Die Gemeinschaftsschule kommt !

  • Ich dachte die heißen jetzt Sekundarschule?


    Stimmt. Die sog. "Gemeinschaftsschule" gibt's wohl nur vereinzelt als "gescheitertes Projekt mit Bestandsschutz". Die Sekundarschule in NRW soll einerseits die Gymnasien und andererseits das längere gemeinsame Lernen stärken.


    Elternschreck: Aus meiner Sicht würde ich sagen: Endlich bewegt sich die CDU in die richtige Richtung. :D Es ist Fakt, dass unser stark selektierendes Schulsystem einzigartig ist. Über Pro und Contra will ich jetzt wirklich keine Diskussion vom Zaun brechen, aber meiner Meinung nach ist die Aufweichung des starren Schulsystems ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Das ist doch schon ziemlich klar, dass sie kommt. Hinzu kommt noch die Inklusion, also die Beschulung von Kindern mit Förderbedarf, im Regelschulsystem, wenn die Eltern es wünschen, natürlich ohne die notwendigen Rahmenbedingungen!
    ?(

  • Es ist Fakt, dass unser stark selektierendes Schulsystem einzigartig ist. Über Pro und Contra will ich jetzt wirklich keine Diskussion vom Zaun brechen, aber meiner Meinung nach ist die Aufweichung des starren Schulsystems ein Schritt in die richtige Richtung.


    Einzigartig unter den 19 anderen europäischen Ländern, in denen es selektive Systeme gibt? Spannend.


  • Einzigartig unter den 19 anderen europäischen Ländern, in denen es selektive Systeme gibt? Spannend.



    Interessante Anmerkung, gerade weil immer so getan wird, als ob nur wir bösen, bösen Deutschland selektieren, während woanders alle Kinder glücklich und zufrieden miteinander lernen....


    Unsere Schule hatte eine Zeit lang einen Partnerschule in den Niederlanden. Die Kollegen dort (darunter auch dortige SL) berichteten: Sie gehen in Teams in die letzte Klasse der abgebenden Grundschulen. Alle dortigen Schüler werden geprüft, ihre Akten und Noten angesehen. Dann empfehlen die Lehrer von der weiterführenden Schule den jeweiligen Zweig, an den die Kleinen gehen werden. Schön nach HS, RS,GYM-Qualitäten getrennt. So viel mal dazu.


    Ich habe derzeit einen niederländische Schülerin in meiner eigenen Klasse. Das Kind verzweifelt an dem deutschen System. Mündliche Mitarbeit - in NL ein Fremdwort. Stattdessen gibt es dort viele kleine schriftliche Tests, die zur Notenfinden dienen. Mehr über die Eigenheiten des Systems dort kommende Woche, wenn es interessiert, denn dann bespreche ich mich mit den Eltern der Schülerin.


    Weiteres Beispiel: das mörderische und dröge System in Frankreich. Ich hatte in einer anderen Klasse einen Austausch-Franzosen und eines meiner Mädels war dann ein Jahr drüben. Haarsträubend, was sie über den Unterricht dort berichtete. Druck, Druck, Druck. Kein eigenständiges Denken, frontal ohne Ende.


    Es ist mir unverständlich, wieso unser System immer dermaßen schlecht geredet wird und dabei immer nur selektiv (sic) feine Bröckchen anderer Schulsysteme herangezogen werden, ohne mal deren Gesamtheit zu betrachten.


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

  • und ich als Brite kann ich euch sagen, wie das bei uns läuft und aus Erfahrung finde ich es in Deutschland besser ;)


    Also in Lincolnshire ist es ganz nett. Zumindest am Gymnasium ;-). Und die Nordiren lassen sich ihren 11+ ja auch nicht nehmen ;-).

