Warum moderate Anhebungen der Unterrichtsverpflichtung zu dramatischen Einbußen bei der Unterrichtsqualität führen (Beispielrechnung)


  • Mit Nacht und Wochenendzuschlag so wie in anderen Sparten? Gälte das auch für Elternsprechtage, etc.?


    Ja. Warum denn nicht?


    Zitat

    Derzeit gilt für Lehrerinnen ja nicht mal konsequent das Mutterschutzgesetz (z.B. Abendarbeit). Elternabende muss man ja dennoch halten und bislang habe ich noch keinen SL erlebt, der Eltern"abende" am Nachmittag erlaubt hätte.


    Auch hier könnte man ganz gut eine richtige und durchsetzungsfähige Gewerkschaft gebrauchen, die eine Musterklage einer betroffenen Kollegin unterstützen würde.


    Nele

  • :thumbup: :klatsch: :tanz: :super:

  • Schön, dass das Thema endlich wieder einmal auf den Tisch kommt!


    Moderate Anhebung der Unterrichtsverpflichtung... Sehr richtig. für KollegInnen mit zwei Korrekturfächern, die sowieso schon ständig überproportionale Mehrarbeit leisten, erhalten dadurch auch ein Mehr an Korrekturen. - Könnte mich jetzt schon wieder über den VBE aufregen, der sich erneut Gedanken über die Lehrerarbeitszeit macht: Das Wort Korrekturen kommt bei denen überhaupt nicht vor, dabei habe ich um die 120 Stunden Korrekturzeit im Quartal zur Zeit. Ich wäre für eine strikte Anwesenheitspflicht für LehrerInnen, 45-Stunden-Woche, vernünftige Lehrerarbeitsplätze wie oben beschrieben. Was ich in meiner vorgeschriebenen Arbeitszeit nicht schaffe, bleibt liegen. Dann dauert die Rückgabe einer Klassenarbeit eben mal 1-2 Monate!


    LG Vaila

  • Ich hatte mir erlaubt, in etwas klischeehafter Ausdrucksweise das Problem auf den Punkt zu bringen, dem man realiter sehr oft begegnet: ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich von Kolleginnen und Kollegen den Satz "die Arbeit hört nie auf" gehört oder gelesen habe, bzw. dass man als Lehrer explizit lernen muss, den Schreibtisch bewusst zu verlassen, und mit der Arbeit aufzuhören, ohne ein schlechtes Gewissen in den Feierabend zu tragen. Man könnte hier im Forum schon viele Berichte finden, in denen Lehrer schreiben, dass sie eigentlich überhaupt kein Wochenende haben.


    Natürlich kann eine strenge Selbstdisziplin und -strukturierung vor Überlastung schützen. Das ändert meiner Meinung nach aber nichts daran, das tradierte Mischmasch von Privat und Dienst bei Lehrern aufhören muss. Ausgerechnet den Lehrern die Schuld für ihre permanente Mehrarbeit in die Schuhe zu schieben, finde ich überhaupt nicht angeraten.


    Nele


    Du schreibst genau das, was ich auch denke. Die Vermischung von Privat und Dienst sollte wirklich aufhören. Ich weiß nur nicht wie man das hinbekommen könnte.
    Genauso wie ich nicht wirklich gegen mein schlechtes Gewissen ankomme. Das meldet sich einfach automatisch. Vielleicht ist es der Perfektionismus? Nur wie gewöhnt man sich das selber ab ohne wirklich an Qualität einzubüßen?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Vielleicht ist es der Perfektionismus? Nur wie gewöhnt man sich das selber ab ohne wirklich an Qualität einzubüßen?


    aus der Arbeitsmedizin weiß man, dass man 80% seiner Leistung mit 20% Einsatz vollbringt.
    Vielleicht sollte einem das zu denken geben in Punkto Perfektionismus :gruebel:

  • @ Friesin: Vielleicht haben die ganzen Korrekturen heute mein Hirn müde gemacht, aber irgendwie verstehe ich das nicht.
    Soll heißen ich gebe bei 80 % aller Dinge sowieso nur 20% von dem, was ich geben könnte?
    Oder es reichen schon 20% statt 100% völlig aus- bis auf einige Ausnahmen?

