Reflektionsmethoden für eigenen EU

  • Ich hatte letzte Woche zwei UBs in Englisch in unterschiedlichen Lerngruppen, die relativ schlecht gelaufen sind und jetzt zweifle ich an mir. Die Dinge, die die Fachleiter bei mir angemerkt haben, behebe ich natürlich, aber irgendwie kommen immer neue Sachen dazu und ich habe einfach keine Geduld mehr mit meinen eigenen Fehlern, gerade, wenn sich was wiederholt geht mir das so auf den Keks.


    Was für Methoden benutzt ihr, um den eigenen Unterricht vorher zu reflektieren, um Schwierigkeiten vorzubeugen?
    Worauf achtet ihr immer?

    • Offizieller Beitrag

    Erfahrung! Da Du die aber noch nicht haben kannst, solltest Du viele unterschiedliche Unterrichtsformen ausprobieren. Was bei einem Lehrer gut läuft, kann beim nächsten in die Hose gehen. Da musst Du deinen eigenen Weg finden.


    Für genauere Antworten solltest Du vielleicht auch mal beschreiben, was bei den UBs nicht lief!

  • Stimmt, an der Erfahrung arbeite ich noch.

    Zitat

    Für genauere Antworten solltest Du vielleicht auch mal beschreiben, was bei den UBs nicht lief!

    Na, das ist es ja- es waren unterschiedliche Dinge - bei dem einen habe ich meine Schüler nach einem Einstieg und einer Vorbereitung in PA eine Schreibarbeit machen lassen und die dann in einem zweiten Schritt von Partnern korrigieren lassen, doch mein FL meint, ich könne doch Schüler in einer Stunde nicht so viel schreiben lassen, das sollte ich doch lieber auf die Hausarbeit beschränken und die SuS vor allem viel sprechen lassen. Gut, wäre ich so nicht drauf gekommen. Beim anderen mal hatte ich dann den anderen Extremfall, ich hatte die SuS einen kurzen Dialog einüben lassen, den dann vor dem Plenum vorstellen lassen - da meinte er, ich hätte was zum visualisieren gebraucht bei der Auswertung. Ok, habe ich dann also auch aufgenommen in meine mentale Checkliste. Das sind aber beides Dinge, die so vermeidbar sind, wenn das einem einer vorher sagt.


    Daher die Vagheit meiner Frage. Gibt es Dinge, auf die ihr immer achtet, oder Faustregeln (FL: "Zweimal die Stunde etwas schreiben ist in der Regel einmal zu viel"), denen ihr folgt?

  • Ich gestehe, das Wichtigste empfand ich immer/ meine ich gelernt zu haben, ist, dass man ein (!) klares (!) Stundenziel braucht (mein LK hat mir letztens erst wieder anschaulich vorgeführt, was passiert, wenn man 2 oder 3 Ziele auf einmal unterbringen möchte... :depp: ) und das alle Schritte daraufhin abgestimmt sind und zu diesem Ziel führen. Zweitens sollte das Anspruchsniveau stimmen - sowohl für den Jahrgang als auch die Lerngruppe. Drittens sollte eine Lernprogression erkennbar sein.
    So hab ich die Ziele des Refs und guten Unterrichts jedenfalls verstanden.


    Denn die Sachen, die du beschreibst, empfinde ich als eher Kleinigkeiten - zumindest wenn sie so formuliert sind bzw. wirklich so gesagt wurden. Meint er evtl, dass z.B. das Anspruchsniveau nicht passt? In welchem Jahrgang hast du z.B. die Schreibkonferenz machen lassen (übrigens mal von der realistischen Seite - meine Schüler haben so dermaßen viel Nachmittagsunterricht, da muss eigentlich mehr oder weniger alles in den Schulstunden stattfinden, aber das nur am Rande).


    Ich würde mir noch mal eine konstruktive Kritik vom Fachleiter erbeten, vor allem mit übertragbaren (!) Aufgaben, an denen du jetzt arbeiten kannst - denn diese Stunden wirst du ja nicht wiederholen. Sowas muss man bei Fachleitern mitunter einfordern, das liefern nicht alle automatisch, aber nur so kannst du lernen, meiner Meinung nach.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Den genauen Wortlaut kann ich nicht wiedergeben, doch so erinnere ich es. Das ganze fand in einer 10. statt - wir hatten in der Stunde davor gerade Überarbeitungstechniken und Kriterien eines guten Texts erarbeitet, daher wollte ich die gleich anwenden lassen. Es kann aber gut sein, dass er dachte, das würde gerade schwächere SuS überfordern, davon hat er allerdings nichts gesagt. Das mit den übertragbaren Aufgaben finde ich eine gute Idee, das macht das Feedback dann noch konkreter und bestimmt auch für beide befriedigender beim nächsten Besuch.


