Arbeitsbelastung

  • Ich denke, jeder, der sich an die Lehrpläne hält, der den Anspruch hat, seinen Unterricht zu strukturieren und jeder, der mit Landesabiturthemen zu tun hat, WEISS, dass man nicht morgens einfach ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte aus dem Schrank nehmen kann und gut is. Das geht vielleicht mal ausnahmsweise an Tagen, die man wirklich einfach nicht vorbereiten konnte, aber als Unterrichtsprinzip bestimmt nicht. Man unterrichtet doch in Unterrichtsreihen oder -einheiten, es wäre da wirklich ein Wunder, wenn das so zu praktizieren wäre.


    Hier sind ja auch die Korrekturen das Problem, nicht die Vorbereitung.

  • . Das gilt für alle Fächer. Auch in Latein muss man auf dem Laufenden bleiben, Gegenwartsbezüge, Antikenrezeption, Didaktik usw, usf.


    Es gibt wohl kaum eine Wissenschaft, die sich derart explosiv entwickelt wie die Informatik und die einem dabei so viel Zeit raubt. Neue Betriebssysteme, neue Programmiersprachen, neue Anwendungsprogramme, neue Geräte und und und.


    In Mathe (was ich auch habe) ändert sich - nichts. Die pq-Formel galt schon immer :-), da ändert auch das iPhone nix dran.


    Wenn du Latein unterrichtest, und von einem Tag auf den anderen auf Griechisch umsteigen musst - dann sprechen wir uns wieder. Was meinst du wieviel neue Vokabeln man lernen muss, wenn eine neue Programmiersprache eingeführt wird?


    Ich beschwere mich nicht. Ich sage nur, dass dies eine Besonderheit der Informatik ist, die auch erfahrenere Kollegen so bestätigen - die sind's nämlich irgendwann leid, jedes Jahr alle ihre Arbeitsblätter wieder einzustampfen, weil im Schulministerium wieder einer ein Ei gelegt hat.

  • Es gab da schon mal einen Thread mit hunderten von Antworten zu diesem Thema. Ich kann die Aufregung jedoch immer noch nicht verstehen. Wenn die Korrekturbelastung zu hoch wird, reduziert man halt die Länge der Klausuren/Aufsätze, die Qualität der Korrekturen (keine Verbesserungen), die Anzahl der Klausuren und die Qualität der Vorbereitung. Ökonomisch gesehen nennt man dies das "Maximumprinzip": Man macht aus der vorhandenen Zeit den bestmöglichen Unterricht. Punkt. Nicht mehr. So kann mir auch niemand erzählen, dass er zuviel arbeitet. Das macht keinen Sinn.

    Sorry, aber mit deiner fächerkombi kannst du das wahrscheinlich echt nicht nachvollziehen. Das ist doch Humbug, was du da vorschlägst - du kannst weder die Länge der Klausuren noch die Qualität der Korrekturen herabsetzen. wie willst du die SUS bitteschön dazu bringen, weniger zu schreiben?! Und in der EF ist man dazu angehalten POSITIVKORREKTUREN zu machen und Erwarungshorizonte zu entwickeln - das gibt es nix zu sparen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenkönigin ()

  • aber ich habe das auch schon oft festgestellt, was der Threadsteller schrieb - dass unliebsame Klassen und Kurse gerne an neue, unerfahrene Kollegen abgegeben werden, weil die alten, erfahrenen (ob gut oder nicht gut lassen wir mal dahingestellt sein) sich einfach weigern und die SL auch wissen, dass sie bei ihnen auf Granit beißen. Geht alles schön nach Hackordnung und Hierarchie, Leute, die noch nicht dauerhaft verbeamtet sind, kann man ja noch schön unter Druck setzen, bei allen anderen ist es sinnlos. Die alten Säcke lässt man dann 5er unterrichten, weil es dort vermeintlich weniger Arbeitsaufwand gibt und sich jemand 3 Jahre vor der Pension ja auch bestimmt hervorragend in einen quirligen 5tklässler hineinversetzen kann. Sorry, aber da fehlt mir echt jedes Verständnis.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Ich denke, jeder, der sich an die Lehrpläne hält, der den Anspruch hat, seinen Unterricht zu strukturieren und jeder, der mit Landesabiturthemen zu tun hat, WEISS, dass man nicht morgens einfach ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte aus dem Schrank nehmen kann und gut is.


