D a s tun wir an Grundschulen:

  • So ist es Recht;), dachte grad, ich seh nicht gut. So viele äußern sich dazu-toll!


    Also-ich denke, es gibt Fälle, in denen man schon mal ein Auge zudrückt am Ende der 4. Klasse. Dies tut man aber nicht, weil der Elternclub mit der Pistole vor der Schultür steht, sondern nuuur dann, wenn es sich um ein Kind handelt, dessen Potential nicht ausgeschöpft ist, das über Ressourcen verfügt, die es in den schweren ersten Sozialisierungsjahren noch nicht zur Anwendung bringen konnte, weil man als GS-Lehrer noch nicht weit genug kam bei der Vielzahl an Schülern, jeden Einzelnen in seiner Persönlichkeit - ja, ich spreche von der Persönlichkeit! zu einer halbwegs autonomen Grundeinstellung zur Arbeit, bzw. zu ausreichend Selbstbewusstsein und Zutrauen in die eigene Fähigkeiten hinzutherapieren. Aaber: Man bemüht sich darum außerordentlich. Und wer sensibel ist, viel Erfahrung in psychologischer Hinsicht hat u n d in der Vergangenheit >Beweise dafür geliefert bekam (z.B. anlässlich eines Klassentreffenbs ehemaliger Schüler), dass man mit der Entscheidung richtig lag, dann weiß man immer sicherer, welchem Kind man die Chance geben muss. Es geht nämlich in allererster Linie darum, die Menschen zu sehen in ihren individuellen Fähigkeiten, aber besonders hinsichtlich ihrer Nöte, Zwänge (durch Eltern ausgelöst),Ängste (viele kommen schon in die erste Klasse und traun sich den Mund nicht aufzumachen, weil die Eltern Druck machen. Oder sie labern völligen Käse raus oder schreiben Mist, weil sie total blockieren und die elende Notengebung wie ein Damoklesschwert über ihnen hängt. Bei vielen Kindern bin ich froh, wenn ich es schaffe, sie etwas unabhängiger von den Erziehungpersonen und deren Erwartungen zu machen und sie dazu bringen kann, einfach mal ohne Blick auf das Ergebnis zuzupacken, Aufgaben anzugehen...das ist die Voraussetzung für Problemlösendes Denken überhaupt. Und diesbezüglich eine Frage: Wer kennt denn hier im Forum Statistiken, die Auskunft geben darüber, inwiefern schlechtere Leistungen mit der dramatisch ansteigenden Anzahl psychischer Störungen und Auffälligkeiten korrelieren? Bzw. was steigt steiler an? Schönen Nachmittag einstweilen...

  • Natürlich beklagen das (zu Recht) die Ausbilder und Uniprofessoren, geehrte mara77 !


    Wir müssen viel zu Zeit für die Kompensation der Textverständnis- und Rechtschreibdefizite opfern, die eigentlich ab Klasse 5 nicht mehr erscheinen dürften. Was soll da noch an weiteren Kenntnissen/Bildung und Fertigkeiten herumkommen ?


    In den Grundschulen muss daher mehr auf die Tube gedrückt werden ! 8)

    Die GS-Lehrer "bekommen" ihre Schützlinge aber auch nicht mehr so wie noch vor 20 Jahren. Da muss auch in der Grundschule Zeit für Dinge "geopfert" werden, die einst selbstverständlich waren. Das Problem beginnt also schon viel früher, nämlich zu Hause. Was da teilweise an wichtiger Erziehungsarbeit fehlt, ist wirklich schlimm und hat Auswirkungen auf das ganze weitere Leben des Kindes.

  • Jaja, dafür habe ich auch ein gewisses Verständnis, geehrte erdbeerchen !
    Die Eltern erziehen ihre Kinder überhaupt nicht mehr, und wenn man als Lehrer Grenzen setzt und sie durchsetzen möchte, wird man von den Eltern konterkariert. Von daher habt Ihr es auch nicht leicht.


