DIdakt. Methoden & Sozialformen in Deutsch

  • Hallo an alle,


    ich werde demnächst meine allererste (Vertretungs-)Stelle als Seiteneinsteiger an einem Gymnasium antreten. Dort obliegen mir zwei 8er-Klassen, eine 6er und ein Leistungskurs, alle im Fach Deutsch. Damit habe ich zwar keine fachlichen Probleme. Aber an Pädagogik habe ich nur ein Weiterbildungsstudium in Deutsch als Fremdsprache vorzuweisen. Dort wurde immer sehr auf Methodenvielfalt, Gruppenarbeit usw. geachtet. Meine Frage an die erfahrenen Deutschlehrer hier ist daher: wie sähe oder sieht bei euch die Unterrichtsgestaltung in dieser Stufen in etwa aus - besonders, was die Sozialformen angeht. Ich kann mir nämlich nicht gut vorstellen, wie man eine Lektüre in Partnerarbeit o. ä. optimal erschließt. Eigentlich, ich gesteh's, bin ich mehr der Typ für Frontalunterricht, aber ich möchte damit die SuS nicht vergraulen, da sie ja vielleicht Bessseres von ihrem vorigen Lehrer gewohnt sind.
    Danke vorab!

  • Hallo,
    ich finde da kann man viel machen, zB kannst du doch eine Stelle in Stillarbeit lesen lassen, dann sollen sich die Schüler 5 Min. mit dem Partner über eine Fragestellung unterhalten und dazu Notizen machen, danach Auswertung im Plenum. Des Weiteren kann man ja auch in Partnerarbeit ein Diktat diktieren lassen oder korrigieren oder einen Aufsatz können 3er Gruppen lesen und besprechen. Gruppenarbeit: zB arbeitsteilig, dh Gruppe 1 bekommt S. 1 - S.2 und bearbeitet dazu Fragestellung 1, Gruppe 2 S. 1-2 und Frage 2 oder natürlich eine andere Seite und / oder Frage. Dazu bekommen die Gruppen eine Folie, nach X Min. Bearbeitungszeit präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse, du fasst dann anschließend alles nochmals zB in einem Tafelbild zusammen, schau mal hier http://www.fachdidaktik-eineck…teilige_gruppenarbeit.htm Dann könntest du ja auch gewisse Stellen einer Lektüre als Standbilder oder kurze Szenen nachspielen lassen, Vorbereitung in Gruppenarbeit, Präsentation vorm Plenum, Auswertungsgespräch im Plenum. Hoffe, das hilft dir ein bisschen?!
    LG

  • Danke saguaro,


    für mich als totalem Anfänger sind solche ganz konkreten Tipps immer Gold wert!
    Besser wäre natürlich die SE-Stelle, aber die lässt ja leider noch auf sich warten...


    Gruß Georgia

    • Offizieller Beitrag

    Frontalunterricht in einer 6 ist der Lernkiller. Im LK nur ein Langeweileerzeuger und Unterforderungsfaktor. (Wieso übernehmen eigentlich völlig unerfahrene Leute einen LK? )


    Gerade in einem LK gibt es viele Methoden in denen man besser als beim frontalen Frage-Antwort - PingPong (dessen zerstückelte Struktur (Antworthäppchen A, dann Antworthäppchen B, dann...) meist kein Gesamtbegreifen möglich macht) erstaunliche Ergebnisse aus den Schülern herauskitzeln kann, die dann auch begriffen sind und behalten werden.


    Ich zitiere mich selbst mal aus einem anderen thread: das hier sind die Methoden, mit denen ich u.a. arbeite:


    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Wieso übernehmen eigentlich völlig unerfahrene Leute einen LK?


    Das müsstest du doch wissen: schließlich bist du doch die erfahrene Lehrkraft, nicht ich. Laut Schulleiter - klingt logisch - weil andere Leute eben nicht da sind...


    Danke für die Hinweise.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Bateaulvre,


    die anderen haben ja schon was geschrieben, auf der Suche nach Ideen kannst du dich ja nochmal hier durchwühlen: http://methodenkoffer.de/
    (Wobei ich jetzt nicht überprüft habe, ob das nicht schon bei Alias Link mit dabei ist.)

  • @ Meike: Das ist ja eine schöne kompakte Zusammenstellung. Die meisten Sachen kannte ich (wenn ich die auch noch nicht alle ausprobiert habe), aber das mal in so einer übersichtlichen Liste zu haben ist echt viel wert. Dankeschön!

  • Diese Links sind ja der Hammer! Vielen Dank, eure Seite hier ist mehr als Gold wert!


    Gibt es denn auch unter den vielen Methodenbüchern, die auch hier im Forum stehen, eines, das besonders für den Deutschunterricht in Sek I oder II geeignet ist? Am besten ein Buch, das auch für Referendare verwendet wird, also grundlegend, anfängerfreundlich und up to date ist?

