Gerechtfertigte Verzweiflung

  • Hallöchen,


    ich hab nun schon lange genug in Bayern studiert, bin 26 und stehe kurz vor dem 1. Staatsexamen.
    Da ich mich beim ersten Anlauf verzettelt und 'dummerweise' bestanden hatte, darf ich eines meiner beiden Fächer (Kombination: Englisch, Französisch, Philosophie auf Gymnasial-Lehramt) nicht mehr zur Notenverbesserung wiederholen.
    Aufgrund dessen wird mein Schnitt wohl bei 3,0 oder 3,1 liegen, was für mich einer Katastrophe gleichkommt. Denn bei meiner Studienwahl handelt es sich nicht einmal annähernd um Mangelfächer.
    Eine Planstelle hier in Bayern hatte ich mir längst abgeschminkt.
    Nun stellt sich eher folgende Frage: Soll ich überhaupt noch ins Referendariat gehen oder mich sofort auf einen Posten in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder NRW bewerben (bzw. stimmen die Pressemitteilungen bzgl. des Lehrermangels in diesen Fächern überhaupt)?
    Hat irgendjemand hier Ahnung, ob ein Referendariat in Bayern einem für eine anschließende Arbeitssuche von Vorteil ist?
    Unmittelbar nach der Mitteilung, dass eines meiner Hauptfächer notenmäßig völlig im Eimer ist, hab ich mich sogar mit ausgesprochen dunklen Gedanken getragen. Ich hoffe, eure Auskünfte können mir über diese Abgründe hinweghelfen. Im Augenblick glaub ich nämlich, keinerlei Perspektiven mehr zu haben ...

  • Je größer du deinen potenziellen Arbeitsmarkt wählst, desto größer sind natürlich deine Chancen auf eine Anstellung.


    Und nein, regelmäßig vorkommenden bayerischen Überzeugungen zum Trotz ist ein bayerisches Referendariat nicht mehr Wert auf dem Arbeitsmarkt. :)


    Nele

  • Danke für die flotte Antwort! Ich wollte bzgl. der 'Qualität' eines bayerischen Abschlusses keinesfalls überheblich klingen, es war und ist eher realitätsfernes Wunschdenken.


    Örtlich gebunden bin ich auf keinen Fall. Ich würde sofort im hohen Norden oder im Elsass anheuern, wenn sich da eine Möglichkeit ergäbe. Aber ergibt sie sich auch in nächster Zeit?


    Edit: Wenn ich noch was anschließen dürfte: Wie und wo bewirbt man sich denn am besten nach dem Ref, wenn's eben nicht im 'eigenen' Bundesland sein soll bzw. wird in eine (möglicherweise landesweite?) Liste aufgenommen? Weiß das jemand?

  • Hallöchen,


    ich hab nun schon lange genug in Bayern studiert, bin 26 und stehe kurz vor dem 1. Staatsexamen.
    Da ich mich beim ersten Anlauf verzettelt und 'dummerweise' bestanden hatte, darf ich eines meiner beiden Fächer (Kombination: Englisch, Französisch, Philosophie auf Gymnasial-Lehramt) nicht mehr zur Notenverbesserung wiederholen.


    Das verstehe ich nicht - in der LPO steht doch ganz klar, dass man zur Notenverbesserung NUR DIE KOMPLETTE FÄCHERKOMBI wiederholen darf (LPO 2002 §13).


    Aufgrund dessen wird mein Schnitt wohl bei 3,0 oder 3,1 liegen, was für mich einer Katastrophe gleichkommt. Denn bei meiner Studienwahl handelt es sich nicht einmal annähernd um Mangelfächer.
    Eine Planstelle hier in Bayern hatte ich mir längst abgeschminkt.


    Sowohl Englisch als auch Französisch sind zumindest momentan in Hessen Mangelfächer. Kann ja aber in zwei Jahren wieder ganz anders sein...

  • Ich bedanke mich soweit mal für alle Antworten und die entsprechenden Links.


