Urheberrecht in einem PC-Kurs für Grundschüler

  • Ich arbeite derzeit an einer kleinen Selbstlernkartei für den Umgang mit Office-Programmen. Gedacht ist die Kartei für Schüler des dritten und vierten Schuljahres. Grundsätzlich sollen dort nur die rein technischen Aspekte erklärt und geübt werden. Dabei geht es auch um den Bereich "Informationen aus dem Netz beschaffen".


    Dazu gibt es natürlich auch den kognitiven Aspekt (wie erkenne ich gute und schlechte Informationen) und den rechtlichen Aspekt (darf ich überhaupt Bilder aus dem Internet kopieren). Auch der muss ja den Schülern klar gemacht werden.


    Nun stellt sich mir die Frage, was man den Kindern überhaupt vermittelt, ohne ihnen rechtlichen Dummfug einzutrichtern. Grundsätzlich gilt sicherlich erstmal, dass man NICHTS verwenden darf, weil der Urheber alle Rechte besitzt. Verschiedene Bild-Lizenztypen in der GS zu erläutern halte ich für unmachbar. CC-Lizenzen, Public Domain und was es nicht alles so gibt ... dafür ist es in der vierten Klassen definitiv zu früh. Sich jeweils die Erlaubnis vom Urheber zu holen halte ich auch für undenkbar. Erstens bräuchte da der Schüler eine eigene Mailadresse, über die er das abwickelt, zweitens muss er dann erstmal vom Gegenüber ernst genommen werden und drittens weiß ich nicht, ob eine 9-jährige Person dies rechtlich überhaupt darf oder ob die Erziehungsberechtigten das tun müssten?? Für den Schulbereich also nicht denkbar.


    Nun gibt es aber im Urheberrecht auch das Zitat und hier auch das Bildzitat. Bei wissenschaftlichen Werken ist ja so ein Bildzitat erlaubt. Ist das Lernplakat eines Drittklässlers ein wissenschaftliches Werk? Oder das gestalten einer Weihnachtskarte für Mutti, für die der Sohn einen Weihnachtsbaum aus dem Netz zieht?


    Gibt es überhaupt schon Unterrichtsmaterial, dass sich mit dieser Frage auseinandersetzt? Ich kenne es von vielen Schulen so, dass für Lernplakate der Kinder munter kopiert, ausgedruckt und aufgeklebt wird. Rein rechtlich erscheint mir das zumindest fragwürdig ...

  • Hallo floridapanders,


    ich spreche aus der Sicht eines Gymnasiallehrers: Wir kämpfen eigentlich bei jedem Referat, bei jeder Gestaltung eines Lernplakats damit, dass die Schüler irgendwelche Sachen aus dem Internet ziehen, ohne zu kapieren, was der eigentliche Inhalt ist. Teilweise kopieren sie es wortwörtlich aus dem Internet und sind mit der Bearbeitung der Aufgabe nach 5 Minuten fertig. Lerneffekt = 0.


    Ich weiß nicht, ob es Material für Grundschüler gibt, aber vielleicht hilft die folgende Frage: Was würdest Du davon halten, wenn jemand dein mühsam erstelltes Bild (deinen mühsam erstellten Text) einfach so übernimmt und dadurch gute Noten einheimst? Sicherlich kann man die Frage anders formulieren, aber gerade die jüngeren Schüler haben in diesem Sinne eher ein Unrechtsbewusstsein als ältere Schüler.
    Vielleicht kann man den Kids auch vermitteln, dass man (oder Mutti) über eine komplett selbst gebastelte Weihnachtskarte (ohne kopierten Weihnachtsbaum) oder über ein komplett selbst gestaltenes Plakat viel stolzer auf sich selbst (oder seinen Sprössling) sein kann, als wenn man die Sachen nur aufklebt ...


    lg

  • Danke für deine Anregung. Es geht mir ja nicht darum, dass die Kinder 1:1 kopieren was Texte angeht. Aber zum Beispiel ein Lernplakat zum Thema "Meerschweinchen". Die Kinder haben viele Infos aus Büchern und Eigenwissen zusammengetragen und selbst aufgeschrieben. Nun solle das Ganze noch bebildert werden. An einem Foto sollen die Körperteile benannt werden. Selbermalen ist ja meist noch nicht so ausgeprägt, also läge es ja nahe, die Teile an einem vorhandenen Bild zu erklären. An eine solche Nutzung dachte ich. Weniger an das wort-wörtliche Kopieren.

