Gymnasium nur etwas für Sprachgenies?

  • Hallo ihr Lieben!


    Bei uns in Baden-Württemberg sind zwei Fremdsprache am Gymnasium Pflicht. (Wie es in REst-Deutschland geregelt ist, weiß ich nicht für alle Budesländern) Auch wenn man den WEg: REalschule+berufliches Gymnasium wählt, muss man in SekII eine zweite Fremdsprache wählen, wenn man die allgemeine Hochschulreife erlangen möchte, auch wenn man sein Abi auf dem technischen Gymnasium macht. G8 bringt es nun mit sich, dass nicht - wie bisher - die zweite Fremdsprache in der 7. Klasse, sondern bereits in der 6. Klasse eingeführt wird. Ich lerne nun mehr und mehr Eltern kennen, meist von Jungs, für die dieser Umstand das Ausschlusskriterium für das Gymnasium darstellt. Eigentlich ist das doch bei näherer Betrachtung ein Unding. Warum hängt der Übertritt auf das Gymnasium vor allem vom Sprachtalent ab? Sind denn Begabungen im naturwisschenschaftlich/ mathematischen Bereich weniger wert? Ich denke auch, dass es keine Seltenheit ist, dass gerade Schüler, die eine mathematische Begabung haben, sich mit Sprachen eher schwer tun. Wir haben gerade so einen Fall bei uns an der REalschule: Der Junge wechselte nun in der 9. vom Gymi auf die REalschule, weil er in Latein eine 5 hatte und er dieses Fach zunehmend gehasst hat. Im Bereich des abstrakten/ mathematischen Denkens ist er bei uns an der Schule völlig fehl am Platz, da er in unseren Augen hochbegabt ist. Was soll denn nun dieser Blödsinn?
    Das Irrwitzigste ist ja noch, dass bei uns in 90% der Fälle französisch als Zweitsprache gelehrt wird. Wer spricht denn französisch? (=rhetorische Frage) Hätte man inzwischen nicht auf die Idee kommen, dass spanisch ein wenig mehr Sinn machen würde? Wäre es nicht schon längst an der Zeit gewesen Lehramststudenten in spanisch auszubilden? Ich verstehe es einfach nicht!


    Grüße
    MAra

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

    3 Mal editiert, zuletzt von mara77 ()


  • Mir geht schon lange etwas im Kopf herum, das ich einfach nicht verstehen kann. Bei uns in Baden-Württemberg sind zwei Fremdsprache am Gymnasium Pflicht. (...) Eigentlich ist das doch bei näherer Betrachtung ein Unding. Warum hängt der Übertritt auf das Gymnasium vor allem vom Sprachtalent ab? Sind denn Begabungen im naturwisschenschaftlich/ mathematischen Bereich weniger wert?


    Nun ja, meines Wissens sind am Gymnasium auch mindestens 3 Naturwissenschaften + Mathematik Pflicht. Das ist doch mehr (und wenn man Mathe + NWs zusammenzählt, sicherlich auch nicht weniger von der Stundenzahl her).



    Ich denke auch, dass es keine Seltenheit ist, dass gerade Schüler, die eine mathematische Begabung haben, sich mit Sprachen eher schwer tun.


    Genauso ist es keine Seltenheit, dass Schüler mit sprachlich-literarischer Begabung sich im mathematisch-naturwissenschaftlichem Bereich schwer tun. Und im sprachlichen Bereich hat man immerhin die Wahlmöglichkeit, in den NWs bis zur Kursstufe gar nicht.
    Und in der Kursstufe musste man, als ich vor ein paar Jährchen Abitur gemacht habe, nur eine eine Fremdsprache vierstündig belegen, während man gleichzeitig Mathematik vierstündig sowie mindestens zwei Naturwissenschaften je zweistündig belegt werden mussten. Welche Schüler haben hier also eher das Nachsehen?



