da bleibe ich doch lieber bei Mehrarbeit.


    Das kommt vielleicht auf dein generelles Klassenklima an. Meine haben keine grosse Angst davor, was falsch zu machen oder ne falsche Antwort zu geben. An die Tafel zu kommen ist eher was Positives und ich wuerd das auch nicht als Bestrafung nutzen. Ich will ja, dass sie am Unterricht teilnehmen und ihre Ideen erklaeren. Wer nervt, wird eher vor die Tuer geschickt (Publikum wird entfernt und ploetzlich ist man gar nicht mehr so witzig), bis ich Zeit habe mich mit ihnen ueber ihr Benehmen zu unterhalten. Ausserdem werfen ihnen dann saemtliche Erwachsene in unserem Gruppenbereich (welcher sich vor meiner Klassenraumtuer befindet) enttaeuschte Blicke zu. :D


    Wuerde ich Hausaufgaben nicht korrigieren, wuerden mir die Eltern wohl auf's Dach steigen. In der Stunde sprech ich die nicht durch, denn ich hab mindestens drei verschiedene Gruppen und daher auch drei verschiedene Hausaufgaben.


    In der Pause sitzen meine entweder still auf ihrem Stuhl in meinem Raum oder duerfen in unsererm Gruppenbereich mit dem Gesicht zur Wand stehen. Sie bevorzugen Ersteres (und muessen fuer die zweite Option wirklich daneben gehauen haben), denn wir Lehrer sitzen in der Pause im Gruppenbereich und trinken Tee und essen Kekse. :D Ist mir also ziemlich schnuppe und beschraenkt meine Pause nur wenig.

    • Offizieller Beitrag

    Eine Möglichkeit zum Nachsitzenlassen habe ich bei den 8ern leider nicht. Ebenso wäre es eher eine Strafe für mich, sie auch noch in der Pause zu beaufsichtigen. Da bleibe ich doch lieber bei Mehrarbeit.



    Mehrarbeit ist es für dich immer, wenn du Sanktionen erteilst. Das ist es mir aber wert. Denn was nützt es mir, wenn ich vielleicht etwas Arbeit weniger habe, dafür aber mit mir Schlitten gefahren wird?


    An meine rletzten Schule gab es auch nicht dir regelmäßige Nacharbeit.
    Entweder du hast die Störenfriede nach Absprache mit Kollegen in deren Nachmittagsunterricht gesteckt (Vorlauf beachten, die Eltern müssen rechztzeitig informiert werden) und ihnen eine Nacharbeit erteilt (die du natürlich anschließend irgendwann korrigieren musstest! s.o.).
    Oder ich habe Elternbriefe verschickt und oft damit um Gespräche in meiner Sprechstunde gebeten. Wenn du willst, auch eine Art Mehrarbeit, aber ich finde das ganz wichtige Bestandteile unserer Erziehungsarbeit. Bei mehrfach vergessenen HA habe ich Nacharbeit für zu Hause angeordnet und gleichzeitig mit einem Elternbrief über diese Nacharbeit informiert. Die Elternbriefe waren Vordrucke und liefen über die Schulleitung.


    An die Tafel holen alshäufigere Disziplinierungsmaßnahme halte ich auch für kontraproduktiv, aus o.g.Gründen. Mal spontan eingesetzt, okay, aber nicht regelmäßig.


    Du machst das schon! ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ich habe selbst gerade zwei achte Klassen- eine davon auch in Deutsch. Zunächst mal zeige ich den Herrschaft durchaus,dass sie stören, aber auch nicht, indem ich herumbrülle oder -tobe, sondern indem ich sie anschaue und deutlich sage: "Jetzt bin ich genervt!" (Darauf kam bei mir noch nie ein: "Ja, und...?"-muss wohl an den bösen Blicken liegen, mit denen ich das Ganze begleite..) Ich habe übrigens auch schon mal den Unterricht kurz abgebrochen und mich ganz ruhig hingesetzt. Dann habe ich sie darauf hingewiesen, dass ich den Stoff schon könne und schließlich sie den nächsten Test schreiben müssen und nicht ich. Das war allerdings auch in einer Klasse mit 29 Schülern , wo ständig irgendwo jemand schwätzen will.
    Auf den Spruch: "Sie haben doch selbst keine Ahnung!"- Ähnliches kam bei mir auch schon-vergebe ich gerne eine Art "Unterrichtsvorbereitung" an die Schüler z.B. Wiederholung eines Grammatikkapitels mit anschließender Übung oder Einführen von neuen Vokabeln in Französisch. Die schwitzen da vorne Blut und Wasser - und finde es gar nicht mehr komisch. Evtl. könnte man sich überlegen, bei positiven Leistungen eine gute Note zu vergeben- ich finde nicht, dass dadurch die Störer belohnt werden, sie mussten ja auch zusätzliche Arbeit leisten, aber das liegt im jeweiligen Ermessen-bei Verweigerung könnte man natürlich auch eine schlechte Note geben.
    Lass dich nicht ins Bockshorn jagen!
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Ich hatte auch mal eine wirklich nervige 8. Hauptschulklasse. Da bin ich dann auch einfach mit der Ankündigung, wer etwas lernen wolle, brauche mir nur zu folgen in den Gruppenraum gegangen (mit Glasscheibe, damit man immer noch mitbekommt, was im Raum so abläuft). Am Anfang waren das eben nur ein paar Schüler. Die Arbeiten hab ich dann terminlich bekannt gegeben. "Weichgekocht" waren sie dann nach wenigen Stunden. Geschah mit Absprache der Schulleitung und einer Information der Eltern... :D