  • Ich habe nie behauptet, ich fände unser System schlecht. Es ist an sich einzigartig, aber das trifft auch auf andere Länder zu. Dass ich es gut finde, wenn wir nicht mehr so früh selektieren spiegelt meine eigene Meinung wieder. Ich habe Erfahrungen mit anderen Schulsystemen (teils Freunde aus anderen Ländern, bzw auch die eigene Verwandschaft) und finde nicht alles in Deutschland schlecht. Die mangelnde Durchlässigkeit z.B. stört mich. Oder das "Zwangseinteilen" in Richtung "Es muss eben ein gewisser Teil zur Hauptschule". Gab's da nicht mal so einen Fall mit einer Kollegin, die gerügt oder umgesetzt wurde, weil ihre Kinder eben nicht der Allgemeinverteilung entsprachen?

    • Offizieller Beitrag

    Und mich stört, dass immer wieder vo der mangelnden Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems gesprochen wird. Das kann man pauschal so nicht sagen. Durchlässigkeit ist sowoh nach oben als auch nach unten vorhanden. Was nur immer wieder vergessen wird, ist, dass man bei einem Wechsel nach oben meistens mehr an Leistung bringen muss, um es bei gleichbleibenden Noten zu schaffen. Wenn das dann nicht klappt und die Kinder zurück wechseln, heißt es immer, es läge an der mangelnden Durchlässigkeit. Und ja, ich weiß wovon ich rede, ich habe selbst beide Wege selbst erprobt.

  • Es ist mir unverständlich, wieso unser System immer dermaßen schlecht geredet wird und dabei immer nur selektiv (sic) feine Bröckchen anderer Schulsysteme herangezogen werden, ohne mal deren Gesamtheit zu betrachten.

    Ich denke es ist auch schwierig hier eine Diskussion zu führen, weil jedes Bundesland fast ein eigenes Schulsystem hat. Für meinen Teil muss ich sagen, dass ich das System in Baden-Württemberg nicht gut finde. Es ist selektierend. Nicht etwa nach der Leistung der Schüler - das wäre ja noch zu ertragen - sondern nach dem Bildungshintergrund der Familie des Schülers. Hier wird du kein einziges Kind finden, das in die Hauptschule geht und Akademikereltern hat. Ich sehe hier einfach keine Chancengleichheit und das verstößt gegen das Grundgesetz. Eine Durchlässigkeit nach oben gibt es auf dem Papier, de facto fehlt den Schülern auf den HAuptschulen so viel Wissen, dass auch die Intelligenten ein großes Maß an Selbstdisziplin und Leistungsbereitschaft brauchen, um einen höheren Abschluss zu schaffen.
    Der Übergang Realschule/ berufliches Gymnasium dagegen klappt wunderbar. Nur die Hauptschüler sind in meinen Augen die Verlierer. Was ich auch skandalös finde, ist der Umgang mit Schülern, die eine Teilleistungsschwäche haben. Auch heute kommst du mit einer ausgeprägten LRS oder mit Dykalkulie auf die Hauptschule, wenn du keine Eltern hast, die kampfeslustig sind.
    Auf einem anderen Blatt Papier steht die Finanzierung der Gemeinschaftsschule, die auch hier in Baden-Württemberg in großen STil beworben wird. Fast jede Woche finden Infoabende zu dieser neuen Schulform statt. Es hört sich alles wunderbar an: INDIVIDUALISIERUNG...ich kann es bald nicht mehr hören... ist dabei das geflügelte Wort. Inklusion findet in der neuen Schulform natürlich auch statt. Der Klassenteiler liegt jedoch bei 28. Da bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, wie wir Lehrer alle diese Schüler mit ihren völlig unterschiedlichen Voraussetzungen verarzten sollen. Es steht und fällt eben alles mit der Frage, wie viel Geld man für Bildung ausgeben möchte.


    Grüße
    Luka

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Auf jeden Fall wird die Gemeinschaftsschule, sie wird auch als Oberschule bezeichnet werden, einen weiteren wichtigen Meilenstein in der Herunternivellierung des Leistungsniveaus setzen !


    Aber auf der anderen Seite müsste man ja als Oberschullehrer ein höheres Gehalt beziehen als auf einer Realschule. Der Begriff Oberschule hört sich ja nach was ganz dollem an.


