sexuelle Belästigung durch Schüler

Über Arbeitskolleginnen derart herzuziehen ist keine "Privatsache". Das kann ein Kündigungsgrund sein.

Ich würde den Schülernmöglichst bald und in aller Deutlichkeit klar machen, dass, was sie da tun, unter "sexuelle Belästigung" fällt. Und bitte auch genau diesen Ausdruck wählen. Und das möglichst ohne es auf irgendeine persönliche Schiene zu bringen und vor allem ohne eigene Betroffenheit allzu sehr ins Spiel zu bringen und womöglich einen Machtkampf auszulösen. Also klar machen: Solche Provokationen werden nicht geduldet, weder in der Schule noch im Betrieb. Punkt. Sollte es nicht besser werden, disziplinarische Maßnahmen ergreifen. Du tust weder dir noch denen einen Gefallen, wenn du das auf sich beruhen lässt.

Ich habe noch nichts Vergleichbares erlebt (nur mit 10.Klässlern, als ich noch unsicher und unerfahren war), deshalb habe ich leicht reden. Die für meine Person authentischste Reaktion wäre:
das Ganze in knappen Worten deutlich vor der Klasse in Hauptsätzen zu berichten,
ohne Weichspülerausdrücke wie "Ich fühle mich verletzt", sondern erklären, dass es ankommt, wie es gemeint ist, als frauenfeindlich, und Ich-Botschaften der deutlichen Art aussenden a la "Ich finde es zum Kotzen.",
dann freundlich die rechtliche Relevanz aufzeigen und
ankündigen, dass ich erwarte, dass das mir und anderen gegenüber aufhört und mir rechtliche Schritte vorbehalte, wenn das Verhalten nicht schlagartig besser wird.
AUf lange Sicht solltest du überlegen, was du lernen musst, um mit solchen jungen Männern besser klarzukommen. Ich komme seit einigen Jahren gut mit Jungen zurecht und fand in diesem Artikel im Nachhinein eine Erklärung: http://chrismon.evangelisch.de/artikel/2011/rein-tuer-zu-setzen-6905-
Die darin enthaltenen Tipps hätten mir in den ersten Berufsjahren gut geholfen: keine Angst vor Auge in Auge, kurzen Hauptsätzen und klaren Ansasgen in deutlichem Ton.
Sehe gerade, es deckt sich teils mit Piksieben.

Oh, entschuldige. Die Verunsicherung hat man dir natürlich angemerkt und ich hab das fälschlicherweise auf die Gesamtsituation übertragen. Den Artikel finde ich allerdings auch für Nichtanfängerinnen / alte Hasen interessant!

Wieso führen die Schüler im Unterricht überhaupt Privatgespräche? Und dann zusätzlich noch mit frauenfeindlichen Inhalten?

Ich würde:

1.) Den Schülern eine pädagogische Zusatzaufgabe geben. In diesem Fall ein Kapitel aus einem Buch von Alice Schwarzer zusammenfassen. (Damit sie auch einmal die andere Seite sehen.)
2.) Mit den Schülern einzeln unter vier Augen sprechen und ihnen mitteilen, dass diese Gespräche als sexuelle Belästigung ausgelegt können und ggf. einen Kündigungsgrund darstellen.
3.) Bei Nichteinsicht sofort im Ausbildungsbetrieb anrufen und zusammen mit der Schulleitung weitere Maßnahmen überlegen.

Wo kommen wir denn da bitteschön hin, wenn wir als Lehrer so etwas durchgehen lassen? Das setzt ja auch ein ganz klares Zeichen für die anderen Schüler und vor allem SchülerINNEN in dieser Klasse.

Naja, die TE hat ja nicht beschrieben, was die Burschen so konkret (!) Frauenfeindliches geäußert haben. Ich weiß auch nicht, was daran so schlimm sein soll, wenn junge Kerle in dem Alter sich z.B. in Gockelmanier untereinander damit brüsten, wieviel Frauen sie abgeschleppt haben, wen etc. (Es gehören ja immer zwei Seiten dazu). Wer hat das in seiner Jugend und frühen Twen-Jahren (Natürlich nicht im Beisein der Lehrer) nicht gemacht ?

Die Grenze ist immer dann zu ziehen, wenn neben dem Angeben schmutzige und abfällige Wörter fallen, die unkeusch klingen und darüberhinaus zum unkeuschen Handeln motivieren. Ob das normale Ablästern, was Frauen auch gerne über Männer machen (Das läuft bei denen auch nicht feiner ab), dazu gehört, bin ich mir nicht so sicher. Aber natürlich darf es den Unterrichtsablauf nicht behindern.

