Welche Richtlinien gibt es für die Notenvergabe hinsichtlich des zu verwendenden Punkteschemas?

  • Liebe KollegInnen,


    bitte entschuldigt die komplizierte Fragestellung, aber ich weiß nicht, wie man es einfacher in einem Satz zusammenfassen kann. Von Schule zu Schule - ggf. auch fächer- oder Lehrerspezifisch an derselben Schule - finden unterschiedliche Noten-Punkte-Tabellen Verwendung. Damit meine ich die Tabellen, auf der man als Lehrer die 'passende' Note für eine erreichte Punktzahl in einer Arbeit oder einem Test abliest. Bei wie viel Prozent man z.B. eine Vier oder Fünf vergibt, ist also nicht überall gleich. Meine Frage an euch: Gibt es rechtliche Vorgaben für solche Tabellen, wenn ja, wo finde ich sie? Wie viel Freiheit liegt hier beim individuellen Lehrer oder seiner FaKo, darüber zu bestimmen? Für mich im Speziellen geht es um die Sek I an Gesamtschulen in NRW.


    Vielen Dank!


    Sebastian

    • Offizieller Beitrag

    Erste Anhaltspunkte dafür findest Du in den Kernlehrplänen für Deine Fächer.


    Ansonsten gibt es für gewöhnlich entsprechende Absprachen in den Fachschaften bzw. eine "inoffizielle Vorgehensweise". Ein allgemeines, rechtlich verbindliches Schema dazu gibt es in der Form außer bei den zentralen Prüfungen nicht.


    Gruß
    Bolzbold

  • Danke, Bolzbold!
    Da ich noch nicht so lange im Geschäft bin, weiß ich noch nicht so recht, wo man verschiedene Informationen nachschlagen kann. Aber meinen Lehrplan hatte ich schon konsultiert! Da steht überhaupt gar nichts von Skalen, Punkten oder Tabellen. Ist es wirklich so, dass unsere Kultur der Punktetabellen zwar üblich ist, aber keinerlei rechtlichem Zwang unterliegt? Ich frage deshalb so bohrend, weil ich an alternativen - kompetenzorientierten - Bewertungsmethoden interessiert bin...

    • Offizieller Beitrag

    Danke, Bolzbold!
    Da ich noch nicht so lange im Geschäft bin, weiß ich noch nicht so recht, wo man verschiedene Informationen nachschlagen kann. Aber meinen Lehrplan hatte ich schon konsultiert! Da steht überhaupt gar nichts von Skalen, Punkten oder Tabellen. Ist es wirklich so, dass unsere Kultur der Punktetabellen zwar üblich ist, aber keinerlei rechtlichem Zwang unterliegt? Ich frage deshalb so bohrend, weil ich an alternativen - kompetenzorientierten - Bewertungsmethoden interessiert bin...


    Dann erkläre mir doch einmal, was bei kompetenzorientierten Bewertungsmethoden so grundlegend anders ist? Die Darstellung bzw. Ermittlung von Noten mittels eines Punkterasters ist letztlich nur eine Ausdrucksform. Natürlich kannst Du auch die einzelnen Kompetenzen auswerten und gewichten - jedoch dürftest Du dann schätzungsweise dreimal so lange an einer Korrektur im Vergleich zum Punktesystem sitzen.
    In Englisch ist das in der Oberstufe bei der Ermittlung der Sprachnote durchaus schon der Fall. Diese ganzheitliche Betrachtung, die hier verlangt wird, ist in der Realität bei 20 Einzelkriterien nur schwer zu realisieren - zumindest nicht in den knapp 30 Minuten, die das Ministerium für die Korrektur einer Oberstufenklausur ansetzt.


    Gruß
    Bolzbold

  • Zwei grundlegende Unterschiede - je nach Ansatz unterschiedlich groß - könnten Vereinfachung sein (Kompetenzformulierungen können von allen Kollegen verwendet werden), und die Loslösung von der Illusion, die erbrachte Leistung in einer Klassenarbeit in einer langen Punktetabelle anhand eines Wertes ablesen zu können. Aber um diese Diskussion geht es an dieser Stelle ja gar nicht. Ich bin aber sehr dankbar für eure Informationen!
    Sebastian

  • Das, was einer tabellarischen Berechnung von Leistungen in NRW noch am nähesten kommt, ist der Bewertungsschlüssel der Abiturhandreichungen. Den könntest du ohne weiteres umrechnen - für Bewertungen von normalen Klausuren, bzw. Tests ist der aber nicht "offiziell verbindlich" und für den letzteren Fall auch wenig sinnvoll.


    Nele

  • in welchen Klassen bzw. Stufen unterrichtest du denn? Bei dir steht Primarstufe und Sek I: wie kann das sein?
    Also, ich habe auch schon festgestellt, dass die einzelnen Lehrer da sehr unterschiedlich bewerten, was ich auch nicht ok finde - erst ein Schüler machte mich darauf aufmerksam, dass ich offensichtlich strenger sei als meine Vorgängerin, weil er bei der mit der gleichen Prozentzahl wie bei mir noch eine 3 bekommen habe (bei mir war's ne 4). Ich finde, da sollte es in der FK verbindl. Vorgaben geben, weil die Arbeiten doch zumindest in Englisch in Sek I alle gleich konzipiert sind. Es gibt bei uns Vorgaben ab der 8, davor ist man frei, da die SUS ja dann nocht nicht soviel Text schreiben müssen, sondern auch viel Reproduktion dabei ist, kann ich einen 7er unmöglich nach dem Maßstab für 8er bewerten. Je mehr Text die SUS eigenständig schreiben müssen, desto "milder" wird bewertet.
    In der Oberstufe gibt es auch verbindl. Vorgaben. Da bekommt man für Selbstverständlichkeiten noch Punkte (z. B. Absätze gemacht), so dass es schwer ist, auf eine 5 zu kommen - das schafft man wirklich nur, wenn man sprachl. unter aller Sau ist. Aber auch 1er hab ich selten in der Oberstufe - in Englisch sowieso nicht, weil das sprachl. NIveau einfach zu schlecht ist.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Danke, Sonnenkönigin! Ich habe GHR studiert mit Ref in der Grundschule - bin nun an einer Gesamtschule. Ich stimme dir voll und ganz zu und danke dir für die Einblicke in deine Erfahrungen.
    Sebastian

  • Bei uns gibt es keine verbindlichen Tabellen - zumidest kenne ich keine. In meinen Fächer (Deutsch, Religion, Mathe) hat jeder seine Punktetabelle, jeder bewertet unterschieldlich streng. Bei dem einen gibt es bei der halben Punktezahl eine 4, beim anderen eine 3,5. Der eine Leher bleibt starr bei seinem Punktesystem, der andere mauschelt bei einer schlecht ausgefallenen Arbeit, damit sich der Schnitt ungefäht bei 3 einpendelt.
    Erst als Lehrerin ist mir bewusst geworden, wie wenig Aussagekraft Noten haben. Es wäre längst an der Zeit angemessenere Formen der Notenfindung zu finden. Zumindest bei uns überwiegt immer noch die schriftliche Leistung und das, obwohl es doch inzwischen im Unterricht nicht mehr um schnöde Wissensvermittlung gehen sollte, sondern um Kompetenzerwerb?


    Grüße
    Luka

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

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