Gesamtschule oder Berufskolleg - kann mich nicht entscheiden!

  • Hallo zusammen!


    Bin ganz neu hier! Zunächst einmal: mir ist natürlich klar, dass ich meine Entscheidung selbst treffen muss, aber ich hoffe von euch anderen Forumsmitgliedern vielleicht einen Rat oder Hinweis zu bekommen, der mir weiterhilft!


    Ich habe kürzlich mein 2.Staatsexamen gemacht und mich für ausgeschriebene Stellen beworben. Nun hatte ich einige Vorstellungsgespräche. Mein Referendariat habe ich am Gymnasium gemacht. Am Gymnasium möchte ich nicht arbeiten, daher habe ich mich an Gesamtschulen und Berufskollegs beworben. Mit beiden Schulformen habe ich ein paar wenige Erfahrungen gemacht (am Gymnasium war ich 2 Jahre, das kenne ich natürlich besser). Zwei Schulen wollen mich haben, ein Berufskolleg und eine Gesamtschule. Ich weiß aber einfach nicht, was ich machen soll. Das Berufskolleg hat so dringenden Bedarf meiner Fächer (D/E), dass die fast alles tun würden: Meine reduzierte Stundenzahl (habe einen kleinen Sohn) könne ich definitiv so haben, dass ich 1-2 Tage gar nicht in die Schule muss, außerdem könnte ich, wenn ich wollte erst immer zur 2. Stunde anfangen (falls es mit meinem Sohn zeitlich nicht hinhaut). Diverse Kollegen bestätigten mir wie stark die Schule auf individuelle Bedürfnisse eingeht. Unsicher bin ich mir, ob mir nicht was fehlen würde, wenn ich am Kolleg bin. Für das Privatleben wäre die Schule besser.
    Die Gesamtschule - eine Schulform hinter der im vom Prinzip her stehe (im Gegensatz zum Gymnsium), hat Unterrichtszeiten vom 8-16Uhr und dort wird keine Rücksicht auf Wünsche genommen. Die Arbeit an der Gesamtschule gleicht dem mehr, was ich kenne.


    Es gibt so viele Argumente für die eine und für die andere Schule.


    Hat jemand Erfahrungen? Kennt beide Schulformen? Was ist mit der tatsächlichen Korrekturbelastung bei meinen Fächern - ist es am Berufskolleg weniger, weil z.T. ein niedriges Niveau oder mehr, weil alles Sek II ist?


    Viele Grüße

  • Hat jemand Erfahrungen? Kennt beide Schulformen? Was ist mit der tatsächlichen Korrekturbelastung bei meinen Fächern - ist es am Berufskolleg weniger, weil z.T. ein niedriges Niveau oder mehr, weil alles Sek II ist?

    Ich kenne nur Berufskollegs und zwar solche in NRW. Insofern kann ich keine Vergleiche ziehen.


    Was das Niveau anbetrifft, so gibt es keines, zumindest kein einheitliches. Am BK versammeln sich Bildungsgänge auf unterschiedlichsten Niveau. Die einen Schüler haben womöglich noch gar keinen Abschluss und die anderen basteln gerade am Abitur. Insofern ist sowohl das fachliche Niveau als auch die Vorbildung in Bezug auf Lerntechniken recht unterschiedlich.


    Das merkt man dann auch bei der Korrektur. Die Zeiten sind sehr unterschiedlich. Im Schnitt wird es nicht weniger sein, als z.B. auf der Gesamt. Mit den Fächern Deutsch/Englisch kann man auch so ziemlich in jedem Bildungsgang eingesetzt werden.


    Die Kollegen am BK haben ganz unterschiedliche Biographien, so ist es nicht nur bei den Schülern bunt, sondern auch bei den Lehrern. Von denjenigen, die eine Gymnasialausbildung durchlaufen haben, kenne ich keinen, der wieder wechseln möchte.


    Wenn Sie noch weitere Aspekte interessieren, bitte Fragen.


    L. A

  • Ich kann dir auch nicht wirklich helfen, da ich ebenfalls nur die Arbeit am Berufskolleg kenne. Aber dein Post klingt für mich eigentlich so, als hättest du dich schon entschieden. :)


    Ich habe allerdings momentan Arbeitszeiten bis 16:30, da GTS, und würde trotzdem nicht wechseln wollen. Wo sagt dir denn das Schulprofil mehr zu? Wie siehts mit Fahrtzeiten aus? Welchen Eindruck hast du von den Schulen gewonnen? Wie wichtig ist dir die Arbeit mit den "Kleinen"?


    So gern ich auch am Berufskolleg bin. Gerade im Fach Englisch finde ich es teilweise schon demotivierend und kenne das Gefühl auch von anderen Kollegen. Im Fach Deutsch arbeitet man oft sehr viel praktischer (mit praktischer meine ich nah an der Berufspraxis) als an der Gesamtschule, was Spaß machen kann, aber nicht jedem liegt.

