@"Korrekturfach-Eltern" am Gymnasium

  • Hallo zusammen,


    folgendes: habe vor 2 Tagen einen Anruf von einem Direktor eines Gymnasiums bekommen, der fragte, ob ich Interesse an einem Laufbahnwechsel (bin momentan an einer RS in NRW mit Fächern E u.D, aber habe auch Sek.II-Quali) zum Sommer hätte. Hatte mich mal dort beworben, deshalb hatte er wohl noch meine Kontaktdaten.


    Tja, jetzt stehe ich da und weiß nicht, was ich tun soll. Habe mich gerade nach meiner Elternzeit wieder mit 16 Stunden an meiner Realschule eingelebt und kriege meine 3 Korrekturen, die U-Vorbereitungen und Zeit für meinen 1 1/2-jährigen Sohn recht gut unter einen Hut. Würde ich jetzt zum Gym. gehen, was mich schon reizen würde, habe ich die Befürchtung, dass der gesteigerte Arbeits-/Korrekturaufwand mir über den Kopf wächst und mein Kind zu kurz kommt. Mein Mann ist im Einzelhandel und hat recht bescheidene Arbeitszeiten, so dass er mir in Sachen Kinderbetreuung nicht viel abnehmen kann. Zum Glück springen da meine Eltern ein.


    Ich würde mich sehr über Erfahrungen insbesondere von Müttern/Vätern freuen, die auch 2 Korrekturfächer haben und erzählen, wie es ihnen mit Familie+Job so ergeht.


    Viele Grüße,
    Anne

  • Hast du dann mehr Stunden, oder wieso mehr Aufwand? Am Gym schreibt man doch nicht mehr Arbeiten, oder?

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Ader der Korrekturaufwand in der Oberstufe ist schon viel höher als in der Sek.I. Und ich halte auch gerade die U-Vorbereitung für die Oberstufe für zeitintensiver.

  • 16 Stunden bedeuten ca. 4-5 Korrekturen; wenn du Oberstufenkurse (gleichgültig, ob En oder De) hast, dann musst du mit 30- 40 Minuten pro Heft (in Jgst. 10 und 11) rechnen, im Abiturjahrgang dann 60-90 Min. pro Klausur,manchmal auch mehr. Dazu kommt das Erstellen von Klausuren, Bewertungsblättern, die nun vorgeschrieben sind, und Nachschreibklausuren. Das sind so meine gegenwärtigen Erfahrungswerte als routinierte Korrektorin. Kursstärke bei mir im Schnitt 23 SuSen.


    Unterrichtsvorbereitung ist meist zeitintensiv, weil ständig neue Werke für das Abitur vorgeschrieben werden, in die du dich einarbeiten musst, und im Englischunterricht häufig aktuelle Texte Pflicht sind. Aber auch wenn das nicht der Fall ist - in der 10 z.B. - dann musst du dich bei der Romanauswahl auf Vorschläge der SuSen einlassen, die oft nicht dem entsprechen, was du dir überlegt hast, d.h. ebenfalls: lesen, lesen, lesen...

  • Hallo,


    ist der Laufbahnwechsel für dich auch mit einem Wechsel der Besoldungsgruppe von A12 nach A13 verbunden? Eventuell könntest du ja dann noch deine Stundenzahl um 1 oder 2 Stunden herunterschrauben und hättest trotzdem das gleiche Geld. Die Zeit, die du dann mit Präsenz in der Schule und an Unterrichtsvorbereitung sparst, könntest du ja dann in Korrekturen stecken.


    LG

  • Zitat

    Eventuell könntest du ja dann noch deine Stundenzahl um 1 oder 2 Stunden
    herunterschrauben und hättest trotzdem das gleiche Geld. Die Zeit, die
    du dann mit Präsenz in der Schule und an Unterrichtsvorbereitung sparst,
    könntest du ja dann in Korrekturen stecken.

