Referendariatsplatz weit Entfernt

  • Hallo,


    ich habe vor zwei Tagen einen Brief bekommen, in dem mir eine Ausbildungsschule zugetielt wurde die gut 90 km vom meinem jetzigen Wohnort Stuttgart weg liegt. Grundsätzlich stellt sich für mich die frage ob das überhaupt rechtens ist. Zumal ich ja hier in Stuttgart eine Wohnung habe die ich nicht sofort kündigen kann (Kündigungsfrist). Abgesehen davon ist es sowieso fraglich dort hin zu ziehen da ich wegen des Seminars sowieso zweimal in der Woche in Stuttgart sein muss. Erschwerend kommt für mich noch hinzu, dass ich nichteinmal ein Auto besitze.


    Zwei Wochnungen ein Auto und die zu fahrenden Kilometer und das bei dem geringen Referendaiatslohn, da hat ja der Hartz IV Empfänger mehr zum leben übrig als ein Referendar.


    Hat jemand solche Erfahrungen selbst gemacht und kann mir vielleicht sagen, wie einsichtlich die Leute im RP für solche Probleme sind und wie es mit einem Schulwechsel aussieht?

  • Das RP hat mit der Verteilung der Referendare auf die Schulen nichts zu tun, das ist Sache des Seminars.


    Ich würde Dir raten, dass Du direkt zu Deinem Studienseminar gehst und dem Seminarleiter Dein Anliegen vorträgst. Du wirst von ihm erfahren, dass es durchaus rechtens ist, die Referendare gleichmäßig auf alle Ausbildungsschulen zu verteilen. Er wird Dir auch sagen, dass es wegen der enorm gestiegenen Zahl von Referendaren gar nicht möglich ist, alle Referendare im Nahbereich des Seminars unterzubringen. Wenn Du ihm von Dir aus anbietest, an jede Schule zu gehen, die per ÖPNV in zumutbarem Zeitaufwand zu erreichen ist, kann es durchaus sein, dass er versucht, Dich an einer anderen Schule unterzubringen. Einen Rechtsanspruch hast Du darauf aber nicht, das muss Dir klar sein. Du kannst aber davon ausgehen, dass die Leute im Seminar einsichtig sind. (Dass sie "einsichtlich" seien, wäre sowohl mir als auch dem DUDEN völlig neu.)

    • Offizieller Beitrag

    Ehrlich gesagt wirst Du mit wo was immer rechnen müssen. Du wurdest dem Seminar zugeteilt, dass Du Dir offensichtlich gewünscht hast und hast die Möglichkeit, Dir anzusehen, welche Schulen zum Seminar gehören und wo die sind.


    Wenn Du nun unbedingt in Stuttgart weiterhin wohnen willst, dann tu das. Aber da niemand beim Seminar angibt, wo er wohnen will, hast du die gleichen Chancen wie alle anderen auch an den äußersten Rand des Seminars einer Schule zugewiesen zu werden.


    Warum sollte das nicht rechtens sein? Es zwingt Dich niemand, die Wohnung in Stuttgart zu behalten und Dir eine zweite Wohnung zu suchen. Es zwingt Dich auch niemand, Dir ein Auto zu kaufen, Du kannst auch öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Auto ist halt bequemer. Du kannst aber auch umziehen und nur zweimal pro Woche nach Stuttgart fahren, wobei es je nach Fächern auch mal mehr oder mal weniger Seminartage sein können. Und so bitter das sein mag, Du wirst noch öfter vor Situationen stehen, die Dir so nicht gefallen. Aber das ist im Ref und insgesamt im Staatsdienst ab und an so.


    Klar kannst du einen Antrag stellen, einer anderen Schule zugewiesen zu werden, wie erfolgreich das sein mag... keine Ahnung. Die anderen Referendare, die in Stuttgart an eine Schule gekommen sind werden sich vielleicht auch fragen, warum ausgerechnet Du mehr Recht auf eine Schule in Stuttgart haben solltest. Weil die eh schon umziehen müssen? Absolute Gerechtigkeit wird es hier nicht geben.