  • aus der Arbeitsmedizin weiß man, dass man 80% seiner Leistung mit 20% Einsatz vollbringt.

    Nuki:
    Ich habe das so verstanden, dass man einen Großteil der Leistung bereits erbringt, wenn man eben nicht voll an seinem Einsatzlimit ist. Mit anderen Worten, wenn Du die letzten 20% der Leistung noch herauskitzeln möchtest, müsstest Du überproportional mehr Einsatz bringen.
    Wenn man sich das als Kurve vorstellt, mit Erfolg als Ordinate und Einsatz als Abszisse, dann steigt die Kurve erst sehr steil und "flacht dann später sehr stark ab". Zusätzlicher Einsatz bringt dann kaum noch nennenswerten Zuwachs an Erfolg.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, das habe ich bereits in meinem Praxissemester genauso kennengelernt und würde das so bestätigen.
    Ich habe anfangs mal eine Stunde mit sehr viel Einsatz (bis nachts spät) vorbereitet und daran gefeilt, dann aber festgestellt, dass der Großteil der Nachtarbeit und "Feinarbeiten" eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, beziehungsweise kaum noch Steigerung der Stundenqualität brachte.
    (Mit dem groben Entwurf, den ich 2 Stunden zuvor hatte, wäre die Stunde aus der Rückschau gesehen imho genauso verlaufen)


    Das hat mich genau zu der Erkenntnis verleitet, dass man nicht zu perfektionistisch sein sollte, sondern mit großen, groben Schwüngen planen sollte und die Stunde eben nicht mit sehr viel Einsatz zu perfektionieren. (Vorzeigestunden mal ausgeklammert)


    Ich sehe viele Vorteile in der Arbeitsweise in einem Bereich der Kurve, wo die Steigung noch deutlich merkbar ist. Man spart dadurch Zeit und ist vermutlich entspannter, ausgeschlafener was sich auch auf Schüler überträgt.
    (Jetzt wird man mir wieder sagen, ich werde auch noch mitereleben, dass es ohne Nachtarbeit manchmal nicht geht. Okay, kann gut sein. Aber auch innerhalb der Hochphasen gibt es sicherlich eine perfektionistische und eine arbeitsökonomischere Variante)

    • Offizieller Beitrag

    @Silicium: Ich stelle bei dir immer wieder fest, dass du den Eindruck hast, dass ein riesiger Anteil der Lehrerarbeitszeit die Stundenvorbereitung ist und man diese verkürzen kann. Das kann man natürlich wirklich tun, aber ich glaube, du unterschätzt den hohen Anteil der administrativen Aufgaben, der Notengebung, der Elterngespräche und -telefonate, der Korrekturen, der Zusatzveranstaltungen und Zusatzveranstaltungen und des ganzen "Drumherum".
    Die bloße Unterrichtsvorbereitung ist es nicht, die den meisten Lehrern die größte Belastung bringt.

  • Referendarin:
    Ich stimme Dir zu, dass ich das vermutlich noch stark unterschätze!
    Es stellt sich mir eben die Frage, ob man diese Erkenntnisse aus der Arbeitsmedizin aber nicht auch in diese, von mir noch nicht so bedachten, Bereiche übertragen kann.


    Beispiel:
    Also anstatt 100 % durchdachte Noten stundenlang auszutüfteln eher gröber, schneller entscheiden und dann eben nur zu 80% durchdachte Note liefern, aber dafür diese mit 20% der dafür aufgewendeten Zeit finden.
    Versteht mich nicht falsch, sicher sind faire Noten sehr wichtig, aber stundenlang Argumente für 10 Punkte oder doch 11 hin und her zu wälzen wäre imho nicht sinnvoll. Ich weiß von einer Freundin, dass sie dies tut, also, dass sie da sehr viel (imho unnötige Zeit investiert).


