In unserer Schule gab es heute eine Diskussion in der Fachgruppe Englisch, ob man nicht einen USA-Austausch organisieren könne. Ein Kollege schlug ein Programm einer Organisation vor, die diesen Austausch für ca. 1500 Euro für einen Zeitraum von drei Wochen durchführen könnte. (Flug, Unterbringung bei Gastfamilien, Ausflugsprogramm)
Es kam relativ schnell die Kritik auf, dass das ja für die Schüler, die sich das nicht leisten können, weil ihre Eltern das Geld nicht aufbringen können, unfair sei. Dies ist der Knackpunkt, ob ein solcher Austausch überhaupt eingerichtet werden soll oder nicht.
Isoliert betrachtet kann ich das verstehen.
Ich habe dann einmal quer gedacht (gedacht heißt nicht, dass das unbedingt meiner Meinung entsprechen muss!) und mich gefragt, ob man in der Schule grundsätzlich und immer auf die sozial Schwächeren Rücksicht zu nehmen hat und somit die Schüler, deren Eltern das Geld hätten, auf solche Projekte verzichten müssen.
Egalitarismus in der Bildungslandschaft ist ja mittlerweile als Ausdruck sozialistischer Bildungspolitik hoffähig geworden - vor allem in SPD-regierten Ländern. So wird von stärkeren Schülern ja mittelbar ein weitaus höheres Maß an Sozialkompetenz eingefordert im Rahmen der Ideologie, dass die Schwächeren von den Stärkeren lernen und profitieren können.
Ich frage mich nur, ob Schule jegliche Form von sozialer Differenzierung, die ja von Außen in die Schule hineingebracht wird, krampfhaft negieren oder nivellieren muss und so tun sollte, als gäbe es keine Unterschiede. Ist die Verabsolutierung von Chancengleichheit (faktisch ist es ja Gleichmacherei) in allen Bereichen des schulischen Lebens nicht Augenwischerei und insofern Heuchelei, als dass die soziale Schere dadurch ja nicht verschwindet und letztlich die Schüler ja durch ihr ganzes Leben begleiten wird - ganz gleich, an welchem Ende sie letztlich stehen?
Laufen die Schüler wohlhabender Eltern nicht üblicherweise in entsprechenden Klamotten, Handy und anderen Gadgets herum, wohingegen der Hartz-IV Schüler im Extremfall mit Kik und Konsorten auskommen muss? Führt das dem ärmeren Schüler nicht in viel stärkerem Maße tagtäglich vor Augen, wie brutal soziale Unterschiede sein können, als so ein Austausch?
Mich würden dazu einmal Eure Meinungen interessieren.
Gruß
Bolzbold