Probleme in Sexualkunde

  • Ich habe es (allerdings 4. Klasse GS) so gehandhabt: die Kinder, die aus religiösen Gründen nicht teilnehmen durften, haben während des Unterrichts Deutschaufgaben bearbeitet (entweder im Gruppenraum, zu dem die Tür offenstand oder am Platz). So bin ich den Eltern entgegengekommen und die SL war auch einverstanden. Die Schüler waren selbst von der Meinung der Eltern so beeinflusst, dass sie selbst auch sagten, nicht teilnehmen zu möchten. Allerdings waren sie sehr wohl interessiert und haben genau zugehört / Folien / ABs angeschaut, sodass ich mir sicher bin, dass auch diese Kinder das Wichtigste aus dem Sexualkundeunterricht mitgenommen haben. Übrigens: am Ende wollten auch diese Kinder Arbeitsblätter bekommen, wollten sie allerdings nicht mit nach Hause nehmen, damit die Eltern nicht davon erfahren.

  • Was ich schon fast kriminell finde an dieser Art und Weise seine Kinder zu erziehen ist, dass die Eltern ihren Kindern durch diese merkwürdige Einstellung zur Sexualität vermutlich in vielen Fällen ein komplexbeladenes, gestörtes Sexualleben später bescheren.
    Es wäre vielleicht fehl am Platz hier an dieser Stelle von persönlichen Erfahrungen mit (einem) streng katholisch erzogenen Mädchen zu berichten :X: , aber ich bin mir sicher, dass auch freikirchlich erzogene Kinder mitunter Scham und Probleme in dem Bereich bekommen können, aufgrund der falschen Erziehung in dem Bereich!
    Stehe ich mit dieser Meinung alleine?
    Allein deshalb ist es doch schon moralische Pflicht, dass man ihnen vermittelt, dass Sexualität eben nichts Schlimmes oder Dreckiges ist, sondern etwas ganz normales, damit sie möglichst wenig Komplexe entwickeln und ein glücklicheres Sexualleben führen können.
    Bei dieser Schülerkategorie ist die sexuelle Aufklärung also eher dafür wichtig Komplexe abzubauen, als ungewollte Schwangerschaften und (andere lol nein spaß, nicht andere) Geschlechtskrankheiten zu verhindern, was bei dem normalen Schüler eher im Vordergrund steht.

    • Offizieller Beitrag

    unabhängig davon, dass ich auch der Meinung bin, dass Sexualkundeunterricht nicht wirklich "fakultativ" sein sollte, sondern eben auch Pflicht, möchte ich anmerken, dass in Deutschland das Elternrecht doch immer so hochgelobt wird.
    Wenn dieselben, die eigentlich gegen Nachmittagsunterricht wegen Risiken der Endoktrination (oh mein Gott, die DDR kommt zurück..) sind, plötzlich gegen eine Abmeldung des Sexualkundesunterrichts sind, finde ich es sehr zum Schmunzeln..


    Ich bin übrigens der Meinung, dass Religion sowas von nix in der Schule zu suchen hat, und trotzdem muss ich es respektieren, dass das Grundgesetz dieses aberwitzige Fach schützt und mich zwingt, es im Stundenplan zu akzeptieren.. (und die Eltern mehrheitlich auf dieses Fach bestehen, was allein schon ein Beweis für die erfolgreiche Gehirnwäsche in ihrer eigenen Schulzeit ist)

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe es (allerdings 4. Klasse GS) so gehandhabt: die Kinder, die aus religiösen Gründen nicht teilnehmen durften, haben während des Unterrichts Deutschaufgaben bearbeitet (entweder im Gruppenraum, zu dem die Tür offenstand oder am Platz).


    Dies war nicht zulässig. Das Bundesverfassungsgericht hat eindeutig entschieden, dass eine Abmeldung vom Sexualkunde-Unterricht nicht möglich ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde sie nach den ganz "normalen" Maßstäben bewerten, die ich auch sonst in der Sek1 damals an die mündliche Mitarbeit angelegt habe.
    Wenn ein Schüler die MItarbeit (aus welchen Gründen auch immer) verweigert, frage und suche ich zwar nach den Gründen (um den Schüler nicht hängen zu lassen), aber dennoch ist die Mitarbeit bei absichtlicher Blockade eine 6.
    Und ich würde auch bei einem Test keine Rücksicht drauf nehmen.


