Bundesdeutsches "Kernabitur" ab 2018 gefordert vom "Aktionsrat Bildung"

  • und zwar in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik, das zusammen(!) erstaunliche 10% der Abiturnote ausmachen sollen, also ca. drei Prozent für jedes dieser drei Fächer.
    http://www.augsburger-allgemei…-bis-2018-id17190186.html


    Da die 10 Prozent natürlich Unsinn sind, wird es wohl darauf hinauslaufen, das "neben" diesem Bundesabitur das übliche Landesabitur auch noch geschrieben wird, alleine um den eigenen "Standard" zu halten. Die Schüler und Schülerinnen werden sich freuen und die Lehrkräfte natürlich auch, denn die dürfen in Zukunft gleich zweimal das Abitur korrigieren. Völlig kostenneutral natürlich...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Interessant, dass inzwischen Deutsch, Englisch und Mathematik zum Abi reichen. Was ist mit dem ganzen naturwissenschaftlichen/technischen Fächerkanon?
    Deutschland schafft sich wirklich ab!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Einmal ein paar Überlegungen zur Durchführung dieses "Kernabiturs":


    Wir haben ca. 12 Millionen Schüler und Schülerinnen, von denen geht ca. ein Drittel auf's Gymnasium, nicht jeder macht Abitur, aber ein Viertel aller Schüler sicherlich (auch Abendgymnasium o.ä.). Im G8 macht das 375.000 Abiturprüfungen pro Jahr, sagen wir 350.000, denn es gibt ja an einigen Orten noch G9.


    Also 350.000 * 3 (drei Fächer) also ca. 1 Million zu korrigierende Arbeiten. Wie groß soll die neue Behörde sein, die diese Arbeiten in ca. 1 Monat korrigiert? Wie viele Mitarbeiter hat sie? Wo kommen die her (Fachkräftemangel)? Und was machen die den Rest des Jahres?


    Alternative: Multiple-Choice Tests auf Papier mit automatischer Auswertung. Aber um die "Rechtssicherheit" der Prüfung zu gewährleisten, müssen "Zweifelsfälle" (ungenau gesetzte Markierungen, geänderte Markierungen usw.) immer noch von einem Menschen kontrolliert werden, zumindest wenn sich das System beschwert. Sagen wir, dies macht es in nur 10% der Fälle (EINE ungenaue Markierung reicht schon), dann bleiben 100.000 durchzusehende Tests, also pro Arbeitsag ca. 5000 also pro Arbeitsstunde ca. 600 Stück. Selbst wenn eine Person nur optimistische zehn Minuten braucht, wären das 100 Mitarbeiter. Inkl. technischen Support und Verwaltung wohl eher 120-130. Gebäude inkl. Ausstattung braucht man auch noch. Wer will dies alles bezahlen nur für das "Kernabitur"? Natürlich keiner.


    Andere Möglichkeit: Multiple-Choice per Computereingabe + Internetverbindung. Ein durchschnittliches Gymnasium bräuchte also für diesen einen Tag ca. 100 voll funktionsfähige Computer (+ Ersatzgeräte!) + redundanter Internetverbindung + die entsprechenden Räume dafür. Wer leistet den Support dafür, dass das auch wirklich so ist? Stichwort auch hier: Rechtssicherheit der Prüfung! Und wer bezahlt das? Die Schulträger würden sich anblicks der erheblichen finanziellen Belastungen freuen. Vielleicht ist auch daran gedacht, dass die Schüler die Lösungen mit ihrem eigenen Smartphone an den Zentralcomputer senden :rolleyes: Oder dass sich die Schule 100 I-Pads o.ä. für die Prüfungen anschafft? Letzteres würde zumindest Apple freuen, die Schulträger sicherlich wiederum nicht.