    Bloß, wird das mangelnde Sozialverhalten sowie Defizite in der Leistungsbereitschaft/Leistung in den Zeugnissen der Grundschulen wirklich immer 1:1 gespiegelt ?


    Wie schon angedeutet, wundere ich mich immer wieder über die Inflation guter bis sehr guter Noten in den Zeugnissen Ende der 4. Klasse, die im sehr oft im starken Widerspruch zur tatsächlichen Leistung steht.-Etliche Einser-Schüler bringen kaum was auf die Pappe !


    Bringt Ihr wirklich den Schneid auf, den Eltern glasklar den tatsächlichen Leistungsstand wiederzuspiegeln ?


    Ich meine, wenn nur 5 % eines Vierer-Jahrgangs halt die Gymnasialempfehlung bekommt, ist es halt so. Dann dürft Ihr Euch (Ich glaube auch, dass Ihr sehr bemüht und fleißig seid!) den Schuh halt nicht anziehen und müsst Ihn auf die Eltern zurückweisen.


    Ich denke, dass mit der Herunternivellierung des Leistungsanspruchs und Benotung unser ganzes Schulsystem in den letzten Jahrzehnten arg gelitten hat. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Wie schon angedeutet, wundere ich mich immer wieder über die Inflation guter bis sehr guter Noten in den Zeugnissen Ende der 4. Klasse, die im sehr oft im starken Widerspruch zur tatsächlichen Leistung steht.-Etliche Einser-Schüler bringen kaum was auf die Pappe !


    Das lässt sich nicht verallgemeinern, ist evtl. in deinem Einzugsgebiet ein Problem.

    Bringt Ihr wirklich den Schneid auf, den Eltern glasklar den tatsächlichen Leistungsstand wiederzuspiegeln ?


    Wieder so eine Verallgemeinerung, die völlig am Problem vorbei geht.

    Ich denke, dass mit der Herunternivellierung des Leistungsanspruchs und Benotung unser ganzes Schulsystem in den letzten Jahrzehnten arg gelitten hat.


    Diese Herunternivellierung ist Unsinn, es gibt sie schlichtweg nicht. Kompetenzen haben sich verändert, manche Lehrkräfte in der SEK I verschließen aber gerne die Augen davor oder können und wollen sich einfach nicht an die veränderte Gesellschaft anpassen.


    Ihr solltet langsam anfangen die Probleme in eurem Bereich SEK I zu suchen und zu beheben. Da liegt einiges im Argen.

  • Die Herunternivellierung ist die harte Realität !
    Das Problem jetzt bitte nicht durch das merkwürdige (technokratische) Kompetenzgeschwurbel verschleiern !


    Ich bleibe dabei : Das Leistungsniveau in unseren Schulen ist im allgemeinen schlichtweg eine Katastrophe ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich bleibe dabei : Das Leistungsniveau in unseren Schulen ist im allgemeinen schlichtweg eine Katastrophe ! 8)


    Erinnert mich an:


    "Meine Meinung steht fest, verwirr mich nicht mit Tatsachen!" ;)


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Eine Katastrophe sind: das Menschenbild unserer (Schul)gesellschaft -> daher nicht vorhandene Erziehungskompetenzen -> mangelnde Führungskompetenz von vielen Lehrern in Sachen Sinnfrage (die H a u ptfrage in der Pubertät!!), mangelndes psychologisches Handwerkszeug, mangelnde Fürsorge, mangelndes Interesse, viel Egozentrismus und leider mangelnde Weitsicht.


    Sag einem, der der Dümmste zu sein glaubt, dass du anders denkst, und warete mal ab! Du würdest professioneller handeln als viele. Und vielleicht staunen...(allerdings nur, wenn du authentisch in dieser Form sprechen kannst.) Liebe Grüße an "Geschwurbel", oder was war das?? LG

  • Sei doch nicht immer so oberlehrerhaft !
    Aber natürlich sinkt auch das eigene Rechtschreibniveau wenn man jeden Tag von Analphabeten umgeben ist. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Diese Herunternivellierung ist Unsinn, es gibt sie schlichtweg nicht. Kompetenzen haben sich verändert, manche Lehrkräfte in der SEK I verschließen aber gerne die Augen davor oder können und wollen sich einfach nicht an die veränderte Gesellschaft anpassen.