    Lernziel, Anspruchsniveau, Progression als Kriterien guten Unterrichts - ähnlich habe ich das auch verstanden, aber gerade bezogen auf die optimale Umsetzung davon hapert's noch bei mir.

  • Das ist ja auch nicht einfach. ;)


    Viel ERfolg!

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    Mir hat es unglaublich viel gebracht, dass wir Referendare so oft es ging gegenseitig in unseren Stunden hospitiert und uns gegenseitig Feedback gegeben haben. Aus den UBs kann man nur soundsoviel lernen und das ist von Ausbilde zu Ausbilder auch noch sinnvoll bis völlig unsinnig (zB dass es eine Schreibobergrenze für eine Stunde gibt, zumal in der 10!). Könnt ihr das einrichten, euch gegenseitig zu besuchen?


    Ansonsten gebe ich meinen Vorschreiberinnen recht: Erfahrung ist etwas, was unglaublich viele Fehler ausmerzt (ach!), und die kannst du nicht unendlich beschleunigen (auch ach! :) ) - aber etwas schon: eben durch die Erfahrungen, die du bei gegenseitigem Hospitieren machst. Ist halt ne Organisationsfrage.


    Auch wenn viele Ausbilder gerne Sätze mit "Man kann doch nicht..." / "Mann muss doch immer ..." machen: auch das ist nicht wahr. Rezept A funktioniert bei Kurs B super, bei Kurs C null und gar nicht. Du wirst ausprobieren müssen, und ja, auch mal auf die Nase fallen damit. Wichtig ist dann, nicht auf der gescheiterten Methode zu beharren ("Mann muss aber doch immer..."), sondern sie zu modifizieren, so dass sie auf den Kurs passt.


    Ob eine Methode erfolgreich war, siehst du daran, was die Schüler hinterher können. Schlicht und ergreifend. Alles, womit du das erreicht hast, ist eine (für diesen Kurs) gute Methode. Wenn das Schreiben und gegenseitige Korrigieren zu Lernerfolg geführt hat, war das ne gute Sache. Hast du das überprüft? Wenn sie sich nur gegenseitig noch mehr Fehler in den Text gemurkst haben, lief was falsch. Ds heißt nicht, die Methode zu verwerfen (peer editing ist ne gute Sache), sondern sie zu modifizieren. Usw...


    Es dauert ein paar Jahre, bis man da Sicherheit hat. Das wird dir leider keiner abnehmen können... Bleib dran! :)

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • In der Tat, Erfahrung ist das Stichwort.


    Aber gerade das ist ja die Frage, wie man die bekommt! Das Problem im Ref ist, dass man allein durch "Ausprobieren" und "Erfahrungen sammeln" nicht zum Ziel kommt, weil man innerhalb dieser kurzen Zeit mehr lernen muss, als man nur so nebenbei lernt.


    Das gegenseitige Hospitieren im Unterricht halte ich ebenfalls für eine gute Idee.


    Ein weiterer Tip ist: Die Kollegen fragen. Man bekommt recht schnell mit, welche Kollegen auf welchem Gebiet fit sind. Und da dann bloß keine Scheu haben, die meisten freuen sich sogar, wenn sie um Rat gefragt werden.
    Sehr guten / erfahrenen Kollegen kannst Du auch mit einem "Ungefähr-Problem" kommen, bei dem Du selbst gar nicht weißt, wo der Knackpunkt liegt; aber im gemeinsamen Gespräch kann man das dann herausschälen.


    Manche Probleme haben eventuell keine fachdidaktischen, sondern pädagogische Ursachen. Bei mir im Ref war das so. Ich spreche nicht von Disziplinproblemen, sondern von etwas wie "mit den Schülern mitschwingen", man kann das wohl nur metaphorisch ausdrücken. Das kann man aber auch noch später lernen, wenn überhaupt es da bei Dir noch Nachholbedarf geben sollte. Ich wollte eben nur sagen, dass man auch den geschickten Umgang mit Schülern lernen kann, das muss einem nicht in die Wiege gelegt sein; und ich wollte hiermit sagen, dass dieser Umgang mit Schülern das eigentlich Schöne an unserem Beruf ist, dass das aber im Ref in den Hintergrund rückt; die Fachleiter achten eher auf fachdidaktisches Denken und eine passende Umsetzung.


    Und natürlich solltest Du die Unterrichtsbesuche mit ein oder zwei Kollegen vorher durchsprechen, denen fallen dann auch schon mal einige Sachen auf, die Du noch verbessern kannst; denn dem Fachleiter fallen sowieso noch tausend Kritikpunkte auf, und wenn doch nicht, wird er irgendwelche aus irgendwelchen Ecken hervorholen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Fachleiter eben...


    Soweit ich mir ein Urteil erlauben darf, würde ich aber auch nicht sagen, dass die Fehler, die Du beschrieben hast, so schlimm sind.


    Hamilkar

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