Grundschüler bei Facebook

  • Heute kam ein Junge meiner Klasse auf mich zu und berichtete mir entsetzt, dass er bei Facebook "geärgert" wird, dass Bilder und Videos von ihm eingestellt werden. Er weiß jetzt nicht, wie er dort vorgehen soll. Der Junde ist 9 Jahre alt, der "Mobber" ebenfalls. Beide Kinder gehen in meine Klasse und haben Facebook-Accounts. Bei einem Gespräch mit der Klasse stellte sich dann heraus, dass etwa die Hälfte dort auch angemeldet ist und es zur Zeit wirklich viel Stress gibt. Nichts gegen Facebook, aber Grundschüler?! Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Mehrheit der Eltern nichts darüber weiß. was ihre Sprösslinge dort treiben. In besagtem Fall habe ich mir mit dem Kind die betreffenden Inhalte angesehen und eben mit den Eltern telefoniert. Diese zeigten sich entsetzt darüber - beide Seiten. Jetzt überlege ich, wie ich allgemein weiter vorgehen soll, da das gerade ein großes Thema zu sein scheint. Infobrief in die Richtung "Achten Sie darauf, was ihr Kind im Internet macht etc etc", Thema auf dem Elternabend..?

  • Wir hatten vor einer Woche so ein ähnliches Thema,... allerdings waren meine Kids von den Eltern soweit informiert, dass sie wussten, dass man krass ausgedrückt von einem Schüler " sich sein Leben zerstören kann"


    ICh würde auf alle Fälle an deiner Stelle die Eltern mit ins Boot holen.


    LG MM

  • Verbietet die AGB denn nicht, dass jemand unter 12 Jahren dort teilnimmt?

    Unter 13 sogar:


    Zitat

    4. Registrierung und Kontosicherheit


    Facebook-Nutzer geben ihre tatsächlichen Namen und Daten an und damit das auch in Zukunft so bleibt, benötigen wir deine Hilfe. Im Folgenden werden einige Verpflichtungen aufgeführt, die du bezüglich der Registrierung und der Wahrung der Sicherheit deines Kontos uns gegenüber eingehst:[...]


    5. Du wirst Facebook nicht verwenden, wenn du unter 13 Jahre alt bist.

    http://www.facebook.com/terms.php?ref=pf


    Ansonsten gibt es noch einen kurzen Hinweis zu "Minderjährige und Sicherheit": http://www.facebook.com/about/privacy/minors



    Da ich selbst Facebook bisher noch boykottieren konnte, weiß ich leider nicht, wo und ob man bei der Anmeldung das Alter angeben (oder den obligatorische Haken "Ich bin über 13 Jahre alt."setzen) muss, mal abgesehen davon, dass das Alter eines der Dinge ist, bei dem sich am leichtesten schummeln lässt, was solche Anmeldungen angeht.


    Ich weiß derzeit nur von einer Schülerin bei uns, die definitiv bei Facebook angemeldet ist (4. Schuljahr), aber es gibt bestimmt noch mehr, allerdings gab es bis jetzt noch keine Probleme diesbezüglich und ich hoffe auch, dass das in Zukunft so bleibt. Ich würde auch mit den Eltern und Schülern darüber sprechen und als eventuelle Konsequenz diese Facebook kontaktieren lassen, dass diese das Konto einschränken (wie in dem zweiten Link angesprochen) bzw. löschen (was, wie ich gehört habe, wohl nicht so ganz einfach sein soll), sollte sich der Umgang damit nicht bessern.

  • Eigentlich schon, aber das hält wohl trotzdem niemanden davon ab. So gewitzt sind die Kleinen schon.