  • Zitat Meike :

    Zitat

    Frontalunterricht in einer 6 ist der Lernkiller.

    Das sehe ich völlig anders ! Frontalunterricht muss natürlich gekonnt sein. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde immer, man muss in erster Linie auf die Lerngruppe eingehen. Es gab mal eine elfte Klasse, die war geradezu dankbar für ein bisschen Frontalunterricht, weil sie vom vorhergehenden Lehrer mit Gruppenunterricht, Partnerarbeit und anderen offenen Methoden geradezu bombardiert wurden (und der hat die Methodik wohl nicht besonders gut in der Klasse vorbereitet), andere Klassen können selbstständig arbeiten und sind begeistert von einer gewissen Methodenvielfalt.
    Aber es ist schon sehr nützlich, ein gewisses Repertoire an verschiedenen Methoden zu haben.

  • Nach meinen ersten anderthalb Wochen habe ich immerhin schon erfahren, dass meine 6er ganz dankbar sind und mit Feuereifer eigenständig arbeiten, während die 8er in Gruppenarbeit unerträglich laut werden; denen traue ich bisher nur Einzelarbeit und Frontalunterricht zu - und Lösen einer Aufgabenstellung an der Tafel, da können sie sich wenigstens ein bißchen bewegen...

  • Ist doch in Ordnung, wenn es mit Frontalunterricht klappt, zumal es dir ja zu liegen scheint. Es ist im Übrigen nachweislich auch die Methode mit den größten Lernerfolgen, auch wenn das in Deutschland bei den ideologisch verblendeten Fachseminarleitern und Didaktikprofessoren leider nicht ankommt (bzw. noch nicht angekommen ist).

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Es ist im Übrigen nachweislich auch die Methode mit den größten Lernerfolgen

    Und das ist wo genau noch mal wissenschaftlich nachgewiesen worden?

  • Und das ist wo genau noch mal wissenschaftlich nachgewiesen worden?


    Wenn man PISA als Nachweis akzeptiert, dann da. Die Sieger Shanghai, Korea und Finnland haben nämlich vor allem eins gemeinsam: sturen Frontalunterricht. Und nicht mal fragend-entwickelnd, sondern einfach nur Lehrervortrag. Aber das kehrt man ja gerne unter den Tisch, wenn man Finnland als Vorbild hinstellt....

    • Offizieller Beitrag

    Vor allem wirkt in diesen Ländern mitnichten der Frontalunterricht, sondern der ungeheure Druck, der auf die Kinder ausgeübt wird, inklusive körperlicher Züchtigung und unmenschlichem Drill http://www.spiegel.de/schulspi…and/0,1518,733533,00.htmlhttp://www.spiegel.de/wissensc…sch/0,1518,672679,00.html .
    In China u.a. fordern die großen Firmen übrigens mittlerweile anderen, deutlich weniger einengenden Unterricht, weil sie junge, kreative Mitarbeiter brauchen, die selber denken können.
    Außerdem gibt es da keine staatliche Altervorsorge, so dass die kinder die Eltern absichern müssen, was den Druck nochmal massiv erhöht. Die Sebstmordrate unter den japanischen Schülern kennt man ja und inzwischen auch dieses Vermeidungsphänomen https://de.wikipedia.org/wiki/Hikikomori .
    Wenn man das als nachahmenswert erachtet... :S

  • Der Frontalunterricht ist nun mal die effektivste Unterrichtsmethode ! Und sie ist lehrerzentriert, was wirklich für sie spricht. Freilich bedarf sie begeisternd wirkende Schulmeister aus echtem Schrot und Korn, die hervorragend mit der Sprache jonglieren können und fachlich Anspruchsvolles mitzuteilen haben.


    Alles andere ist papierzentriert und kein Unterricht von Mensch zu Mensch mehr. Nur Steigbügelhalter einer herannahenden Papierdiktatur diskreditieren den Frontalunterricht.


    Der Psychiater Dr. Winterhoff sieht die (ineffektiven) modernen Unterrichtsmethoden sowieso sehr skeptisch, weil gerade die heutigen Schüler mehr denn je die Nähe und Führung des Lehrers bedürfen.8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Naja... ich weiß durchaus einen guten Lehrervortrag zu schätzen und empfinde auch den Frontalunterricht als eine unverzichtbare Unterrichtssequenz. Für reines Fachwissen, das abgefragt wird, ist das super. Die Schüler lernen dabei tatsächlich mehr.
    Aber der Frontalunterricht vermittelt nunmal keine Kompetenzen wie Kritikfähigkeit, Selbstständigkeit, Teamfähigkeit etc. Von daher ist es müßig immer nur zu fragen, was besser ist.
    Beides ist notwendig!

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