Ich persönlich würde mir bei diesen Schülern als Frau ein dickes Fell zulegen (Es weiß ja auch niemand, welche Erfahrungen sie in ihrem Leben mit Frauen gemacht haben) und mir generell verbitten, im Unterricht überhaupt Gespräche zu führen, die nicht zum Unterrichtsstoff gehören.

Ich bin immer in meiner Meinung zunächst einmal zurückhaltend, wenn ich höre, dass mal wieder irgendwo etwas Frauenfeindliches geäußert worden sein soll, weil ich der Ansicht bin, dass der Begriff "Frauenfeindlichleit" ein inflationärer Begriff geworden ist und vernebelt, dass seit einigen Jahren sich unsere Gesellschaft immer jungen- und männerfeindlicher geworden ist. Man möge bitte darüber nachdenken, warum die Jungs/junge Männer, die fast ausschließlich weiblich sozialisiert worden sind, immer mehr zu den Bildungsverlierern gehören und sich leider (!) sehr oft daneben benehmen.

Meine letzten Gedanken sollen natürlich nicht das unfeine Verhalten der o.g. Berufsschüler entschuldigen. Wenn sie sich über konkrete Damen rüpelhaft und unflätig geäußert
haben, müssen sie natürlich bestraft werden oder vielleicht, wenn sie sich im Unterricht weiterhin so äußern, ganz von der Schule und Betrieb fliegen. So ein Verhalten geziemt sich einfach nicht.

Auf der anderen Seite müssen wir natürlich darüber nachdenken, wie es zu so einem Verhalten kommt und ob die heutzutage fast ausschließlich weiblich geprägte Sozialisation seit dem Kindergartenalter an auch irgendetwas damit zu tun haben könnte.

"Fehlt nur noch, dass Sie sich jetzt am Sack kratzen" habe ich mal in so einer Situation im Klassenzimmer zu einem 18jährigen Gymnasiasten gesagt, der seine Prolligkeit gerne kultivierte und häufiger mit sexistisch und anzüglichen Sprüchen auffiel.
Natürlich ist mir das eher so rausgerutscht. Ich war einfach tierisch genervt. Aber gewirkt hat es. Sehr zum Gaudium der Klasse. Aber der junge Mann war danach recht manierlich in meiner Gegenwart. Wenn man von gelegentlichem Grunzen absieht.
Anders als Elternschreck bin ich nicht der Meinung, dass man solche Anzüglichkeiten überhören sollte. Mit Zimperlichkeit hat das nichts zu tun. Es gehört einfach definitiv nicht in den Kontext eines Klassenzimmers. Und das, was sich dort abspielt, habe ich zu verantworten. Deshalb gelten da im Zweifelsfall auch meine Grenzen.

Zitat Grisuline :

Zitat

Anders als Elternschreck bin ich nicht der Meinung, dass man solche Anzüglichkeiten überhören sollte.

Das habe ich so nicht geschrieben und gemeint. Ich bin schon dafür, dass man hier hart durchgreift.

Mein Beitrag sollte u.a. auch darauf hinauslaufen, dass wir uns über das Verhalten solcher (mittlerweile zahlreicher) Jungen nicht wundern dürfen. Ich würde so ein Verhalten nicht als bewusst intendierte Frauenfeindlichkeit betrachten wollen, sondern eher als generelle Respektlosigkeit gegenüber Frauen.

Aber wie kommt die Respektlosigkeit zustande ? Ich denke, dass ein wesentlicher Anteil damit zusammenhängt, dass die Jungen schon seit etlichen Jahren fast ausschließlich weiblich sozialisiert werden, zum einen durch Kindergarten und Schule, besonders Grundschule, sowie durch das Heer alleinerziehender Mütter. Und dann muss man natürlich beleuchten, wie die Jungen die Frauen betrachten von denen sie sozialisiert werden. Dann ist auch noch zu hinterfragen, ob die Jungen die Frauen im Kindergarten oder in den Grundschulen als Respektspersonen betrachten.

Wenn ich hier z.B. manchen Kuschel-Grundschulthread verfolge, in dem beschrieben wird, dass rüpelhafte Jungen z.B. Gummibärchen und Smarties als Belohnung für normales und angemessenen Benehmen erhalten und allerhöchstens damit abgestraft werden, dass sie bei löffeligem Verhalten dann keine Süssigkeiten bekommen oder der Smilie an der Tafel den Mundwinkel nach unten gezogen bekommt (Welch harte Strafe!), so zweifle ich daran, dass die Jungen überhaupt jemals Respekt vor Frauen kriegen werden. Die Kuschelpädagogik versagt da bei den Jungen total !

Dann noch die alleinerziehenden Mütter, die ihren verwöhnten Filiüssen sowieso keine Grenzen setzen. Die Beeinflussung durch unsere Medien hinsichtlich Entwicklung von Anti-Werten lasse ich erst einmal unerwähnt.

