In unserer Einrichtung haben sich - quer durch viele Klassen und Jahrgangsstufen - viele Schüler über den Unterrichtsstil eines Kollegen beschwert. Über diesen letztlich zu urteilen ist naturgemäß schwer, ist doch kein Kollege im Unterricht des anderen anwesend. Konkret wurden also alle Vorwürfe, u.a. der der Diskriminierung, abgestritten. Dem Rat der Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer folgend, die Kritik sachlich und schließlich auch schriftlich zu üben, haben sich die Schüler Hilfe suchend u.a. an die Vertrauenslehrer und die Schulleitung gewendet, die sich nach erfolglosen Vermittlungsbemühungen ihrerseits an die Schulaufsicht gewendet hat. Der Lehrerart wurde eingeschaltet, allerdings mit zweifelhaftem Erfolg, da er an unserer Schule eine (vorsichtig formuliert) eher konservative Rolle spielt und nun seinerseits eine Mobbing-Kampagne wittert. So wurde beschlossen, die schriftlich vorliegenden Meinungsäußerungen ausgerechnet demjenigen zur Einsicht vorzulegen, gegen den sich die Kritik richtet. Selbstverständlich wird nun kein Schüler mehr seine Meinung äußern, wenn er weiß, dass diese postwendend veröffentlich wird. Parallel dazu hat sich eine stets wachsende Zahl von Eltern ebenfalls entschlossen, dem andauernden ebenso peinlichen wie unpädagogischen Trauerspiel nicht weiter zuzusehen, sondern ebenfalls die Schulaufsicht zu kontaktieren. Ohne Erfolg. Der Ball wird stets in die Schule zurückgespielt, nichts ändert sich. Zudem wurde klar, dass derart kritischen Schülern das eigene kritische Bewusstsein schnell zum Nachteil gereicht, weil sie - siehe oben - im konkreten Unterricht unter Ausschluss der Öffentlichkeit relativ alleine dastehen. Schlicht und ergreifend die Frage: Was tun?
Vertraulichkeit von Schülerkritik?
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Alle Beteiligten dazu überreden, einer Mediation von außen zuzustimmen. Von innen heraus ist das komplett festgefahren.
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Danke für den ersten Vorschlag. Der ist aber bereits von Mitgliedern des Lehrerrates mit der Bemerkung abgelehnt, man wolle "sich nicht auf die Psycho-Couch legen". Übrigens: eine Abwahl des Lehrerrates ist ebenfalls gescheitert. Diese KollegInnen sind bei uns nämlich in der Mehrheit. Trotzdem und nochmals: Danke!
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Lehrerrat = Personalrat???
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Zitat
Was tun?
Das hängt aus meiner Sicht stark davon ab, was denn dem Lehrer nun konkret vorgeworfen wird.ZitatSo wurde beschlossen, die schriftlich vorliegenden Meinungsäußerungen ausgerechnet demjenigen zur Einsicht vorzulegen, gegen den sich die Kritik richtet.
Nun, wenn das mit der Aufforderung geschieht, dazu auch konkret Stellung zu beziehen find ich das durchaus in Ordnung. Wie soll der Lehrer denn sein Verhalten ändern (insofern notwendig), wenn er die konkreten Kritikpunkte nicht kennt?ZitatSelbstverständlich wird nun kein Schüler mehr seine Meinung äußern, wenn er weiß, dass diese postwendend veröffentlich wird.
Wozu dient die Meinungsäußerung der Schüler dann? Zum Tratschen? Um Gerüchte in die Welt zu setzen? Dem Lehrer ans Bein zu pinkeln?
Eine Meinungsäußerung kann m.E. im wesentlichen zu zwei Dingen dienen:
Um sich Luft zu machen. Daür ist der Stammtisch gut.
Oder um eine Änderung herbeizuführen. Das setzt allerdings vorraus, das derjenige, der etwas ändern soll auch etwas davon weiß.Grüße
Steffen -
Daür ist der Stammtisch gut.
Oder um eine Änderung herbeizuführen. Das setzt allerdings vorraus, das derjenige, der etwas ändern soll auch etwas davon weiß.
Die Zeiten, in denen sich Schüler am Stammtisch austauschen, dürfte sicher lange vorbei sein. Konkrete Vorwürfe? Hier eine Auswahl: Beleidigungen, die auf den sozialen Status oder die intellektuellen Minderleistungen der Schüler abzielen, ein Vorwurf, der angesichts der vom Kollegen auch vor Kollegen vielfach getätigten Äußerungen absolut glaubhaft ist. Ein Schüler, der attestierter LRS-Kandidat ist, wird aufgrund seiner Leistungen vorgeführt. "Kopftuch-Mädchen" sind in der Sprache des Kollegen allgegenwärtig.Schließlich: Dass der Kollege "etwas davon weiß", ist angesichts der ständigen Tumulte und Diskussionen in und nach seinem Unterricht, die sich alle ausschließlich um sein Fehlverhalten drehen, anzunehmen. Wir sollten nicht so tun, als sei alles immer und überall ein Angriff auf unsere heilige berufliche Mission. Bisweilen ist es auch einfach wahr, was uns da von Seiten der SuS vorgehalten wird, mögen sie auch noch so einfach sein. Nicht jeder ist ein guter Pädagoge, nur weil er irgendwann einmal ein paar Semester an einer Hochschule verbracht und sich ansonsten im Kollegium bedeckt gehalten hat. Und wenn geschätzte 150 Schüler unabhängig voneinander ähnliche Dinge zu Protokoll geben, neige ich fast dazu, ihnen Glauben zu schenken.
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Zitat
Zitat von »SteffdA«
Daür ist der Stammtisch gut.