  • So allgemeine Tipps zu geben ist immer sehr schwierig. Ich kann mit deine Situation aber sehr gut vorstellen, weil die Arbeit mit solchen Kindern zu meinem täglichen Brot gehört.


    Ich arbeite in der Förderschule Lernen und hatte unter meinen 16 Schülern, als ich sie in der 8-ten allerdings als Klassenlehrerin bekam, 7 Schüler mit sehr starken Verhaltensauffälligkeiten.; kognitiv eigentlich ganz fit, aber Lernversagen eher aufgrund des Verhaltens. Sehr positvie Erfahrungen habe ich damit gemacht, dass ich mit den Schülern und den Eltern folgendes geklärt habe:


    1. Ich werde dafür bezahlt, dass ich den Schülern etwas beibrige.
    2. Der Unterricht ist keine Belustigungsveranstaltung und keine Bühne für Hampelmänner.
    3. Alle Schüler haben das recht in Ruhe zu arbeiten.
    4. Jeder Schüler hat verschiedende Alternativen im Unterricht s..u.).
    5. Ich habe einen Ordner in der Klasse, der allen Kollegen zugänglich ist und auf dem Pult liegt. Hier mache ich Notizen zum Verhalten ( posiiv und negativ) Auch Kollegen schreiben hier rein. So weiß ich immer Bescheid ob etwas vorgefallen ist. Für jeden SS habe ich ein DIN A4 Blatt mit Namen und einer Tabelle zum Eintragen. Hat sich bewährt bei Elternsprechtagen.


    Verhaltensalternativen für jeden Schüler, immer zum Aussuchen:


    a) Am liebsten ist es mir natürlich, dass sie sich angemessen verhalten und gut mitarbeiten ( gibt Pluspunkte und positive Verstärkung)
    b) Sie arbeiten nicht mit, aber stören nicht ( können auch malen oder Däumchen drehen)
    c) Sie arbeiten auf dem Flur ( da steht 2 Tische mit Stühle, zuweilen auch mehr)) oder unterhalten sich mit der Wand
    d) Sie gehen nach Hause ( Hier muss man natürlich die Schulleitung im Rücken haben) Anruf teils vor der ganzen Klasse bei den Eltern: Ich schicke jetzt ihr Kind nach Hause, weil ....
    e) Wir haben das Glück, aufgrund unserer recht kleinen Schule (100 SS), die Kinder auch mit Arbeitsmaterial auch vors Büro zu setzen und die Schulleitung hat ein Auge drauf.



    Anfangs war es wie im Panoptikum: Teils holte ich meine Tageszeitung heraus und trank Kaffe. Oft war es dann so, dass sie von alleine ruhig wurden. "Machen wir heute keinen Unterricht?" Doch, wenn ihr so weit seid. Günstig sind eine gelbe und eine rote Karte. Beim Hochhalten der Gelben: Es ist gleich so weit. Rote Karte: Ohne Diskussionen vor die Tür!
    ( Schulrechtlich eigentlich abgesichert, denn es heißt: " Die SS müssen sich beaufsichtigt fühlen" und die Tür ist meist auch offen)
    Galang anfangs nicht so gut, da ich mich immer oft doch auf Diskussionen eingelassen habe. Verschiebe ich jetzt auf die Pausen (leider habe ich dann oft keine).
    Das klappt jetzt in der 10 inzwischen meist gut. 2 Schüler sitzen gelegentlich immer noch vor der Tür. Meist ist es ihnen aber zu langweilig und sie bitten darum wieder "mitmachen zu dürfen". Gelegentlich gebe ich ihnen eine Ausszeit ( 10 Min. ) zum "Hütchenkühlen". Ganz wichtig dabei ist, dass die Schüler entscheiden, was nun passiert. Sie dürfen es sich aussuchen und müssen dann natürlich die Konsequenezen, deren Abfolge sie kennen und die immer gleich ist, tragen. Anfangs konnten sie damit überhaupt nicht umgehen, die Entscheidung selbst zu treffen. Nicht ich habe sie rausgesetzt, sondern sie haben sich dafür entschieden.