    Da wäre ich vorsichtig. Geringfügig reduzierte Stundenzahl bedeutet nicht unbedingt auch geringere Präsenzzeit in der Schule. Oft entstehen dabei an größeren Gymnasien Springstunden, in denen man dann für Vertretung eingesetzt wird oder in der Schule bleiben muss, weil sich nach Hause Fahren zeitlich nicht lohnt. Und ob man dann wirklich einen ruhigen Ort und die entsprechenden Materialien verfügbar hat, um in der Schule Vorbereitungen und Korrekturen zu erledigen, ist nicht gesichert.

  • Vielleicht ist das jetzt zu naiv, aber, wenn das Gymnasium dich will und du aber Angst hast, zu viel korrigeren zu müssen, kannst du das dem Schulleiter nicht sagen und fragen, ob er eine Lösung (vllt. nur Einsatz in der Sek. I) anzubieten hat? Oder gibt es noch andere Bewerber und er hat dich nur aus Nettigkeit zu erst gefragt? Dann kannst du nur fragen, wenn du die Stelle unter anderen Bedingungen nicht willst.

  • Vielleicht ist das jetzt zu naiv, aber, wenn das Gymnasium dich will und du aber Angst hast, zu viel korrigeren zu müssen, kannst du das dem Schulleiter nicht sagen und fragen, ob er eine Lösung (vllt. nur Einsatz in der Sek. I) anzubieten hat? Oder gibt es noch andere Bewerber und er hat dich nur aus Nettigkeit zu erst gefragt? Dann kannst du nur fragen, wenn du die Stelle unter anderen Bedingungen nicht willst.

    Weniger Korrekturen hätte alle gerne :) , da könnten sich schnell auch Kollegen melden ;) Das lässt sich glaube ich in der Realität nicht so umsetzen.

  • Ich stimme Aktenklammer da zu. Ein neuer Kollege / eine neue Kollegin, die gleich mit dem Anliegen "bitte nur Sek. I - sonst ist mir das zu viel Korrekturaufwand" startet, macht sich spontan bei Schulleitung und Kollegium extrem "beliebt" :D . Viele andere Lehrerinnen und Lehrer an dieser Schule werden genau wie du "rotieren", weil sie familiäre und berufliche Belastung unter einen Hut bringen müssen.

  • Weniger Korrekturen hätte alle gerne :) , da könnten sich schnell auch Kollegen melden ;) Das lässt sich glaube ich in der Realität nicht so umsetzen.

    Natürlich, aber gibt es nicht auch viele Kolegen, die gerne in der Oberstufe unterrichten, weil sie lieber ältere SuS haben oder weil der Stoff anspruchsvoller ist und dafür dann auch die Mehrarbeit bei den Korrekturen hinnehmen? Sonst würde doch kein Lehrer freiwilig einen LK übernehmen.

  • - am Gymnasium hast du idr sehr ehrgeizige Eltern, die dir in alles reinreden und Druck machen, weil ja jeder will, dass das kind ein 1er abi hinlegt_> das kann sehr unangenehm werden
    - du kannst nicht in der oberstufe eingesetzt werden, von daher bist du "lehrer 2. Klasse"
    - der Unterricht ist anspruchsvoller und erfordert mehr planung
    - bekommst du dafür mehr geld? dann würde ich es machen, sonst lass es

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Sonst würde doch kein Lehrer freiwilig einen LK übernehmen.


    Wieso denn das nicht? Leistungskurse sind sehr angenehm zu unterrichten, allein schon deshalb, weil man seine Schüler fünf Stunde in der Woche sieht. Der Schwierigkeitsgrad ist nun wirklich nicht allzu hoch gegenüber einem Grundkurs - es gibt halt mehr zu korrigieren als in einem Grundkurs mit vielen Schülern, die das Fach nicht schriftlich genommen haben, und man hat die Abiturprüfungen, aber gegen einen LK spricht meiner Meinung nach wenig.


    Nele

  • hab ich auch - und bin alleinerziehend - ich kann dir nur sagen, dass es in zeiten wie jetzt vor den zeugniskonf. eigentlich nicht zu schaffen ist, zumal ich auch noch ständig UBs vorbereiten musste und mit meiner tochter für ka üben. da dein sohn aber noch klein ist, dürfte das besser gehen und du musst auch keine ubs vorbereiten.
    andererseits wäre es natürlich karrieretechnisch am gymi besser und wer weiß, ob die chance noch mal kommt, weil sek ii bald nicht mehr nachgefragt sein wird.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • - du kannst nicht in der oberstufe eingesetzt werden, von daher bist du "lehrer 2. Klasse"

    Damit wäre das Problem, dass du Kolegen eine Sek.I-Klasse wegnimmst (weniger Korrekturen) ja aus der Welt.


