Wie kriege ich die Kids zum zuhören

  • Hallo,


    die Frage steht in der Überschrift. Simple Frage möchte man meinen.


    Meine erste Klasse hört einfach nicht zu. Es ist egal, ob ich die Hausaufgaben erkläre oder ein Buch vorlese. Stelle ich anschließend Fragen zum Inhalt, kann nur ein geringer Anteil der Klasse das Gehörte wiedergeben.
    Was kann ich tun? Was mache ich falsch?


    Hilfeeee? ;)

  • Nichts machst Du falsch. Tipp: Setze Dir das Gehäuse eines ausgedienten Fernsehers auf den Kopf, lege eine Fernbedienung daneben, stelle eine Schüssel mit Süßigkeiten auf jeden Platz, untermale den Vortrag mit dem debilem Gelächter von US-Coemdy-Shows und unterstütze den Vortrag mit lautmalerischen Einlagen (Paff!, Wroam!, Zosch!,...). Dann geht es ganz gut.


    P.S. Habe die Anfrage eines Schulbuchverlages zur Mitarbeit letzte Woche abgelehnt. Meine Aufgabe: Ich sollte das Kapitel "Balladen" und hierin Goethes "Zauberlehrling" für einen Band aufbereiten, der sich an ein Inklusions-Klientel noch unterhalb der Förderschüler richtet. Habe abgelehnt. Das hat der Dichterfürst nicht verdient.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Ich habe damals auch eine erste Klasse zum Hj übernommen und es bestand das gleiche Problem. Auch wenns anstrengend und nervig ist, beginne erst, wenn es nach deinem Leisezeichen wirklich ruhig ist und unterbrich immer, wenn das Reden wieder anfängt. Weise jedes Mal auf die Gesprächsregeln hin, bis es ihnen zu den Ohren raus kommt. :D :X:

  • Am besten ist wirklich abwarten! Das kostet Zeit und man braucht Geduld.


    Ich hatte mal eine Klasse, die mochten das Vorlesen nicht. Die Kinder wollten sich lieber unterhalten. Das haben sie mir mal gesagt und von da an habe ich es gelassen. Es schonte meine Stimme, meine Nerven und ich musste mich auch nicht ärgern.


    lg. FrauW.

  • Das Problem kenne ich sehr gut. Hab auch ne erste Klasse! Ich finde es auch sehr sehr krass wie wenig die noch zuhören können. Auch bei mir ist es bei Geschichten, von denen man doch eigentlich denkt so was machen sie gerne - schwierig. Ich bin da ganz streng. Mäppchen müssen zu sein, nix in der Hand, Bücher/Hefte geschlossen unters Mäppchen. Damit nichts ablenken kann. Augen alle nach vorne. Sonst gehts nicht. Bei Störungen breche auch ich ab. Wenn ich Aufgaben erkläre, "drohe" ich immer damit, dass je mehr Störungen kommen, je mehr die Hausaufgaben sein werden, weil wir nicht fertig werden. Ist zwar vielleicht blöd, aber es klappt danach immer wieder besser.
    Wenn jemand einen guten Tipp hat, ich bin auch für alles offen!



    lg missy

    • Offizieller Beitrag

    Nee, also das finde ich ja auch ganz unmöglich, wenn jetzt schon Kretins, die noch unter Förderschülern anzusiedeln sind, Werke des großen Dichterfürsten kennenlernen sollen! Wo kommen wir denn da hin!? *Ironie off*


    Zu deiner Frage: Ich kenne das auch. Gerade meine jetzige Klasse war / ist so. Mittlerweile sind sie auf mich "geprägt", d.h. sie hören mir meist mehr oder weniger gut zu, aber wehe, eine andere Kollegin will ihnen was sagen. Wieder das gleiche Spiel, dass sie mit mir am Anfang auch gespielt haben.
    Bei einer ersten Klasse dauert das auch eine Weile, bis sie gelernt haben gut zuzuhören. Vielleicht verpackst du Erklärungen in kürzere Abschnitte und streichst wirklich mal das Vorlesen. Aufgaben könntest du teilweise auch selbsterklärend stellen. Ansonsten gibts auch bei mir Sanktionen bzw. wird etwas gestrichen, wenn wir durch Unruhe und mangelndes Zuhören Zeit verlieren. (Bei mir geht die verlorene Zeit immer mal wieder vom Sportunterricht ab. Ist zwar nicht optimal, aber bei den Drittklässlern zieht es. Bei Erstis ist das noch nicht so sicher, da sie oft wirklich noch nicht länger zuhören können).
    Den ultimativen Tipp hab ich auch nicht - ich fürchte, damit müssen wir ien Stück weit leben, dass die Kinder immer weniger gut zuhören können.