    Wir haben gerade so einen Fall bei uns an der REalschule: Der Junge wechselte nun in der 9. vom Gymi auf die REalschule, weil er in Latein eine 5 hatte und er dieses Fach zunehmend gehasst hat. Im Bereich des abstrakten/ mathematischen Denkens ist er bei uns an der Schule völlig fehl am Platz, da er in unseren Augen hochbegabt ist. Was soll denn nun dieser Blödsinn?


    So lange unser Bildungssystem so skurril gegliedert ist, hat das halt System ... :(
    Betrifft aber genauso Schüler mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Schwäche, und ich persönlich kenne mehr derer, die eine Klasse wiederholen mussten oder "herabgeschult" wurden als Schüler, bei denen dies aufgrund der Fremdsprachen der Fall war.



    Das Irrwitzigste ist ja noch, dass bei uns in 90% der Fälle französisch als Zweitsprache gelehrt wird. Hallo?!?! Wer spricht denn französisch?!? (=rhetorische Frage) Hätte man inzwischen nicht auf die Idee kommen, dass spanisch ein ganz klein wenig mehr Sinn machen würde? Wäre es nicht schon längst an der Zeit gewesen Lehramststudenten in spanisch auszubilden? Ich verstehe es einfach nicht!


    Meines Wissens kann man man in BW am Gymnasium Spanisch nur als dritte Fremdsprache nehmen; als zweite Fremdsprache ist Latein oder Französisch vorgeschrieben. (Korrigiert mich, falls sich das erschreckenderweise geändert haben sollte!)


    Aber ich stimme dir zu, auch ich bin für eine Stärkung des altsprachlichen Unterrichts, da man in Latein und Griechisch einfach viel mehr grundlegende Bildung vermittelt bekommt, als es ein paar Jährchen moderne Fremdsprache bieten könnten ...


    Außerdem sollte das mit den zwei Fremdsprachen für die Allgemeine Hochschulreife auch deutschlandweit gelten und nicht nur für BW ...!?


  • Mir geht schon lange etwas im Kopf herum, das ich einfach nicht verstehen kann. Bei uns in Baden-Württemberg sind zwei Fremdsprache am Gymnasium Pflicht.


    Wie überall in Deutschland.

    Auch wenn man den WEg: REalschule+berufliches Gymnasium wählt, muss man in SekII eine zweite Fremdsprache wählen, wenn man die allgemeine Hochschulreife erlangen möchte, auch wenn man sein Abi auf dem technischen Gymnasium macht.


    Wie überall in Deutschland.

    G8 bringt es nun mit sich, dass nicht - wie bisher - die zweite Fremdsprache in der 7. Klasse, sondern bereits in der 6. Klasse eingeführt wird. Ich lerne nun mehr und mehr Eltern kennen, meist von Jungs, für die dieser Umstand das Ausschlusskriterium für das Gymnasium darstellt.


    Was völlig dämlich ist, weil die Sprachforschung nicht erst gestern bewiesen hat, dass die Kinder eine Sprache in jüngerem Alter wesentlich einfacher lernen. Die kritische Phase dafür endet mit 12 (in etwa). Fangen die Kinder also in der 6. Klasse an, wenn sie zum großen Teil noch 11 sind, erwerben sie die Grundlagen der Sprache in einem Zeitfenster, in dem es ihnen wesentlich leichter fällt. Erfahrene Lehrer haben mir in meinen Praktika immer wieder bestätigt, dass GERADE JUNGS jetzt wesentlich besser klar kommen als früher.

    Eigentlich ist das doch bei näherer Betrachtung ein Unding. Warum hängt der Übertritt auf das Gymnasium vor allem vom Sprachtalent ab? Sind denn Begabungen im naturwisschenschaftlich/ mathematischen Bereich weniger wert? Ich denke auch, dass es keine Seltenheit ist, dass gerade Schüler, die eine mathematische Begabung haben, sich mit Sprachen eher schwer tun. Wir haben gerade so einen Fall bei uns an der REalschule: Der Junge wechselte nun in der 9. vom Gymi auf die REalschule, weil er in Latein eine 5 hatte und er dieses Fach zunehmend gehasst hat. Im Bereich des abstrakten/ mathematischen Denkens ist er bei uns an der Schule völlig fehl am Platz, da er in unseren Augen hochbegabt ist. Was soll denn nun dieser Blödsinn?


