Klare Sache: siezen!
Die Vergleiche zu anderen Ländern bieten sich so nicht an. Hier gibt es eben (auch heute noch!) eine Art "Siez-Tradition", welche in
vielen Bereichen des Gesellschaftslebens auch eingefordert wird.
Ärgerlich genug, dass man dieses vielen Fünftklässlern erst mal beibringen muss – man könnte das ja möglicherweise auch mal im Elternhaus mitbekommen.
Geduzt werden...
-
-
Im Ursprungspost geht es aber gar nicht um Deutschland.
-
Dabei ist dann aber interessant, wie man es den Schülern gegenüber halten soll. Ich habe auch die Oberstufenschüler instinktiv geduzt und das schien absolut in Ordnung zu sein. Es war auch zu meiner Schulzeit üblich, dass der Lehrer uns geduzt und wir ihn gesiezt haben. Ist das überall normal?
Ich frage Oberstufenschüler in der ersten Unterrichtsstunde immer, ob ich sie mit "Du" oder "Sie" ansprechen soll. Eigentlich entscheiden sie sich immer für das Duzen (die werden ja dank G8 auch immer jünger...). Selbst werde ich von den Schülern selbstverständlich gesiezt.
Gruß !
-
Ich frage Oberstufenschüler in der ersten Unterrichtsstunde immer, ob ich sie mit "Du" oder "Sie" ansprechen soll. Eigentlich entscheiden sie sich immer für das Duzen (die werden ja dank G8 auch immer jünger...). Selbst werde ich von den Schülern selbstverständlich gesiezt.
Das hört sich sinnvoll an. Ich hätte auch kein Problem damit Oberstufenschüler zu Siezen, wenn sie sich dann doch dafür entscheiden.
-
Es würde sich aber sicher seltsam anfühlen, wenn du Schüler, die du vielleicht schon lange unterrichtet und immer geduzt hast, plötzlich siezen würdest. Aber genau so kenne ich das auch noch aus meiner Oberstufenzeit. Der Lehrer fragte uns danach, was uns denn lieber wäre.
-
Hallo Josh,
wenn Du nun schon eine Weile geduzt wirst und niemand der Lehrer daran Anstoß nahm bzw. eingriff, wäre es vermutlich eher unklug, jetzt auf das "Sie" zu bestehen. Alle Versuche, à la "Sieze mich gefälligst, ich bin eine Respektsperson", werden schnell ins Lächerliche kippen, weil Du am Ende wenig überzeugende Handhabe hast das Siezen durchzusetzen.
Vermutlich ist es hilfreich, sich jetzt nicht auf das Sie zu versteifen, sondern es locker zu nehmen. Ich richte in solchen, etwas verfahrenen Situationen meinen Fokus ganz gezielt auf die Schüler, die offen und freundlich oder wenigstens neutral sind. Manchmal spielt einem nämlich auch die Wahrnehmung einen Streich und man generalisiert zu sehr. Die freundlichen Signale entgehen einem dann. Es hilft oft schon enorm, Freundlichkeit (und sei sie noch so klein) einfach nur wahrzunehmen.Ich erinnere mich an meine Zeit in Frankreich. Mit offenen Armen bin ich da auch nicht empfangen worden, obwohl ich gesiezt wurde.
Bleib deinerseits freundlich und weise Provokationen freundlich aber bestimmt zurück, am besten auf Deutsch. Der Ton macht in dem Fall mehr die Musik, vermute ich. Und am meisten nervt die Schüler in diesem Spiel, wenn Du die Nerven behältst.Noch eine andere oder ergänzende Möglichkeit: Vielleicht kannst Du einfach zum Thema machen, wie die Anrede im Deutschen gehandhabt wird, nicht auf Dich bezogen, sondern unter dem Aspekt Landeskunde. Kleine Rollenspiele, in denen man zwischen Du und Sie je nach Kontext wählen muss. Der Lehrer-Schüler-Kontext ist dann einer von vielen und löst ja vielleicht auch das Gefühl aus, dass das Du unpassend sein könnte.