    Was aber an den Landesregierungen liegt, die bestimmte Texte vorschreiben. In Bayern kommt man vortrefflich aus, ohne das zu tun.


    In Mathe (was ich auch habe) ändert sich - nichts. Die pq-Formel galt schon immer :-), da ändert auch das iPhone nix dran.


    Also zumindest in Bayern gibts die nicht mal (zumindest nicht mit p und q) :D. Hier sagt man "Mitternachtsformel", das ist eh viel cooler ;-).


    Und Silicium, nur davon, dass du ständig wiederholst, dass Geisteswissenschaftler in der freien Wirtschaft grundsätzlich wesentlich weniger verdienen als Naturwissenschaftler, wird es trotzdem nicht wahrer.

  • Zitat

    wie willst du die SUS bitteschön dazu bringen, weniger zu schreiben?!


    Durch Vorgaben? Zu meiner Schulzeit wurde erwartet, dass beispilesweise in Aufsätzen soviel wie möglich, aber mindestens xxx Worte zu schreiben sind.
    Kann man das nich ändern und vorgeben ein Thema in maximal 150 Wörten in einer bestimmten Tiefe abzuhandeln?


    Zitat

    Und Silicium, nur davon, dass du ständig wiederholst, dass Geisteswissenschaftler in der freien Wirtschaft grundsätzlich wesentlich weniger verdienen als Naturwissenschaftler, wird es trotzdem nicht wahrer.


    Nun, die paar, die dann im mittleren Management einsteigen sicher nicht, die anderen fahren halt Taxi.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.


  • Nun, die paar, die dann im mittleren Management einsteigen sicher nicht, die anderen fahren halt Taxi.


    Dann scheine ich eine ganz seltsame Spezies Geisteswissenschaftler zu kennen. Die verdienen nämlich alle nicht wesentlich weniger als die mir bekannten Ingenieure. Aber vielleicht sind dann auch die Ingenieure komisch........

  • Zitat

    Aber vielleicht sind dann auch die Ingenieure komisch........


    Das kann natürlich auch sein. 8)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    ... und wenn alle anderen darauf reagieren. ;)


    Wieder einmal der Aufruf: bleibt beim Thema des Threads, Korrekturbelastung. Thema ist IMHO nicht das Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaftlern (wohl aber das Verhältnis von natur- und geisteswissenschaftlichen Fächern).


    Grüße,


    kl. gr. Frosch, Moderator


    P.S.: Sehe derzeit keine angemessene "Sollbruchstelle" um den Thread aufzuspalten, müsste dafür einzelne Postings aufspalten, was ich nicht möchte. Werde den Thread aber weiter beobachten.

  • Was aber an den Landesregierungen liegt, die bestimmte Texte vorschreiben. In Bayern kommt man vortrefflich aus, ohne das zu tun.


    Aber auch in Bayern wird man an Langschriften, Dramen, Novellen etc. nicht vorbeikommen, die eben nicht auf untere Klassen runterzubrechen sind, selbst wenn man die selber auswählt.
    Es gibt doch an den meisten Schulen schulinterne Lehrpläne und evtl. sogar Vergleichsarbeiten. Da kann ich z.B. nicht einfach in der 8. Klasse unterrichten, was ich gerade in der 12 mache, zumindest nicht zeitgleich.
    Die TE spricht von abiturrelevanten Fächern in der Oberstufe, sie wird in jedem Kurs potentielle Prüflinge sitzen haben, die sie aufs Abitur vorbereitet. Wie soll sie da Abstriche in der Qualität der Klausuren und Korrekturen machen?
    Meiner Meinung nach geht nur das Einfordern einer anderen Verteilung, zur Not über den Personalrat.

    • Offizieller Beitrag

    @Silicium


    Es wäre besser, Du würdest ab und an einmal die Finger still halten und nicht jeden Thread, in dem es um Belastung etc. geht, kapern.
    Dass das mittlerweile einige Leute nervt, sollte Dir nicht entgangen sein. Es ist für mich schwer nachvollziehbar, wieso das so an Dir abprallt.


    Die "ich bin toll, aber es merkt nur keiner, weil sie alle zu blöd dafür sind"-Masche ist auf Dauer etwas eintönig.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zurück zum Ausgangsthema:


    In meinem Beitrag weiter oben habe ich mit der Anekdote von 1978 ausdrücken wollen, dass schon damals die Korrekturbelastung bei Deutsch/Englisch-Lehrern hoch war.


