Die Gemeinschaftsschule kommt !

  • In BaWü beklagen sich die Realschulen massiv über die bevorzugte Ausstattung der Gemeinschaftsschulen mit finanziellen und personalen Ressourcen...

    Wenn sie sich beklagen, dann heißt das, dass die Gemeinschaftsschulen auf Kosten der Realschulen ausgebaut werden. Also ein Nullsummenspiel (linke Tasche, rechte Tasche). Und wenn erst einmal ein Großteil der Schulen zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt wurde: Wen soll man dann noch beklauen? Die Politik wird sich schwer tun, effektiv mehr Geld in die Schulen zu stecken, insbesondere da die "Schuldenbremse" mit dem Zwang zu einem ausgeglichenen Haushalt vor der Tür steht.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Nein. Die Mittel für die Realschulen sind genauso hoch wie früher. Die Gemeinschaftsschulen bekommen - wegen der zusätzlichen Belastungen durch Inklusion und Neukonzeption - eben mehr. Das weckt Neid.
    Ein Nullsummenspiel ist das nur insofern, dass durch den Schülerrückgang und den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zahlreiche Hauptschulen "ausgeblutet" sind und geschlossen werden. Durch die Abstimmung der Eltern mit den Füßen sind so Ressourcen freigesetzt worden. Diese werden nicht in den allgemeinen Haushalt zurückgeführt, sondern bleiben im Schulsystem - was ja kein Fehler ist.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Es ist richtig, dass die Gemeinden dafür verantwortlich sind, die Schulen auszustatten.
    Sollen das kleine Gemeinden bewerkstelligen, in denen ein paar tausend Einwohner wohnen?
    Da ist eine Million eine riesige Stange Geld, und da geht es bei den meisten sicher nicht um den dritten Kunstrasenplatz oder ähnliches.
    Wenn man aber vom Schulamt die Pistole auf die Brust bekommt, entweder GMS oder hier ist bald Ende, 'zwingt' man sich dann doch gemeinsam dazu, die neue Schulart zu installieren. Ob Geld da ist, oder nicht. Hauptsache das Schild hängt an der Tür. Wie das dann konkret läuft, ist erst mal egal.
    Und die Realschulen werden geschwächt? Hm, sehe ich anders. Oder wie ist es zu verstehen, dass sie zukünftig einen Hauptschulabschluss abnehmen können? Stoch wollte die Realschule ebenso platt machen wie die Werkrealschule. Hat er aber nicht geschafft, da die Lobby für diese Schulart zu stark ist. Da ist er dann schnell zurück gerudert, es sind ja bald Wahlen.
    Lustig auch, dass die Realschulen gerne wieder in RS und HS Zügen unterrichten wollen, da das unterschiedliche Leistungsniveau das gemeinsame unterrichten eben nicht möglich macht. Und bei den schwächeren Schülern soll das dann funktionieren? Komisch.
    Man kann nur hoffen, dass die Wahl nächstes Jahr das richtige Ergebnis bringt und dann war es das wohl schon wieder relativ zügig mit diesem Experiment.

  • Man kann nur hoffen, dass die Wahl nächstes Jahr das richtige Ergebnis bringt und dann war es das wohl schon wieder relativ zügig mit diesem Experiment.

    Den Wunsch kannst du dir abschminken. Die CDU hat eine Bestandsgarantie für die Gemeinschaftsschulen gegeben. Die wären auch schön dumm, wenn sie sich mit den Bürgermeistern und Eltern anlegen würden... Da werden landesweit Hauptschulen und Realschulen zusammengelegt (entweder als Gemeinschftsschulen oder Schulverbünde) und du glaubst allen Ernstes, diese - besonders aus haushaltstechnischen Gründen erfolgten Reformen - würden zurückgenommen? Da müsste wohl eine Koalitionsregierung aus FDP und AfD die Macht übernehmen.
    Vergiss es.
    Kurzes Googeln gefällig:
    http://www.cdu-bb.de/index.php…-die-gemeinschaftsschulen

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • In meiner Stadt hat die Einführung der Gemeinschafts-/Sekundarschulen mittlerweile katastrophale Folgen. Mehrere Realschulen wurden geschlossen bzw. dürfen keine neuen Schüler mehr aufnehmen, weil sie mit den Hauptschulen zu Gemeinschafts-/Sekundarschulen zusammengelegt werden. Eltern und Schüler gehen seit Jahren dagegen auf die Barrikaden. Es findet ein richtiger Run auf die noch verbliebenen Realschulen statt um die Gemeinschafts-/Sekundarschule zu umgehen. Die noch verbliebenen Realschulen sind mit den Anmeldezahlen völlig überfordert und müssen massenweise Schüler ablehnen. Das haben mir mittlerweile diverse Kollegen dieser Schulen berichtet. Unter Eltern und Schüler herrscht grosser Unmut. Kollegen der Grundschulen berichten mir, seit Einführung der Gemeinschafts-/Sekundarschule ist der Kampf der Eltern für eine Gymnasialempfehlung noch grösser, weil das Gymnasium seit der schleichenden Auflösung der Realschule von vielen mittlerweile als letzter "Rettungsanker" gesehen wird.