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Ich schließe mich an: ABBRECHEN UND ABWARTEN!


    Es kostet viel Eigendisziplin, aber ich bin bis jetzt damit am besten gefahren. Sobald es unrihig wurde, habe ich abgebrochen und habe so lange gewartet, bis alle ruhig waren.


    Ich habe dies parallel auch mit den Kindern besprochen: immer wenn ich warten muss, geht uns Zeit verloren. So konnte es auch mal sein, dass wir in die Pause reinarbeiten mussten... Blöd finde ich immer, wenn die Sportstunde daran glauben muss. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass das bei den Kindern meist hilft!


    Im Gegenzug habe ich an guten Tagen dann mittags gleich verstärkt: wir haben noch soooo viel Zeit übrig - lasst uns ein Spiel spielen.


    Mit der Zeit wurde es besser - manche haben es heute (2. Klasse) immer noch nicht kapiert. Die setze ich aber im Ernstfall mittlerweile auch mal raus.

  • Ja, das ist nicht so ganz einfach !
    Man muss sehr bewusst mit seiner Stimme und Körper jonglieren. Schauspielunterricht könnte da einem auf die Sprünge helfen. Unterricht muss man als dramaturgisch gestaltete Inszenierung begreifen.
    Ich habe einige Jahre dafür gebraucht, ständig vorm Spiegel geübt, Dramen rezitiert...Irgendwann hat es "Schnapp" gemacht und die Schüler hören mir seitdem gebannt zu.


    Heutzutage genieße ich selbst meine eigenen Vorträge in der Schulstube. Daher kann ich auch in schwierigen und mir unbekannten Klassen im Vertretungsunterricht spontan etwas aus dem Hut zaubern, ohne Arbeitsblätter und ohne Bücher. Selbst wenn ich inhaltlich nichts aussage, hören mir die Schüler konzentriert zu. Es hat was mit Imagination und Körperspannung zu tun. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • P.S. Habe die Anfrage eines Schulbuchverlages zur Mitarbeit letzte Woche abgelehnt. Meine Aufgabe: Ich sollte das Kapitel "Balladen" und hierin Goethes "Zauberlehrling" für einen Band aufbereiten, der sich an ein Inklusions-Klientel noch unterhalb der Förderschüler richtet. Habe abgelehnt. Das hat der Dichterfürst nicht verdient.

    Wenn deine Fächerkombination ENGLISCH und MATHEMATIK ist, wie kommt ein Schulbuchverlag darauf, dich für ein Kapitel zu BALLADEN anzusprechen??

  • [Troll-Ignorier-Modus-AN


    Jau, da gibt es kein Patentrezept.
    Es ist schon haarig, den Kindern eine Geschichte zu erzählen und zu erwarten, dass sie zuhören,
    wenn diese schon nicht mal in der Lage sind zu reagieren, wenn ich sie direkt mit Namen anspreche
    (dauert bei 3-4 meiner Kinder schon mal länger...).
    Bei manchen Kindern reicht es, mit seiner Stimme zu jonglieren (wurde ich, glaube ich, noch nicht erwähnt...
    gelegentlich auch, wenn ich meine Erzähltechnik wechsle und die Kinder irgendwie einbeziehe ...


    bei den oben erwähnten Kandidaten ist aber auch da Hopfen und Malz verloren.