    Resultat: Alles unausgegorene Ideen. Korrigieren dürfen deshalb sicherlich wieder die Lehrkräfe vor Ort, so vollkommen kostenneutral und per Hand, eventuell mit einem Zweitkorrektor in einem anderen Bundesland. Dann hat zumindest die Post mehr Umsatz. Aber wenn die Lehrkräfte sowieso wieder korrigieren, kann man auf den Multiple-Choice-Kram auch verzichten und "normale" Abituraufgaben stellen. Also: Doppeltes Abitur und doppelte Arbeit für alle Beteiligten.


    "Aktionsrat Bildung". Viel "Aktion", wenig praktisch nutzbarer "Rat". Und was ein zusätzliches "Kernabitur" mit verbesserter "Bildung" zu tun haben soll, muss mir erst einmal jemand erklären.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael () aus folgendem Grund: Typos

  • Und noch eine Ergänzung zu der Multiple-Choice-Geschichte:


    Wer meine Ausführungen für übertrieben hält, denn "bei PISA geht das ja auch", sollte an Folgendes denken:


    PISA ist anonym und vom "Ergebnis" hängt nichts für die schulische / berufliche Karriere der Schüler und Schülerinnen ab. Dies ist beim Abitur nicht der Fall (deshalb mein Hinweis auf "Rechtssicherheit"). Wenn bei PISA der Auswertecomputer eine falsche Markierung liest, hat das höchstens eine statistische Bedeutung, aber beim Abitur kann davon im Zweifelsfall das Bestehen des Abiturs oder das Erreichen eines bestimmten Abiturschnitts abhängen. Stellt euch vor, jemand bekommt den begehrten Medizinstudienplatz deswegen nicht, sondern muss womöglich auf Lehramt studieren ;( Der Einkommensverlust dürfte auf die Lebensarbeitszeit hochgerechnet in den 6-stelligen Bereich gehen... Deshalb muss das Verfahren beim Abitur "rechtssicher" ausgelegt sein, d.h. es ist automatisch personal-/kostenintensiv.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael () aus folgendem Grund: Rechtscheibung usw.

  • Den GEDANKEN an bundesweite Vergleichbarkeit kann man ja vielleicht inhaltlich noch ganz interessant finden, aber die Praxis der Durchführung (wie angedacht) klingt höchst bizarr: Es soll dabei ZUSÄTZLICH zum normalen Landesabitur geprüft werden, und dann 10 % von der Gesamtleistung ausmachen.


    „Das gemeinsame Kernabitur ist ... eine länderübergreifende schriftliche Abiturkomponente in den drei Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch“, erklärte der Aktionsrat. Die Aufgaben in den drei Fächern sollen jeweils in neunzig Minuten bearbeitet werden. Die Experten schlagen vor, dass die Prüfungen deutschlandweit an einem Tag stattfinden und danach zentral ausgewertet werden. Neben der Prüfung zum Kernabitur sollen in die Abiturnote nach wie vor auf Landesebene weitere schriftliche und mündliche Prüfungen und die Jahrgangsnoten einfließen."
    (Welt am Sonntag").


    Das kann doch nur den bürokratischen Kollaps bedeuten. Was meint ihr?


    Gruß,
    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Ich finde den Vorschlag nicht wirklich sinnvoll. Für die Abiturienten bedeutet es nur noch mehr Stress. Zusätzlich zu ihren 3 schriftlichen Abifächern und einer mündlichen Prüfung drei weitere schriftliche Arbeiten.
    Wie sollen die bundeseinheitlichen Arbeiten aussehen? Deckt es sich mit den Vorgaben fürs Zentralabi in NRW oder muss man dann noch mehr Stoff durchnehmen?


    Zudem: Wer korrigiert die Arbeiten?


    Lg

  • Und wann sollen diese Prüfungen stattfinden? Bedingt durch die unterschiedliche Zeit der Sommerferien sind die Schüler der verschiedenen Bundesländer am Tag der Prüfung unterschiedlich weit. Am Tag der Prüfung haben also die einen Schüler bis zu 6 Wochen mehr Unterricht gehabt als die anderen und entsprechend mehr Stoff durchgenommen. Wird der nicht mit abgeprüft, so dass er auch nicht gelernt werden muss? Oder haben die anderen Pech gehabt?
    Ich habe keine Vorstellung, wie das funktionieren soll.


