Kriege Montag ein Kind in die 3. Klasse, das kein Wort Deutsch spricht. Was tun?

  • Hallo!


    Ich habe heute erfahren, dass ab Montag ein 10-jähriges Kind aus Griechenland in meine Klasse kommt. Was mache ich denn damit? Lernen die so nebenbei auch unsere Buchstaben in der Schule? Oder muss ich damit erst mal anfangen? Kennt sich da wer aus vielleicht?


    Und was viel wichtiger ist: Was mach ich mit dem Kerlchen? Hat jemand für mich einen Leitfaden/ eine Sprachkursempfehlung/ irgendein Werk, das ich kaufen und hernehmen kann? Bin für jeden Tipp dankbar.


    Liebe Grüße von einer gerade total Planlosen

  • Während meines Ref bekamen wir auch zweimal Kinder, die kein Wort Deutsch sprachen. Einen Jungen aus Polen, der kein Deutsch sprach ins 3. Schuljahr und ein Mädchen aus Griechenland, das aber nur Spanisch sprach ins 2. Schuljahr.
    Für den polnischen Jungen hatte meine Mentorin damals Zusatzmaterial aus dem DaF/DaZ-Bereich bestellt, ein Arbeitsheft, in dem er halbwegs eigenständig arbeiten konnte. Wie erfolgreich das gewesen wäre, kann ich leider nicht sagen, da die Familie nach wenigen Wochen wieder zurück nach Polen ging (wahrscheinlich hatten sie es sich hier etwas anders vorgestellt).
    Das Spanisch sprechende Mädchen hat zum Großteil normal am Unterricht teilgenommen und bekam 1-2 mal in der Woche eine Stunde Sprachförderung. Im Unterricht hat die Lehrerin sich anfangs natürlich viel um sie kümmern müssen (dazu war die Klasse an sich auch nicht gerade einfach), Begrifflichkeiten immer wiederholt (z.B. ihr Stifte gezeigt, dann das Wort "Stift" mehrmals wiederholt und wiederholen lassen und dann darüber z.B. Farben erklärt, also beim Zeigen auf einen roten Stift dann "rot" gesagt). War oftmals nicht ganz leicht und das Mädchen hat natürlich auch nicht alle Arbeitsaufträge sofort verstanden, aber mit Gesten und immer wieder Begrifflichkeiten wiederholen (dazu ein spanisches Wörterbuch, falls es mal gar nicht ging), hat sie in wenigen Wochen so viel gelernt, dass sie zwar wenig gesprochen, aber letzten Endes schon viel verstanden hatte (und ganz gerne auch mal so tat als würde sie nichts verstehen, wenn ihr was nicht passte, aber diese Situationen erkannte die Lehrerin recht schnell). Ihre Mitschüler haben da auch sehr viel geholfen. Ihnen wurde am Anfang klar gemacht, wie die sprachliche Situation des Mädchens ist, aber dass sie mit Hilfe der Kinder sicher recht schnell Deutsch lernen würde. Die Kinder fanden das recht spannend und waren sehr hilfsbereit. Ihr wurden dann ein oder zwei Paten an sie Hand gegeben und dann lief das.


    Nun ja, letzten Endes hab ich dir leider nicht wirklich Tipps zu bieten, außer, dass du dich nicht verrückt machen solltest, diese Kinder lernen recht gut nebenbei unsere Sprache. ;O)


    Edit: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es dieses Arbeitsheft war: http://www.schroedel.de/shop/a…7-41281-1&via_r=WEDEDAZ04. Meine Mentorin hatte sich oft, während die anderen Kinder arbeiteten, neben ihn gesetzt und mit ihm Sätze aus dem Arbeitsheft gesprochen (wie auf den Seiten unten angegeben).

  • Also ich würde jetzt mal nicht damit rechnen, dass das Kind die lateinische Schrift kennt. Er kommt auf jeden Fall von einer griechischen Grundschule, und falls an Grundschulen noch keine Fremdsprachen gelehrt werden (darüber konnte ich jetzt aber leider bei google nichts rausfinden...), wird er es eher nicht können. Ich glaube aber, dass er das sehr schnell lernen wird. Einige Buchstaben sind ja sehr ähnlich (z.b. alpha und a), und er kennt ja auch das System, dass sich ein Wort aus Buchstaben zusammensetzt. Aber das Schreiben muss er ja dann auch neu lernen.... Ich glaube, ohne zusätzlichen DaF-Unterricht für ihn wirst du da echt Probleme haben...

  • Wir haben in unserer vierten Klasse ein Geschwisterpaar (angeblich 10 und 11 Jahre alt, aber wahrscheinlich älter), das nicht nur kein Deutsch spricht, sondern im Heimatland nichtmal eine Schule besucht hat.
    Beide nicht dumm... aber halt hoffnungslos überfordert. Zurücksetzen geht nicht... sie sind zu alt. Sie sind ja sogar schon zu alt für unsere vierte Klasse.
    Also nehmen sie am normalen Unterricht teil, bekommen aber spezielle Förderungen und haben differenzierte Aufgaben.
    Das ältere Kind kommt halbwegs mit, wird in Mathe zielgleich gefördert... bekommt aber da jede Förderstunde, die möglich ist.
    Das jüngere Kind hat ein Mathebuch des zweiten Schuljahres und arbeitet sich im Einzelunterricht mit einer Mathepatin flott durch den Stoff des zweiten Schuljahres. Wir hoffen, dass wir am Ende des Schuljahres auch den Stoff des dritten Schuljahres geschafft haben... zumindest die schriftliche Addition und Subtraktion.
    In Deutsch haben beide die Arbeitshefte des dritten Schuljahres und ihre Aufsätze werden auch wie Aufsätze eines Drittklässlers bewertet. Beide bekommen extra DAZ Förderstunden...
    Im Elternhaus gibt es keine Unterstützung... aber wir machen möglich, was eben möglich ist.
    Fortschritte sind zu sehen... aber sie werden trotzdem nicht das Ziel der vierten Klasse erreichen... aber aus pädagogischen Gründen versetzt werden.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Zitat Nenenra :

    Zitat

    Hast du dir den Thread (erster Satz) durchgelesen?

    Ja, und deswegen habe ich ja meine Frage gestellt ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat Nenenra :

    Ja, und deswegen habe ich ja meine Frage gestellt ! 8)


    Er kommt aus Griechenland. Steht direkt im 1. Satz. ... Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
    ... und wenn man direkt aus Griechenland kommt, kann man gewöhnlich kein Deutsch. Du kannst vermutlich auch kein Wort Griechisch ... und wenn du nach Griechenland ziehen würdest, hättest du ein Problem.

  • Hallo!


    Bevor ihr euch weiter den Kopf über die erste Zeile zerbrecht: Die sind letzte Woche erst hergezogen. Papa spricht wohl gut deutsch, hat auch hier studiert, Kinder und Mama können gar nichts. Ich hab sie noch nicht zu Gesicht bekommen. Mal sehen was das wird.

  • Dann würde ich mir mal anhören, wie der Vater Deutsch spricht. Spricht er wirklich gut, dann würde ich ihm raten, mit dem Kind nur noch Deutsch zu sprechen. Wird zwar anfangs wehtun, aber großartige Fortschritte bringen.

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