    Oder Elterngespräche:
    Man kann doch auch in Menge und Dauer die Elterngespräche ein wenig steuern. Auch dort gibt es doch eine Variante mit 20% Aufwand und 80% Erfolg. (Dafür muss man halt mal aushalten, dass sich Eltern eben auch mal ein bisschen zurückgesetzt fühlen, weil man eben diese Woche nicht noch einen Termin klar machen konnte, wie man es bei der 100% Aufwand 100% Erfolg Variante noch getan hätte).


    Korrekturen:


    Kann man nicht auch hier mit weniger Einsatz korrigieren, auch wenn dadurch nicht 100% sondern eben nur 80% der möglichen Korrekturleistung erbracht werden?



    Ich weiß, dass ich davon nun wirklich keine Ahnung habe. Aber rein prinzipiell gibt es doch immer Möglichkeiten etwas perfektionistisch zu machen oder eben einen Weg auszutüfteln, wie man mit moderatem Einsatz brauchbare Ergebnisse erzielt.
    Man müsste eben nur bereit sein eben mit Abstrichen in der Leistung zufrieden zu sein und dadurch vielleicht auch mal ein bisschen anzuecken. Diesen Mittelweg zu finden ist sicher nicht einfach, aber ich glaube, dass allein von der Persönlichkeit manche perfektionistische Lehrertypen sich selber im Weg sind.
    Da hilft auch kein "Silicium, Du wirst schon noch sehen, dass man nichts reduzieren kann". Aber es gibt im Kollegium doch sicher irgendwelche, die trotzdem zufriedenstellende Leistungen bringen ohne sich dabei aufzureiben. Vielleicht sollte man sich mal nach denen umschauen und sehen, wo die Abstriche machen. Denn eins kann man wohl auch ohne Erfahrung sagen, wenn man als Lehrer in allen Bereichen die 100% Erfolg haben wollte, müsste der Tag mind. 36 Stunden haben.

  • Korrekturen:


    Kann man nicht auch hier mit weniger Einsatz korrigieren, auch wenn dadurch nicht 100% sondern eben nur 80% der möglichen Korrekturleistung erbracht werden?

    Professionell nee?!
    Sorry, aber Englisch Arbeiten kann man ja nicht so halbarschig korrigieren, denn sonst stehen Elter vor die Tür!


    Natürlich sind 5er oder 6er Arbeiten schneller durch als 12er und 13er aber trotzdem: ein bißchen Mathe:



    Wir sagen mal so: ein Schuljahr ist 36 Wochen.


    Eine Woche ist 41 Stunden bei Vollzeit ( ich bin im Übrigen Teilzeit )


    7 Korrekturgruppen à durchschnittlich 28 SuS x 4 Klausuren pro Jahr ...



    35 Min pro Klausur ( mehr für O.Stufe, weniger für U.Stufe) x 28 x 4 x 7 = 457 Stunden


    457 / 36 = 12,69


    also eine Woche OHNE Vor-/Nachbereitung beläuft sich jetzt also auf 54 Stunden pro Woche.

  • Ich kann mir das mit der Stechuhr oder gar normalen Ferienzeiten wie jem. am Anfang schrieb nicht vorstellen. Diese freie zeiteinteilung ist ein Vorteil an dem Beruf Lehrer bzw. im Studum ja auch schon ähnlich. Ich arbeite lieber mal Wochen und Wochenenden im Winter durch und verabschiede mich dann im Sommer für 5 Wochen aus Deutschland in den Urlaub. Und auch die Arbeit zuhause ist mir eindeutig lieber, aus schon genannten Gründen. Ich meine jetzt nicht das gängige Lehrer-haben-so-viel-Ferien-Klischee, sondern einfach die freie Einteilung der Zeit. (Unnötige) Anwesenheit hat mich schon immer gestört.
    Natürlich wäre es gut diese Zeit nachzuhalten und bei übermäßiger Arbeitszeit die Unterrchtsstunden oder das Gehalt anzupassen.