    Sarek

  • Sarek


    Auf solche Kinkerlitzchen wie Sommerferien kann bei einer bundeszentralen Regelung dieser Wichtigkeit keine Rücksicht genommen werden.


    Das Kernabitur wird am 15. August statt finden. So ist gewährleistet, dass alle Schulen mit dem Stoff durch sind und die überwiegende Mehrheit der Lehrerschaft hat hier auch zeitliche Ressourcen, die bisher ungenutzt waren.


    //Ironie off

  • Ich finde es fast schon peinlich, dass diese mal wirklich gute Idee krämerseeligen Unkenrufen zum Opfer fallen soll.


    Wenn man in den Nachrichten hört, dass das die schriftliche Abiturprüfung in manchen Bundesländern nur wenige Prozent zählt, in anderen fast ein Drittel der Note ausmacht, dann MUSS doch jeder daran interessiert sein, dass sich hier etwas ändert.


    Die Schüler werden ohnehin mit Jahrgangsstufentests und anderem Test-Gedöns überschwemmt (zumindest in Bayern) und hier regt sich auch keiner auf, dass das alles korrigiert werden muss.


    Andererseits dürften gerade Schüler in Bayern von einem Kernabitur profitieren, weil auch im Normalbetrieb das Stoff anspruchsvoller ist als in anderen Bundesländern. Aber erst muss ja mal gejammert werden.


    Man könnte aber auch überlegen, dass ein Teil des schriftlichen Aufgaben eben diesem "Kern" zugerechnet wird - Korrekturmehraufwand ist dann minimal.


    Man könnte auch überlegen, ob man sich das SAT-Test-System aus den USA einmal genauer ansieht. Diesen Test legen alle ab, die in ein "besseres" College wollen und dieser Test wird zweimal jährlich zu festgelegten Zeiten landesweit angeboten. Es handelt sich um einen Matheteil und einen Sprachteil, beide sind zum Großteil zum Ankreuzen. So ist gewährleistet, dass alle gleich korrigiert werden. Und es ist so, dass z. B. bei 4 Antwortmöglichkeiten 1/4 Punkt für eine falsche Antwort abgezogen wird um wahlloses "Raten" zu unterbinden.


    Ein Kern-Abitur ist ja nur ein Teil des Abiturs und ein paar Ankreuztests werden die Bildung nicht vor die Hunde gehen lassen.

  • Wenn man in den Nachrichten hört, dass das die schriftliche Abiturprüfung in manchen Bundesländern nur wenige Prozent zählt, in anderen fast ein Drittel der Note ausmacht, dann MUSS doch jeder daran interessiert sein, dass sich hier etwas ändert.


    Für diesen Unsinn hätte ich gerne einmal einen Nachweis!


    Zitat

    Die Schüler werden ohnehin mit Jahrgangsstufentests und anderem Test-Gedöns überschwemmt (zumindest in Bayern) und hier regt sich auch keiner auf, dass das alles korrigiert werden muss.


    Und deshalb legen wir gleich noch eine Korrekturorgie oben drauf. Die Kollegen machen das schon, so nebenbei...


    Zitat

    Andererseits dürften gerade Schüler in Bayern von einem Kernabitur profitieren, weil auch im Normalbetrieb das Stoff anspruchsvoller ist als in anderen Bundesländern. Aber erst muss ja mal gejammert werden.


    Von einer dauernden Wiederholung wird diese Litanei nicht wahrer. Nebenbei: Wohl kein Bundesland führt SOWENIGE Schüler zum Abitur wie Bayern. Klingt nicht sehr nach Qualität...


    Zitat

    Man könnte aber auch überlegen, dass ein Teil des schriftlichen Aufgaben eben diesem "Kern" zugerechnet wird - Korrekturmehraufwand ist dann minimal.


    Klar, und die anderen schriftlichen Prüfungen sind dann 90 Minuten kürzer... Träum weiter.