    Dann hätte der junge Mann sich eben auf seinen Hintern setzen und LERNEN müssen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man in Latein vor allem dann gute Noten bekommt, wenn man sich regelmäßig hinsetzt und Vokabeln und Grammatik lernt. Es gibt klare Regeln, und wenn man die im Hirn hat und eine gute Übersetzungstechnik (Abfragen!) hat, dann ist Latein kein Problem. Ich bin sprachbegabt (wie man ja auch an meinen Fächern sieht) und musste in modernen Fremdsprachen nie lernen. Ich hab in Latein versucht, genauso durchzukommen - Ergebnis: 5er und 6er am laufenden Band.
    Und warum kräht eigentlich kein Hahn nach den vielen Mädchen, die sich mit Schweiß und Tränen durch die Mathematik und Physik kämpfen und es einfach nicht schaffen und dann beim Übertritt auf die Realschule auch noch das verlieren, was ihnen besonders viel Spaß macht - die dritte Fremdsprache? Wieso hängt der Besuch des Gymnasiums eigentlich in besonderem Maße von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Begabung ab?

    Das Irrwitzigste ist ja noch, dass bei uns in 90% der Fälle französisch als Zweitsprache gelehrt wird. Hallo?!?! Wer spricht denn französisch?!? (=rhetorische Frage) Hätte man inzwischen nicht auf die Idee kommen, dass spanisch ein ganz klein wenig mehr Sinn machen würde? Wäre es nicht schon längst an der Zeit gewesen Lehramststudenten in spanisch auszubilden? Ich verstehe es einfach nicht!


    Und Spanisch würde aus genau welchem Grund mehr Sinn machen?

  • Wieso hängt der Besuch des Gymnasiums eigentlich in besonderem Maße von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Begabung ab?


    Na ja, das war ja genau meine These, dass dem nicht so ist. Aber ich gebe zu, dass ich vielleicht ein wenig über das Ziel schieße :rolleyes: , da mein Sohnemann nämlich genauso ein Kandidat ist. Es hapert ja schon in Deutsch ;) . Englisch liegt ihm schon in der 3. überhaupt nicht - d.h. Gymi ausgeschlossen, obwohl er in Mathe ganz nach seinem Vater (Maschinenbauler, Marke: Tüftler und Denker...) kommt. Ich denke, wenn sich ein Schüler eher in Mathe schwer tut, dann ist das zunächst einmal EIN Fach, bei dem man beim Übertritt helfen muss. Mein Sohnemann hätte da: Deutsch, Englisch und Französisch in Klasse 6. Das meinte ich etwas überspitzt mit "Sprachgenie". Ich finde schon, dass einem fürs Gymnasium eine stärkere Begabung im sprachlichen Bereich wesentlich hilfreicherer ist, als wenn man ein Mathegenie ist. Diese BEgabung hilft einem auf dem Gymi nichts, wenn man es sprachlich nicht drauf hat. Den umgekehrten Fall kann man - wie ich finde - besser kompensieren. Ist aber auch nur ein Eindruck...


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

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  • Und Spanisch würde aus genau welchem Grund mehr Sinn machen?

    Vielleicht weil Spanisch zu den meist gesprochenen Sprachen der Welt gehört? ;)

    ...das war auch mein bescheidener Stand der Dinge...

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:


  • Na ja, das war ja genau meine These, dass dem nicht so ist. Aber ich gebe zu, dass ich vielleicht ein wenig über das Ziel schieße :rolleyes: , da mein Sohnemann nämlich genauso ein Kandidat ist. Es hapert ja schon in Deutsch ;) . Englisch liegt ihm schon in der 3. überhaupt nicht - d.h. Gymi ausgeschlossen, obwohl er in Mathe ganz nach seinem Vater (Tüftler und Denker...) kommt.


