ZitatPS: @unteruns meinst du das, was man allgmein als die Fabel eines literarischen Werkes bezeichnet?
http://de.wikipedia.org/wiki/Erz%C3%A4hlung
http://books.google.de/books?i…cad=0#v=onepage&q&f=false
- S. 20ff.
ZitatPS: @unteruns meinst du das, was man allgmein als die Fabel eines literarischen Werkes bezeichnet?
http://de.wikipedia.org/wiki/Erz%C3%A4hlung
http://books.google.de/books?i…cad=0#v=onepage&q&f=false
- S. 20ff.
Ich weiß inzwischen nicht mehr, ob ich hier zu pedantisch bin und einen Fehler sehe, wo keiner ist, deshalb bitte ich um Einschätzung der Deutschkollegen.
Wenn ein Schüler schreibt "Im 3. Auftritt verliebt sich der Protagonist" oder "Im zu analysierenden Ausschnitt versucht der Protagonist dieses und jenes", dann werden hier doch gewissermaßen zwei Ebenen miteinander vermischt, weil es an der angeführten Stelle doch nur steht, dort ja aber nicht geschieht - oder??
Also, in Zeiten in denen
75-jährige seit 12 Jahren an der Parteispitze stehen,
die Sportler jahrelang mit dem verstorbenen Trainer trainiert haben,
im Radio die aktuellsten Nachrichten gesendet werden
etc.
kann die Formulierung mit dem Protagonisten und dem 3. Auftritt meiner Meinung nach als völlig unbedenklich bezeichnet werden.
kann die Formulierung mit dem Protagonisten und dem 3. Auftritt meiner Meinung nach als völlig unbedenklich bezeichnet werden.
Das freut mich, mir war hier aber die Meinung von Deutsch-Kollegen wichtig, um zu wissen, wie sie damit umgehen
...so gut, dass ich mich extra für diesen Beitrag angemeldet habe.
Ich versuche das Problem den SchülerInnen immer wieder nahezubringen, indem ich Ihnen sage, dass ich bei Wendungen wie: "Auf Seite drei reitet der Prinz (...)" automatisch anfange nach einem kleinen Prinzen auf einem kleinen Pferd zu suchen, der über die Seite galoppiert. Es ist die Frage, ob das Problem beim "Auftritt" genau dasselbe ist, wenn man bedenkt, dass das Drama ja auf die Inszenierung hin verfasst wird und es in Bezug auf eine Inszenierung wohl noch gerade in Ordnung wäre, diese Wendung zu nehmen.
Insgesamt ist es aber korrekter, die Ebenen zu trennen. Wozu diese Angabe überhaupt in den Text? Warum nicht: "Der Prinz reitet da und dort hin (Vgl. II,3), als blablabla etc. pp." Da ist sogar noch weniger zu schreiben - von wegen Knoten in die Finger schreiben...
Allerdings gebe ich es langsam auf und sehe darüber zunehmend hinweg. Seit ich am Beruflichen Gymnasium im Grundkurs bin, streiche ich es in Klausuren nicht mehr an. Aber, hmhmhm, nur unter innerem Protest!
Ich kenne das "Problem" eher aus Gedichtinterpretationen: "In Vers 7 träumt das lyrische Ich von ...". Aber ich würde auch sagen, dass es vom Alter der SuS und den sonstigen Schwierigkeiten abhängt, wie man damit umgeht. In der Kursstufe des Gymnasiums kann man das aber, denke ich, durchaus thematisieren.
ZitatMit Texten ist es auch nicht viel anders. Sie entwerfen eine Welt, die sich nicht in dem erschöpft, was der Text sagt, sondern die aus dem Gesagten als Horizont im Leser entsteht, der für diese Horizontbildung wiederum Weltwissen verwendet.
Eben, die Welt, die als Hotizont im Leser entsteht muß nicht zwangläufig die gleiche sein, wie die im Lehrer und wie die vom Autor beabsichtigte. Insofern halte ich Bewertungen an dieser Stelle für ziemlich sinnfrei.
Außerdem, wieviel und welches Weltwissen müssen Schüler haben? Wie wird das bewertet?
Grüße
Steffen
Eben, die Welt, die als Hotizont im Leser entsteht muß nicht zwangläufig die gleiche sein, wie die im Lehrer und wie die vom Autor beabsichtigte. Insofern halte ich Bewertungen an dieser Stelle für ziemlich sinnfrei.
Außerdem, wieviel und welches Weltwissen müssen Schüler haben? Wie wird das bewertet?
Grüße
Steffen
Naja, man kann - und sollte - sich vielleicht etwas von der Autorenintention verabschieden. Das heißt ja aber nicht, dass man irgendwas zu einem Text schreiben kann, wenn man den Versuch unternimmt, diesen zu interpretieren. Was auf jeden Fall bleibt, ist ja die Textintention. Natürlich ist es schwierig, da genau Grenzen zu benennen, das macht ja die Arbeit mit und an Texten auf der einen Seite so kompliziert, auf der anderen Seite ja aber auch sehr spannend. Dennoch hat 'unteruns' mit seinem Beispiel mit dem Unfall sehr schön gezeigt, dass gewisse Annahmen sinnvoll und naheliegend, andere hingegen eher unwahrscheinlich sind. Es gilt hierbei ganz einfach, dass akzeptiert werden kann, was auch begründet wird. Wenn jemand also eine von den gewöhnlichen Interpretationsvorschlägen abweichende Idee vorstellt und diese dann auch begründen kann, entsteht ja kein Problem.