    @neleabeles: So meinte ich das auch. Viele übernehmen den LK wegen der 5 Std. oder dem besseren Bezug zu den SuS, die vllt. auch mehr interesse an dem Fach zeigen als im GK, trotz des hohen Korrekturaufwandes. Daher ist es doch nciht so, dass alle LuL nur Sek. I unterrichten müssen, weshalb der TE Bedenken haben müsste, Kolegen damit auf die Füße zu treten, wenn er nur Sek I unterrichten will (solange er das nicht sowieso muss; siehe oben).

  • sommer doch in der Sek II eingesetzt werden - ist natürlich auch für den SL besser, weil er dich dann flexibler einsetzen kann - und du musst ja auch nicht sofort in die oberstufe, sondern kannst dir erst mal "karenzzeit" erbitten. Andererseits gibt es an meiner Schule auch eine Sek i-Lehrerin und ihr stand ist - glaub ich -ganz gut.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Natürlich, aber gibt es nicht auch viele Kollegen, die gerne in der Oberstufe unterrichten, weil sie lieber ältere SuS haben oder weil der Stoff anspruchsvoller ist und dafür dann auch die Mehrarbeit bei den Korrekturen hinnehmen? Sonst würde doch kein Lehrer freiwilig einen LK übernehmen.


    Ich ziehe die SEKII, und hier die Leistungskurse, deutlich der Arbeit in der SEK I vor. Keine Schüler, die vom Stuhl fallen, kein "er hat mir den Stift weggenommen", keine Eltern, die sich beschweren weil Kevin ihrem Claudio an der Bushaltestelle dauernd in den Rucksack piekst etc. Stattdessen junge Erwachsene, anspruchsvolle Themen und im Leistungskurs kann man zudem immer damit argumentieren, dass es eben ein Leistungskurs ist und ich daher entsprechendes Verhalten, Können und Motivation verlange. Sehr angenehm. Noch angenehmer: 2 Leistungskurse in 2 aufeinander folgenden Jahrgangstufen parallel. Jap! Im 1. Semester der neuen SEK-Schüler ist das Thema identisch mit dem der älteren Gruppe, also Vorbereitung schon mal ökonomisch. Danach hat die ältere Gruppe nur noch wenig Zeit bis zum Abi und das Thema kann frei formuliert werden, wobei ist dafür jeweils gutes Material habe und einen Teil der Zeit auch mit Wiederholungen verbringe. OK, nervig sind die Korrekturen, aber ehrlich gesagt lieber diesen zeitweiligen Stress als fast täglich pubertierende Kinder, die nerven. Grundkurse vermeide ich in Englisch, weil dort die Schüler sitzen, die gar nichts können. Diese Korrekturen sind so viel aufwendiger als im Leistungskurs.


    - du kannst nicht in der oberstufe eingesetzt werden, von daher bist du "lehrer 2. Klasse"


    On topic:
    Die Threadstarterin hat die Quali für SEK II.


    Unser Kollegium ist, wie soll ich sagen, sehr fruchtbar. Mindestens 2 Schwangerschaften im Jahr seit dem ich da bin (seit 2003). Die Kolleginnen wuppen das mit Kind und auch Doppelkorrekturfächern ganz gut. OK, eine volle Stelle machen sie nicht, aber der Alltag geht und ich habe nicht den Eindruck, dass sie gestresst sind.


    anneblu: Wie sieht es bei euch in NRW mit Nachmittagsunterricht aus bzw. an dem Gymnasium, welches sich für dich interessiert? Bei uns am Ort gibt es am GYM montags bis donnerstags Nachmittagsunterricht, die Realschule hat dagegen schon um 13Uhr Schluss. Ich merke, dass die Tage mit Nachmittagsunterricht für mich nicht sehr produktiv sind.


    Grüße sendet
    Raket-O-Katz

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