    Wieso schließt das das Gymi aus? In Deutsch haben Jungs ja oft das Problem, dass sie einfach nicht gut Geschichten erzählen können - fällt im Gymi ab der 6. in etwa weg. Vielleicht ist dein Sohn auch eher ein Typ, der Sprachen kognitiv (also über Grammatikregel lernen und dann anwenden) besser lernt als spielerisch - da würde es dann auf dem Gymi auch besser laufen.

    Ich denke, wenn sich ein Schüler eher in Mathe schwer tut, dann ist das zunächst einmal EIN Fach, bei dem man beim Übertritt helfen muss. Mein Sohnemann hätte da: Deutsch, Englisch und Französisch in Klasse 6. Das meinte ich etwas überspitzt mit "Sprachgenie".


    Aber warum denn dann Französisch? Wenn ers mit modernen Fremdsprachen nicht hat, dann halt Latein und die Sache ist gegessen, solang er von Anfang an vernünftig lernt.

    Ich finde schon, dass einem fürs Gymnasium eine stärkere Begabung im sprachlichen Bereich wesentlich hilfreicherer ist, als wenn man ein Mathegenie ist. Diese BEgabung hilft einem auf dem Gymi nichts, wenn man es sprachlich nicht drauf hat. Den umgekehrten Fall kann man - wie ich finde - besser kompensieren. Ist aber auch nur ein Eindruck...


    Keine Ahnung, wie du eine 5 in Mathe besser kompensieren willst als eine 5 in Englisch oder Französisch. Wer in Mathe nicht gut ist, hat von Anfang an doch auch eher Probleme auch im technischen Bereich, und zumindest hier in Bayern gibt es ab der 5. Klasse das Fach Natur und Technik, das man genauso bestehen muss wie alles andere. Sind wir also in der 5. Klasse bei zwei Fächern für beide Begabungsbereiche - unentschieden. In der 6. Klasse gibts dann einen kurzfristigen Überhang der Sprachen, dann kommt in der 7. Physik und in der 8. Chemie - und die schaffen dann den dauerhaften Überhang der Naturwissenschaften.....


    CountTheStars: Und folgende Sprachen auch: Chinesisch, Hindi, Bengali, Arabisch, Portugiesisch, Russisch, Japanisch. Warum lernen wir die nicht als zweite Fremdsprache? (und bevor du jetzt anfängst aufzuschreien, richte deinen Blick nach links auf die von mir studierten Fächer.)

  • Englisch liegt ihm schon in der 3. überhaupt nicht - d.h. Gymi ausgeschlossen, obwohl er in Mathe ganz nach seinem Vater (Maschinenbauler, Marke: Tüftler und Denker...) kommt.

    Wenn er in Mathe stark ist, dann wirds doch vermutlich ein intelligenter Junge sein, der zu analytischem, logischen Denken befähigt ist. Meinst Du nicht, dass er dann eine fehlende Begabung für Sprachen nicht auch irgendwie kompensieren kann?
    Anders herum gelingt es doch auch sehr vielen das Gymnasium trotzdem zu bestehen, wenn sie nicht gut logisch analytisch denken können aber Begabung für Sprachen haben. Diese Leute mogeln / kämpfen sich ja dann durch Mathe, Physik und Chemie, das gibt es reihenweise. Warum sollten das nicht auch bei Englisch und Latein möglich sein?
    Ich persönlich, aber das haben wir oft diskutiert, halte es sogar für einfacher durch Fleiß im Fach Deutsch eine ausreichende Note zu bekommen, wenn die Sprachbegabung fehlt, als in Mathe, wenn man nicht gut logisch analytisch denken kann. Es ist imho leichter sich zu Effi Briest zu äußern, wenn man sprachunbegabt ist aber zumindest fleissig gelesen hat, als eine halbwegs brauchbare Aussage zu Integralen zu tätigen, wenn man intellektuell gar nicht erfasst hat, wie das funktioniert.
    Aber diese Einschätzung ist vermutlich wieder nicht konsensfähig.