    Von heute aus gesehen war es trotzdem so etwas wie die "gute alte Zeit" (alle Angaben beziehen sich auf Baden-Württemberg):


    - Man hatte zwar noch Samstags Unterricht, aber kaum Nachmittagsunterricht (die ersten 15 Jahre im Schuldienst hatte ich NIE Nachmittagsunterricht).
    - Das Regeldeputat betrug 23 Wochenstunden.
    - Es gab in der Unterstufe in meinen Fächern auch 5- und 6-stündige Lehraufträge.
    - Man hatte in der Unter- und Mittelstufe mehr Klassenarbeiten zu schreiben als heute, dafür waren sie aber einfacher. Auch im Fach Englisch war es bis zum Ende der Mittelstufe möglich, schnell zu korrigierende Diktate zu schreiben. Die eigene Sprachproduktion, die heute von Anfang an im Zentrum steht, war von vergleichsweise nachrangiger Wichtigkeit.
    - Man hatte einen verbindlichen Lehrplan.


    Eine Fülle von neuen Aufgaben ist auf die Schulen, und damit auf die Schulleitungen und jeden einzelnen Lehrer, hinzugekommen:


    - Ganztagesbetrieb mit zusätzlichen Aufsichtsverpflichtungen
    - häufig mehr als einmal Nachmittagsunterricht
    - Bildungsstandards statt Lehrpläne: die Fachkonferenzen müssen die Fachcurricula selbst entwickeln
    - Entwicklung von Schulprofil und Schulcurriculum, Methoden- und Sozialcurriculum
    - Leitbildentwicklung, Arbeit am Schulportfolio
    - Selbst- und Fremdevaluation
    - Elternsprechabende
    - Tage der offenen Tür und andere öffentlichkeitswirksame Aktivitäten
    - eine dramatisch gestiegene Zahl von Konferenzen und Meetings
    - Erhöhung des Regeldeputats auf 25 Stunden


    Die Aufzählung ist sicherlich unvollständig, aber alle diese Punkte kosten Zeit; Zeit, die dem korrekturbelasteten Lehrer zu Hause fehlt.


    Außer den weiter oben genannten Ideen, mit dem jeweiligen Schulleiter zu einer einigermaßen vernünftigen Regelung zu kommen, sehe ich keine anderen Möglichkeiten zur Reduzierung der Korrekturbelastung. Wenn wir (und die verantwortlichen Politiker) wollen, dass das Gymnasium eine anspruchsvolle Schulform bleibt, können wir an der Qualität der Klassenarbeiten und der Abiturvorbereitung keine Abstriche machen.


    Zu lösen wäre das Problem allenfalls durch die Politik - aber da besteht in kaum einem Bundesland Hoffnung; Einsparungen und Haushaltskonsolidierung haben Vorrang:


    - Das Deputat müsste auf 22 Wochenstunden gesenkt werden.
    - Der Klassenteiler müsste - nicht nur wegen der Korrekturen, sondern auch im Interesse der Schüler - auf 20 gesenkt werden.
    - Der Stundenpool für Fördermaßnahmen müsste - auch wegen der zunehmend geforderten Individualisierung der Lernprozesse - drastisch erhöht werden. (In B-W wurde er in diesem Schuljahr HALBIERT!)


    Das Kultusministerium weiß von den Belastungen, denn der Philologenverband, der Hauptpersonalrat und die Direktorenvereinigung fordern immer wieder Verbesserungen. (Die GEW hat eine andere Interessenlage.) Darufhin hat das Kultusministerium etwas "ganz Tolles" eingeführt: das Spreizdeputat. Das heißt, der Schulleiter kann nach pflichtgemäßem Ermessen einzelnen, durch ihre Arbeit übermäßig belasteten Kollegen das Pflichtdeputat um bis zu zwei Stunden kürzen (ohne Auswirkung auf Gehalt und Pension). Aber: die Lehrerstundenzuweisung ist ein festes Budget, und das heißt, dass er im selben Umfang, wie er Deputate kürzt, anderen Kollegen das Deputat erhöhen muss. Es muss also alles kostenneutral ablaufen. Ich kenne in meinem Regierungsbezirk alle gymnasialen Schulleiter, und ich weiß definitiv, dass kein einziger von der Möglichkeit des Spreizdeputats Gebrauch macht.