    • Offizieller Beitrag

    ich konnte mich noch nie im Sommer 5 Wochen ausklinken:
    da standen Nachprüfungen an. Deren Anmeldefrist lag für die Schüler innerhalb der 1. Ferienwoche. Anschließend bekam man den Anruf von der Schule, bis dann und dann bitte eine oder mehrere Nachprüfungen zu erstellen.
    Die mussten vom Fachbetreuer abgesegnet werden; heißt: in den Ferien den Fachbetreuer erwischen, Termin ausmachen, absprechen. Gerne auch per mail, aber erwischen musste man ihn halt.
    Danach die Arbeit fertigstellen, abgeben.
    In der vorletzten oder letzten Ferienwoche waren dann die Nachprüfungen. Immerhin hatte ich Glück und musste nicht Aufsicht führen. :evil:
    Nach der Prüfung möglichst bald hin zur Schule, Unterlagen abholen, korrigieren.
    Mit einem Kollegen zusammen korrigieren oder gegenkorrigieren lassen.
    Wohlgemerkt, wir sind immer noch in den Ferien!!!


    Voilà.
    5 Wochen weg sein????? Nun ja.



    die Sache mit den 20 und 80% : wenn du 20% Einsatz zeigst, erledigst du bereits 80% deines Arbeitssolls.
    Gilt freilich NICHT für Korrekturen, auch nicht für Buchhaltung u.Ä.
    Aber offenbar im Großen und Ganzen.

  • Die mussten vom Fachbetreuer abgesegnet werden; heißt: in den Ferien den Fachbetreuer erwischen, Termin ausmachen, absprechen. Gerne auch per mail, aber erwischen musste man ihn halt.



    DEN Stress könnte man aber doch vermeiden, indem man den Termin schon vorher festlegt: z.B. Mittwoch, 2. Ferienwoche. Der Termin ist verbindlich für jeden FL, wobei ihm bis spätestens Freitag 1. Ferienwoche durch das Sekretariat mitgeteilt wird, ob überhaupt eine Nachprüfung stattfindet. Bis zu dem Tag hat die SL auch den Plan fertig, wer wann Aufsicht führt und dann können die Ferien beginnen... 3./4. ist dann definitiv frei für alle.

  • Ok, das wusste ich nicht, dass es so heftig ist mit den Terminen zur Nachprüfung in den Ferien oder ist das vielleicht nur in Bayern so?

    • Offizieller Beitrag


    Man müsste eben nur bereit sein eben mit Abstrichen in der Leistung zufrieden zu sein und dadurch vielleicht auch mal ein bisschen anzuecken. Diesen Mittelweg zu finden ist sicher nicht einfach, aber ich glaube, dass allein von der Persönlichkeit manche perfektionistische Lehrertypen sich selber im Weg sind.
    Da hilft auch kein "Silicium, Du wirst schon noch sehen, dass man nichts reduzieren kann". Aber es gibt im Kollegium doch sicher irgendwelche, die trotzdem zufriedenstellende Leistungen bringen ohne sich dabei aufzureiben. Vielleicht sollte man sich mal nach denen umschauen und sehen, wo die Abstriche machen. Denn eins kann man wohl auch ohne Erfahrung sagen, wenn man als Lehrer in allen Bereichen die 100% Erfolg haben wollte, müsste der Tag mind. 36 Stunden haben.