    Ich fände es schade, wenn jemand, der mathematisch begabt ist und dadurch sogar einen der für Deutschland immens wichtigen Berufe (Fachkräftemangel im technischen Bereich contra Fachkräfteüberschuss im geisteswissenschaftlichen Bereich) ergreifen könnte, das Gymnasium nicht besucht, weil er vermutlich Probleme mit Französisch bekommen wird.
    Das ist eh eine Sprache, die nur ein minimalster Bruchteil der Gymnasiasten später auch nur ein kleines bisschen braucht im Beruf, wohingegen Dein Sohnemann mit seiner Mathestärke in fast jedem Beruf punkten kann, sei es was Technisches oder auch nur BWL, wo logisch analytisches Denken auch sehr viel Vorteile bringt.
    Selbst in Ausbildungsberufen wird meistens vor allem nach der Mathenote geschaut, weniger nach der 2. Fremdsprache, Deutsch oder Religion. Leider, und da gebe ich Dir recht, ist es so, dass diese Fächer am Gymnasium, obwohl für (ich sage mal die meisten) Arbeitgeber von untergeordneter Wichtigkeit, auch teilweise versetzungsrelevant sind.



    PS Würde übrigens auch Latein empfehlen! Für jemanden der gut systematisch denken kann, ist die doch sehr logische Struktur und die Art und Weise wie übersetzt wird sehr entgegenkommend!
    Auch Dinge wie Aussprache und das Sprechen in der Sprache im Unterricht sind nicht so entscheident, wie in Französisch.
    Latein ist aus meiner Sicht eine Sprache, die Naturwissenschaftlern entgegen kommt.

  • CountTheStars: Und folgende Sprachen auch: Chinesisch, Hindi, Bengali, Arabisch, Portugiesisch, Russisch, Japanisch. Warum lernen wir die nicht als zweite Fremdsprache? (und bevor du jetzt anfängst aufzuschreien, richte deinen Blick nach links auf die von mir studierten Fächer.)


    Spanisch ist auf der Rangliste der Weltsprachen auf Platz 2. Chinesisch (Platz 1) wäre demnach sicherlich ebenso sinnvoll, aber durchaus nicht so leicht zu erlernen. Ebenso herrscht von Schülerseite her, ein großes Interesse die Sprache zu lernen, viele Schulen reagieren allerdings noch nicht darauf, da sie Angst haben, dass in Zukunft keiner mehr Französisch oder Latein wählen würde. Ich finde das sehr schade und bin auch der Meinung, dass Latein durchaus weiter gewählt werden würde, wenn besser über die Wichtigkeit der Sprache vor allem für ein eventuell späteres Studium informiert werden würde.


    Ich bin weit von einem Aufschrei entfernt, finde die Frage aber durchaus berechtigt, wenn man sich ansieht, dass Französisch nur auf Platz 11 der Rangliste bewegt. Die Entscheidung sollte einfach den Schülern und Eltern überlassen werden. Ich hätte damals sehr gern Spanisch in der Schule gelernt, hatte aber das Angebot nicht.