Viel Erfolg! Grisuline
-
Es wurde klar gemacht, dass die Kinder auch auf mich zu hören haben, und ich hatte nie Disziplinierungsprobleme.
Ähm ja, wenn das mal hier so einfach wär...
Die Schule ist eine Katastrophe in dieser Hinsicht und das hat auch gar nichts mit meiner Person zu tun (ich bekomme positive Rückmeldungen, auch seitens der Schüler). Hier ist Disziplinierung einerseits bitter notwendig, weil viele Schüler überhaupt KEINE Erziehung genossen haben (und wir sprechen hier von 14- bis 19-Jährigen). Andererseits ist es aber auch sehr schwierig, zu disziplinieren, weil die Kinder sich durch nichts einschüchtern lassen und keine Grenzen kennen und seitens der Schulleitung/des Kollegiums derartige aus Bequemlichkeit und Opportunismus auch nicht gezogen werden.
Ich werde das Sie jetzt einfach in den unteren Klassen in den nächsten Stunden konsequent einfordern.
-
Wieso könnte Miss kritischer betrachtet werden? Es ist völlig normal, dass alle Lehrerinnen mit "Miss" und alle Lehrer mit "Sir" angesprochen werden.
Miss = Fräulein, beinhaltet daher, dass eine Frau verheiratet sein muss, um vollwertig zu werden (Mrs.) ... üblich ist daher Mrs., es gibt auch Ms (Aussprache [mIz], wenn ich mich noch richtig an meine Phonetik-Veranstaltung vor etwa 1000 Jahren erinnere), dass aber von der Aussprache zu nah am Miss liegt und daher fast ausschließlich nur im Schriftverkehr verwendet wird.
-
Noch eine andere oder ergänzende Möglichkeit: Vielleicht kannst Du einfach zum Thema machen, wie die Anrede im Deutschen gehandhabt wird, nicht auf Dich bezogen, sondern unter dem Aspekt Landeskunde. Kleine Rollenspiele, in denen man zwischen Du und Sie je nach Kontext wählen muss. Der Lehrer-Schüler-Kontext ist dann einer von vielen und löst ja vielleicht auch das Gefühl aus, dass das Du unpassend sein könnte.
Danke für deinen Beitrag, diese Anregung finde ich auch sehr interessant.
Ich muss aber dazu sagen, dass mich die meisten Schüler als Freund sehen und deshalb wahrscheinlich auch auf das Du zurückgreifen. Das ist ja auch schön und nett, aber ich mag diese extreme Nähe zu den Kleineren einfach nicht und wenn ich dann soetwas höre wie "Du bist wunderschön", dann frage ich mich schon... :nixmitkrieg: Da bevorzuge ich ein bisschen mehr Distanz.
EDIT: Ich habe das Sie schon öfters eingefordert, aber eben nicht immer. Ich glaube, die Schüler vergessen darauf auch einfach wegen obiger Gründe.
Aber man muss eben auch als Lehrer konsequent sein, um Konsequenz bei den Schülern erwarten zu können, insofern werde ich mir mehr Mühe geben müssen.
-
wenn ich dann soetwas höre wie "Du bist wunderschön", dann frage ich mich schon...
Frechheit....mir könnten die das auch mal sagen... *grummel*
Das mit der Distanz ist verständlich, aber mal ein Kompliment zu hören ist doch nicht das Schlimmste, auch wenn es natürlich sehr persönlich ist. Achso, Du hättest gerne ein "Sie sind aber schön".
-
wenn ich dann soetwas höre wie "Du bist wunderschön", dann frage ich mich schon...
huch, da frage ich mich auch Einiges, und das fehlende Sie ist dabei noch das Wenigste
-
wenn ich dann soetwas höre wie "Du bist wunderschön", dann frage ich mich schon... :nixmitkrieg: Da bevorzuge ich ein bisschen mehr Distanz.