  • Gute Frage! Ich kenne inzwischen mehrere Grundschüler die bei Facebook angemeldet sind - mit Foto! Gerade erst hat mir eine 10-jährige Schülerin eine Freundschaftsanfrage geschickt (die ich natürlich abgelehnt habe)! Außer die Eltern informieren (die sich eh nicht dafür interessieren, zumindest bei dieser Schülerin) - was tut ihr? Eine andere 9-jährige Schülerin habe ich eben entdeckt (dank Foto!). ?(

  • Ich habe zumindest heute bei dem Gespräch mit dem Mobber den Eltern erklärt, dass das kein rechtsfreier Raum ist und dass wir sie (die Eltern) u.U. noch in die Schule einladen. Ansonsten, gute Frage. Ich denke, es ist in den Köpfen vieler einfach nicht angekommen, dass man im Internet nicht schalten und walten kann wie man lustig ist. Viele Eltern sehen das leider oft so, dass das Internet so was wie eine nette Freizeitbeschäftigung ist. Da werden die lieben Kleinen geparkt und alles ist chic.


    Nachtrag: Habe eben mit einer Kollegin telefoniert. Wir haben uns jetzt mal die Arbeit gemacht und alle Profile gemeldet, deren wir habhaft werden konnten. Mal sehen, ob's was bringt. :rolleyes:

    2 Mal editiert, zuletzt von Siobhan ()

  • Als das Thema in meiner letzten 4. Klasse aufkam, habe ich den Eltern per EMail meine Meinung zu Facebook mitgeteilt und als HIlfe folgenden Link geschickt:
    http://www.klick-tipps.net/fil…009-12-17-Top-100-E18.pdf
    Für jede Familie habe ich folgende kostenlosen Broschüren bestellt:
    http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/ge…blikationen,did=4712.html
    Mit den Kindern habe ich das Kinderheft besprochen und die Eltern bekamen das Elternheft. Toll ist das Plakat, dass beide Teile in die "Pflicht" nimmt.
    Viele Eltern haben darauf sehr positiv reagiert und sich bedankt, dass ich so klar Stellung bezogen habe.

  • Ich hatte jetzt kurz vor den Ferien auch so einen Fall, dass ich das Facebook-Konto einer Schülerin - 4. Klasse - entdeckt habe. Bei Facebook tauchen ja auf der Startseite immer "Leute, die du vielleicht kennen könntest" auf und da war sie dabei. In ihrem Profil gab sie an, dass sie 18 ist und "interessiert an Männern", lange blonde Haare, kecker Blick über die Schulter... Mit der Mutter habe ich telefoniert. Die wusste von dem Account, aber nichts über die Altersangabe und das Interesse..., sicher... Dabei ist sie auch mit ihrer Tochter "befreundet". Nun gibt es das Konto immer noch, sie ist immer noch 18, aber nicht mehr an Männern interessiert. Ich habe mit dem Mädchen gesprochen, ihr gesagt, dass sie vorsichtig sein soll, was sie preis gibt. Wenn sie jemand Unbekanntes doof anmacht, anschreibt, etc. solle sie es sofort einem Erwachsenen melden. Außerdem habe ich das Jugendamt informiert, da die Familie dort auch betreut wird. Die Broschüre, die Gabriele genannt hat, habe ich mir auch bestellt. Überlege jetzt, ob ich für die Eltern meiner 4. Klässler mal einen Elternabend mache...
    Jetzt aber erstmal Ferien!

    Never try to teach a pig to sing. It wastes your time and it annoys the pig.

  • Zitat

    Eigentlich schon, aber das hält wohl trotzdem niemanden davon ab. So gewitzt sind die Kleinen schon.


    Wenn "die Kleinen" schon so gewitzt sind, dann sollten sie auch so gewitzt sein damit ordentlich umzugehen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.


  • Wenn "die Kleinen" schon so gewitzt sind, dann sollten sie auch so gewitzt sein damit ordentlich umzugehen.


    Das sind sie eben nicht. Sie sind nämlich noch sehr jung. Sie sind oft schneller beim Tippen und Chatten und Tricks austauschen. Ansonsten können sie in ihre Zukunft so wenig schauen wie über einen LKW. Deshalb haben wir ja die Aufgabe, sie zu schützen, auch vor ihren eigenen Fehlern.