    Troll-Ignorier-Modus-AUS]

  • Diese Praxis ist an Hauptschulen absolut üblich und eigentlich bekannt. Generell wird am Anfang des Schuljahres mit dem sog. "Wunschzettel" ermittelt, was wer unterrichten mag. Da kann es sein, dass kein Bedarf an der eigentlichen Fakultas besteht und man am Ende alles unterrichtet, ggf. auch Fächer, die man mehr schlecht als recht beherrscht. Also, zwischen Angebot und Nachfrage besteht ein gigantischer Unterschied und das Angebot, wenigstens auf dem Wege der redaktionellen Mitarbeit im Fach zu bleiben, war in diesem Fall kaum akzeptabel.



    Schließlich zum bemerkenswerten Verlauf der Diskussion: Mit Druck (mehr HA) oder dem Entzug von Vergünstigungen lässt sich bei uns kein Blumentopf gewinnen. Aber vielleicht steht ja unsere Schulform auch daher nicht zu Unrecht vor dem Aus.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten.


    Ein paar von Euch haben meine Anfrage falsch interpretiert.
    Es geht nicht um Unruhe während des Lesens oder Erklärens. Meine Kiddies sind (mittlerweile) schön leise. - Weil ich genau die benannten "Tricks" schon seit dem Ref. befolge.


    Trotzdem ist es so, dass sie inhaltlich nicht zuhören.
    Beispiel: ich erkläre die Hausaufgabe und sie wird von den Kiddies ins HA_Heft notiert. Frage ich anschließend nach (auch schon im Rollenspiel ausprobiert), was die Kinder aufhaben können es mir evtl. 6 von 21 Kindern beantworten. - Nicht gerade eine tolles Ausbeute.


    Nunja, ich habe mir nun erstmal eine pädagogische Option überlegt und einen kleinen Zuhörerpass gebastelt. Kinder, die die Fragen beantworten können, können so Sticker sammeln und drüfen, wenn der Pass voll ist, mal in unsere Schatzkiste greifen :)

  • Kennst du die kleinen Lesespiele aus dem Zaubereinmaleins? Die gibts auch mit je nur 2 Wörtern. Da müssen die Kinder dann reagieren, wenn sie das obere Wort auf der Karte hören.


    Ansonsten finde ich es doof, die Kinder für etwas selbstverständliches zu Belohnen (zuhören).

  • Kennst du die kleinen Lesespiele aus dem Zaubereinmaleins? Die gibts auch mit je nur 2 Wörtern. Da müssen die Kinder dann reagieren, wenn sie das obere Wort auf der Karte hören.


    Ansonsten finde ich es doof, die Kinder für etwas selbstverständliches zu Belohnen (zuhören).


    Danke für den Tipp mit den Lesepielen, werd ich mir mal ansehen!


    Ich finde es sinnvoller eine Motivation zu erzeugen, als ewig mit Bestrafung zu reagieren.

  • Naja, gibt ja noch was zwischen belohnen und bestrafen. ;)


    Immer wieder üben - mündliche Arbeitsaufträge geben, auch mal als Spiel.
    Wie willst du bei Belohnungen arbeiten? Erklären kann es immer nur ein Kind - was ist mit denen, die auch zugehört haben aber es dir ja nicht sagen konnten? >Finde ich schwierig..

  • Hallo,


    ich finde das total normal in einer ersten Klasse. Sie sind doch beim abschreiben total auf das Schreiben konzentriert, da ist es sehr schwer anschließend die HA mdl. wiederzugeben. Stelle doch mal zuerst die Hausaufgabe und lasse sie gleich im Anschluss von den SUS nochmal erklären. Danach erst ins HA-Heft eintragen. Die Kinder müssen das aktive zuhören und das Wiedergeben echt oft üben.


    Tröste dich, es wird besser ;)


    LG
    MamaMuh

    Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!

  • Das habe ich gemeint.
    Evtl. war es falsch ausgedrückt.


    Zuerst wird die HA erklärt. Dann sollen die SuS es wiedergeben und zum Schluss abschreiben.


    ODER


    als Beispiel: Die HA wird in der 2. Std. erklärt und aufgeschrieben.
    Am Ende der 4. frage ich dannn nochmal, was heute HA ist. - Keiner erinenrt sich (obwohl es noch an der Tafel steht.)


    Naja ich werde mich weiter in Geduld üben ;)

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