Frustation im Schulalltag

Zitat von Hermine

In der sechsten Klasse solltest du schon deutlich das Alphatier raushängen lassen und auch auf deine Körpersprache achten: Auf den Boden setzen oder auch beispielsweise rückwärts gehen solltest du vermeiden.

Klingt mir ein wenig zu flach. Alpha-Blabla ist ja mittlerweile schon in der Hundeerziehung out. Das Problem beim Achten auf Körpersprache ist, dass das schnell unnatürlich wirkt. So gut wir Dr. Lightman kann man das nicht aus der Hüfte. Unlockerheit kann man in der Situation wohl kaum gebrauchen.

L. A

Zitat von Hermine

Übrigen habe ich bei dem Begriff "Alphatier" nicht an Erziehung gedacht, sondern an den Begriff aus der Biologie.

Komisch. Bei Verhalten von Schülern muss ich immer an Erziehung denken. Vielleicht ist es aber auch gar nicht wichtig, was man denkt, sondern, was man schreibt. Oder kann die Threadstarterin Ihre Gedanken lesen. Und auch wenn Sie es nicht so beabsichtigt haben, so schlagen Sie doch Alphatiergehabe als Erziehungsmethode vor.

Zitat von Hermine

Da ist ein Alphatier der Anführer eines Rudels und gibt den Ton an, weil es das Größte und Stärkste ist

Mag sein. Vielleicht geht es aber gar nicht primär um Größe und Stärke sondern vielmehr um Ressource Holding Positions. Wie dem auch sei, darf man sich doch fragen, warum Sie dieses Modell auf eine Schulklasse übertragen möchten. Bilden die Schüler ein Rudel? Sicher?

Zitat von Hermine

Natürlich sollte man nicht ständig darauf achten, ob man mit verschränkten Armen da steht. Aber man kann Körpersprache auch in einem gewissen Maß trainieren.

Das ist schon etwas differenzierter, als Ihr vorhergehender Beitrag. Dass Sie diesen nicht so stehen lassen, sondern noch erläutern müssen, zeigt mir, dass meiner Einschätzung, dass dieser zu flach sein, etwas dran war. Schön, dass wir uns einig sind.

L. A

Zitat von lehrerin_s

Insgesamt fühle ich mich weniger wohl und merke, dass ich im Kollegium nur als "vertretungskraft" gelte.

Dann scheinen die lieben Kollegen das wohl nötig zu haben. Das ist nicht Ihr Fehler. Man kann den Spieß auch umdrehen, wenn z.B. mal jemand etwas von Ihnen möchte.

Zitat von lehrerin_s

so wurde mir doch auf der letzten Lehrerkonferenz, wo die noten besprochen wurden, gesagt: sie waren aber auch lange krank (2,5 wochen wegen stimmbandentzündung), tja, da können sie doch nicht sagen, dass die schülerin nie da war und ihr deshalb keine note geben (die schülerin habe ich nie gesehen und sie hat über 150 Fehlstunden und ich habe 2 Std wöchentlich in der klasse).

Wenn keine schriftlichen Leistungen vorliegen und auch keine sonstigen (weil die Schülerin eben immer abwesend war), kann man keine Note geben. Sehe ich auch so. Sollten da aber auch unentschuldigten Fehlzeiten bei sein, so sollten diese wohl als ungenügende Leistungen gewertet werden. Dann hat man schneller eine Note, als einem lieb ist. Das lässt sich aus der Ferne aber schwer beurteilen. Dazu bräuchte man ein paar Rahmendaten (Bundesland, Schulform, Fach) und ein paar Details.

Generell ist eine Notenkonferenz kein Basar, auch wenn manche Kollegen das gerne hätten. Nachfragen, ob Sie sich sicher sind, dass keine Benotung möglich ist, darf man sehr wohl. Wenn Sie sich sicher sind, konstatieren Sie das, und der Drops ist gelutscht. Lassen Sie sich nicht auf "Ja, aber ..." ein. Begründen Sie Ihre Noten, rechtfertigen Sie sich nicht.

Ich bin mir sicher, dass es auch an dieser Schule Kollegen gibt, die Ihnen wohlgesonnen sind. Suchen Sie sich Verbündete.

L. A

Zitat von Elternschreck

Nein !

Um genau zu sein, gibt es immer noch welche, die das versuchen. Man kann sich das Leben auch in diesem Bereich unnötig schwer machen.

L. A

Zitat von Friesin

Was sollen uns nun diese Worte sagen im Sinne der Threaderstellerin?

Sie weisen auf eine Selbstverständlichkeit hin: Man prüfe die Voraussetzung, bevor man bestimmte Methoden anwendet.

Zitat von Friesin

Hat es bei der Reaktion jemand nötig, sich zu profilieren?

Möchte hier jemand lieber zur Person als zur Sache diskutieren?

L. A

Zitat von lehrerin_s

Ich habe halt 3x verwarnt die Schüler bei Unruhe und dann ging es für 1 - 3 Min vor die Tür.