    Sei's drum.


    kl. gr. Frosch


    P.S.: ich wetze schon einmla die Verschiebe-Werkzeuge wegen der sich entwickelnden Diskussion Religionsunterricht und Christentum, etc. ;)

  • Ich denke es steht mir eigentlich nicht zu die Erziehungsideale der Eltern zu beurteilen. Die Eltern haben nunmal ein verfassungsmäßiges Vorzugsrecht bei der Erziehung, solange sie das Kindeswohl nicht grob gefährden. Und da die Kinder ansonsten sehr gut erzogen und wirklich anständig und fleissig sind, bestehen da eigentlich keine Bedenken.


    Ehrlich gesagt finde ich es eher erschreckend, was in Sachen Sexualität so in den Köpfen einiger Kinder herumspukt. Wenn ein 12jähriges Kind ein völlig pornographisches Bild von Sexualität hat und mit Kraftausdrücken um sich wirft, dann frage ich mich schon, ob die Eltern sich überhaupt um den Medienkonsum ihres Kindes kümmern oder ob dort sogar nachmittags schon der Porno im Wohnzimmer läuft.


    Nunja, ich muss diese Unterrichtsreihe auf jeden Fall benoten. Ich werde wohl nochmal versuchen mit meiner SL zu sprechen, ob es da nicht eine andere Lösung gibt. Die Alternative von "erdbeerchen" finde ich eigentlich sehr gut. Dann könnte ich die betreffenden Schüler mit anderen Aufgaben beschäftigen und verzichte bei ihnen für diese Unterrichtsreihe auf die Notengebung.

    • Offizieller Beitrag

    Mal davon abgesehen, dass die Inhalte sich eh nicht so sehr unterscheiden. Um zum Ausgangsthema zurück zu kehren: Es macht imho keinen Unterschied, ob die Schüler den Mathematikunterricht oder Biologie verweigern. Unterrichtsverweigerung kann einfach zu 99% nicht mit guten Noten bewerttet werden. Das sollten Eltern und Schüler einsehen.

    Das kann man so pauschal nicht stehen lassen. Es mag da Unterschiede in den Bundesländern geben. Ich muss zuvor darüber informieren, dass Sexualkunde unterrichtet wird, die Eltern müssen das Material kennen und der Sexualkundeunterricht darf nicht zur Notenfindung herangezogen werden. Also darf ich die LEistungsverweigerung an dieser Stelle, woher sie auch kommen mag, nicht über Noten abstrafen.

  • als "betroffene" ehemalige Freikirchlerein muss ich dir da energisch widersprechen -sie sind nicht in sich ruhend oder zufrieden - durch die brutale Unterdrückung und Angstmacherei sind sie lediglich ruhiggestellt - das hat Nele schon richtig dargestellt. Und das patriachalische Unterdrückungssystem hat nichts mit Werten zu tun, sondern dient dem Ausleben von Machtgelüsten einiger Herren, die z. B. den Töchtern Berufs- und Partnerwahl vorschreiben. Ist natürlich nicht bei allen Freikirchen so - aber einige haben schon Kontrollmechanismen, die scientology-mäßig sind. Und das die Herren da Unternehmen gründen, liegt am calvinistischen Glauben, dass Gott einen durch materiellen Reichtum segnen würde.
    Solange die SUS nur brav in deinem Unterricht sitzen, bekommst du davon natürlich nichts mit - aber dahinter brodelt es!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Nö, teilnehmen müssen die Schüler. Ich muss mich nur daran halten, dass ich informiere, das Material vorstelle und keine Noten auf den Teilbereich gebe.

    Nicht ohne Grund gibt es für bloßes, physisches Absitzen in der Uni (im prinzip) keine Leistungspunkte oder Scheine. Ich halte das auch für eine indirekte Abmeldung.

    • Offizieller Beitrag

    Und was soll mir das jetzt sagen?


    Bei uns arf Sexualkunde nun mal nicht bewertet werden. Mal davon abgesehen, hatte ich bisher noch nie das Problem, dass sich Eltern oder Schüler daran gestoßen hätten, dass das Thema überhaupt dran kommt. Und absitzen können sie in dem Fall, weil es eben von der Leistungebeurteilung abgekoppelt ist, um Schülern, denen es peinlich ist, über das Thema zu reden, nicht bloß zu stellen. Damit haben die Kinder sich aber nicht indirekt abgemeldet, nur weil ich es eben nicht bewerten darf.