    Ein winziges Fünkchen Hoffnung besteht für die Zukunft, dass die Lehrerstellen nicht im selben Umfang gekürzt werden wie die Schülerzahlen zurückgehen. Dann können die Klassen kleiner werden, und man hat dadurch etwas weniger zu korrigieren. Eine schwache Hoffnung zwar, wenn man sieht, wie nach einem Regierungswechsel gegebene Zusagen (konkret: die Rückgabe von Bugwellenstunden) einfach als nichtexistent angesehen werden.

  • Zitat

    Ein winziges Fünkchen Hoffnung besteht für die Zukunft, dass die Lehrerstellen nicht im selben Umfang gekürzt werden wie die Schülerzahlen zurückgehen. Dann können die Klassen kleiner werden, und man hat dadurch etwas weniger zu korrigieren.


    Das sind natürlich alles berechtigte und kluge Ausführungen, die aber ein Problem unberührt lassen, nämlich die enorme Ungleichbehandlung in den Kollegien, die aus bekannten Gründen vor allem in Nordrhein-Westfalen existiert. Diese Ungleichbehandlung spiegelt sich auch in der Studie von Mummert und Partner, die die Lehrerarbeitszeiten untersucht hat und im Gymnasialbereich in NRW enorme Unterschiede zwischen den Lehrkräften ermittelt hat. Diese Studie wird auch im Forum gerne zitiert, aber nur, um eine Überlastung ALLER Lehrer zu belegen, die faktisch nicht existiert. Selbstverständlich gibt es eine erhebliche Anzahl Lehrer, die eine "volle" Stelle als dreiviertel oder in Einzelfällen sogar halbe Stelle ausfüllen - in der Regel sind das keine Lehrer mit Deutsch-Englisch, Englisch-Französisch, Mathematik-Deutsch oder Mathematik-Latein (Liste ist natürlich erweiterbar).


    Bei diesen Lehrern muss man zusätzlich zur Korrekturbelastung eine hohe Anzahl von Folgelasten einrechnen, unter anderem: Immer Klassenlehrergeschäfte; immer große Kurse im Abitur mit vielen Erst- und ggf. Zweikorrekturen; Schlangen am Elternsprechtag; regelmäßige Vergleichsarbeiten zusätzlich zu den Klassenarbeiten (so zumindest in BW); ständige Beschäftigung mit besonders intensiver Reformitis; relativ genaue Kontrolle der eigenen Arbeit durch Schüler oder Eltern, die die meisten hier gemachten Vorschläge zur "Reduktion" der Arbeitsbelastung als unsinnig ausweist (böser gesagt: man kann noch an den Vorschlägen ganz gut ablesen, wer schulisch unter welcher Belastung steht).


    So gesehen ist die Idee der Spreizstunden politisch vollkommen berechtigt, aber natürlich ungut für das Klima in den Kollegien.


    Aus meiner Sicht gibt es nur eine halbwegs sinnvolle Lösung für das Gerechtigkeitsproblem, ohne die zahllosen Kollegen abzustrafen, die sich in ALLEN Fächern abrackern: Mehr Transparenz zu schaffen durch Anwesenheitspflichten für alle Kollegen bis 16 Uhr. Dann könnte man leicht nachvollziehen, wer was, wieviel und überhaupt arbeitet. Damit wäre auch die kuriose Situation aufgehoben, dass manche Kollegen 40 Stunden pro Woche arbeiten und an ihrer Schule als besonders engagiert gelten, weil sie soviel "Außerunterrichtliches" tun, und andere 50 Stunden arbeiten und ihnen nachgesagt wird, sie machten nur Dienst nach Vorschrift. Eine Präsenzpflicht wird aber, wie hier schon andernorts diskutiert, aus finanziellen Gründen nicht kommen.


    Was die Ausgangsfrage des Threads angeht: Das Verhalten der SL ist natürlich unmöglich. Hier haben sich wohl zu viele ältere Kollegen zu wohnlich eingerichtet. Also: Gespräch mit dem SL suchen, Gespräch mit dem Personalrat suchen.

  • magister999:


    Klasse Beitrag!