  • An der Zusammenlegung von Real- mit Hauptschulen sind die Eltern schuld. Den Unmut haben sie selbst verursacht - auch durch das Schlechtreden der "Restschule" (vulgo Hauptschule). Da können sich die "Unmutseltern" mal schön an die eigene Nase fassen.


    Wenn - parallel zum generellen Schülerrückgang - die Eltern ihre Kinder nicht mehr an Hauptschulen anmelden, müssen diese schließen. Eine Stadt, die eine Hauptschule mit Klassenstärken von jeweils 10 Schülern aufrecht erhält, bekommt Probleme mit dem Rechnungshof - und den Bürgern=Steuerzahlern=Unmutseltern. Dann wird die Schulart geschlossen.


    Die noch vorhandenen 10 Schüler pro Klasse kannst du jedoch nicht bildungslos auf die Straße schicken. Also müssen diese von den verbliebenen Schulen aufgenommen werden - das sind nunmal die Förderschulen, Realschulen, Gymnasien und Gemeinschaftschulen.


    Dafür wurden den Realschulen - nebenbei bemerkt - in Ba-Wü zusätzliche Poolstunden zugewiesen. So viel schlechter als die Gemeinschaftsschulen (die immerhin eine komplett neue Schulart entwickeln müssen) stehen die Realschulen gar nicht da.


    Claudius:
    Seit wann gibt es eigentlich ein Bundesland Sek I und Sek II ? :autsch: Wird das an Gymnasien so vermittelt? Oder schotten sich bei euch die Gymnasien bereits mit Grenzzäunen ab und haben einen neuen Freistaat ausgerufen?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • An der Zusammenlegung von Real- mit Hauptschulen sind die Eltern schuld. Den Unmut haben sie selbst verursacht - auch durch das Schlechtreden der "Restschule" (vulgo Hauptschule). Da können sich die "Unmutseltern" mal schön an die eigene Nase fassen.


    Jetzt werden die Gemeinschafts-/Sekundarschulen zu den neuen "Restschulen". Die Realschulen werden dezimiert und der Andrang der Eltern an diesen Realschulen ist gross. Die Realschulen können sich vor Schüleranmeldungen kaum retten und können sich jetzt nur noch die Allerbesten aussuchen. Das steigert den Stellenwert der wenigen Realschulen natürlich enorm. Diejenigen, die gern einen Platz an einer Realschule wünschen, aber aus Mangel an verfügbaren Plätzen nun keinen mehr bekommen, müssen notgedrungen an die neuen Gemeinschaft-/Sekundarschulen. Das wird dann die neue "Restschule".


    Dadurch steigt auch der Druck an den Grundschulen. Viele Eltern kämpfen ohnehin schon energisch für eine Gymnasialempfehlung. Durch die schleichende Abschaffung der Realschulen ist der "Fall" noch tiefer, wenn es nicht für das Gymnasium reicht. Deshalb drängen die Eltern nun noch mehr darauf ihr Kind irgendwie sicher ans Gymnasium zu bringen.


    Aus der Landeshauptstadt höre ich immer das Schlagwort "Schulfrieden". Davon kann aber leider in der Realität keine Rede mehr sein, im Gegenteil.

  • Jetzt werden die Gemeinschafts-/Sekundarschulen zu den neuen "Restschulen". Die Realschulen werden dezimiert und der Andrang der Eltern an diesen Realschulen ist gross. Die Realschulen können sich vor Schüleranmeldungen kaum retten und können sich jetzt nur noch die Allerbesten aussuchen. Das steigert den Stellenwert der wenigen Realschulen natürlich enorm. Diejenigen, die gern einen Platz an einer Realschule wünschen, aber aus Mangel an verfügbaren Plätzen nun keinen mehr bekommen, müssen notgedrungen an die neuen Gemeinschaft-/Sekundarschulen. Das wird dann die neue "Restschule".

