Warum moderate Anhebungen der Unterrichtsverpflichtung zu dramatischen Einbußen bei der Unterrichtsqualität führen (Beispielrechnung)

    • Offizieller Beitrag

    Vaila


    Es steht ja jedem frei, seine Arbeit im Rahmen dieser Möglichkeiten selbst zu gestalten und sich ggf. befördern zu lassen. Ich kann mir solche Konstellationen wie von Dir geschildert jedoch eher als Einzelfälle vorstellen. Bei uns gab es ganz andere Fälle von Beförderungen (oder eher deren Versagung), die wirklich krass waren und unter die Haut gingen.
    Und was die Teilzeitkollegen angeht, so dürften insbesondere die Frauen ja noch eine ganz essenzielle "Nebentätigkeit" haben. Kinderbetreuung und -erziehung. Langweilen werden die sich sicherlich nicht - und unendlich Zeit für ihre Teilzeitstelle inklusive Zusatztätigkeit für die Beförderungsstelle dürften die in der Regel auch nicht haben.


    Ob ein Teilzeit A14-Gehalt nun besser ist als ein volles A13-Gehalt, muss man dann anhand seiner individuellen Belastung entsprechend überlegen. SO schrecklich viel mehr sind A14 netto auch nicht. Bei Teilzeit dürfte das keine 100 Euro ausmachen. Und die Zusatzaufgabe muss ja dennoch voll übernommen werden. Da Teilzeit in der Regel sowieso ein Minusgeschäft ist, weil ja primär das Deputat, nicht aber die sonstigen Verpflichtungen spürbar reduziert werden, würde ich mich an Deiner Stelle über den von Dir geschilderten "Missstand" nicht so sehr beschweren. Und für das O vor dem StR kann sich allenfalls das Ego etwas kaufen - mehr aber auch nicht.


    Aber in einem ähnlichen Punkt hättest Du sicherlich Recht, wenn man sich die Fächerkombis der Schulleiter ansieht. DKFL findet man da eher selten, Naturwissenschaftler wiederum häufiger. Alle Schulleiter, die ich als Schüler, Referendar oder Lehrer direkt oder indirekt kennengelernt habe, hatten maximal ein Korrekturfach, oft hatten sie eine oder zwei Naturwissenschaften. Selbst mit Deutsch/SoWi dürfte unser ehemaliger Schulleiter sich keinen Wolf korrigiert haben. Auch die Stellvertreter hatten bis auf einen Fall eine oder zwei Naturwissenschaften.


    Gruß
    Bolzbold

  • ich konnte mich noch nie im Sommer 5 Wochen ausklinken:
    da standen Nachprüfungen an. Deren Anmeldefrist lag für die Schüler innerhalb der 1. Ferienwoche. Anschließend bekam man den Anruf von der Schule, bis dann und dann bitte eine oder mehrere Nachprüfungen zu erstellen.


    Das haben wir ganz einfach gelöst: Die Nachprüfungen, die erwartet werden (das lässt sich i.d.R. im Vorfeld ganz gut eingrenzen) müssen noch in der letzten Schulwoche mit Lösung und vom Fachbetreuer abgesegnet bei der Schulleitung abgegeben werden. Zu diesem Zeitpunkt steht dann auch fest, wer in der letzten Ferienwoche am Do/Fr die Aufsicht bei den Prüfungen führt. Der "normale" Lehrer, also alle bis auf die 2-3, die in den letzten beiden Tagen Prüfungen abnehmen, hat 6 (sechs) volle Wochen Urlaub und taucht erst am Montag vor Schulbeginn wieder in der Schule auf.

  • Die Rechnung mag für SII-Schulen stimmen, auch möchte ich nicht jede SI-Einrichtung und sowieso nicht jede Kollegin / jeden Kollegen in einen Topf werfen, mit Blick auf unsere HS jedoch ist dies - mit Verlaub - absoluter Kokolores: 45 Minuten Unterricht sind 45 Minuten Unterricht zzgl. 5 Minuten Vorbereitung in Form von Kopieren. Den leidigen Pythagoras auf dem Lernstandsniveau unseres Klientels darzubieten, schafft jeder Oberstufenschüler, erst recht, wenn er dies bereits ein halbes Dutzend mal gemacht hat. Eine Deutscharbeit von 30 Heften korrigiert sich an einem Nachmittag, da man nicht Gefahr läuft, über inhaltliche Fragen mangels Masse nachdenken zu müssen. Nebenfächer werden streng nach Buch unterrichtet, sofern die SuS es schaffen, diese mitzubringen und in lesbarer Form zu erhalten. Unfraglich wären bei uns viel häufiger Dinge zu thematisieren, die in den Bereich der Elternarbeit oder in den der Berufswahlvorbereitung fallen. Da sich aber viele Eltern aus diesen Fragen komplett heraushalten (beim Elternabend des Arbeitsamtes letzter Woche waren 90 Elternpaare der Jahrgangsstufe 9 schriftlich eingeladen; es erschienen drei Eltern), entfällt auch dies. Aber wenn man - vor allem als als nicht verbeamteter Kollege - schon massive Gehaltsdifferenzen hinnehmen muss, wenn man sich dann auch noch von allen liebgewonnenen Inhalten seines Studiums verabschieden muss, dann darf man doch sicher den frühen Feierabend als Entschädigung genießen, oder?

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

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