    Zitat

    Man könnte auch überlegen, ob man sich das SAT-Test-System aus den USA einmal genauer ansieht. Diesen Test legen alle ab, die in ein "besseres" College wollen und dieser Test wird zweimal jährlich zu festgelegten Zeiten landesweit angeboten. Es handelt sich um einen Matheteil und einen Sprachteil, beide sind zum Großteil zum Ankreuzen. So ist gewährleistet, dass alle gleich korrigiert werden. Und es ist so, dass z. B. bei 4 Antwortmöglichkeiten 1/4 Punkt für eine falsche Antwort abgezogen wird um wahlloses "Raten" zu unterbinden.


    Das US-Schulsytem als Vorbild für Qualität und soziale Gerechtigkeit. Jetzt wird's lächerlich.


    Zitat

    Ein Kern-Abitur ist ja nur ein Teil des Abiturs und ein paar Ankreuztests werden die Bildung nicht vor die Hunde gehen lassen.


    Es werden eben nicht ein "paar Ankreutests" sein. Jede Wette.Wenn man in Deutschland etwas macht, dann "richtig". Ohne Rücksicht auf Verluste.


    Du bist kein (Gymnasial-)Lehrer, oder?

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • Für diesen Unsinn hätte ich gerne einmal einen Nachweis!


    ...frei zitiert aus den B5-Meldungen des heutigen Sonntags. Ich meine, es sei Brandenburg gewesen, wo die schriftliche Prüfung so wenig zählt.



    Und deshalb legen wir gleich noch eine Korrekturorgie oben drauf. Die Kollegen machen das schon, so nebenbei...


    Ich käme mir schäbig vor, wenn ich die längst überfällige Reform vom 16 verschiedenen Bildungssystemen mit dem Argument Korrekturaufwand verhindern wollte.


    Von einer dauernden Wiederholung wird diese Litanei nicht wahrer. Nebenbei: Wohl kein Bundesland führt SOWENIGE Schüler zum Abitur wie Bayern. Klingt nicht sehr nach Qualität...


    Wenn es um Mengen geht spricht man ohnehin von Quantität, nicht von Qualität.



    Klar, und die anderen schriftlichen Prüfungen sind dann 90 Minuten kürzer... Träum weiter.


    Keineswegs. In Mathe werden ohnehin 2 Prüfungen ausgewählt. Dann wird es halt so sein, dass ein Prüfungsteil fix ist und nur einer ausgewählt wird, oder die Gesamtberarbeitungszeit teilt sich dann eben auf 3 Prüfungsteile auf. Die Korrekturen müssen hierdurch NICHT mehr werden.


    Zitat


    Das US-Schulsytem als Vorbild für Qualität und soziale Gerechtigkeit. Jetzt wird's lächerlich.


    Der Test gehört nicht zum US-Schulsystem, sondern zum Universitätssystem. Ähnlich wie TOEFL etc.
    Und ja, warum nicht von anderen Ländern auch mal was lernen. Schau dir so einen SAT-Test doch erst mal an.


    Im übrigen habe ich dafür plädiert, sich den Test mal anzusehen - von einer Vorbildnahme oder sozialer Gerechtigkeit war ohnehin nicht die Rede.



    Es werden eben nicht ein "paar Ankreutests" sein. Jede Wette.Wenn man in Deutschland etwas macht, dann "richtig". Ohne Rücksicht auf Verluste.


    Du bist kein (Gymnasial-)Lehrer, oder?


    Ich unterrichte Mathe und Physik im Gymnasium. Nur möchte ich nicht jede Idee von vorneherein schlechtreden, dazu noch mit dünnen Argumenten, die sich eher am Wohl der Lehrer orientieren als an den Chancen für die Schüler. Für ein Schulsystem mit 16 Kultushochheiten fehlt in meinen Augen die Existenzberechtigung. Für die Schüler ist es ein Hohn, wenn ihre Abi-Schnitte alle in einen Topf geworfen werden, egal ob das Abi aus BW, BY oder Bremen kommt.