  • Solange die Schüler ihre Produkte nicht "veröffentlichen" (z.B. auf der Schulhomepage, auf ihrer Facebook-Seite, auf dem Schulfest usw.) oder verkaufen wollen sehe ich da überhaupt kein Problem. Wenn die Schüler die Produkte nur für sich selbst oder im Rahmen der Schulklasse verwenden (Präsentation ...) sollte das problemlos sein.


    Und: 9-Jährige sind beschränkt geschäftsfähig: http://dejure.org/gesetze/BGB/106.html
    Im Wesentlichen heißt das, dass sie ohne Einwilligung ihrer Eltern nur Verträge abschließen dürfen, ihnen keinen "Nachteil" einbringen, auch keine Abonnements oder Kreditverträge. Sie dürfen aber ihm Rahmen ihres "Taschengeldes" Sachen kaufen. In Bezug auf unser Beispiel: Schließen die Kleinen im Unterricht auf der Suche nach tollen Bildern online einen Vertrag mit einer kommerziellen Bilddatenbank ab (am Besten noch als Abo :D ) ist der ungültig. Allerdings kann der Betrieber bei dir (genauer dem Dienstherrn) Regress nehmen, wenn man dir eine Verletzung der Aufsichtspflicht nachweisen kann.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Meine Schüler erinnere ich immer wieder daran, was es für's Abschreiben vom Nachbarn gibt (egal, ob Klassenarbeiten oder Hausaufgaben). Wer aus dem Internet abschreibt, muss sich nicht wundern, wenn es auch dort entsprechende "Reaktionen" gibt. Wenn ich diese "Regelung" anspreche, führt es jedes Mal wieder zu Protesten (egal ob in Klasse 5 oder 11). Ein Bewusstsein bzgl. der Problematik ist nicht dauerhaft vorhanden.


    Vielleicht könntest du doch auf den "CC-Button" hinweisen - und die Bedeutung (stark vereinfacht: "Kopieren (unter Quellenangabe) erlaubt - aber auf eigene Gefahr!").

  • Gibt es überhaupt schon Unterrichtsmaterial, dass sich mit dieser Frage auseinandersetzt? Ich kenne es von vielen Schulen so, dass für Lernplakate der Kinder munter kopiert, ausgedruckt und aufgeklebt wird. Rein rechtlich erscheint mir das zumindest fragwürdig ...


    Nun ja. Die Sachen im Internet sind ja durchaus zur "Verwendung" gedacht. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht, das Bild eines Meerschweinchens auszudrucken und an dem Bild die Körperteile zu beschriften. Urheberrechtsverletzung wäre, wie erwähnt, wenn man das Bild auf der eigenen Website verwenden würde, es kommerziell verwerten würde o.ä. Aber im Klassenraum aufhängen würde man ja z. B. auch Bilder aus Illustrierten. Ein Plakat im Klassenraum ist ebensowenig ein wissenschaftliches Werk wie eine Weihnachtskarte.


    Aus meiner Sicht würde es vollkommen reichen, den Kindern nahezulegen, die Quellen ihrer Werke anzugeben, also einfach die URL irgendwo mit aufs Plakat kleben, klein unter das Bild z. B. Ich denke, damit sensibilisiert man sie schon dafür, dass sie Dinge benutzen, die andere angefertigt haben.


    Schwieriger an der Thematik finde ich, die Kinder unbeaufsichtigt auf die Suche zu schicken. Sie landen so schnell auf üblen Seiten.

  • Ich versuche meine Schüler von der Bildersuche bei Google weg zu führen.


    Wir arbeiten mit
    commons.wikimedia.org
    Die Bilder dort sind entweder gemeinfrei oder mit Quellenangabe (bzw. Urherberangabe) frei verwendbar.

    Zitat

    a database of 11,437,272 freely usable media files to which anyone can contribute.

    Da sollte für jeden Zweck etwas dabei sein. Parallel dazu lernen die Kids auch das Ordnungssystem der Tier- und Pflanzenwelt sowie die lateinischen Fachbegriffe - so es sie interessiert

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Danke, alias ... aber das ist definitiv zu viel Englisch und zu unübersichtlich :)


    Für die unbeaufsichtigte Suche gibt es ja Contentfilter etc. ... das macht mir weniger Sorgen. Man will den Kindern ja nun auch nix falsches mit auf den Weg geben, bzw. sich mit dem, was man da lehrt, angreifbar machen.

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