  • zunehmend an Gymnasien unterrichtet, allerdings ist es beileibe nicht leichter als Französisch, und da die SUS es in 3 Jahren turbo lernen müssen, macht das die Sache auch nicht leichter. Ausgebildetete Spanischlehrer gibt es nicht viele - ist mein Vorteil gewesen!:)
    Ich sehe es allerdings genau umgekehrt - meine Tochter ist z. B. in Sprachen gut, muss aber Mathe bis zum Abi durchziehen, obwohl sich jetzt schon abzeichnet, dass es ihr schwer fällt, und sie bestimmt kein Mathe studieren will. Zu meiner Zeit konnte man Mathe in der Oberstufe abwählen, wenn man genügend Kurse zusammen hatte. Das geht aber auch nicht mehr - kann man genauso in Frage stellen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • auch wenn ich öfters deine Meinung teile, muss ich dir hier ausnahmsweise widersprechen.
    Auch für Fremdsprachen muss man analystisch denken können, und man muss vor allen Dingen auf mehreren Ebenen gleichzeitig denken können - und das ist für viele SUS halt nicht leistbar - also z. B. im Englischen auf Rechtschreibung, Ausdruck, Satzstellung, Idiomatik und ganz nebenbei noch auf sinnvollen Inhalt zu achten. Versuche mal, einem Deutschen das Zeitensystem auf Englisch zu erklären - die meisten schnallen dabei ab. Von Spanisch möchte ich erst gar nicht sprechen.
    Ich denke eher, dass man es mit einer Sprachbegabung leichter hat, weil man dann vernetzt denken kann. Naturwissenschaftler müssen nicht unbedingt "schlauer" sein - sie haben nur eine andere Begabung und einen anderen Denkansatz. Und es ist nur sehr selten der Fall, dass jmd. beide Begabungen hat - das wären dann die Cracks - aber das sind vielleicht 1-3 % der SUS bzw. der Menschheit.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • es stimmt doch nicht, dass zukünftige AG nur auf die Mathenote schauen - bei aller naturwissenschaflichen Begabung wirst du um gute bis sehr gute Englischkenntnisse nicht herumkommen - und das ist in ALLEN Bereichen so, es sei denn du gehst zu einer Fa., die nur in D arbeitet - da kannst du aber deine tolle Karriere nicht hinlegen. Ich komme aus der Wirtschaft, und ich weiß, worauf zukünftige AG achten: nämlich auf die Noten insgesamt, den Schnitt und dann natürlich insbes. auf das Fach, was für den Job gebraucht wird - indes wird das doch sowieso unwichtig, wenn man Studium und Berufserfahrung hat.
    Und es kommt natürlich auf den Bereich an, für den du dich bewirbst - also, bei mir hat niemand nach Mathekenntnissen gefragt - gibt ja Taschenrechner - sondern ich habe alle meine Jobs nur bekommen, weil meine Sprachkenntnisse besser als die meiner Mitbewerber waren und weil ich Auslandserfahrung bzw. überhaupt Berufserfahrung hatte.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Und es ist nur sehr selten der Fall, dass jmd. beide Begabungen hat - das wären dann die Cracks - aber das sind vielleicht 1-3 % der SUS bzw. der Menschheit.

    Das widerspricht der Intelligenzforschung. Es gibt natürlich IQ Tests wie Sand am Meer, aber die meisten anerkannten umfassen sowohl sprachliche, als auch mathematische Fähigkeiten.
    Es ist bei Studien zu diesen Tests herausgekommen, dass Inselbegabung (das sprachunbegabte Mathegenie, das matheunbegabte Sprachgenie) die Ausnahme darstellt und, dass hohe mathematische Fähigkeiten in der Regel mit hohen Begabungen in den anderen Bereichen einhergehen.
    Das Gehirn scheint also recht homogen zu funktionieren und eine hohe Begabung in einem Bereich korreliert mit hoher Begabung in anderen Bereichen! (Stichwort: g-Faktor!)


    Es geht wohlgemerkt nur um pure Intelligenz, die sich aus den Begabungen zusammensetzt, nicht um den Erfolg! Dass es Menschen gibt, die in der Schule in Sprachen super Noten haben und in der Naturwissenschaft versagen oder anders herum kann auch tausend andere Gründe haben. (Interesse, Zeit die ich für etwas zum Lernen zu investieren bereit bin, mein Selbstbild was bestimmte Fächer angeht, Geschlechterrollen usw.).
    Wenn es Leute gibt, die eine Sprache zum Beispiel fließend sprechen, was natürlich zumindest einige Punkte sichern dürfte in dem Sprachfach, dann kann es auch daran liegen, dass er einfach viel Kontakt zu der Sprache hatte. Man lernt Sprachen ja zum Beispiel ganz anders als Mathematik. Wenn ich entsprechenden Einflüssen als Kind ausgesetzt bin, lerne ich die ja ganz automatisch.