  • Damit hats dich sogar noch gut getroffen, ich muss umziehen...meine Schule liegt etwa 200km weit weg, mein Wunschseminar Stuttgart habe ich nicht bekommen, bin nicht mal mehr im RegPräs Stuttgart.
    Ich brauche auch ein Auto, denn, da hat Dalyna nicht recht: es ist nicht immer möglich auf ÖPNV umzusteigen. Je nach Seminarbeginn (z.B. am ersten Ausbildungstag) fährt nämlich noch kein Zug aus meinem Kaff weg...meine Eltern greifen mir unter die Arme.
    Momentan wohne ich noch mit meinem Verlobten zusammen, ich darf auf unser Hochzeitsgeld zurück greifen. Anderweitig könnte ich mir das nicht finanzieren.


    Wenn du eine Umverteilung möchtest, dann ist das Seminar zuständig, für die Verteilung selbst ist ein "Planungszentrum", das wohl vom RegPrä gebildet wird und angeblich in Reutlingen sitzt verantwortlich.
    Beim Seminar kannst du auch mal nach finanzieller Unterstützung fragen, in meinem Seminar gibts da keine, aber angeblich bieten das manche Seminare an, vor allem wegen der Doppelbelastung am Anfang.

  • Bei mir am Seminar gibts einige, die fahren am Tag eine Stunde eine Strecke (Auto oder ÖPNV), das ist eben für die Zeit so. Andere fahren 2 Stunden eine Strecke zum Seminar, im Winter fast 3. Nützt nichts, man weiß schließlich, dass es nur eine begrenzte Zeit ist... Ein gewisser Arbeitsweg ist sogar ganz gut, um sich auf Schule einzustellen bzw. um abzuschalten ;)


    Zum Finanziellen: Fahrtkosten zum Seminar bekommt man bei uns wieder. Fahrtkosten zur Schule kann man von der Steuer absetzen. Wer mit dem Gedanken spielt, sich eine zweite Wohnung zu genehmigen, könnte auch in Richtung möbliertes Zimmer/Ferienwohnung/Wohnen auf Zeit denken. Möglicherweise kann man kooperativ etwas aushandeln und muss sich nicht nochmal ne komplette Wohnungseinrichtung anschaffen. Ist ja schließlich auch alles nur für nen begrenzten Zeitraum.


    Im Übrigen: Ich bin fürs Ref an sich 400km durch Deutschland gezogen und musste innerhalb von etwa 2 Wochen alles haben. War nicht schön, ging aber auch. Man muss seinen Anspruch dann halt etwas runterschrauben.

  • Versuche doch mal in Erfahrung zu bringen, wer noch neu mit dem Ref beginnt. Vielleicht könnt ihr eine Fahrgemeinschaft bilden?

  • ... und kein rosaroter Luftballon, leicht off toppic - Dalyna:

    Zitat

    Du wirst noch öfter vor Situationen stehen, die Dir so nicht gefallen. Aber das ist im Ref und insgesamt im Staatsdienst ab und an so.


    ... das ist nicht nur "im Staatsdienst" "ab und an so", das kann dir auch im sonstigen Arbeitsleben jederzeit passieren: Ich musste als Jungpauschalistin bei einem großen westdeutschen Zeitungskonzern (...) ohne zeitliche Begrenzung nach hinten täglich 75 km zur zugewiesenen Redaktion auf dem platten Land fahren (einfache Fahrstrecke) und bekam weder für dieses Hin- und Zurückgegurke noch für die zusätzlichen Km für Termine irgendwelches Km-Geld. Pauschal überwies mir der Konzern großzügig 1600 D-Mark. Ok. der kleine Corsa hat´s gepackt, und was tut man nicht alles für die Aussicht auf einen lukrativen Ausbildungsplatz. Wohlgemerkt: das war nich mal Ausbildung, sondern Warteschleife. Ergo... (wie war das mit den Herrenjahren..)