    Die Problematik ist ein bisschen anders. Die Vielzahl von Aufgaben, die am Besten gleichzeitig zu bewältigen sind, hindert uns daran, so signifikante Abstriche zu machen, dass die Arbeitszeit effektiv reduziert wird. Letztlich besteht unsere Arbeit momentan schon aus Mängelverwaltung bzw. 80%iger Erfüllung der meisten Aufgaben, weil man sonst nicht auskommt. Weitere Abstrich würden unweigerlich zu Schwierigkeiten, Problemen und Konflikten führen, die uns unser Arbeitsumfeld und die -bedingungen nur noch schwieriger machen. Letztlich wäre zumindest ich dann aber auch mit meiner Arbeit nicht zufrieden.


    Es ist die Vielzahl und die Vielfältigkeit der Aufgaben, sowie der Punkt, dass die Arbeit effektiv nie wirklich "erledigt" ist, die die Arbeitszeit so nach oben treibt.
    Ich habe immer wieder die "Häufchentheorie" dafür angeführt.


    Ich bin von einer Vielzahl an Häufchen umgeben (diese stehen metaphorisch für meine verschiedenen Arbeitsfelder und die Vielzahl an Aufgaben), die mit der Zeit stetig wachsen. Nun drehe ich mich beständig hin und her, um diese Häufchen abzuarbeiten, damit keines von ihnen zu groß wird (und mir dann in der Realität wirkliche Probleme bereitet). Während ich ein Häufchen abarbeite, wachsen die anderen weiter. Somit habe ich also keine Chance, alle Häufchen so weit abzuarbeiten, dass ich dann entsprechend meine Arbeitszeit und -belastung reduzieren könnte.


    Der altkluge Prinzipienreiter würde jetzt resultatistisch (mein Begriff für exklusive, pathologische Ergebnisfixiertheit) nüchtern feststellen, dass wenn man die Arbeitszeit nicht reduziert bekommt bzw. man dadurch Probleme hat, man eben nicht perfekt ist und selbst schuld ist.
    Dass solche Leute meiner Meinung nach am Besten mal in eine Faust (oder auch mehrere Fäuste) laufen sollten, muss ich wohl nicht erwähnen. (Und es werden natürlich auch nicht meine Fäuste sein...)


    Gruß
    Bolzbold

  • Bolzbold:


    Für mich nachvollziehbar, dieses Häufchenmodell. Wenn man also die nötige Arbeitszeit sehr schlecht reduzieren kann, weil man in meisten Bereichen bereits sehr ökonomisch arbeiten muss um überhaupt gegen die ganzen Häufchen anzukommen, was müsste verändert werden, damit die Arbeitszeit sinkt und damit im Endeffekt auch das Kerngeschäft (der Unterricht) profitiert?


    Was mich als Laien immer sehr wundert sind die ganzen Zusatzdinge, die sehr viel Zeit kosten und an eigentlich allen Schulen fast selbstverständlich stattfinden. Ich hatte bislang immer gedacht, dass anscheinend das Kerngeschäft + die nötigsten administrativen Dinge (Unterrichten, Korrigieren, Notenverwaltung, bisschen Elternkontakt) gut zu bewältigen sein müsse, wenn Schulen: Schulfeste feiern, Klassenfahrten veranstalten, Schulkonzerte geben, unzählige Arbeitskreise in den Fächern unterhalten, Theatervorstellungen organisieren usw.


    Wenn aber trotz ökonomischer Arbeitsweise wie angedeutet die Arbeitsbelastung immer noch zu hoch ist, dann müsste man entweder die Unterrichtsstundenzahl senken, was allerdings nicht passieren wird, da dies nicht in der Hand der einzelnen Schulen liegt und die Bildungspolitik sich da wohl quer stellen würde.
    Oder eine Schule müsste sich entschließen, dass ein Großteil der schulinternen Veranstaltungen flach fallen muss um genügend Zeit zur Korrektur und zum Unterrichten zur Verfügung zu haben.
    Hätte eine Schule massive Probleme genug Schüler zu bekommen, sobald bekannt wird, dass dort eben aus Zeitmangel wenig Schulaktivitäten geboten werden, die Anzahl der Konferenzen auf die minimal mögliche Häufigkeit heruntergesetzt wird, und diese Zeit lieber in besser vorbereiteten Unterricht fließt? Also welche Tätigkeiten und Zusatzbelastungen solle man am ehesten streichen?
    Was wäre aus Eurer Sicht die wichtigsten Schritte, um die Probleme mit der Arbeitsüberlastung zu lösen