    IxcaCienfuegos
    Es war folgendermaßen: Ich habe an den drei schriftlichen Prüfungen im Fach Französisch teilgenommen. Sprachwissenschaft, was siebenfach zählt, habe ich versiebt, weshalb ich die mündlichen Prüfungen und in Englisch gar keine mehr besucht habe. Dummerweise habe ich Französisch wider Erwarten doch - aber mit denkbar schlechtem Schnitt - bestanden, darf es deshalb nicht wiederholen. Die Pflichtwiederholung in Englisch ist mir gestattet. Zu BEIDEM dürfte ich erneut antreten, wenn ich BEIDES bestanden hätte und nur noch den Schnitt verbessern wollte.


    Ich sehe deshalb einfach schwarz weil ich nicht glaube, dass mit die Lehrproben soviel leichter fallen werden (--> leichte Untertreibung, denn mir graut davor). Leider kann ich keine Gründe mehr geltend machen, mit denen ich mich über die LPO I hinwegsetzen könnte.

  • Aber Literaturwissenschaft zählt doch fünffach, damit hättest dus doch dann fast wieder rausgerissen??? Jeder glaubt doch nach den Schriftlichen, alles versiebt zu haben, deswegen gibt man doch nicht den Versuch komplett auf! Naja, ist jetzt ja eh schon um die Ecke... Wie hast du denn die anderen Prüfungsteile bestanden (also EWS, Zula)? Und was für eine Durchschnittsnote könntest du denn in Englisch maximal schaffen?

    • Offizieller Beitrag

    Du könntest dich allerdings mit Referendariat (bayrisch oder auch von woanders ;) ) in Hessen auch in anderen Schulformen bewerben. Die Entwicklung, dass die Schulen für Erwachsene an die beruflichen Schulen angegliedert werden sollen, eröffnet ja z.B. Möglichkeiten, weil wir beruflichen Schulen einen großen Mangel an allgemeinbildenden Lehrern haben (deswegen unterricht ich als Handelslehrer jetzt z.B. Bio und Chemie).

  • IxcaCienfuegos:
    EWS: 2,57
    Zula (nach anfänglicher Beurteilung, dass das Thema und die Struktur einer Doktorarbeit würdig seien): 3
    Für Englisch rechne ich mir irgendwas von 2,0 - 2,2 aus. Dadurch ergäbe sich auch der voraussichtliche Schnitt von 3,0 - 3,1.


    Trantor:
    Hieße das unterm Strich also Erwachsenenbildung aus möglicher Ausweg? Und: Muss ich gewisse bürokratische Hürden nehmen, um dich in anderen Schulformen zu bewerben oder läuft das doch vergleichsweise übersichtlich? Außerdem: Setzen berufliche Schulen pädagogisch noch etwas Bestimmtes voraus?

    • Offizieller Beitrag

    Die Schulen für Erwachsene sind nicht unbedingt das, was man sich sonst unter Erwachsenenbildung vorstellt. Es geht um die Abendrealschule, das Abendgymnasium und das Hessenkolleg (da macht man auch das Abitur, habe ich nie ganz begriffen ehrlich gesagt). Die Abendhauptschule ist mittlerweile mangels Nachfrage quasi tot. In Hessen gibt es nun die politische Entwicklung, diese als eigenständige Schulen abzuschaffen und an berufliche Schulen anzugliedern. Es geht also nicht um irgendwelche Kurse oder so.
    Die Bewerbung ist relativ einfach, an den beruflichen Schulen läuft alles über schulscharfe Ausschreibungen. Du müsstest dann am besten eine Schule finden, die dich will und dann die Stelle entsprechend ausschreibt. Am besten, Du rufst oder schreibst dann einfach mehrere Schulen an, in zwei Jahren sollten da auch mehr berufliche Schulen in dem Bereich tätig sein. Besoldungstechnisch ist das kein Problem, da wir ja genauso wie die Gymnasiallehrer mit A13 anfangen.

  • Mhm, klingt vielversprechend.
    Und die Tatsache, dass ich einen völlige anderen pägagogischen Hintergrund habe als der für berufliche Schulen übliche, stellt auch kein Problem dar?
    Man kann sich also mehr oder weniger als Quereinsteiger bewerben?