    Fürs Gymnasium gilt auf jeden Fall, dass das Niveau extrem gesunken ist. Zumindest in den Fächern Chemie und Physik stimmt es. Da muss man nur mal Klausuren von heute mit Klausuren von vor 10 Jahren vergleichen.
    Ich habe mich in der Schule z.B. noch mit Orbitaltheorie beschäftigen dürfen, welche allerdings heutzutage restlos gestrichen wurde. Aussage eines Lehrers zu meiner Verwunderung darüber:"Die Schüler haben heute doch schon enorme Probleme mit der Vorstellung vom Mol, wie sollten sie da Orbitale verstehen?"
    Wir mussten das Periodensystem (Hauptgruppen) noch auswendig lernen, heute gilt das als "veraltete Methode", dieses Auswendiglernen. Ich fand es enorm sinnvoll! -> Das Gedächtnis funktioniert nur dann hervorragend, wenn es regelmässig trainiert wird! Nur zu wissen wo es steht bringt dem Hirn kein Training!
    Ausserdem kann man durch die Stellung der Elemente im Periodensystem
    viele chemische und physikalische Eigenschaften ableiten und das
    auswendige Beherrschen der Zuordnung zu Gruppe und Periode führt so
    indirekt zu chemischem Verständnis.



    "Labern" können sie heute ganz groß gegenüber früher, die Schüler, aber die Fähigkeit sich Dinge zu merken (Gedächtnistraining!) oder logische Schlüsse zu ziehen ist signifikant verkümmert im Durchschnitt.
    Wundert mich aber ehrlich nicht, wenn gewisse Lehrer die neuen Kompetenzen mit offenen Armen empfangen, vor allem, wenn Sie Fächer unterrichten, in dem diese, ich nenne sie mal diplomatisch rhetorische Kompetenz, Hauptkompetenz des Fachs ist.


    magister999: Das ist natürlich vollkommen Dein Metier und weil es Dich sicher wieder maßlos aufregen wird, wirst Du mir gleich meine Interpunktionsfehler aufzeigen, nicht wahr?


    Wenn ich schon höre: "Kompetenzen haben sich verändert."
    Ist ja schön, dass Schüler heute z.B. selbstbewusster sind, was man an den Schülervorträgen auch tatsächlich merkt. Ich war erstaunt, wie frei und selbstbewusst die Schüler heute durchschnittlich sprechen und ihre Ergebnisse in bunten Farben und "peppig" präsentieren. Das ist ein Zuwachs gegenüber früher, okay, zugegeben. Das Problem aber ist, dass die Vorträge gegenüber früher einfach inhaltlich viel flacher sind und deutlich mehr inhaltlicher Unfug dabei ist, der dann aber noch mit stolzer Brust präsentiert wird.
    Ich hätte die Kompetenzen in diesem Fall gerne wieder anders herum! Das
    Hauptaugenmerk sollte auf Inhalt liegen und nicht auf der Präsentation.


    Auch ist es toll, dass die Schüler immer mehr multimediale Kompetenz entwickeln und beispielsweise den Computer gewinnbrigend einzusetzen vermögen. Ich fand es dann aber doch irgendwie erschreckend, wie wenig Kompetenz da war einen einfachen Funktionsgraphen oder ein Diagramm per Hand zu erstellen. Maßstab? "Hääää das macht Excel doch automatisch, häää, wie muss ich denn die Abszisse und Ordinate wählen, damit die Meßwerte gut aufzutragen sind?!!? Wie soll das denn gehen?!"
    Und das kam auch von sogennanten guten Schülern in dem Kurs. Lächerlich. Diese ganzen Kompetenzverschiebungen erscheinen mir einfach in den meisten Fällen negativ.
    Die neuen Kompetenzen fördern imho vor allem soft skills, aber kaum hard skills (logisches Denken etc.).