    Aber na gut : Wenn es keine Hauptschulen mehr gibt (Dass die bewährte Realschule geköpft wird, wird leider in den Medien gerne unter dem Teppich gekehrt !), kann es ja auch keine Hauptschulprobleme mehr geben, zumindest nicht mehr in der Begrifflichkeit. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Auf jeden Fall wird die Gemeinschaftsschule, sie wird auch als Oberschule bezeichnet werden, einen weiteren wichtigen Meilenstein in der Herunternivellierung des Leistungsniveaus setzen !


    Wer sagt das? Gibt es dazu Untersuchungen? Ich denke, das man das erst mit Sicherheit sagen kann, wenn man Erfahrungen gemacht hat. Und ja, es gibt auch Gesamtschulen, die wirklich gut abschneiden bei all den tollen Pisa etc Tests.

  • Auf jeden Fall wird die Gemeinschaftsschule, sie wird auch als Oberschule bezeichnet werden, einen weiteren wichtigen Meilenstein in der Herunternivellierung des Leistungsniveaus setzen !

    Damit wird man wohl leben müssen - <ironie an> so wie das Niveau der Gymnasien drastisch gesunken ist <ironie aus>, seit dort nicht mehr nur die Elite unterrichtet wird, sondern fast 40% der Schüler. :rolleyes:


    Letztendlich entscheiden das auch nicht die Kultusminister, sondern die Finanzfachleute.
    Bis 2025 werden die Schülerzahlen im Eingangsbereich um ca 25% abnehmen.
    http://www.bertelsmann-stiftun…xsl/nachrichten_91824.htm


    Da braucht man nicht mehr so viele Gebäude, Lehrer, Medien ....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat alias :

    Zitat

    so wie das Niveau der Gymnasien drastisch gesunken ist <ironie
    aus>, seit dort nicht mehr nur die Elite unterrichtet wird, sondern
    fast 40% der Schüler.

    Was ja auch katastrophal ist ! 8)


    PS : Dieses Thema wird auch in referendar.de diskutiert.

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Also um ehrlich zu sein, das was wir in D brauchen, ist eine VERPFLICHTENDE maximale Klassengröße von 20-22, wie wir es bei mir zu Hause haben in Schottland...


    Hier habe ich eine Klasse mit 35 gehabt - das ist eine Unverschämtheit finde ich ....


  • Wer sagt das? Gibt es dazu Untersuchungen? Ich denke, das man das erst mit Sicherheit sagen kann, wenn man Erfahrungen gemacht hat. Und ja, es gibt auch Gesamtschulen, die wirklich gut abschneiden bei all den tollen Pisa etc Tests.

    Ja, solche wie z.B. die preisgekrönte IGS Göttingen, deren Schülerklientel sich wie folgt zusammensetzt: 65% Gymnasialempfehlung, 25% Realschulempfehlung, 10% Hauptschulempfehlung. Noch Fragen?


    Nein, an den Fakten lässt sich nicht rütteln:
    Das in allen Vergleichen erfolgreichste Schulsystem (Bayern), dem es zugleich am besten gelingt, Migranten zu integrieren und zu hohen Leistungen zu fördern, soll abgeschafft werden. Orientiert wird sich am Mittelmaß oder am Ende des Feldes.


    Gerecht ist es dann, wenn alle gleich sind; in diesem Fall halt dann gleich schlecht.

  • Auch wenn Bayern es schafft, die Migranten toll zu integrieren stellt sich dennoch die Frage, wie hoch der Migrantenanteil den im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ist. Wir arbeiten in Hamburg mit ca. 40-50%. Da kommt Bayern wohl nicht ran. Insofern vergleicht man hier Äpfel mit Birnen.


    Nachtrag (um genaue Zahlen zu nennen): Etwa 45% aller Kinder und Jugendlichen Hamburgs im Alter von 6 bis 18 Jahre haben laut Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes 2005 einen Migrationshintergrund.

    Einmal editiert, zuletzt von Siobhan ()

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