  • DanaeInhaltlich
    kann ich dir leider nicht helfen, ich habe keine Idee, wie du diese Schüler dazu bekommst, den Stoff zu lernen


    Darf ich denn fragen, was im Sexualunterricht „Stoff“ ist?


    Aber da Schule kein Wunschkonzert ist bei dem man sich die Stoffe aussuchen kann


    Bleiben wir bei dem Sexualunterricht? Wenn man sich im Sexualunterricht nichts aussuchen darf, wiederhole ich die Frage: was ist der Stoff??


    ElternschreckIch
    wäre da tolerant und würde den Sexualkundeunterricht nicht den Freikirchlern-Kindern aufdrücken wollen.


    Da würden Sie logischerweise auch für katholische Christen, Muslime(alle) tolerant sein müssen.


    Es ist zwar nicht so ganz wünschenswert, dass in unserer Gesellschaft Parallelgesellschaften ihr eigenes Ding in puncto Lehrplan
    durchziehen.


    Doch. Es ist wünschenswert.Religionsunterricht ist doch keine Pflicht? Christen, Muslime, Atheisten müssen nicht zusammen in einem
    Ethik-/Religionsunterricht sitzen.


    @neleabels
    Auch die Kinder von Fundamentalisten haben das Recht, durch rationale
    Aufklärung
    - vor ungewollten Schwangerschaften,- Geschlechtskrankheiten und- vor psychischen Schäden bei der Entdeckung ihrer Sexualität
    geschützt zu werden.
    Dagegen hat der Aberglaube der Eltern zurück zu stehen.


    Aufgrund welcher wissenschaftlich fundierten Forschungs-Ergebnisse unterstellen Sie, dass die Methoden der Fundamentalisten nicht rational sind und zu ungewollten Schwangerschaften führen? Aufgrund welcher Daten behaupten Sie, dass Fundamentalisten ihre Kinder nicht rational vor Geschlechtskrankheiten schützen? Wo finde ich die Forschungsergebnisse von psychischen Schäden von Fundamenmtalisten-Kindern, die bei der Entdeckung der
    Sexualität entstanden sind?


    @neleabels


    Durch die perpetuierte Angst vor ewiger Verdamnis, durch eine mit Druck durchgesetzte patriarchale Ideologie und durch die Furcht
    vor sozialer Ausgrenzung aus einer kleinen gesellschaftlichen Randgruppe - das sind die Merkmale von Fundamentalismus - lässt sich
    natürlich leicht Konformität gegenüber den Forderungen einer hierarchischen Macht herstellen. Positiv ist daran nichts.


    Quatsch. Aus der Definition allein ergibt sich doch keine Wertung. Sie müssten doch Ziele formulieren, die Sie erreichen wollen, um dann
    eine Maßnahme daran zu messen, ob sie den Zweck erfüllt oder nicht.


    @Siobhan
    Meine Güte, sollen diese Kinder dann auch dem Biologierunterricht fern bleiben, wenn die Evolutionstheorie und Vererbungslehre unterrichtet
    wird, nur weil sie diese ablehnen und daran glauben, dass die Welt vor 6000 Jahren innerhalb von einer Woche erschaffen wurde?


    Natürlich sollen sie Biologie besuchen. Vererbungslehre ist anderes Thema.Evolutionstheorie ist eine Theorie, auch wenn sie aufgestellt ist, heißt es immer noch nicht, dass sie wahr ist.

  • Mal ne dumme Frage, die natürlich wieder mal off-toppic ist : Ist loremipsum007 überhaupt Lehrer oder ein (indokrinierender) Profi-Prediger einer fundamentalen Freikirche, der uns auf den "rechten" und "gottesfürchtigen" Weg bringen will ? Wenn das Letzte zuträfe, dürfte er ja hier nicht schreiben ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Liebe User, vielen Dank für das Melden dubioser Beiträge / User. Wenn allerdings neben dem Namen ein Vorhängeschloss angezeigt wird, ist der User schon gesperrt und muss nicht mehr gemeldet werden. Sind noch einige Beiträge dieser User zu lesen, liegt das manchmal am Unterhaltungswert und manchmal schlicht und ergreifend daran, dass wir Moderatoren in der Ferienzeit nicht ganz so zahlreich hier unterwegs sind. Dann beschränkt man sich auf das Sperren des Users und spart sich das Hinterheräumen.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

    Einmal editiert, zuletzt von jotto-mit-schaf ()

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