    4 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Wir mussten das Periodensystem (Hauptgruppen) noch auswendig lernen, heute gilt das als "veraltete Methode", dieses Auswendiglernen. Ich fand es enorm sinnvoll! -> Das Gedächtnis funktioniert nur dann hervorragend, wenn es regelmässig trainiert wird! Nur zu wissen wo es steht bringt dem Hirn kein Training!

    Ich war an einer katholischen Privatschule, wo wirklich geklotzt und nicht gekleckert wurde. Ich war Meisterin im Auswendiglernen und habe durchgehend in allen Fächern sehr gute bis gute Noten gehabt. Auf dem ernährungswissenschaftlichen Gymnasium habe ich ebenfalls sehr gute Leistungen erzielt. So. Weiß ich heute etwas von alldiesen Fakten, die ich gelernt habe? Nein. Im Gegenteil möchte ich behaupten. Ich habe im Studium ein extrem schlechtes Allgemeinwissen gehabt. Mein Mann macht sich auch heute noch über meine miserablen Kenntnisse in Erdkunde lustig, obwohl ich auch hier stets fleißig war und sehr viel auswendig gelernt habe. Wissen, mit dem man nicht umgeht, vergisst man! So manchen durchgelernten Sonntag empfinde ich heute als verlorene Lebenszeit.
    Dieses ganze Faktenwissen hat mir im Studium gar nichts gebracht, hilfreich war vielmehr eine andere (Achtung Schimpfwort!) Kompetenz, die ich ohne es zu wissen, erworben habe. Da ich eine ausgeprägte Streberin war, bin ich sehr oft in der Stadtbücherei gewesen und habe Bücher gesucht, zusammengefasst und so gelernt. Auch dieses Faktenwissen hatte ich im Studium nicht mehr. Die Kompetenz: Suchen, Finden und Verwerten von Informationen hatte ich jedoch erworben und war dadurch eigentlich bis zum Ende des Studiums schwer im Vorteil. Und als zum sturen Lernen endlich auch die Freude und das echte Interesse dazu kam, blieb - oh Wunder - auch in meinem Gehirn etwas an Fakten hängen. Mein komplettes Allgemeinwissen habe ich erst post Schule erworben!
    Und Denken habe ich eigentlich auch erst ab der Oberstufe gelernt, vor allem im Studium, da man sich das Wissen selber aneignen musste und dazu bedarf es vieler Fähigkeiten, die so mancher Mitstudent - trotz toller Noten im Zeugnis - nicht hatte.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Zitat

    Wundert mich aber ehrlich nicht, wenn gewisse Lehrer die neuen Kompetenzen mit offenen Armen empfangen, vor allem, wenn Sie Fächer unterrichten, in dem diese, ich nenne sie mal diplomatisch rhetorische Kompetenz, Hauptkompetenz des Fachs ist.

    Ich fühl mich mal angesprochen ("ans Bein gepinkelt"?).


    Ein "Schwank" aus der (dieswöchigen) Schule (nicht jeder von uns ist da ja schon regelmäßig...):
    Gestern habe ich in Deutsch doch tatsächlich einen Test schreiben lassen, in dem ich Faktenwissen abgeprüft habe. Denn auch wir haben so etwas. Und manchmal wird das, was man in Klasse 7 einführt, in den darauffolgenden Jahren immer wieder verwendet, so dass ich das eigentlich nicht jedes Jahr wieder neu einführen will.


    Am Dienstag standen zwei ziemlich aufgeregte Schülerinnen vor der Tür. Ihre Klassenkameradin würde gerade Chemie nachschreiben. Sie sei allein und habe ein Handy dabei und würde schummeln. Die Fachlehrerin interessiere sich nicht dafür. Sie wollten jetzt jemanden von der Schulleitung auf das Problem aufmerksam machen.
    => nicht jeder Chemie-Lehrer scheint das mit dem Lernen als so wichtig anzusehen...
    => Schüler nehmen dies aber durchaus als wichtig wahr...