    Da kann man sogar den Bayern vorwerfen, mit dem Festhalten an etwas höheren Bildungsinhalten schlechtere Noten zu produzieren und so den bayerischen Abiturienten die Chance auf begehrte Studienplätze zu erschweren. Man kann das System natürlich nach unten öffnen und so eine Billig-(Lohn)-Abi-Spirale in Gang setzen, die sich schnell nach unten drehen wird.


    Und der Korrekturaufwand soll jetzt herhalten, dieses System so fortzuschreiben? Das ist mir zuwenig. Und: Wer korrigiert eigentlich die ganzen PISA-Tests und wie sie alle heißen? Da hat sich auch noch keiner beschwert.


    Endlos lang und auf jeden Fall länger als Mathe-Korrekturen sind Korrekturen von Deutschaufsätzen, so habe ich zumindest den Eindruck bei den Deutsch-Kollegen. Da wird tagelang korrigiert, lange Texte werden dazugeschreiben. Im Nachhinein liest sich das kaum einer durch, es sei denn er steht auf einer +-Note und hofft, noch eine Notenstufe herausverhandeln zu können. Ansonsten sind die ganzen Korrekturen im wesentlichen für die Katz.


    Statt dessen mutieren die Deutschlehrer zu reinen Korrekturmaschinen, die über Wochen hinweg die Zeit auch an den Wochenenden am Schreibtisch verbringen. So darf man sich nicht wundern, wenn die Begeisterung für Deutsch auch bei den Lehrern langsam auf der Strecke bleibt.


    Ein geschickt aufgesetzter Ankreuztest kann auch in Deutsch zeigen, ob der Schüler dem Text Sinn entnehmen kann und die Zusammenhänge versteht. Und die Korrektur ist ratz-fatz erledigt.


    So etwas wird jedoch nicht hinterfragt.


    Aber wenn es mal darum geht, bundesweit einen gemeinsamen Test zu machen - da werden dann die Barikaden und Denkblockaden errichtet - übrigens auch in Bayern, wo die entsprechenden Minister und Lehrerverbände schon heftigst abgewunken haben.


  • Ich käme mir schäbig vor, wenn ich die längst überfällige Reform vom 16 verschiedenen Bildungssystemen mit dem Argument Korrekturaufwand verhindern wollte.


    Genau diese Einstellung führt zur ausufernden Arbeitsbelastung von Lehrkräften: Man könnte noch dies und das um jenes und anderes zu tun. Ich werde für ca. 1800 Stunden Jahresarbeitszeit bezahlt, wenn ich jetzt zweimal Abitur korrigieren soll, muss die Arbeit an anderer Stelle eingespart werden. Extra bezahlt werden wird sie sicherlich nicht.


    Zitat


    Wenn es um Mengen geht spricht man ohnehin von Quantität, nicht von Qualität.


    Reden wir von BildungsQUANTITÄT oder von BildungsQUALITÄT? Dann versagt aber Bayern erst recht auf ganzer Linie. Nur im Schwarzwald bildet Bayern wohl genug Ingenieure für den eigenen Bedarf aus.


    Zitat

    Keineswegs. In Mathe werden ohnehin 2 Prüfungen ausgewählt. Dann wird es halt so sein, dass ein Prüfungsteil fix ist und nur einer ausgewählt wird, oder die Gesamtberarbeitungszeit teilt sich dann eben auf 3 Prüfungsteile auf. Die Korrekturen müssen hierdurch NICHT mehr werden.


    Gerade das soll NICHT der Fall sein: Ein Extra-Prüfungstag ZUSÄTZLICH dem Landesabitur. Es zählt nicht, was du dir wünschst, sondern was der "Aktionsrat" will.


    Zitat

    Und der Korrekturaufwand soll jetzt herhalten, dieses System so fortzuschreiben? Das ist mir zuwenig. Und: Wer korrigiert eigentlich die ganzen PISA-Tests und wie sie alle heißen? Da hat sich auch noch keiner beschwert.