    1) , die jeder Lehrer für sich durchführen sollte
    2) , die das Kollegium als Gesamtes vereinbaren sollte
    3) , die ein Schulleiter anordnen sollte
    4) , die unbedingt von den Lehrerverbänden gefordert werden sollten



    Kann man sagen, dass dieses System der Arbeitsüberlastung umso stärker aufrecht erhalten wird, je besser man überhaupt versucht die Häufchen abzubauen? Wäre es sinnvoller demonstrativ Dienst nach Vorschrift zu machen und allerlei Dinge schleifen zu lassen um darauf hinzuweisen, dass unter diesen Bedingungen nicht angemessen zu arbeiten ist?

    • Offizieller Beitrag


    entweder die Unterrichtsstundenzahl senken, was allerdings nicht passieren wird, da dies nicht in der Hand der einzelnen Schulen liegt und die Bildungspolitik sich da wohl quer stellen würde.
    Oder eine Schule müsste sich entschließen, dass ein Großteil der schulinternen Veranstaltungen flach fallen muss um genügend Zeit zur Korrektur und zum Unterrichten zur Verfügung zu haben.


    Im Zeitalter sinkender Schülerzahlen und hoher Erwartungen seitens der Eltern wäre das ein Todesurteil für jede so handelnde Schule.


    Zitat


    Hätte eine Schule massive Probleme genug Schüler zu bekommen, sobald bekannt wird, dass dort eben aus Zeitmangel wenig Schulaktivitäten geboten werden, die Anzahl der Konferenzen auf die minimal mögliche Häufigkeit heruntergesetzt wird, und diese Zeit lieber in besser vorbereiteten Unterricht fließt?


    Ja, hätte sie. Die Vorbereitung des Unterrichts und der entsprechende Erfolg korrelieren auch nicht immer. Es gibt das Sprichwort, dass je besser Du Dich vorbereitest, desto härter trifft Dich der Zufall. Das trifft auf Schule voll und ganz zu.



    Dazu mache ich mir in den nächsten Tagen Gedanken - das kann man nicht so ad hoc beantworten.


    Zitat


    Kann man sagen, dass dieses System der Arbeitsüberlastung umso stärker aufrecht erhalten wird, je besser man überhaupt versucht die Häufchen abzubauen? Wäre es sinnvoller demonstrativ Dienst nach Vorschrift zu machen und allerlei Dinge schleifen zu lassen um darauf hinzuweisen, dass unter diesen Bedingungen nicht angemessen zu arbeiten ist?


    Ja und nein. Ja, das System wird dadurch aufrecht erhalten. Nein, man kann nicht Dienst nach Vorschrift machen, weil dies ein mechanistisches Bild unserer Arbeit voraussetzen würde. Dienst am Menschen - und das ist einer der Hauptbestandteile unseres Berufs - lässt sich leider nicht mit der Stechuhr verrichten.