    Wenn wir (und die verantwortlichen Politiker) wollen, dass das Gymnasium eine anspruchsvolle Schulform bleibt, können wir an der Qualität der Klassenarbeiten und der Abiturvorbereitung keine Abstriche machen.

    Ja, das Kerngeschäft, also für mich der Unterricht + dessen Vorbereitung + dessen Nachbereitung (Korrekturen etc.), sollte den größten Teil der der Arbeitszeit eines Lehrers beanspruchen. Die Abstriche müssten imho also nicht dort, sondern definitiv eher irgendwo hier erfolgen, bei den Dingen, die eben gegenüber dazu gekommen sind:


    Für mich sind, das ist vermutlich durch die Studentensicht begründet, einige der Punkte in der Liste überhaupt nicht nachvollziehbar. Also nicht nachvollziehbar, warum da an den Schulen überhaupt so viel Zeit investiert wird, die folglich dann für Korrekturen und anderes Kerngeschäft fehlt.
    Wenn ich als Lehrer durchschnittlich 43 Stunden pro Woche arbeiten soll und dann so viel Zeit für sagen wir die dramatisch gestiegene Zahl von Konferenzen und Meetings verwende, dann ist das imho einfach total fehlinvestierte Zeit. Wie produktiv sind Sitzungen, bei denen ein Großteil des Kollegiums eingespannt ist, aber eben an einzelnen Punkten gearbeitet wird?
    Es kann doch rein logisch nur ein kleiner Teil gleichzeitig produktiv sein, wenn so viele Leute in einem Raum sitzen.


    Mein Eindruck basiert wohlgemerkt auf nur 2 Konferenzen und ein paar Meetings für Fachlehrer, aber dort sehe ich halt ein riesiges Zeiteinsparungspotential. Aus 2 Stunden hätte man da leicht und locker 15 Minuten machen können.
    Das ginge bei Korrekturen oder Abivorbereitung sicher nicht so leicht, das sehe ich auch ein, obwohl ich davon auch (noch) keine Ahnung habe. Da merkt aber auch ein Anfänger, dass die einfach sein müssen!
    Man muss doch schauen für was die Zeit eingesetzt wird, und welcher Posten am ehesten zu einem hohen Niveau des Unterrichts / der Bildung führt und was vielleicht einfach nicht effizient ist.


    Für mich wären Klassenfahrten auch noch so ein Thema. Steht der Aufwand an Vorbereitung und Durchführung im Verhältnis zum sozialen Lernerfolg, den man erzielen möchte? Letzterer will mir bei Klassenfahrten auch nicht so ganz einleuchten, ist sicher vorhanden, aber wie groß?


    Wenn dann auch z.B. auf verpflichtenden Meetings stundenlang herumgeredet wird wie die optimale Lösung für ein Problem aussieht, dann ist es manchmal fraglich, ob der Zeitaufwand eine signifikante Verbesserung der Lösung bringt gegenüber eine etwas unausgegorenen Lösung, die man aber schon nach 10 Minuten hatte.


    Ich hätte zum Beispiel (natürlich nicht als Praktikant) in einer "Problemschülersitzung", die bestimmt eine Stunde dauerte (wegen eines Schülers wohlgemerkt!), schon nach 5 Minuten gesagt:
    Okay, so probieren wir es erstmal, ist doch ein Ansatz! Ende der Sitzung, erstmal ausprobieren, dann nochmal kurz Rückmeldung geben. Dann wieder zusammenkommen, zusammentragen was jeder gedacht hat, kurz abstimmen wie es weitergeht, fertig. Stattdessen wurde für und wider von eigentlich gleichwertigen Ansätzen stundenlang breitgetreten und letztendlich doch vereinbart, es einfach mal mit Variante A zu probieren, weil man (oh Wunder) festgestellt hat, dass alle Varianten ihr für und wider haben. Ineffizient.


    Auch ist für mich nicht zu verstehen, warum man den Nachmittagsunterricht so forciert. Kommt der Druck da aus der Politik? Wann soll man denn seinen Unterricht vor und nachbereiten, wenn man teilweise ganztags an der Schule hockt. Meiner Hypothese nach ist der Unterricht besser, wenn er nur vormittags stattfindet. Allein schon des biologischen Rhytmus wegen.


    Du lieferst ja auch sehr gute Lösungen:

    - Das Deputat müsste auf 22 Wochenstunden gesenkt werden.