    PISA wird automatisiert korrigiert. Das geht beim Abitur wegen der Rechtsfolgen nur mit großem Aufwand. Habe ich doch erklärt.


    Zitat

    Endlos lang und auf jeden Fall länger als Mathe-Korrekturen sind Korrekturen von Deutschaufsätzen, so habe ich zumindest den Eindruck bei den Deutsch-Kollegen. Da wird tagelang korrigiert, lange Texte werden dazugeschreiben. Im Nachhinein liest sich das kaum einer durch, es sei denn er steht auf einer +-Note und hofft, noch eine Notenstufe herausverhandeln zu können. Ansonsten sind die ganzen Korrekturen im wesentlichen für die Katz.


    Richtig. Aber als Beamter oder Angestellter muss du so korrigieren, wie es der Dienstherr / Arbeitgeber verlangt. Die Arbeit wird nicht weniger, auch wenn du sie für unsinnig hältst.


    Zitat

    Ein geschickt aufgesetzter Ankreuztest kann auch in Deutsch zeigen, ob der Schüler dem Text Sinn entnehmen kann und die Zusammenhänge versteht. Und die Korrektur ist ratz-fatz erledigt.


    Dazu:
    Experten bereiten deutschlandweites Abi vor

    Zitat

    ...nach dem Vorbild der Pisa-Tests Kompetenzen geprüft werden sollen, etwa durch Multiple-Choice-Aufgaben, die allerdings nicht zu simpel und nicht zu gleichförmig ausfallen sollen, damit die Schüler nicht stupide auf bestimmte Test-Formate gedrillt werden. Als Alternative schlagen die Experten auch eine Variante mit Klausuraufgaben vor.


    Lies dir den letzten Satz ("Als Alternative...") dreimal durch. Die "Experten" vom "Aktionsrat" sind schließlich keine Anfänger. Wenn dieses "Kernabitur" durchgewunken ist, werden und MÜSSEN die üblichen Klausurformate folgen. Jede Wette.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Wenn es um Mengen geht spricht man ohnehin von Quantität, nicht von Qualität.
    Reden wir von BildungsQUANTITÄT oder von BildungsQUALITÄT? Dann versagt aber Bayern erst recht auf ganzer Linie. Nur im Schwarzwald bildet Bayern wohl genug Ingenieure für den eigenen Bedarf aus.


    Schwarzwald und Bayern? Habe ich jetzt einen Witz nicht kapiert?


    Für mich ist das Kernabitur im Grunde ein erster Schritt in die richtige Richtung, da im Sinne der Schüler (Stichwort "Vergleichbarkeit von Abiturnoten") dringend Angleichungen zwischen den Ländern notwendig sind.


    krabat

  • Also ich hab ja gelesen, dass die Aufgaben zentral am IQB in Berlin gestellt und korrigiert werden sollen. Die Frage der Korrektur stellt sich also für den 08/15-Lehrer nicht. Wann die Tests allerdings stattfinden sollen, erschließt sich mir nicht so ganz. Das erste Bundesland entlässt seine Abiturienten schließlich im März - das heißt, es würde eigentlich nur Dezember bleiben. Da hat für die Bayern noch nicht mal das zweite Halbjahr angefangen.
    Das nächste Problem: die jungen Damen und Herren, die kein Englisch mehr haben. Die sind zwar sicher in der Minderheit, aber es gibt sie. Müssen die dann zusätzlich noch Englisch-Übestunden einschieben (wenn ja, welcher Lehrer erteilt sie dann? Wird der dafür bezahlt oder darf er das "ehrenamtlich" machen?) oder prüft man dann einfach etwas, was gar nicht mehr unterrichtet wurde und die haben eben Pech gehabt? Dann die Durchführung: jeder Test dauert 90 Minuten und alle sollen am selben Tag stattfinden. 4,5 Stunden Prüfungszeit sind ja durchaus okay (waren ja früher auch in Sprach-LKs durchaus üblich), aber immer nach 1,5 Stunden das Fach einfach umstellen? Das stelle ich mir sehr schwierig vor.

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