Aber eben weil das 'Weltwissen' nicht bei jedem in gleichem Umfang vorhanden ist, greift man ja in der Schule dann oft auf die Autorenintention zurück. Und das dafür nötige Wissen sollte dann im Unterricht vermittelt werden.
Zitatdie Welt, die als Hotizont im Leser entsteht muß nicht zwangläufig die gleiche sein, wie die im Lehrer und wie die vom Autor beabsichtigte. Insofern halte ich Bewertungen an dieser Stelle für ziemlich sinnfrei.
Leuchtet mir nicht ein. Es ist oft schlicht völlig unmöglich über eine Textwelt zu sprechen, indem man das Gespräch völlig auf das beschränkt, was der Text explizit sagt. Es ist auch unmöglich, sinnvolle Gespräche über einen Text zu führen, ohne bestimmte Annahmen zu treffen, die der Text selbst nicht vermittelt (etwa: dass die Textaussagen kohärent sein sollen).
Eine Hauptschwierigkeit der Interpretation besteht gerade darin zu ermitteln, wo die Grenzen zwischen Gesagtem, (Mit)gemeinten und Unklarem bzw. gar nicht Gesagten und Gemeinten liegen. Hier stellt man oft fest, dass Schüler - aus Erwachsenensicht - an ganz einfachen Dingen scheitern. Die Lösung für dieses Problem kann aber nicht darin bestehen, offenkundige Missverständnisse zur kognitiven Eigenleistung zu erheben und sämtliche Verständnisvorschläge als gleichwertig anzusehen.
In der Regel lassen literarische Texte eine Reihe plausibler Deutungen zu. Damit ist aber nicht die Tatsache aufgehoben, dass es Plausibilitätsgrenzen gibt, die sich zudem oft nicht aus dem Wortlaut des Textes selbst, sondern aus Wissen jenseits des Textes ergeben. Wenn ein Text im November auf einer Alm im Hochgebirge spielt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass dort Temperaturen von 35 Grad herrschen und Palmen wachsen, gering und entsprechende Aussagen von Schülern sind als Fehldeutungen zu werten, und zwar auch dann, wenn die Schüler ernsthaft glauben, solche klimatischen Bedingungen seien im Gebirge anzutreffen. Dies gilt auch, wenn die Botanik rund um die Alm nicht im Detail im Text dargestellt wird.
ZitatEs ist schlicht völlig unmöglich über eine Textwelt zu sprechen, indem man das Gespräch völlig auf das beschränkt, was der Text explizit sagt. Es ist auch unmöglich, sinnvolle Gespräche über einen Text zu führen, ohne bestimmte Annahmen zu treffen, die der Text selbst nicht vermittelt (etwa: dass die Textaussagen kohärent sein sollen).
Eben, aber diese Annahmen müssen vorher explizit klar gemacht werden (den Schülern). Ein "ich habe bestimmte Annahmen über den Text und dessen Kontext, nun ratet mal welche das sind und interpretiert mal fleißig..." halte ich da für "ziemlich daneben". Das stellt nämlcih den Schüler vor die unmöglliche Aufgabe eine Leistung zu erbringen, die entsprechenden Kriterien (im diskutierten Beispiel, dem Schüler eben nicht bekannte) genügt und damit eben auch eine gute Leistung zu erbringen.
Ich sags mal als Ingenieur: Mein Kunde bekommt eine Leistung geliefert innerhalb der Kriterien, die er spezifiziert hat. Alles was nicht spezifizeirt ist, ist meine Freiheit in der Ausführung und darüber kann es auch keine Diskussion/Beschwerde geben.
Grüße
Steffen
Siehe edit oben. Und: Nein, die Annahmen müssen nicht alle (!) spezifiziert werden, da dies unmöglich ist. Es ist nicht möglich den Schülern im Deutschunterricht die Welt in ihrer Gesamtheit zu erklären, aber die Welt in ihrer Gesamtheit ist der Hintergrund für das Verständnis vieler Texte. Die Annahme eines gemeinsamen Grundwissens ist völlig unvermeidlich.
ZitatUnd: Nein, die Annahmen müssen nicht alle (!) spezifiziert werden, da dies unmöglich ist.
Dem widerspreche ich nicht. Nur, die Annahmen, die nicht spezifiziert sind, sind die Freiheit des Schülers eigene Annahmen und auch Interpretationen von Umständen u.dgl. zu treffen.
Und die sind dann so zu akzeptieren und können ihrem Inhalt nach nicht bewertet werden, außer evtl. eine in sich schlüssige Argumentationskette o.ä..
Alles andere eben wäre Glaskugel und Willkür.
Grüße
Steffen
Ist mein Horizont zu beschränkt oder stehen die letzten Ausführungen nur begrenzt in Zusammenhang mit meiner Frage?
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