    - Der Klassenteiler müsste - nicht nur wegen der Korrekturen, sondern auch im Interesse der Schüler - auf 20 gesenkt werden.


    - Der Stundenpool für Fördermaßnahmen müsste - auch wegen der zunehmend geforderten Individualisierung der Lernprozesse - drastisch erhöht werden. (In B-W wurde er in diesem Schuljahr HALBIERT!)

    Wenn da eben die Politik mitspielen würde.
    Nur auf diese hat man als individueller Lehrer oder auch als Kollegium eben leider sehr wenig Einfluss. Am ehesten wäre es doch möglich bei Punkten wie der Anzahl an verpflichtenden Meetings und Konferenzen und dergleichen zu sparen. Sozusagen Zeitoptimierungen innerhalb des Schulbetriebs. Klar habe ich da noch nicht viel Einblick. Aber bei manchen Dingen braucht man imho einfach nur gesunden Menschenverstand um zu sehen, dass es einfach unnötig ist.

  • Zitat Silicium :

    Zitat

    Für mich wären Klassenfahrten auch noch so ein Thema. Steht der Aufwand
    an Vorbereitung und Durchführung im Verhältnis zum sozialen Lernerfolg,
    den man erzielen möchte? Letzterer will mir bei Klassenfahrten auch
    nicht so ganz einleuchten, ist sicher vorhanden, aber wie groß?

    Nach meinen Erfahrungen, da ich in jedem Jahr mindestens bei einer Klassenfahrt dabei bin, wird der soziale Lernerfolg viel zu sehr überschätzt, geehrter Silicium !


    Mal kann es sein, dass sich das soziale Klima innerhalb einer Klasse (etwas) verbessert, ein anderes mal können sich die Grabenkämpfe verschiedener Gruppierungen nach einer Klassenfahrt noch intensivieren und eine neue (negative) Qualität gewinnen.-Man kann kann das nie so voraussagen, geschweige denn als Lehrer steuern.


    Aber natürlich gibt es Kollegen, die es nicht wahrhaben wollen, dass eine Klassenfahrt nicht unbedingt zur Verbesserung des sozialen Klimas beitragen muss und per se eine rosarote Brille aufsetzen und sich taub stellen, wenn man äußert, dass sich das Klassenklima/Leistungsbereitschaft bei Klasse X nach der Klassenfahrt verschlechtert hat. Nach meiner Beobachtung sind es genau die Lehrer, die entweder froh sind von zu Hause wegzukommen oder denen der Unterricht in der Schulstube nicht so behagt.


    Dass eine Klassenfahrt im Vergleich zum normalen Unterrichtsalltag wesentlich mehr Zeit und Belastung bedeutet als eine normale Unterrichtswoche, brauche ich hier nicht zu betonen.


    Gedanklich an dem Beitrag von Magister999 anschließend überlege ich mir schon die ganze Zeit, ob es im Interesse der Lehrer nicht sinnvoll wäre, wenn die Schulen sich entschließen würden die Klassenfahrten solange auszusetzen, bis die verantwortlichen Ministerien/Dienststellen die Arbeitsbelastung der Lehrer konkret und effektiv senken. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • magister999:


    Klasse Beitrag!


    Stimmt.


    Ja, das Kerngeschäft, also für mich der Unterricht + dessen Vorbereitung + dessen Nachbereitung (Korrekturen etc.), sollte den größten Teil der der Arbeitszeit eines Lehrers beanspruchen. Die Abstriche müssten imho also nicht dort, sondern definitiv eher irgendwo hier erfolgen, bei den Dingen, die eben gegenüber dazu gekommen sind:


    Wir sind dieser Meinung - aber sind es die Politiker auch? Die Grünen würden das Gymnasium doch am liebsten loswerden - das geht doch am Besten, indem man es aushöhlt. Und angefangen wurde ja schon dadurch, dass jetzt in BaWü jeder Realschüler, der will, zum beruflichen Gymnasium zugelassen werden muss, wenn ich das richtig verstanden habe. Hier in Bayern hat man den Schnitt, der für die FOS benötigt wird, immerhin von ich glaube 2,5 auf 3,5 gesenkt.