In dem Fall bist es allerdings Du, der unsicher ist in Bezug auf Deine Rolle, wenn Du darauf mit Verlegenheit reagierst. Denn solche Bemerkungen sind meiner Meinung nach eher unpersönlich gemeint. Echte Sympathiekundgebungen kommen anders daher. Mach eine Wortschatzübung draus. Nutze solche Bemerkungen konsequent als Sprechanlass.
Wie drückt man wann und wo Gefallen aus?Das ist jetzt natürlich eine sehr gewagte Ferndiagnose und kann völlig daneben sein: Ich stelle die Hypothese in den Raum, dass die Schüler Dich mit Distanzlosigkeiten provozieren, weil Du im Grunde zu distanzlos bist. Zu sehr einer der ihren sein willst, jemand, der ihre Sprache spricht. Im Hinterkopf habe ich Deinen Thread "mit den Süßigkeiten in der ersten Stunde". Vielleicht ist der erste Schritt, den Du tun solltest, Dich selbst innerlich auf die andere Seite stellen. Denn Du bist das Gegenüber der Schüler, nahbar, aber auf der anderen Seite. Auch als Fremdsprachenassistent.
-
Zitat
In dem Fall bist es allerdings Du, der unsicher ist in Bezug auf Deine
Rolle, wenn Du darauf mit Verlegenheit reagierst. Denn solche
Bemerkungen sind meiner Meinung nach eher unpersönlich gemeint.Wo habe ich geschrieben, dass ich verlegen auf soetwas reagiere?
Auf ein Kompliment von einem in meinen Augen Kind kann ich nicht so verlegen reagieren. Unpersönlich finde ich solche Bemerkungen auch nicht, insbesondere wenn ich mich daran erinnere, als zwei Schülerinnen nach der Stunde sichtlich erregt zu mir gekommen sind und die eine mit seelischem Beistand ihrer Freundin mir ein Kompliment über mein Äußeres gemacht hat.Ich habe dieses Beispiel aber auch nur deswegen gebracht, weil es zeigt, dass die Schüler sehr stark meine Nähe suchen und das ist mir momentan zu viel, vor allem in jenen Klassen, in denen viel diszipliniert werden muss.
Ich sehe im Übrigen aber keinen Zusammenhang zwischen dem Schenken von Gummibärchen und meiner Rolle als Lehrer. Ich kaufte diese ja nicht in der Rolle eines Kumpels, sondern eben als Lehrer, der seinen Schüler ein Geschenk aus seinem Land mitbringen möchte. Das sehe ich nicht so dramatisch.
Im Grunde genommen finde ich diesen persönlichen Umgang ja auch nicht so schlimm, vor allem weil man bedenken muss, dass viele Schüler keine Bezugsperson haben und diese demnach auch gerne mal bei ihren Lehrern suchen. Aber das ist eben nur sehr bedingt möglich und mich kostet das je nach Situation Nerven und Energien.
-
An meiner Grundschule duzen die Kinder jeden Lehrer. Das finde ich persönlich auch gar nicht so schlimm. In meiner 4. beobachte ich gerade, dass die Kleinen anfangen ab und an das "Sie" zu verwenden. Ich gehe aber schon davon aus, dass die Kids mich respektieren, auch wenn sie mich duzen. Mir fällt in der letzten Zeit aber auch auf, dass das "Sie" im privaten Bereich zu verschwinden scheint. So werde ich hier in HH oft auch von fremden Personen geduzt. Klar, nicht von Eltern, nicht von der Schulleitung und auch nicht am Bankschalter, aber es taucht immer häufiger auf. Und eben nicht nur im Sportverein. Mich regt es nicht auf, obwohl mir meine Eltern noch beigebracht haben, mir unbekannte ältere Menschen zu grüßen und nur dann zu duzen, wenn sie es mir anbieten ("Dorferziehung")
-
Im Grunde genommen finde ich diesen persönlichen Umgang ja auch nicht so schlimm, vor allem weil man bedenken muss, dass viele Schüler keine Bezugsperson haben und diese demnach auch gerne mal bei ihren Lehrern suchen.
Diese Bezugsperson kannst du aber nur in sehr begrenztem Umfang sein, und nicht auf einer allzu persönlichen Ebene.