    Aufschluss über den IQ (sei es mathematisch naturwissenschaftliches Potential oder Sprachbegabung) kann Dir nur ein Test unter standartisierten Bedinungen bei einem ausgebildeten Psychologen geben.
    Da ist dann manchmal ganz erstaunlich, wenn ein Mädchen mit Note 5 in Mathe auf einmal hohe Punktzahlen im IQ erzielt und im logisch analytischen Denken gut abschneidet. Dann fällt auf, dass das Mädchen aus irgendwelchen Gründen wohl Angst vor dem Fach hat, der IQ es aber eigentlich hergibt usw.


    Zitat

    also, bei mir hat niemand nach Mathekenntnissen gefragt - gibt ja Taschenrechner -


    Wenn man mir immer vorwirft ich wisse nicht, wie ein Sprachstudium aussieht, so darf ich vielleicht dezent anmerken, dass ein Taschenrechner im Mathestudium nichts zu suchen hat.
    Man könnte sagen, das Geheimnis der Mathematik ist es zu wissen was ich in den Taschenrechner eintippen muss, beziehungsweise wie ich den Computer programmieren muss, nicht, was der Taschenrechner oder Computer dann dann daraus ausrechnet. Das ist nämlich rein mechanisch.


    Zitat

    Und es kommt natürlich auf den Bereich an, für den du dich bewirbst -
    also, bei mir hat niemand nach Mathekenntnissen gefragt - gibt ja
    Taschenrechner - sondern ich habe alle meine Jobs nur bekommen, weil
    meine Sprachkenntnisse besser als die meiner Mitbewerber waren und weil
    ich Auslandserfahrung bzw. überhaupt Berufserfahrung hatte.

    Und warum fragt man nach Sprachkenntnissen? Gibt doch Wörterbücher :D (wäre Dein Argument nur auf Sprache bezogen)

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()


  • Spanisch ist auf der Rangliste der Weltsprachen auf Platz 2. Chinesisch (Platz 1) wäre demnach sicherlich ebenso sinnvoll, aber durchaus nicht so leicht zu erlernen. Ebenso herrscht von Schülerseite her, ein großes Interesse die Sprache zu lernen,


    Das ist alles richtig. Aber ich finde es immer fürchterlich nervig, dass als Argument für Spanisch immer kommt "ist eine der meistgesprochenen Sprachen". Für mich ist das kein Argument. Was du jetzt anführst, also die leichtere Erlernbarkeit, ist ein Argument - allerdings nur im Vergleich mit Chinesisch, nicht im Vergleich mit Französisch. Wenn wir Argumente für Spanisch statt Französisch suchen, dann muss es schon ein Vorteil gegenüber dem Französischen sein - und da gibts nicht viele, das wiegt sich alles auf. Bis auf den Schülerwillen vielleicht.

    viele Schulen reagieren allerdings noch nicht darauf, da sie Angst haben, dass in Zukunft keiner mehr Französisch oder Latein wählen würde. Ich finde das sehr schade und bin auch der Meinung, dass Latein durchaus weiter gewählt werden würde, wenn besser über die Wichtigkeit der Sprache vor allem für ein eventuell späteres Studium informiert werden würde.


    Würde es - und Französisch würde auch weiterhin gewählt werden, weil ja doch viele Schüler(innen) auch gerne drei Fremdsprachen lernen wollen.


    Sonnenkönigin: Wenns nicht viele ausgebildete Spanischlehrer gibt, warum stehen dann hier in BY die Absolventen des 2. Staatsexamens mit 1,6 auf der Straße? Ist Spanisch in NRW Mangelfach?

    • Offizieller Beitrag

    Weil die Bayern so heimatverliebt sind ;)
    sonst würden sie SOFORT in NRW eine Stelle bekommen..


    Ja, Spanisch ist hier fast absolutes Mangelfach. Mit einem vernünftigen zweiten Fach (denn man muss bedenken, dass Spanisch nur als 3. Fremdsprache existiert (oder?) und deswegen weniger Stunden anzubieten hat) ist man sofort drin.