    Für mich sind, das ist vermutlich durch die Studentensicht begründet, einige der Punkte in der Liste überhaupt nicht nachvollziehbar. Also nicht nachvollziehbar, warum da an den Schulen überhaupt so viel Zeit investiert wird, die folglich dann für Korrekturen und anderes Kerngeschäft fehlt.
    Wenn ich als Lehrer durchschnittlich 43 Stunden pro Woche arbeiten soll und dann so viel Zeit für sagen wir die dramatisch gestiegene Zahl von Konferenzen und Meetings verwende, dann ist das imho einfach total fehlinvestierte Zeit. Wie produktiv sind Sitzungen, bei denen ein Großteil des Kollegiums eingespannt ist, aber eben an einzelnen Punkten gearbeitet wird?
    Es kann doch rein logisch nur ein kleiner Teil gleichzeitig produktiv sein, wenn so viele Leute in einem Raum sitzen.


    Vor allem erhöht die zahl der Teilnehmer sehr oft die Länge der Diskussion - vielleicht sollte man Ausschüsse bilden....


    Für mich wären Klassenfahrten auch noch so ein Thema. Steht der Aufwand an Vorbereitung und Durchführung im Verhältnis zum sozialen Lernerfolg, den man erzielen möchte? Letzterer will mir bei Klassenfahrten auch nicht so ganz einleuchten, ist sicher vorhanden, aber wie groß?


    Bist du nie auf Klassenfahrt gewesen oder hattest du dabei keinen Spaß??? Klassenfahrten waren doch mit das Tollste an der Schulzeit. Ich könnte jetzt nicht Ski fahren, wenn es keine geben würde. Und bei uns war die Klassengemeinschaft nach einer Klassenfahrt immer besser als davor.


    Auch ist für mich nicht zu verstehen, warum man den Nachmittagsunterricht so forciert. Kommt der Druck da aus der Politik? Wann soll man denn seinen Unterricht vor und nachbereiten, wenn man teilweise ganztags an der Schule hockt. Meiner Hypothese nach ist der Unterricht besser, wenn er nur vormittags stattfindet. Allein schon des biologischen Rhytmus wegen.


    Ich denke, du studierst Physik und solltest deswegen in Mathe einigermaßen fit sein??? Wie willst du die 34 Pflichtstunden für eine 8. Klasse in einen Vormittag mit 30 Stunden bringen? 0. Stunde einführen, also Schulbeginn zwischen 6:45 und 7:15 Uhr, vier Mal die Woche??? Oder nehmen wir doch lieber den harrypotterschen Zeitumkehrer? Übrigens ist der biologische Rhythmus von Teenagern nach hinten verschoben, das heißt, Unterricht ab 10 Uhr bis in den frühen Nachmittag hinein wäre für sie viel effektiver.

  • Bist du nie auf Klassenfahrt gewesen oder hattest du dabei keinen Spaß??? Klassenfahrten waren doch mit das Tollste an der Schulzeit. Ich könnte jetzt nicht Ski fahren, wenn es keine geben würde. Und bei uns war die Klassengemeinschaft nach einer Klassenfahrt immer besser als davor.

    Klar war ich das, als Schüler fand ich es auch klasse. Sich betrinken, mit den Mädchen anderer Klassen in der Jugendherberge schäkern, mit Freunden aus der Klasse eine schöne Zeit haben. Im Endeffekt fühlte sich das, abgesehen von dem ein oder anderen Tag mit "ein wenig Bildungsprogramm", wie ein gemeinsamer Urlaub ab. Klar ist das schön als Schüler. Ich habe es aber damals schon nicht verstanden, warum so etwas über die Schule laufen muss und Lehrer sich als Betreuer und Organisator dafür hergeben muss.
    Dass die Klassengemeinschaft besser ist als zuvor kann oft stimmen, wir hatten aber auch eine Klassenfahrt dabei, wo es danach sehr kriselte zwischen uns.
    Ich weiß eben nicht, ob Ski fahren auch jetzt so das erklärte Bildungsziel ist und den Aufwand rechtfertigt. Für mich gehört so etwas alles eigentlich in den privaten Bereich.
    Auch bin ich halt im Zweifel, ob die Jugendlichen wirklich soviel sozialen Umgang lernen. Im Endeffekt haben wir genau das gemacht, was wir in dem Alter eh in unserer Freizeit gemacht haben: Zusammen abgehangen, abends party gemacht, nachmittags am Strand Fußball gespielt. Der Besuch des ein oder anderen Museums während der Klassenfahrt war jetzt auch nicht so entscheident, dass man dafür eine z.B. zweiwöchige Fahrt organisieren musste.


