Es gibt auch viele andere Berufe, in denen ein Bachelor eigentlich keinen Sinn macht. Ein Bachelor in Chemie? Was will man damit machen? Da würde man in etwa mit den CTAs konkurrieren und deren Aufgaben machen, doch in diesen sind die CTAs viel schneller und besser. Ich denke auch in Medizin oder Jura wäre ein Bachelor reichlich unsinnig, weil es keine Nischen gibt, wo man damit einsteigen könnte.
ZitatAlles anzeigenIch selbst bin per Erststudium Geisteswissenschaftler und habe
außerdem ein weiteres Studium an einer Journalistenschule abgeschlossen.
Man bekommt in diesen Bereichen selbst mit DIREKTER Ausbildung kaum
gescheite Jobs. Von irgendwelchen Literaturwissenschaftlern etc. mal
ganz zu schweigen...
Schön wärs.
Das ist der Grund, warum ich jetzt noch einmal von vorne anfange.
Und zwar mit (zum Teil) technischen Fächern wie Informatik und
Wirtschaft.
Bei den Geisteswissenschaftlern kommt natürlich noch ein weiteres Problem hinzu:
Der Lehrerberuf ist mehr oder minder der einzige Beruf, in dem man als Geisteswissenschaftler mit einem sicheren, mittleren Gehalt unterkommen kann. Der größte Teil der Jobs, die in der Wirtschaft für Geisteswissenschaftler zur Verfügung stehen, ist deutlich schlechter bezahlt und liegt oft unter durchschnittlichen Ausbildungsberufen.
Man könnte fast annehmen, dass das Studium der meisten Geisteswissenschaften nur dazu dient Lehrer für Geisteswissenschaften auszubilden, die wiederrum späteren Studenten ermöglichen sollen Geisteswissenschaften zu studieren.
Es ist schade, aber so sieht die Wirklichkeit aus. Meiner Meinung nach ist das Problem der zu hohen Studentenzahlen in Studiengängen wie Theaterwissenschaft und was es da alles gibt hausgemacht.
Das Problem sehe ich unter anderem darin, dass an der Schule Fächer wie Mathematik und Wirtschaft gleichbedeutend neben Fächern wie Deutsch oder Geschichte stehen. Damit meine ich jetzt nicht nur, dass alle Lehrer von in der Wirtschaft fundamental unterschiedlich bezahlten Fächern, auf einmal gleich bezahlt werden.
Es geht vielmehr darum, dass den Schülern suggeriert wird, dass jedes Fach eine gleiche Berechtigung hat. In meiner Schulzeit wurde den Schülern nicht erklärt, was man mit welchem Studiengang überhaupt verdienen kann und wie die Arbeitsmarktlage aussieht. Dass es manche Fächer ausserhalb des schulischen Kontextes gar nicht gibt, wurde wissentlich verschwiegen oder, die Lehrer, die ja von der Schule mit ihrem Deutsch / Franz LK direkt an die Uni und von dort direkt zurück in die Schule gingen, wussten selber gar nicht, dass es ihre Fächer gar nicht auf dem Arbeitsmarkt gibt.
So wurden bei uns wirklich intelligente Leute, vor allem bei Mädchen, die technisch begabt waren und allein schon wegen ihres Geschlechts
super Chancen auf Karriere und Förderung in Naturwissenschaften hätten, fiel mir auf, dass sie von Deutsch oder Französisch Lehrern ermutigt wurden, doch ihre (ebenfalls vorhandenen!) Talente für Sprachen oder Theaterwissenschaft auszubauen mit einem Studium in der Richtung.
Eine gute Schulkollegin von mir zu der ich immer noch Kontakt habe ist so ein Fall. Sie hat, weil sie in der Schule als behabt in dem Bereich galt, Literaturwissenschaft studiert, war in der Theater AG der Schule und wurde von Deutschlehrern umgarnt. Dass sie gleichzeitig sehr intelligent und mathematisch begabt war, wurde da völlig ausgeblendet. Heute ärgert sie sich nun, dass sie sich nicht für Wirtschaftsinformatik hat durchringen können. Informatik hat ihr auch immer sehr gelegen und Spaß gemacht. Was macht sie jetzt? Sie studiert (an einer anderen Uni als ich) Informatik und noch etwas glaube ich auf Lehramt hinterher, weil sie sonst keine Perspektive hat auch nur halbwegs etwas zu verdienen.
Was lernt man daraus? Naturwissenschaftliche Lehrer sollten (gerade Mädchen), die eine Begabung für die Fächer haben, intensiver die Vorteile der Studiengänge aufzählen, damit Schüler besser informiert sind, wie die Welt ausserhalb der Schule aussieht. Und ein Franzsösischlehrer sollte so fair sein und erwähnen, dass ein Studium des Fachs höchstens auf Lehramt oder in Kombination mit Fächern wie BWL Sinn macht!
Und wenn ein Schüler kommt und sagt:
"Herr Silicium, Sie unterrichten Chemie und Physik, ich interessiere mich für ein Biologie oder Chemiestudium. Was können Sie zu Chemie sagen? Ich habe Frau XY in Biologie und die hat gesagt, dass das Biologiestudium ganz spannend ist und meine Noten in Bio sind gut. Später könnte ich in der Walforschung arbeiten oder neue Medikamente erfinden. In Chemie bin ich mir unsicher, das Fach finde ich schwerer, weil da so viel Mathe und Physik vorkommt in der Kursstufe. Ich wollte Sie aber trotzdem mal fragen wie das Chemiestudium so ist?"
Dann sollte man ihn tunlichst darauf hinweisen, was in der Regel an Schulen verschwiegen wird:
"Mit einem Biologiestudium wird man wenig Geld verdienen, der Studiengang ist gnadenlos überlaufen und bei der Bewerbung auf die einzigen gut bezahlten Stellen in der Industrie, konkurriert man wegen fachlichen Überschneidungen mit reinen Biochemiker, Chemikern und Pharmezeuten und hat deshalb schon mal schlechte Chancen, weil diese einfach bessere Arbeitstechniken und wissenschaftlichen Hintergrund mitbringen als jemand, der auch noch im Studium lernt Tiere zu bestimmen oder Dünschnitte von Pflanzenstengeln zu machen. Von Botanik als reinem Hauptfach mal ganz abgesehen."
Da lobe ich mir meinen Englischlehrer. Ich hatte mal aus Spaß gesagt, dass ich ja Anglistik studieren könnte (ich war in Englisch immer sehr gut, ganz im Gegensatz zu Französisch). Daraufhin sagte er mir, der wohl nicht verstand, dass es ein Spaß war, in etwa:"Du bist doch so gut in Mathe und Physik. Mit Anglistik ists nicht einfach einen Job zu bekommen und Dein Englisch hilft Dir im Studium auch so weiter, das musst Du nicht extra studieren. Du wirst Fachliteratur auf Englisch haben"
Edit: Falls das zu doll in eine Grundlagendiskussion führt kann ich das auch in einem neuen Thema eröffnen. Ich denke aber, dass das mal ein paar ganz wichtige Punkte sind, die sehr gerne an Schulen verschwiegen werden!