  • Hallo,
    ich kann dir auch nicht wirklich helfen, aber ich arbeite zur Zeit an einer Gesamtschule und mir gefällt es dort sehr gut. Ich bin auch von dem Konzept überzeugt. Die Stundenplangestaltung ist nicht so günstig wie z.B. an Grundschulen. Wer reduzierte Stundenzahl hat kann aber zumindest den Wunsch äußern nicht nachmittags zu arbeiten. Es wird meistens berücksichtigt. Ich hatte immer Glück, aber ich weiß auch von Kollegen mit vielen Freistunden. Als Vorteil gegenüber Grundschulen (habe keinen anderen Vergleich) empfinde ich auch das große Kollegium. Ich kenne zwar nur ca. 20 % der Namen, aber es gibt mehr jüngere Kollegen, die auch noch in der Familienphase sind. Das tut echt gut, wenn man sich auch mal mit Kollegen privat treffen und sich ausquatschen kann.
    Viel Glück M.

  • Das Berufskolleg rollt mir quasi den roten Teppich aus, ich könnte mir die Bildungsgänge, in denen ich unterrichte, aussuchen und ich könnte mir die Arbeitszeiten aussuchen (z.B. immer erst zur 2.Stunde, 1-2 Tage ganz frei, nicht am Nachmittag).
    Ich war von dem Weg zu der Schule zu gehen, überzeugt, bis ich die Gesamtschule kennen lernte. Dort gefiel es mir auch. Dort gibt es halt ganz tolle Sachen, die es am BK nicht gibt, d.h. AGs, ein englisches Theaterprojekt.


    Mein Gefühl ist, dass ich am BK möglicherweise weniger Arbeit habe (gerade weil ich mir die Arbeitszeiten da aussuchen kann), aber dass es mir fachlich vielleicht nicht so ganz gefällt. Am BK hat man (zumindest laut der dortigen Kollegen) Entlastung in mehreren Bereichen, z.B. weil man nicht bis in den Abend hinein Elternsprechtag hat. Das Kollegium am BK machte nen tollen und durchweg zufriedenen Eindruck, aber ich frage mich, ob nicht doch dauerhaft was fehlt. An den Kleinen hänge ich nicht unbedingt, wohl aber an den Inhalten der Regelschule.


    Stimmt es, dass es arbeitsentlastend ist, wenn man am BK weniger im Vollzeitschulbereich als vielmehr im Berufsschulbereich ist?


    An der Gesamtschule müsste ich bis 16Uhr arbeiten, andererseits kann man die Freistunden natürlich gut nutzen und sitzt nicht zu Hause dran. Aber wenn die sich nicht auf meine "Wünsche" einlassen, dann müsste ich meinen kleinen Sohn immer bis nach 16Uhr bei der Tagesmutter lassen, was 1. ein Vermögen kostet und 2. sehe ich ihn dann kaum noch.


    Wie sieht es mit einer Neuorientierung aus, wenn ich eine Stelle annehme und merke, es war doch nicht richtig (z.B. am BK): Kann ich mich einfach neu bewerben oder wie läuft das?

  • Hallo,
    das hört sich doch gut an, solange dein Kind klein ist, arbeitest du am BK und später hast immer noch die Möglichkeit zu wechseln. Die Zeit mit deinem Kind kann dir keiner wiedergeben und die Kinder werden so schnell groß.
    Gruß M.

  • Du könntest dich vielleicht für ein Weiterbildungskolleg oder ein Abendgymnasium interessieren - staatliche Schule mit Verbeamtung, ein ähnlicher Bildungsanspruch wie eine Gesamtschule verbunden mit größerer Flexibilität. Zwei Hauptfächer sind für viele WBKs auch interessant.


    Nele

  • Ich musste mich ja nun entscheiden und habe mich für das BK entschieden. Ich habe zwar noch weitere Einladungen zu Auswahlgesprächen bekommen, weil alle Bewerber der "ersten Wahl" abgelehnt haben, aber wenn ich mir noch mehr Schulen anschaue, dann werde ich noch bekloppt!


    Ich habe nachwievor die Befürchtung, dass ich am BK mit dem Inhalten, die ich unterrichte, nicht glücklich werde, aber ich werde es nicht erfahren, wenn ich es nicht mache. Wenn es mir partout nicht gefällt, so würde ich halt versuchen nach einiger Zeit eine andere Stelle zu finden.


    Ich muss allerdings sagen, dass nicht eine andere Schule, also alle Ges und Gym nicht fragten, ob ich in Teilzeit arbeiten möchte, was dem Schulleiter vom BK vor vornherein klar war, da ich ein kleines Kind habe. Andere Schulen hatten - so war es im Vorstellungsgespräch (nicht beim Auswahlgespräch!) völlig deutlich geworden - meine Bewerbung bis zur Angabe meiner Fächer gelesen und nicht weiter. Ich weiß nicht, ob mir der Unterricht am BK gefallen wird, aber die äußeren Bedingungen sind dort einfach super, weil familienfreundlich.


    Hat jemand Erfahrungen damit, ob ein Schul- und Schulformwechsel nach sagen wir z.B. eine, Jahr möglich ist? Wird es schwieriger?


    Wie sieht es mit der Arbeit am BK aus? Mir erscheint es, als ob das große Kapitel Erziehungsarbeit dort weitaus kleiner ist als an den Regelschulen mit Sek I. Täusche ich mich da?

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