Oder um eine Änderung herbeizuführen. Das setzt allerdings vorraus, das derjenige, der etwas ändern soll auch etwas davon weiß.Die Zeiten, in denen sich Schüler am Stammtisch austauschen, dürfte sicher lange vorbei sein. Konkrete Vorwürfe? Hier eine Auswahl: Beleidigungen, die auf den sozialen Status oder die intellektuellen Minderleistungen der Schüler abzielen, ein Vorwurf, der angesichts der vom Kollegen auch vor Kollegen vielfach getätigten Äußerungen absolut glaubhaft ist. Ein Schüler, der attestierter LRS-Kandidat ist, wird aufgrund seiner Leistungen vorgeführt. "Kopftuch-Mädchen" sind in der Sprache des Kollegen allgegenwärtig.
Schließlich: Dass der Kollege "etwas davon weiß", ist angesichts der ständigen Tumulte und Diskussionen in und nach seinem Unterricht, die sich alle ausschließlich um sein Fehlverhalten drehen, anzunehmen. Wir sollten nicht so tun, als sei alles immer und überall ein Angriff auf unsere heilige berufliche Mission. Bisweilen ist es auch einfach wahr, was uns da von Seiten der SuS vorgehalten wird, mögen sie auch noch so einfach sein. Nicht jeder ist ein guter Pädagoge, nur weil er irgendwann einmal ein paar Semester an einer Hochschule verbracht und sich ansonsten im Kollegium bedeckt gehalten hat. Und wenn geschätzte 150 Schüler unabhängig voneinander ähnliche Dinge zu Protokoll geben, neige ich fast dazu, ihnen Glauben zu schenken.
Ok, dann hast du recht. Das war für mich aus dem bisherigen Beiträgen nicht herauszulesen, da muß dringend eingeschritten werden.
Ich denke auch nicht, dass ich eine "heilige berufliche Mission" zu erfüllen habe. Ich muß mich nicht für oberwichtig halten, Kindergarten ist vorbei.Grüße
Steffen -
Schulleitung gewendet, die sich nach erfolglosen Vermittlungsbemühungen ihrerseits an die Schulaufsicht gewendet hat.
Peinlich.
So wurde beschlossen,
In der Wunderwelt des Passivs wurde das beschlossen. Hier und jetzt würde ich fragen wollen, wer das wohl beschlossen hat.
So wurde beschlossen, die schriftlich vorliegenden Meinungsäußerungen ausgerechnet demjenigen zur Einsicht vorzulegen, gegen den sich die Kritik richtet.
Nunja. Man kann ihn ja auch um eine Stellungnahme bitten, ohne ihm die Vorwürfe zu nennen. Mal sehen, was dabei heraus kommt. Ernst bei Seite. Man kommt wohl nicht umhin, dem Kollegen die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben werden, mitzuteilen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten das zu machen. Das geht auch anonymisiert. Das geht unter Einbindung der Schüler.
Es ist im Übrigen nicht zwingend, dass die kritisierenden Schüler Nachteile seitens des kritisierten Kollegens befürchten müssen. Vielleicht verhält es sich diesen gegenüber zukünftig auch vorsichtig.
Ich möchte niemand pauschal in Schutz nehmen, meine Erfahrung zeigt aber, dass sich Vorwürfe von Schüler häufig nicht so heiß zu essen lohnen, wie jene sie im Brasst gekocht. Oft genug sind die Dinge viel kleiner als die Schüler sie wahrnehmen. Das heißt nun nicht, dass man sie ignorieren sollte. Aber manchmal möchten die Schüler einfach mal etwas gesagt haben. Das sollte man sie tun lassen. Und dabei kann es auch hilfreich sein, wenn die Nachricht bei dem betroffenen Kollegen ankommt.
Und dann gibt es eben auch noch die Fälle, bei denen man nie so genau heraus bekommt, was eigentlich wirklich passiert ist.
Der ist aber bereits von Mitgliedern des Lehrerrates mit der Bemerkung abgelehnt, man wolle "sich nicht auf die Psycho-Couch legen".
Es reicht, wenn Schüler, Eltern und betroffener Kollege einverstanden sind. Eventuell noch die Schulleitung. Der Lehrerrat muss sich auf gar keine Couch legen, der kann mit dem fetten hintern weiterhin den Sessel voll furzen.
Kopfschüttel.
L. A
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Stimme meinem Vorredner zu. Und jedes Kollegium hat den Lehrerrat, den es sich gewählt - und somit verdient hat. In solchen Strukturen wird es schwierig, einem Kollegen außer Rand und Band nen Riegel vorzuschieben. Es entspricht leider auch nicht meiner Erfahrung, dass gegen den Willen von Kollegen oder Betroffenen angeordnete Mediation viel nützt. Man kann solche Prozesse auch blockieren während sie laufen. Einen Versuch wäre es trotzdem wert.
Wenn das nix hilft, könnten sich nur noch ein paar mutige Menschen aufgerufen fühlen, dem Kollegen privat bzw in ihrer Funktion als Mitmensch immer und immer wieder die Meinung zu stecken und die Schüler konsequent in Schutz zu nehmen, sich ihnen als Ansprechpartner anzubieten und nach jeder Beschwerde dem Kollegen mit klaren Ansagen zu zeigen, dass Schüler sich sowas nicht gefallen assen müssen und das Kolegium auf ihrer Seite steht. Je bequemer man es ihm macht, desto mehr lebt er es aus. Da braucht es natürlich dann ein bisschen Konfliktfähigkeit...
Normalerweise ziehen solche Menschen das nur so lange durch, wie sie es halbwegs bequem tun können.
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