    • Offizieller Beitrag

    :D


    +1 So früh am Morgen und schon so gute Laune! Danke *g*

  • Ich habe mir gerade "Die Feuerzangenbowle" für die Weihnahtszeit bestellt. Einige Diskussionsbeiträge erinnern mich irgendwie an die im Film beschriebene gute alte Zeit.


    Lasst euch doch nicht von jemanden ärgern, der die Oberstufenchemie für eine Grundschulproblem hält und ein Kollege, der anscheinend als einziger im ganzen Forum in Lage ist anstädigen Unterricht abzuhalten.


    Ich durfte einige Male in der Grundschule hospitieren und war erleichtert, dass ich an der Realschule nicht diesen Grad an Heterogenität hatte. Jetzt bin ich an einer Abendschule und werde immer kreativer, da ich meinen S. mit den von Elternschreck und Silicium immer wieder vorgeschlagenen pädagogischen Mitteln gar nicht weiter komme.

  • Ich war Meisterin im Auswendiglernen und habe durchgehend in allen Fächern sehr gute bis gute Noten gehabt. Auf dem ernährungswissenschaftlichen Gymnasium habe ich ebenfalls sehr gute Leistungen erzielt. So. Weiß ich heute etwas von alldiesen Fakten, die ich gelernt habe? Nein.

    Wenn ich dafür bin, dass Schüler durchaus mal wieder etwas auswendig lernen müssen ist das Argument nicht, dass sie diese Fakten auch Jahre später noch aktiv wissen. Es liegt in der Natur des Gehirns nicht angewandtes Wissen nach einiger Zeit wieder zu vergessen, beziehungsweise daraus passives Wissen entstehen zu lassen.
    Das regelmässige Auswendiglernen führt aber, und da habe ich die Psychologen auf meiner Seite, dazu, dass das Hirn aufs Lernen von Dingen trainiert wird.
    Keine Studie, aber ein Artikel: http://www.welt.de/wissenschaf…alte-Auswendiglernen.html


    Es soll ja nicht nur auswendig gelernt werden, aber eben deutlich mehr als im Moment. Formeln zum Beispiel sollte man aus meiner Sicht auswendig können und nicht ständig nachschlagen müssen. Das Auswendiglernen führt nämlich auch dazu, dass man sich mit dem Stoff auseinandersetzen muss.

    Wissen, mit dem man nicht umgeht, vergisst man!

    Hast Du vollkommen recht. Das erworbene Wissen aus vorherigen Stunden sollte bei der Lösung von Problemen im Unterricht helfen um so eine Anwendung zu finden.
    Es wird allerdings nicht möglich sein an der Schule nur Wissen zu vermitteln, das auch im Alltag oder dem späteren Beruf ständig angewandt wird. Auch wenn Wissen verloren geht so bleibt, dass das Hirn sich strukturell verändert.
    Wer als Kind Tennis und Fußball spielt, dann aber aufhört und 30 (!!!) Jahre später wieder anfängt, der hat natürlich massiv Technik vergessen. Was aber während des Tennis Spielens in der Jugend passiert ist ist, dass motorische Fähigkeiten angelegt wurden, die sich ein Leben lang erhalten.
    Als Sportler kann ich sagen, dass ich sofort sehe ob jemand, der in die Seniorengruppe kommt, in der Kindheit / Jugend Sport gemacht hat, oder, ob jemand mit Ballsport nichts am Hut hatte. Dabei ist erstaunlich, welche motorischen Fähigkeiten Leute noch besitzen, die 30 Jahre keinen Ballsport gemacht haben gegenüber welchen, die nie Ballsport betrieben haben.
    Dasselbe gilt meiner Meinung nach für kognitive Fähigkeiten.


    Wer als Kind viel auswendig lernt, so wie auch Du Mara, dem wird das Lernen generell leichter fallen, auch wenn die damals gelernten Fakten nicht mehr präsent sind. Deshalb bin ich fürs Auswendiglernen.


    Die Kompetenz: Suchen, Finden und Verwerten von Informationen hatte ich jedoch erworben und war dadurch eigentlich bis zum Ende des Studiums schwer im Vorteil.