    Hast du für diese Behauptung verlässliche, statistisch erhobene Daten oder ist das nur dein subjektives Gefühl?
    Ich habe nicht davon gehört, dass an Schulverbünden (so heißt das in Baden-Württemberg) nach der verwaltungstechnischen Zusammenlegung nun das Elend ausgebrochen wäre. Da gibt es statt zwei Rektoraten nun noch eins. Die Haupt- und Realschulstufen sind oft sogar noch wie zuvor in getrennten Gebäuden untergebracht. So what?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hast du für diese Behauptung verlässliche, statistisch erhobene Daten oder ist das nur dein subjektives Gefühl?

    Das ist meine Erfahrung nach vielen Gesprächen mit Eltern, Schülern und Kollegen von Grund- und Realschulen aus meiner Stadt.


    Durch die Schliessung vieler Realschulen werden die Schulwege immer länger und das "soziale Niveau" an den Gemeinschafts-/Sekundarschulen ist insgesamt deutlich geringer als an den früheren Realschulen. Ich weiss von einigen verbliebenen Realschulen, dass die Schüleranmeldungen seit Einführung der Gemeinschafts-/Sekundarschulen regelrecht explodiert sind. Und ich weiss von einigen Grundschullehrerinnen, dass die Eltern sich nun noch vehementer dafür einsetzen, dass ihre Kinder unbedingt aufs Gymnasium kommen müssen, weil sie seit der schleichenden Abschaffung der Realschulen ganz einfach Angst um die Bildung ihrer Kinder haben.


    Wenn die Hauptschule bisher die "Restschule" war, was sollte sich dann auch mit der neuen Gemeinschafts-/Sekundarschule daran ändern? Die Schüler sind doch dieselben, eben die alten Hauptschüler + diejenigen, die sich im Konkurrenzkampf um die rarer werdenden Realschulplätze leider nicht durchsetzen konnten.

  • In Baden-Württemberg müssen Eltern nicht mehr um die Gymnasialempfehlung kämpfen. Denn sie haben die Wahl. :)
    Damit fing doch das Dilemma mehr oder weniger an. Mit der Abschaffung der GS-Empfehlungen. Klar geht man damit den leichteren Weg, sowohl als Schule, Lehrer etc. Ob es richtig war, wage ich mal zu bezweifeln.
    Da werden Kinder mit Notendurchschnitt 4,0 in den Hauptfächern auf's Gymnasium geschickt. Sinnvoll? Wohl kaum.


    Dass den Gemeinschaftsschulen ein ähnliches Ende droht wie den Hauptschulen und Werkrealschulen sollte eigentlich klar sein. Denn bis auf wenige Ausnahmen in vielleicht ganz ganz ländlichen Gebieten wird es die 'Werkrealschule reloaded' bleiben. das Klientel wird sich aber nicht ändern.
    Man wird sich wohl darauf einstellen können, dass dann in wenigen Jahren ein erneuter Rettungsversuch unternommen werden muss. Bis dahin sind einige junge Kollegen verheizt und die Schüler durch individuelles Lernen versaut worden.
    Die grün-rote Landesregierung kann froh sein, dass nun die Flüchtlinge von der katastrophalen Schulpolitik ablenken und somit auch der Wahlkampf sich wohl nicht mehr darauf konzentrieren wird. :rose: Wahrscheinlich muss man diese Katasrophe noch eine weitere Legislaturperiode ertragen. Mahlzeit!

  • Das ist meine Erfahrung nach vielen Gesprächen mit Eltern, Schülern und Kollegen von Grund- und Realschulen aus meiner Stadt.


    Durch die Schliessung vieler Realschulen werden die Schulwege immer länger und das "soziale Niveau" an den Gemeinschafts-/Sekundarschulen ist insgesamt deutlich geringer als an den früheren Realschulen. Ich weiss von einigen verbliebenen Realschulen, dass die Schüleranmeldungen seit Einführung der Gemeinschafts-/Sekundarschulen regelrecht explodiert sind.

    Aus welcher Baden-Württembergischen Großstadt kommst du, dass dort zahlreiche Realschulen schließen konnten und gleichzeitig noch viele übrig sind?
    Sorry - aber deine "Statistik" kann ich nicht ernst nehmen. Du betreibst mit Fehlinformationen üble Propaganda. Aber das kennen wir ja auch bereits aus anderen Threads.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Das Problem hat schon viel früher mit der bildungspolitisch motivierten Sekung des Niveaus des Gymnasiums begonnen. Infolgedessen ist die Hauptschule zu einer Restschule ohne Perspektive verkommen und die Schülerzahlen sind massiv gesunken. Die aktuelle de facto Zusammenlegungen dient nur einer kurzeitigen Aufwertung.

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