    Natürlich gibt es ständig Elterngesprüche, Hilfeplangesprüche usw. als Systemzeit noch oft nebenbei. Falls alles nicht hilft, nehmen die Möglichkeit des zeitweisen Schulausschlusses wahr. Aber wir haben ja auch eine besondere Klientel und das gehört zu meinen Aufgaben.


    Ich muss sagen, dass es inzwischen sehr gut klappt. Natürlich nicht jeden Tag, aber meist. Es ist sehr anstrengend das alles immer im Auge zu behalten. Tafelanschrieb anfangs fast unmöglich, dann folgen schon die ersten Radiergummis durch die Klasse ( Also Folie, Beamer oder Ähnliches). Heute geht es schon recht gut.


    Natürlich habe ich als Klassenlehrerin ( 20 Stunden mit der Klasse) viel mehr Möglichkeiten. Fachlehrer in meiner Klassen hatten oft sehr viel mehr Probleme mit meinen SS. Durch den ständigen Austausch mit den Kollegen ( es lagen immer Zettelchen auf meinem Platz im Lehrerzimmer) weiß ich über alle Vorfälle Bescheid und kann entsprechend handeln. Das klappt eigentlich auch inzwischen sehr gut. Ich weiß, dass es in so großen Systemen wie einem Gymansium um vieles schwerer ist, so konsequent zu handeln. Ich weiß aber auch, dass die Verhaltenauffälligkeiten inzwischen in allen Schulformen Einzug gehalten haben. Vielleicht müsstet ihr als Kollegium auch eine einheitliche, transparente Verhaltenslinie vereinbaren. Das macht Vieles einfacher. Fraglich nur ob man die vielen Kolleginnen und Kollegen unter einen Hut bekommt. Bei uns gab es eine Steuergruppe, die etwas erarbeitet hat und wir es dann ausprobiert haben. Es ist eigentlich ein täglicher Kampf unter dem Motto: Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
    Seit der Klasse 9 bekommen die SS " Hausaufgaben- und Übungssangebote" wer sie nicht macht, wird notiert und im Zeugnis erwähnt ( Berichtszeugenisse hier von Vorteil) . Allerdings habe ich auch 1-2 Std/ Woche ein freiwilliges Lernangebot (auch meinerseits) gemacht. Es ist kaum zu glauben, aber gerade die "Chaoten" sitzen da freiwllig und arbeiten konzentriert und sind totenstill. Sie stellen fest, dass sie doch nicht so dumm sind und freuen sich über die Lernerfolge.


    Ich weiß aber auch, so war oder ist es noch am Gymansium meiner Kinder, dass hier schlimme Vorfälle einfach verharmlost oder totgeschwiegen wurden ( wegen des guten Rufs), so dass die Kollgen kaum Möglichkeiten hatten, mit diesen Schülern umzugehen und allein gelassen wurden. Das stelle ich mir äußerst schwierig vor. Ich denke hier gibt es nur die eine Möglichkeit, dass man die Probleme anspricht und ein Konzept entwickelt, wie bei solchen Störungen gehandelt werden kann und muss. Wenn ich mir vorstelle, dass demnächt die Förderschulen aufgelöst werden und die verhaltenauffälligen Kinder in diese riesigen Systeme strömen sollen, weiß ich auch nicht, wie man dann noch ruhigen Unterricht machen soll. Diese Kinder brauchen einen ganz engen, überschaubaren Rahmen, in dem sie sich bewegen können. Es ist ein ständiges Auspendeln zwischen "Zuckerbort und Peitsche".


    Viel Glück beim Ausprobieren der vielen gut gemeinten Ratschläge. Letztendlich muss jeder selbst einen Weg finden. Das macht das Ganze so schwierig. :thumbup:

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