    Unterschreibe ich sofort. Ich lerne am liebsten autodidaktisch und bin der Überzeugung, dass ich dadurch viel effizienter lerne. Wenn Du die Information gefunden hattest, hast Du Dich doch aber auch damit beschäftigt und hast sie gelernt.
    Auswendig lernen ist aus meiner Sicht ja auch nicht nur stumpfes Lernen. Beim Auswendiglernen des PSEs hat man sich natürlich auch gleichzeitig damit beschäftigt, wie das Periodensystem aufgebaut ist. Das führt eben auch zu Verständnis, sprich zu Verknüpfung des auswendig gelernten Wissens.



    Aus meiner Sicht bräuchte es gar keinen Lehrer, der den Stoff vorkaut. Es steht genauso in den Lehrbüchern. Der Lehrer müsste eigentlich nur da sitzen, das Thema und Buch vorgeben und ansprechbar sein als jemand, mit dem man den eben gelernten Stoff noch einmal durchgehen kann nach dem Motto "Habe ich es richtig verstanden, dass....". Hinterher ein paar Übungsblätter zur Überprüfung und Anwendung reingeben und die besprechen.
    Leider sind die wenigsten Schüler so selbstständig und auch im Studium rennen sie lieber in jede Vorlesung anstatt mal ein Standartlehrbuch durchzuarbeiten. -> Meiner Meinung nach, weil es ja weniger anstrengend ist sich berieseln zu lassen vom Prof. als denselben Inhalt mal ausgiebig selber zu lesen und anhand von Aufgaben selber nachzuvollziehen.
    In der Naturwissenschaft ist dies allerdings ein bisschen besser, wir haben viele Übungsgruppen und das ist eben wirklich sinnvoll. Die Mathematiker müssen zum Beispiel zuhause viele Beweise führen und davon lernt man, nicht vom zuhören / zuschauen alleine.


    Am Dienstag standen zwei ziemlich aufgeregte Schülerinnen vor der Tür. Ihre Klassenkameradin würde gerade Chemie nachschreiben. Sie sei allein und habe ein Handy dabei und würde schummeln. Die Fachlehrerin interessiere sich nicht dafür. Sie wollten jetzt jemanden von der Schulleitung auf das Problem aufmerksam machen.


    => nicht jeder Chemie-Lehrer scheint das mit dem Lernen als so wichtig anzusehen...


    => Schüler nehmen dies aber durchaus als wichtig wahr...

    Unsere Kunstlehrerin hat mal gesagt, dass die meisten Kunstwerke Müll seien. Unser Sportlehrer hatte mal ein Loch in der Trainingshose an unpassender Stelle, wir haben alle gelacht.
    Mit anderen Worten: Was möchtest Du mir mit dieser Anekdote sagen?
    Dass ein Schüler nicht mit Handy nachschreiben dürfen sollte ist doch selbstverständlich, das hat doch mit den Chemie-Lehrern an sich nichts zutun?!

  • Diese Herunternivellierung ist Unsinn, es gibt sie schlichtweg nicht. Kompetenzen haben sich verändert, manche Lehrkräfte in der SEK I verschließen aber gerne die Augen davor oder können und wollen sich einfach nicht an die veränderte Gesellschaft anpassen.

    Bitte mich nicht falsch verstehen, ich möchte weiß Gott nicht auf die ewig gleichbleibende Polemik von Silicium und Elternschreck einsteigen. 8)


    Wäre es möglich, einmal sachlich-konstruktiv diese "veränderten Kompetenzen" zu nennen? Ich meine das wirklich so, ohne jede Ironie!!!! Und zwar würde mich interessieren,


    a, welche Kompetenzen die Kinder in der Grundschule erreichen sollen und
    b, welche dieser Kompetenzziele werden im Unterricht in welchem Umfang tatsächlich erreicht und
    c, welche Kompetenzen bringen die "heutigen" Kinder ohnehin mit, die "frühere" Kinder nicht besaßen?