  • 90 km sind gar nichts.
    Ich kenne Leute, die im Ref jeden Tag 150+ km gefahren sind.
    Da wirst du recht wenig Chancen haben.


    Es gibt eben diese Schulen, die nicht direkt am Seminar liegen und sie haben Anrecht auf einen Referendar. Dass da niemand gern hin will, ist klar.
    Wen sollen sie deiner Meinung nach hinschicken?

  • mich würde jetzt aber schon interessieren, wie das mit der erstattung der fahrtkosten laufen soll... das wär ja mehr als interessant, zumal es bei mir auch ca. 65km zum seminar sind!

  • mehr als von der steuer absetzen geht nicht...


    mich hat damals auch keiner gefragt, ob ich an den arsch der welt rund 300km von meinem studienort und damit verbundenen beziehung/ familie ins ref will....

    Wenn das Leben einfach wäre, wäre es ja langweilig!
    Oder nicht?

  • Das Seminar erstattet die Fahrtkosten zum Seminarstandort mit dem halben Satz. Die zweite Hälfte und die Fahrtkosten zur Schule muss man von der Steuer absetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Das gilt für Bawü. Du darfst aber eben nicht am Seminarort wohnen.


    Den Antrag, den Du dann regelmäßig ausfüllen und am Seminar abgeben musst, gibt es beim Seminar. Allerdings erstattet das Seminar den günstigsten Weg. Heißt, wenn Fahrtkosten für den ÖPNV günstiger wären als Auto fahren, würdest Du das Geld für den ÖPNV ersetzt bekommen. Dass ÖPNV nicht immer funktioniert ist mir im 'Übrigen schon klar. Allerdings muss man vielleicht auch nicht mit zwei Wohnungen planen, wenn man nicht gerade in einer der Wohnungen als Paar lebt. Deshalb habe ich das so provokant formuliert.

  • Ich würde auch sagen, dass du dich mit der Enfernung zur Schule leben musst. Viele Refs fahren 2 Jahre lang täglich eine Stunde (oder länger), wenn sie nicht in die Nähe der Schule ziehen möchten. Das Leben ist kein Ponyhof ...

  • Willkommen in der Welt der behördlichen Willkür! :)


    Ich durfte damals 220km entfernt in die wirklich wahre Pampa (Salzgitter.... *schauder*).Der Bescheid kam knapp 2 Monate vor Referendariatsbeginn und man hatte 1 Woche Zeit dieser Platzierung zu- oder abzusagen. Tja, was tun, wenn man eigentlich gerne im angestammten Ort bei Freunden, Familie und Ehrenamt wohnen bleiben möchte? Wenn man eine Wohnung hat und, wie du schon schreibst, Wohnungssuche und Kündigungsfrist kolldieren? Der zuständigen Behörde ist das so egal, als würde in China der berühmte Sack Reis umfallen. Doppelte Miete? Kein Auto? Umzugskosten? Ebenfalls egal....


    Bei mir kam noch hinzu, dass das Seminar Salzgitter ein Flächenseminar ist, d.h. von nördlichsten Ausbildungsschule in Peine bis zur südlichsten in Bad Harzburg sind es rund 80km. Netterweise konnte oder wollte man mir den exakten Ort meiner Ausbildungsschule nicht sagen. Das würde ich so ein bis zwei Wochen vor Dienstbeginn erfahren. Nett, nicht? Wo soll man sich da bitte eine Wohnung suchen? Ich habe dann Braunschweig gewählt, weil es das kleinste aller Übel war.


    Durchhalten! Das ist alles zu schaffen. :)
    Grüße vom
    Raket-O-Katz

  • Wir Bayern erfahren unseren Seminarort ca. 3 Wochen vor Dienstantritt. Und wenns blöd kommt, kanns einen da ziemlich weit weg verschlagen...

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