    Ich denke, du studierst Physik und solltest deswegen in Mathe einigermaßen fit sein??? Wie willst du die 34 Pflichtstunden für eine 8. Klasse in einen Vormittag mit 30 Stunden bringen? 0. Stunde einführen, also Schulbeginn zwischen 6:45 und 7:15 Uhr, vier Mal die Woche??? Oder nehmen wir doch lieber den harrypotterschen Zeitumkehrer? Übrigens ist der biologische Rhythmus von Teenagern nach hinten verschoben, das heißt, Unterricht ab 10 Uhr bis in den frühen Nachmittag hinein wäre für sie viel effektiver.

    Sagen wir es so, an meiner Schule gab es maximal 8 Stunden (die Randstunden waren an diesen Ausnahmetagen meistens eine Doppelstunde Sport). Ansonsten gab es halt regelmässig 7 Stunden für die Schüler, die letzte davon endete um 13.45 Uhr. Danach sind wir nach hause, haben gegessen und hatten den Nachmittag fürs Lernen, Hausaufgaben, Freizeit.
    7*5 = 35
    Damit könnte man in einer Woche 35 Schulstunden abdecken.
    Teilweise gibt es jetzt an den Schulen 9. und 10. Stunden mit großer Mittagspause dazwischen. Das emfpinde ich schrecklich für die Lehrer, keine Möglichkeit gesund und gut zu essen und dann soll man so lange Mittagspause haben? Ich bin Sportler, ich kann nicht nur mitgebrachten Salat essen.

  • Klar war ich das, als Schüler fand ich es auch klasse. Sich betrinken, mit den Mädchen anderer Klassen in der Jugendherberge schäkern, mit Freunden aus der Klasse eine schöne Zeit haben. Im Endeffekt fühlte sich das, abgesehen von dem ein oder anderen Tag mit "ein wenig Bildungsprogramm", wie ein gemeinsamer Urlaub ab.


    Seltsame Klassenfahrt, das. Wir hatten immer Bildungsprogramm..... Jeden Tag.



    Ich weiß eben nicht, ob Ski fahren auch jetzt so das erklärte Bildungsziel ist und den Aufwand rechtfertigt. Für mich gehört so etwas alles eigentlich in den privaten Bereich.


    Ski fahren steht in Bayern im Sportlehrplan. Also ja - es ist ein erklärtes Bildungsziel.



    Sagen wir es so, an meiner Schule gab es maximal 8 Stunden (die Randstunden waren an diesen Ausnahmetagen meistens eine Doppelstunde Sport). Ansonsten gab es halt regelmässig 7 Stunden für die Schüler, die letzte davon endete um 13.45 Uhr. Danach sind wir nach hause, haben gegessen und hatten den Nachmittag fürs Lernen, Hausaufgaben, Freizeit.
    7*5 = 35
    Damit könnte man in einer Woche 35 Schulstunden abdecken.


    Sowas mag an einer Schule gehen, wo es wenige Schüler gibt, die einen weiten Schulweg haben. Wenn die Kinder aber eine halbe Stunde Anfahrt haben, richtet sich die Schulzeit eben nach dem Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel. Außerdem: wenn ein Kind um 6:30/7 Uhr den Bus nehmen muss, um in die Schule zu kommen, also gegen 6/6:30 Uhr gefrühstückt hat, und dann erst gegen halb 3 zu Hause ist, dann ist das kein sehr gesunder Essensrhythmus.

    Teilweise gibt es jetzt an den Schulen 9. und 10. Stunden mit großer Mittagspause dazwischen. Das emfpinde ich schrecklich für die Lehrer, keine Möglichkeit gesund und gut zu essen und dann soll man so lange Mittagspause haben? Ich bin Sportler, ich kann nicht nur mitgebrachten Salat essen.


    Schon mal was von einer Mensa gehört? Sowas gibts nämlich an Schulen in der Regel. Und wenn ein Kind z.B. 34 Stunden hat bei einem Vormittag mit 6 Stunden, dann hat es eben ein Mal in der Woche sehr lang Schule, dafür aber 4 längere Nachmittage zur Verfügung. Und spätestens in der Oberstufe muss man ja eh in den Nachmittag reingehen.

Werbung