Ich sehe das Ganze wie Grisuline, wobei ich jetzt um Himmels Willen nicht wieder die Gummibärchengeschichte ausgraben möchte :
du scheinst noch ein bisschen unsicher über deine eigene Rolle "auf der anderen Seite des Pultes" zu sein und dich ein bisschen als großer Bruder/ KUmpel deiner Schüler zu verstehen. Das meinte ich vorhin mit dem Altersunterschied.
Vielleicht eine Anregung zum Nachdenken? -
Interessant, dass die SekI und II Lehrer den Grundschullehrern mal wieder in ihre Arbeit reinreden, bzw. erzählen was geht und was nicht.
Hier im Norden ist es üblich, dass man duzt, in der 4. Klasse kommt das Sie dann meist von den Kindern alleine. Und warum bitteschön soll das schlimm sein? Ich habe immer ein sehr enges Verhältnis zu meinen Schülern, wir Lehrer sind oft sowas wie Mama und Papa und da gehört das du auch dazu. Mit Respekt hat das in dem Alter sehr wenig zu tun.
Also wenns keine anderen Argumente für das Siezen gibt...
Wir haben ja auch Erzieher an unserer Schule und manche wollen mit Vornamen angesprochen werden, andere nicht. Wie er mag.
-
Hier im Norden ist es üblich, dass man duzt, in der 4. Klasse kommt das Sie dann meist von den Kindern alleine.
Ich komme auch aus dem Norden und kann das nicht bestätigen. Sowohl in der GS als auch auf der weiterführenden Schule wurden auch in HH alle Kollegen gesiezt.
-
Na die Schule würde mich interessieren. Habe in 3 Schulen in HH gearbeitet, in 2 anderen Praktika gemacht und durch private und berufliche Kontakte kenne ich noch viele mehr und überall wird geduzt. Ich sprach ausdrücklich von Grundschulen.
-
wir Lehrer sind oft sowas wie Mama und Papa und da gehört das du auch dazu.
Ist das so wirklich üblich, oder nur bei Dir bzw. an Deiner Schule so? Ich frag nur, weil meine Grundschullehrerin zwar nett war, aber doch deutlich professionell distanziert! So einen Satz wie von Dir hätte sie mit Sicherheit nicht unterschrieben, nehme ich an. Oder gehört dies seit Längerem zum professionellen Selbstverständnis an der Grundschule?
-
Also, ich finde, dass hier die Rolle des Sprachassistenten zu hoch gehängt wird, wenn immer wieder in unterschiedlichen Formulierungen von "der anderen Seite des Pults" gesprochen wird. Der Sprachassistent ist zwar vielleicht nicht gerade großer Bruder oder Kumpel, aber gerade weil er in der Regel nicht bewerten und erziehen muss wie eine "echte" Lehrkraft, kann er eben eine lockerere Atmosphäre im Unterricht zulassen. Ich habe mich als Sprachassistent jedenfalls duzen lassen und das obwohl ich sogar auch bewerten musste. Das gab auch bei schlechten Noten kein Autoritätsproblem.
Es gibt allerdings im DaF-Unterricht auch didaktische Gründe, die für das Siezen sprechen:
1.) In deutschsprachigen Kulturkreisen ist es eben nunmal üblich, dass alle Arten von Lehrpersonen gesiezt werden. Sich siezen zu lassen hätte deshalb eine landeskundliche Komponente,
2.) Indem die Schüler sich gegenseitig duzen und den Lehrer/Sprachassistenten siezen, werden im Unterrichtsgespräch und in Diskussionen beide Formen (inkl. den entsprechenden unterschiedlichen Verbformen) verwendet, was eine kommunkativ natürlich eingebettet Grammatikübung darstellt.Wie gesagt, ich habe mich damals aber trotzdem duzen lassen. Und, ja, das lag daran, dass ich noch nicht ganz in der Lehrerrolle angekommen war. Das sehe ich aber bei Studenten wirklich noch nicht als so problematisch an.
Werbung