    Chili

  • zu Spanisch: Ich habe Spanisch in der Schule gelernt und fand es leichter als Englisch, womit ich mich immer rumgequält habe, weil es eine logischere (bin auch mehr Naturwissenschaftler) und leichter auszusprechende also auch leichter zu schreibende Sprache ist. Und das zweite trifft auf Französisch ja absolut nicht zu. Trotzdem ist Englisch schon heute ein Muss für die meisten Berufe und auch fürs Private von Vorteil. Bei der 2. Sprache hängt es dann wohl von der Firma ab, aber wer weiß schon mit 11. Jahren, ob er mal berufliche Kontakte mit Argentinien hat. Sinnvoll wäre es sicher auch die asiatischen Sprachen in Zukunft mehr in die Schulen zu bringen.
    zum TE: Vielleicht wäre eine Gesamt-/Gemeinschfts-/Sekundar-/Oberschule (wie sie in welchem Bundesland auch immer heißen mag) das richtige für die SuS, die ein Problem haben zwei Fremdsprachen kurz nacheinander zu erlernen. Schließlich haben sie dann noch ein Jahr länger Zeit.
    Für mich war es neben der Logik und den klaren Regeln auch ein Vorteil Latein zu wählen, da ich meine zwei Fremdsprachen im Abi mit Spanisch (bis zu Ende) und Latinum (was man schon in der 11. / heute wahrscheinlich 10. Klasse erwirbt) abdecken konnte, sodass ich mich dann in der Qualifikationsphase nur mit einer Fremdsprache rumschlagen musste. Außerdem wusste ich in der 11. Klasse, als ich mit Spanisch angefangen habe, dass es wichtig ist bei einer Fremdsprache von Anfang an dabei zu bleiben (Das ist ja nicht nur in Mathe so.) und konnte das was ich in Englisch falsch gemacht hatte (Das ist einem in der 5. Klasse ja zimlich egal.) besser machen. So bin ich ohne Sprachbegabung mit einem recht guten Abi aus der Schule gekommen. Der einzige Nachteil, den ich heute sehe, sind meine miserablen Englischkentnisse, die ich im Lehrmat zum Glück nie bis kaum brauchen werde. Ich denke, dass kann man auch auf die Leute übertrgen, die Chemie und Physik abwählen.

  • Sprachen sind der Schlüssel zur Welt und außerdem Zeichen einer umfassenden Allgemeinbildung.
    Ich war damals (Abi 95) auf einem eher naturwissenschaftlichen Gymnasium. Im Sprachangebot waren
    1. Englisch Französisch
    2. Englisch Französisch Latein
    3. Latein Italienisch Spanisch Russisch
    4. Latein Itralienisch Spanisch Russisch, alternativ Informatik oder Englisch Intensiv
    Auswahl war da.
    Nach den heutigen Abirichtlinien hätten mir Mathe oder Chemie das Genick gebrochen
    , das ich GsD nach der 12. abwählen konnte...
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es heute nicht eine ähnliche Vielfalt geben soll.


    Was es damals aber nicht gab, waren Internet, Playstation, Handy und Kabelfernsehen - von DVD und Video ganz zu schweigen, die ja gerne mal die Zeit zum Lernen rauben. Alles eine Frage der Priorität - entweder ich mache meine Hausaufgaben und lerne Vokabeln oder ich zocke World of Warcraft. Aber im Zweifelsfall erstmal auf die unmöglichen schulischen Anforderungen schieben...

    Viele Grüße,
    Annie

    Einmal editiert, zuletzt von Adios ()

  • wow, DAS nenn ich tatsächlich mal nen Sprachangebot! Bei uns an der Schule gab es nur Englisch (Pflicht), und dann in der 7 die Wahl zwischen Französisch und Latein. Ich war auf einem städtischen Gymnasium in einer Kleinstadt. In Ballungsgebieten mag das anders aussehen, aber auch hier bietet nicht jede Schule Spanisch an. Ich fände im übrigen auch Türkisch ein prima Angebot.

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