Religionsunterricht ist nicht Unterricht ÜBER eine Religion, sondern aus einer bestimmten Religion heraus. Das führt dann dazu, dass die Urteile - egal, ob es um das Thema Kirche, Ethik, Menschsein, Aufeinandertreffen von Religionen, Tierschutz, oder was weiß ich, dass diese Urteile irgendwie viel überlegter, tiefgehender, menschlicher und differenzierter sind. Weil man eben nicht schlauschwätzerisch sich ÜBER Christentum und Kirche stellt und sagt: Die sagen das, die sagen das, und ich sage das, sondern dass man das viel mehr nach einer theologischen Beschäftigung mit dem Thema eben umfassender durchdrungen hat.
Viel überlegter, tiefgehender, menschlicher und differenzierter sind als was, oder wessen Urteile, bitte? Ich reklamiere für meine Urteile schon auch ziemlich viel Menschlichkeit und Differenziertheit, Tiefe und Überlegung. Vielleicht missverstehe ich dich ja auch.
Nach einer theologischen Beschäftigung mit dem Thema - irgendeinem Thema, scheinst du zu sagen - hat man es umfassender durchdrungen als ohne? Wenn du das "oder was weiß ich" sehr eng fasst und auf innerkirchliche Themen beziehst, kann ich das noch akzeptieren. Ansonsten hat man bestenfalls die Perspektive der Kirche dazu erfahren. Das allein macht bei mir noch keinen Vorteil aus. (Es ist für mich eine merkwürdige Auffassung von Umfassung, wenn man nach einer katholischen Beschäftigung mit dem Thema Homosexualität das Thema dann tatsächlich umfassender sieht denn als Laie, der sich nicht viel dabei denkt.)