    Ich habe immer ein Problem damit, dass "andere" Kompetenzen vorhanden oder notwendig sind, wenn nicht wirklich klar ist, worin diese Kompetenz bestehen soll. Wer das Ziel nicht kennt, weiß auch den Weg nicht und kommt nie an.

  • Lasst euch doch nicht von jemanden ärgern, der die Oberstufenchemie für eine Grundschulproblem hält und ein Kollege, der anscheinend als einziger im ganzen Forum in Lage ist anstädigen Unterricht abzuhalten.

    Ich mache natürlich nicht die Grundschule dafür verantwortlich, es kommt nur in diesem Thread zur Sprache. Ich empfinde auch den gymnasialen Unterricht als sehr stark abgesunken im Niveau. Das emfpand ich schon zu meiner Zeit so. Also meine Klausuren waren viel einfacher als die einige Jahre zuvor und die Klausuren heute sind noch niveauloser. Bis auf bei einem Mathelehrer, da hagelte es in der Klasse schlechte Noten weil er auch Beweise in den Klausuren wollte und sich vehement dagegen wehrte von seinem Niveau abzurücken. Ständig war der Lehrer in der Schusslinie, weil er Klausuren genehmigen lassen musste. Auch ich hab mich eine Zeit geärgert, weil ich mal nicht immer eine eins hatte bis ich begriff, dass diese Klausuren eigentlich ideal für mich sind. Das hat mich nur noch mehr herausgefordert und da habe ich so viel gelernt. Für die meisten Schüler war das natürlich nicht sinnvoll da Überforderung. Weil 90% eine 4 oder 5 hatten, hat denen das gar nichts gebracht und der Lehrer sollte "im Sinne der Mehrheit" das Niveau senken, wurde ihm gesagt.
    Aber wenn dieses Niveau laut Aussage des Lehrers (was ich an alten Klausuren von anno dazumal nachvollziehen kann!) mal Standart war früher, dann ist das Niveau heute wirklich lächerlich. Nur, dass sich alle Lehrer in allen Fächern dem Beugen und das Niveau kontinuierlich absinkt. Das sind vermutlich so kleine Schritte, dass man die nur aus der Rückschau von mehreren Jahren oder Jahrzehnten wirklich erkennt so, dass manchem im Schulbetrieb das gar nicht auffällt.
    Aber es ist doch auch logisch, wenn heute jeder sein Kind am Gymnasium unterbringen darf und dadurch die Klassen so schwach sind, dass eigentlich die Hälfte woanders besser aufgehoben wäre. Was macht man in dem Fall? Durchschleifen. Was ist die Folge? Ein niedriges Niveau!



    Im Endeffekt ist es doch so. Im Durchschnitt kommen die Kinder mit weniger Fähigkeiten bei den Grundschulen an. Das erste Problem liegt also in vielen Elternhäusern. Die Grundschulkollegen bemühen sich nach aller Kraft (habe nie gesagt, dass ihr schlechte Arbeit leistet!) diese Defizite aufzufangen! Das gelingt sicher auch oftmals, aber dennoch ist die Folge, dass das Grundschulniveau sinkt. Ist ja klar, auch wenn ich die Schüler optimal fördere ist das Niveau niedriger, wenn eben sehr viele schwache Schüler an der Grundschule angemeldet werden im Vergleich dazu, wenn die Schüler mit mehr Fähigkeiten in die Grundschule kämen!
    Ich kann da nur den Vergleich vor Augen sehen, ich habe vor der Grundschule, und da werde ich nicht der einzige sein, bereits im Einkaufswagen die Kosten des Einkaufs vorausberechnet und dann gibt es hier Threads wo von Schülern berichtet wird, die in der 3. Klasse + und - verwechseln oder keinen Zahlenbegriff haben. Genauso dramatische Unterschiede gibt es im Lesen, das manche erst in der Grundschule erlernen, wohingegen andere bereits vor der Grundschule fließend und betonend lesen können.
    Wenn nun an den Grundschulen hervorragende Arbeit geleistet wird um den Schülern teilweise erstmal überhaupt die deutsche Sprache beizubringen (Stichwort Migrantenanteil), dann leidet ohne Schuld der Grundschullehrer/innen das gesamte Niveau im Vergleich dazu, als wenn dieses gar nicht erst nötig wäre.
    Das sind im Endeffekt Probleme, die man nicht ändern kann, ich wüsste auch nicht, was man da, ausser einer Trennung in verschiedene Grundschultypen nach Leistung, machen könnte.