Summa summarum werden gerade unsere heutigen Jungen aufgrund ihrer nichtadäquaten Sozialisation verhaltensmäßig nicht in die richtige Spur gebracht und lässt sie zu leistungsunwilligen und oft respektlosen Egomanen abgleiten. Der mangelnde Respekt gegenüber Frauen ist da nur ein Symptom der fehlgeleiteten Sozialisation.

Am schönsten fand ich das hier:

Zitat

Dann noch die alleinerziehenden Mütter, die ihren verwöhnten Filiüssen sowieso keine Grenzen setzen.

Ich kenne mehr verwöhnte Söhne von Paaren, denen zuwenig Grenzen gesetzt werden, aus meinem Alltag, u.a. weil ihre Papis Erziehungsarbeit zu langweilg finden und lieber länger im Büro bleiben, um noch mehr Geld zu verdienen, um die KLischees hier mal weiter auszutreten.
Auch wenn an manchen deiner Gedanken durchaus was dran ist, kann man dich mal wieder aufgrund der Gesamtaussage "Wir Frauen sind schuld." und der Häufung an platten Klischees nicht ernst nehmen. Dein Beitrag , mal abgesehen vom Anfang, war sicher auch enorm hilfreich für die TE.

Zitat Mr.Griffin :

Zitat

Den Schülern eine pädagogische Zusatzaufgabe geben. In diesem Fall ein
Kapitel aus einem Buch von Alice Schwarzer zusammenfassen. (

Schwarze(r)-Pädagogik ist verboten !

Zitat blabla92 :

Zitat

Ich kenne mehr verwöhnte Söhne von Paaren, denen zuwenig Grenzen gesetzt
werden, aus meinem Alltag, u.a. weil ihre Papis Erziehungsarbeit zu
langweilg finden und lieber länger im Büro bleiben, um noch mehr Geld zu
verdienen, um die KLischees hier mal weiter auszutreten.

Unsere Väter mussten früher auch hart und lange arbeiten, und trotzdem hat die Erziehung der Söhne geklappt. Da haben die Mutter früher noch durchgegriffen und dem Bengel ein paar Backpfeifen verabreicht, wenn sie sich rüpelhaft benommen hatte. Und dass Papa auch heutzutage noch lange im Büro arbeiten muss, liegt nicht allein an seiner Geldgier und Erziehungsdesinteresse sondern am zugenommenen Konsumanspruch vieler Frauen. Da werden viele Männer unter Druck gesetzt.

Abgesehen davon leben heutztage eh kaum noch Familien zusammen, wahrscheinlich aus o.g. Grund. Die Väter flüchten dann halt eben und die Jungen verhalten sich den Frauen gegenüber respektlos. Dass in Deutschland schon seit Jahrzehnten das Verhältnis zwischen Mann und Frau nicht mehr richtig in der Spur ist und asymmetrisch verläuft, trägt natürlich auch dazu bei, dass sich etliche Jungen gegenüber den Frauen blöde benehmen.-Aber darauf kommt hier ja keiner !

Eine ähnliche Gruppen von Jungen hatten ich auch mal - allerdings, man höre und staune auf dem Gymnasium. Da war ein Asi dabei (kann ihn wirklich nicht anders bezeichnen), der kam schon morgens rein und meinte "bah, was stinkt hier so nach V...." - ich fands widerlich, auch wenn ers nicht direkt zu mir gesagt hat. Ich habe davon im Kol. erzählt, eine Kol meinte, ich hätte erwidern sollen "es stinkt hier gleich nach Blut" - ein älterer Lehrer, der ihn schon länger kennt, hat dann mit ihm geredet und auch der SL hat ihm mal den Kopf gewaschen. Ich glaube, solche Jungs wollen ganz bewusst provozieren und deine Reaktion testen - wenn du nen frechen Spruch drauf hast, ist das gut - aber das hat man nicht immer. Ansonsten einfach drauf ansprechen "was meintest du gerade?" "Welches Wort war das noch mal?" - es ist ihnen nämlich peinlich, wenn sie das dann darlegen müssen. Auf jeden Fall nicht einschüchtern lassen - darauf warten die nur.

aus welchem Jahrhundert stammst du? Das ist ja wirklich hanebüchen, was du da von dir gibst. und es den müttern in die schuhe zu schieben, dass es keine oder kaum männliche rollenvorbilder mehr gibt, ist ja noch abenteuerlicher. da solltest du schon mal von der eigenen haustür kehren - ich meine, bei lehrern wie dir wundert es nicht, wenn die jungs frauenfeindliches gedankengut übernehmen.