Hallo ihr Lieben!
"Chancengleichheit" ist eines meiner allerliebsten bildungspolitischen Themen. Ich habe so meine eigene Theorien, wie das alles besser sein könnte. Und wie das Leben so spielt, stellt die Praxis meine Theorien ein wenig in Frage. Was mich z.B. am allermeisten stört, ist, dass die Eltern eine sehr große Rolle spielen, wenn es um schulischen Erfolg geht. Ich erlebe täglich bei meinen eigenen Kindern, dass Dinge eingefordert werden, die sie zu leisten einfach nicht in der Lage sind. Sei es eine Buchvorstellung in der 2. Klasse bei meinem Sohn - der zum fraglichen Zeitpunkt noch gar nicht sinnerfassend lesen konnte - oder das Gestalten eines Plaktes oder das Einüben von Diktaten. Ich habe diese selbstverständliche Vereinnahmung seitens der Lehrer immer als unmöglich empfunden!
So. Nun hat mein Sohn eine sowohl fachlich als auch menschlich patente Klassenlehrerin bekommen. Sie ist ein Engel! Noch mehr habe ich diese Frau geliebt, als mein Sohn vor 3 Wochen ankam und meinte: "Wir schreiben bald ein Diktat. Frau "Engel" hat aber gesagt, wir müssen nicht zu Hause üben, das machen wir in der Schule". Ich:" Danke Gott, meine Gebete wurden endlich erhört!" 1 Woche später musste ich das Diktat unterschreiben: Eine glatte 4. Na ja, halb so wild...es gibt Schlimmeres...z.B. den Aufschlag eines Meteroiten auf der Erde.... Ein paar Tage später meinte mein Sohn wieder: "Wir schreiben einen Test über die Hexe Lakritze (Lektüre), aber Frau Engel hat gesagt, wir müssen nicht...(den REst kannte ich bereits)!" Ich jetzt ein wenig zaghafter: "Ooookaaay....!" NAch 1 Woche musste ich den Test unterschreiben: wieder eine glatte 4 und der Kommentar von Frau Engel: L. du hast dich aber schlecht vorbereitet.
Okay. Chancengleichheitsexperiment wieder abgebrochen, ab jetzt schwinge ich hier wieder das Zepter, bzw. Peitsche und Keule!!! Ich sehe das Thema jetzt von einer anderen SEite. Ich meine auch bei so einem Vorgehen, wie ich es bisher als Ideal eingestuft hätte, nämlich dass die Kinder die zu lernenden Inhalte tatsächlich in der Schule lernen und nicht im privaten Nachhilfeinstitut zu Hause, gibt es keine Chancengleichheit: benachteiligt werden die Schüler, die sich zum Einen leicht ablenken lassen und zum Anderen nicht in der Lage sind, anhand weniger Übungsdurchläufe, einen Inhalt zu erfassen und zu memorieren. Oder ist das DOCH Chancengleichheit, weil tatsächlich alle die gleichen Chancen hatten und es endlich DIE faire Bewertung gibt: die naturgemäß Intelligenten bekommen ihre 1er und die Fraktion "ich-bin-gar-nicht-so-gescheit-dafür-meine-Mama-manchmal-auch-Papa" endlich die 5er?
Nachdenkliche Grüße
Mara