    So, und nun doch noch ein paar aus der Hüfte geschossene Ideen:


    a) Es wäre sicherlich sinnvoll, es den Lehrern zu ermöglichen, sich wieder auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Das heißt, dass der Verwaltungskram von Verwaltungsprofis erledigt werden sollte. (Und sei es auch nur das stupide Durchnummerieren der einzelnen Seiten, Konzept- und Aufgabenblätter eines Satzes an Abiturklausuren, die dann noch geheftet werden müssen).


    b) Zentrale Prüfungen könnten auch zentral korrigiert werden, damit eine echte Vergleichbarkeit gewährleistet ist. (Das würde den NRW-Gesamtschulen aber die Legitimation das Abitur abzunehmen entziehen...)


    c) Konferenzen könnten zeitlich gestrafft werden, wenn über die Sache diskutiert würde und nicht darüber, welche Fraktion des Kollegiums gerade die hyperpädagogische (oder die renitenteste, die konservativste, die rückständigste, die innovativste, die überengagierteste etc.) ist.


    d) Die Instandsetzung, Anschaffung und Pflege von elektronischen wie analogen Medien müsste über gesonderte Medienwarte erfolgen und nicht über einen A14er bzw. jemanden, der das werden will.


    Es gäbe sicherlich noch viele andere, schulspezifische Verbesserungen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Lasst mich noch ein weiteres "Fass aufmachen"...


    In diesem Zusammenhang halte ich auch das Beförderungssystem für höchst problematisch. Meiner Ansicht nach werden zu viele KollegInnen (meist weiblich) mit halber Stelle auf A14 befördert, weil sie Zusatzaufgaben übernehmen, die KollegInnen mit voller Stelle nur unter Verleugnung ihres Privatlebens übernehmen können (oder man hat halt Fächer ohne Korrekturen!). Ich möchte gar nicht leugnen, dass die HalbtagskollegInnen mit der Zusatzaufgabe vergleichsweise mehr arbeiten. Ich frage mich aber, warum stocken diese KollegInnen nicht einfach erst einmal ihr Deputat auf, um an ein Gehalt zu kommen, das der A14-Stelle entsprechen würde? Offensichtlich spielt ein gewisser Titel eine nicht unerhebliche Rolle. Die KollegInnen mit voller Stelle haben das Nachsehen!

    • Offizieller Beitrag

    Vaila


    Erst waren es die Nichtdoppelkorrekturfachlehrer, jetzt sind es die Halbtagslehrerinnen mit halbem A14-Deputat. Was ist es morgen?


    Deine Darstellung kann ich so in meinem Umfeld überhaupt nicht bestätigen. Die letzte Beförderung einer Teilzeitkraft (weiblich) liegt schon ein paar Jahre zurück - seitdem wurden bei uns ausschließlich Vollzeitkräfte befördert, die die jeweilige Aufgabe freiwillig und nach meiner Einschätzung ohne Verleugnen des Privatlebens übernommen haben.


    Und dass die Teilzeitkräfte nicht aufstocken - vor allem, wenn sie ein oder zwei Korrekturfächer haben, solltest DU doch am ehesten verstehen können. Je nach Art der Zusatzaufgabe ist die Belastung mit dieser auch geringer als mit einer oder zwei weiteren (Oberstufen)Korrekturgruppen.


    Ich nehme auch mal an, dass Du im Sinne der Förderung des Frauenanteils in den Beförderungsämtern eigentlich auch nichts dagegen hast, wenn die A14er und A15er nicht primär Männer sind. Ein Blick in den Kunze ist da nämlich sehr erhellend.


    Gruß
    Bolzbold

  • "Und dass die Teilzeitkräfte nicht aufstocken - vor allem, wenn sie ein oder zwei Korrekturfächer haben, solltest DU doch am ehesten verstehen können. Je nach Art der Zusatzaufgabe ist die Belastung mit dieser auch geringer als mit einer oder zwei weiteren (Oberstufen)Korrekturgruppen."


    Habe ich mangelndes Verständnis signalisiert? Ich habe eine weitere Problematik bei der Wertung von Arbeit aufgezeigt. Findest du das in Ordnung, dass mit der oben genannten Geringerbelastung durch eine Zusatzaufgabe (im Vergleich zu einer Oberstufenkorrektur) auch ein Beförderungsamt verbunden ist?

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