    Wenn das Niveau an der Grundschule niedrig gehalten wird (was es ja muss, da sonst 80% der Schüler überfordert wären), dann kommen die Grundschüler mit einem verhältnismässig niedrigerem Niveau an die weiterführenden Schulen. Dort pflanzt sich das ganze fort. Wenn 80% der Schüler ein sehr niedriges Niveau haben, man aber eine Art Normalverteilung in den Klausuren erreichen soll, muss das Anspruchsniveau abgesenkt werden. Dies ermöglicht im kommenden Jahr wieder schwächeren SChülern überhaupt Anschluss zu finden an den Stoff, die dann auch mitdurchgeschleppt werden, natürlich bei minimaler Absenkung des Niveaus.
    Wenn dies über Jahrzehnte geht, dann ist nach dieser Zeit das Niveau nicht nur kaum sichtbar, sondern eben auch makroskopisch feststellbar gesunken.


    Wer ist schuld? Weder die Grundschullehrer die im System ihr bestes geben, noch die Lehrer an den weiterführenden Schulen. Es sind (neben den Eltern als Quelle des Problems) vor allem die Vorgaben, die es erschweren.
    Warum muss eine Klausur einen bestimmten Notenschnitt haben? Wenn alle eine 4 oder 5 haben, dann ist es eben so. Warum müssen Schulen darauf angewiesen sein jeden Schüler zu nehmen?
    Nach dem Motto: "Der Schüler ist fürs Gymnasium zu schwach, aber wir brauchen jeden Schüler, denn dafür kriegen wir Geld".
    Es müsste viel mehr Durchlässigkeit zwischen den weiterführenden Schulen geben. Viel mehr Schüler vom Gymnasium runter auf die Realschule und von dort auf die Hauptschule. Das würde das Niveau der Hauptschule auch wieder stärken. Früher war das eine Volksschule, wo nicht nur Schüler hingingen, die.....
    Früher hatte man mit Volksschulabschluss gute Berufschancen, heute nahezu Null.


    Zum Schluss nochmal ein typischer Silicium:
    Warum ist das so, dass der Hauptschulabschluss so wenig wert ist heute? Weil viele gute Hauptschüler, die den Hauptschulabschluss aufwerten würden (und der damit für die Betriebe interessanter würde) heute Abitur machen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Bitte mich nicht falsch verstehen, ich möchte weiß Gott nicht auf die ewig gleichbleibende Polemik von Silicium und Elternschreck einsteigen. 8)

    Um Gottes Willen, gut, dass Du den Hinweis bringst. Es würde nicht nur Deinem Ansehen extrem schaden, inhaltlich auch nur ein bisschen in die Nähe von uns gebracht zu werden, sondern auch uns in ein nicht von uns gewolltes Licht rücken, wenn Du auf einmal dieselbe Meinung hättest. :D :D :D


    a, welche Kompetenzen die Kinder in der Grundschule erreichen sollen und


    b, welche dieser Kompetenzziele werden im Unterricht in welchem Umfang tatsächlich erreicht und


    c, welche Kompetenzen bringen die "heutigen" Kinder ohnehin mit, die "frühere" Kinder nicht besaßen?

    Möchte das nur noch mal zitieren, da ich das auch gerne wissen möchte. Aber nicht nur an Grundschulen, auch am Gymnasium. Was können die Schüler heute mehr, dass es sich lohnt, so viele der "alten Kompetenzen" wie Fachwissen, logisches Denkvermögen, Disziplin usw. dafür zu opfern.

Werbung