Finde ich völlig legitim. Die Einsichtsfähigkeit wird man damit nicht zwingend erhöhen, aber es ist erstmal (etwas) Ruhe. Eltern regen sich bei so etwas gerne Mal auf, weil Schüler üblicherweise nicht zu Hause erzählen, sie hätten so lange gestört, bis sie 'rausgeflogen seien, sondern eher nur, dass die b***e Q sie ohne Grund und überhaupt vor die Tür gesetzt hätten. Eltern wollen nicht, dass sich ihre lieben Kleinen in der Schule wie die letzten Krampen benehmen, weil ihnen diese Vorstellung peinlich ist. Da passt "die Lehrerin ist schuld" natürlich optimal ins gepflegte Weltbild. Wenn Schulleitung/Klassenführung -- oder wer immer mit den Eltern spricht -- nicht cool bleiben, sorgt diese Perspektivverzerrung schnell für ein falsches Bild. Nicht überbewerten.

Zitat von lehrerin_s

Ich habe dann Kontrollpläne eingeführt, wo die Schüler dann ankreuzen mussten, wie gut sie sich an Regeln gehalten haben. HAt genutzt, fand die Klassenlehrerin aber doof, weil in ihrem UNterricht ist das ja alles so harmonisch und so.

Hm, ja. Sie sollen ja auch nicht die Probleme der Klassenlehrerin lösen, sondern die Ihren. Wenn es nutzt würde ich es weiter machen. Das ist aber eine Stilfrage.

Zitat von lehrerin_s

aber mit Mathe sieht es eben anders aus. Zumal die Klasse rechenschwach ist.

OK. Mathe entwickelt sich leider fast sicher früher oder später zum Frustfach. Aber vielleicht ist noch etwas zu reißen. Rechnen hat ja insbesondere auch etwas mit Üben und Durchhalten zu tun. Da lockt die Dunkle Seite verführerisch mit Taschenrechner-Funktionalitäten in Mobiltelefonen. Mir fehlt etwas die Erfahrung für die Sek I, aber Sie müssen irgendwie den Bogen hinbekommen, dass Mathe Spaß macht. Das ist nicht einfach, weil sich der Spaß irgendwie nicht gegen das Unvermögen einstellen will. Ich kämpfe da auch regelmäßig auf verlorenem Posten -- aber Aufgaben ist langweilig. Vielleicht ist bei den folgenden Beispielen etwas dabei?

Beim Rechnen foppe ich meien Schüler gerne damit, dass im Kopf schon fertig gerechnet habe, während sie noch nicht wissen, wie man etwas in den Taschenrechner eingibt. Gelegentlich führe ich ihnen dann meinen Spezialrechner vor -- eine Gummitastatur aus einem defekten Taschenrechner, völlig ohne Funktion. Die lege ich ihnen auf den Tisch und tippe die Aufgabe ein. Führt immer wieder zur Erheiterung, häufig rechnen die angesprochenen einfach im Kopf mit und lesen das Ergebnis vom nicht vorhandenen Display ab.

Es geht dabei ein wenig darum, den Ehrgeiz zu wecken, etwas zu können, das heute nicht mehr selbstverständlich ist.

Dazu gehört auch das Abschätzen von Lösungen. Die Schüler sollen Ergebnisse raten, anschließend wird gerechnet und verglichen, wer wie dicht dran war. Hat eine leichte Wettbewerbskomponente, die man nicht übertreiben sollte. Immer wenn jemand gewinnt, verliert auch jemand.

Die Schüler können auch selbst Aufgaben entwerfen. Gruppenweise für den Rest der Klasse. Dabei werden sie der Versuchung nicht widerstehen können, auch ein paar schwierige Aufgaben zu entwerfen. Zu denen müssen sie aber erst selbst die Lösung haben, bevor sie sie den Kameraden vorlegen dürfen.

Lassen Sie Ihre Schüler gelegentlich spielen. Spiele, bei denen man ohnehin irgendwie rechnen muss, oder auf Mathematik adaptierte Gesellschaftsspiele. Kann man einmal pro Halbjahr locker einbauen. Öfter gehen Warm-Ups wie Potztausend, Zahlenfußball oder OMO. Oder irgendwelche anderen Spiele, die vielleicht nur auf Erhöhung der Konzentration abzielen. Wenn dafür am Anfang 10 Minuten weg sind, haben Sie die schnell wieder drin, wenn danach konzentrierter gearbeitet wird. Und wenn nicht, ist auch egal, wenn's Spaß gemacht hat.

Geometrie bietet viel. Da kann man Körper basteln oder geometrische Figuren mit Straßenkreide (1-Euro-Laden) auf den Schulhof malen (man kann natürlich auch auf dem Schulhof rechnen). Mit Hilfe der Winkelsätze im Dreieck kann man aus der Länge des Schattens und dem Winkel zum Wipfel die Höhe eines Baumes berechnen (ist wohl eher nix für die 6.)

Zitat von lehrerin_s

Habe sie nun Freitags wieder in der 5.+6. Stunde.

Konnte mir gerade verkneifen, erstaunt nachzufragen, wie man denn Sechstklässlern die 11. Stunde einbauen könnte. Eine Doppelstunde Mathe in der 6. Klasse halte ich allemal für Käse.

hth

L. A