    • Offizieller Beitrag

    Na ja, Quereinstieg ist was anderes, und das wollen wir auch eher nicht. Aber wenn Du ein Sek-II-Lehramt hast, ist das kein Problem. Es geht ja darum, dass auf die beruflichen Schulen Fäche zukommen, die es kaum in Kombination mit unseren typischen Lehrämtern gibt oder so gar nicht studieren kann (z.B. gibt es nirgendwo eine Uni, an der man WiPäd und Biologie studieren könnte). Wir können nur eben (noch) keine Gymnasial-Referendare ausbilden. Wir haben auch eine Realschul-Lehrerin bei uns, aber da fände ich etwas unbefriedigend, mit A11 (???) unter allen A13ern die gleiche Arbeit für viel weniger Geld zu machen.

  • Meine Tante hatte ihre erste Stelle zur Hälfte an einem "normalen" Gymnasium und zur Hälfte am Abendgymnasium. Sie meinte, der einzige Unterschied sei eigentlich ein angenehmer: die Schüler sind nicht mehr pubertär, freiwillig da und geben sich dementsprechend Mühe ;-). Nur die Arbeitszeiten sind halt nicht so toll.


    Ist bei dir in Englisch irgendwas Richtung 1,xx-Schnitt drin, wenn du jetzt saumäßig Gas gibst (ne richtig gute Note in SpraWi wäre natürlich hilfreich...)? Damit könntest du das Ganze noch etwas hochziehen....

  • Hieß es nicht hier im Forum irgendwo, dass man neuerdings an Förderschulen in NRW mangels ausgebildeten Sonderpädagogen mit jedem Lehramt arbeiten könne? Da könnte Englisch sogar ein "Mangelfach" sein, obwohl man sich natürlich darauf einstellen muss, alles zu unterrichten ...

  • IxcaCienfuegos:
    Hieße das unterm Strich also Erwachsenenbildung aus möglicher Ausweg? Und: Muss ich gewisse bürokratische Hürden nehmen, um dich in anderen Schulformen zu bewerben oder läuft das doch vergleichsweise übersichtlich?


    In NRW kann man sich auf die staatlichen Schulen des zweiten Bildungsweges (Abendrealschulen, Abendgymnasien, Weiterbildungskollegs) ganz normal mit einem zweiten Sek I/II-Staatsexamen bewerben, da gibt es keine Unterschiede zu den Regelschulen. Der Arbeitsmarkt ist etwas besser als bei den Regelschulen, da viele Referendare die Erwachsenenbildung meiden.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    @ Trantor:
    in mainz kann man ( konnte man?) meines wissens wipäd mit allem kombinieren. vom zeitaufwand machen natürlich einige kombis kaum sinn, aber es sollte gehen.



    Edit: korrigiert, man kann in Mainz "nur" 13 Fächer mit WiPäd kombinieren. Ich hätte um die 8-10 aufzählen können und dachte nicht, dass ausgerechnet die Naturwissenschaften ausgeschlossen waren.

  • IxcaCienfuegos:
    Wie hat man sich denn die Arbeitszeiten an einem Abendgymnasium vorzustellen - von 18-22 Uhr?
    Wg. des Examens: Wenn sie mir in Textproduction ein wirtschaftlich angehauchtes Thema stellen, weiß ich nicht so recht ... und SpraWi ist aufgrund der Syntax-Analyse und der Transkription sowieso nicht ohne.


    Plattenspieler:
    Alles unterrichten - in welchem Umfang bzw. bis zu welchem Klassenniveau?


    @neleabels:
    Wird dieser Trend noch ein paar Jahre anhalten?

  • @neleabels:
    Wird dieser Trend noch ein paar Jahre anhalten?


    Ja, das wird unbegrenzt weiter so sein, denn das hat nichts mit Seiteneinsteigerpraxis oder Einstellungstrends zu tun. WBKs, Abendgymnasien und Abendrealschulen sind in NRW ganz normale staatliche Schulen, auf denen man ganz normal ein allgemeingültiges Sek I/II-Referendariat machen, bzw. mit der ganz normalen staatlichen Qualifikation eingestellt werden kann. Latein und Englisch sind normale Schulfächer auf AGs und WBKs.


    Arbeitszeiten: im Abendbereich ungefähr zwischen 17.45 und 21.45. Weiterbildungskollegs haben morgens und nachmittags Unterricht. Im Abitur-Online-Betrieb kann es auch zu Samstagsarbeit kommen.


    Nele

  • Ich hoffe mal, das trifft in ähnlicher Weise auf Französisch und Philosophie zu (?) ...

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