    Wenn heute vom "Verlust der Kindheit" die Rede ist, dann geht es ja auch darum. Ist es nicht eine Horrorvorstellung, dass die Kinder heute mit facebook lifeline (oder wie das heißt) anfangen und, wenn sie 30 sind, ihr gesamter Lebenslauf dort dokumentiert ist?


    Wie froh bin ich, dass meine Vergangenheit Vergangenheit ist und nicht auf ewig im Internet steht.


    Die Aufklärung über den Umgang mit dem Internet ist heute sowas wie die Verkehrserziehung.

  • Ich habe heute einen Elternbrief heraus gegeben und ganz explizit auf Facebook und den sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet hingewiesen. Habe sogar die Richtlinien von Facebook zitiert etc etc. Siehe da - eben hatte ich zwei besorgte Mütter am Telefon, die die Löschung der Profile ihrer Kinder veranlasst haben. Tut sich also doch was :D
    Die Prospekte hab ich mir auch schon bestellt und werde das trotzdem beim nächsten Elternabend noch einmal thematisieren und erneut ganz klar Stellung beziehen.

  • Zitat

    Deshalb haben wir ja die Aufgabe, sie zu schützen, auch vor ihren eigenen Fehlern.


    Und die Eltern werden nicht in die Pflicht genommen?!?!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • So wie ich die Kollegen hier verstanden habe, geben sie sich mehr als alle Mühe ihre SuS zu schützen und die Eltern mit ins Boot zu holen. Allerdings frage ich mich auch, wie man als Lehrer die Eltern in die Pflicht nehmen soll? Wir können immer wieder den Kontakt suchen, beraten, auf die aktuelle Getzeslage verweisen und ggf. das Jugendamt oder die Polizei einschalten. Reagieren Eltern bei der genannten Thematik aber nicht oder reagieren ungehalten ob der Einmischung, was dann?

  • Zitat

    Reagieren Eltern bei der genannten Thematik aber nicht oder reagieren ungehalten ob der Einmischung, was dann?


    Klare Ansage an die Eltern, dass sie für das Facebook- bzw. Internet-Nutzungsverhalten ihrer Kinder verantwortlich sind.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Guten Abend !
    Habe gestern Abend im ARD die Sendung über Schüler Mobbing im Internet verfolgt. Nach ca. 10 Minuten habe ich wieder umgeschaltet, weil mir sehr schnell klar wurde, dass niemand, selbst Polizei und Saatsanwaltschaft, über die Situation jemals Herr werden wird.


    Fazit : Wir Lehrer müssen das halt gelassen hinnehmen, weil wir da absolut macht- und einflusslos bleiben werden. Durch diese neuen Medien wird besonders deutlich vor Augen geführt, wie Menschen (auch unsere Schüler) in Wirklichkeit sind. Man darf sich da keinen Illusionen hingeben und sollte immer nur vom Schlechten ausgehen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Etwa die Haelfte meiner Klasse (9 und 10 Jahre alt) hat einen Facebook account. In der Parallelklasse, die ich in Informatik unterrichte, ist das genauso. Was macht man da? Im Informatikunterricht haben wir das Thema Internetsicherheit besprochen: Wie verhaelt man sich sicher? Welche Angaben sollte man nicht machen? Was, wenn es Probleme gibt?
    Generell ist es Aufgabe der Eltern, dies zu kontrollieren. Den Schuelern beider Klassen ist klar, dass sie falsche Angaben machen, wenn sie sich bei Facebook anmelden. Als Schule haben wir Facebook bereits um die Sperrung bestimmter Kinder gebeten (besonders, wenn es Probleme gegeben hat) und dies wurde auch getan. Unsere Kids sind aber nicht daemlich, und melden sich dann eben unter einem leicht geaendertem Namen wieder an. Generell geht's daher eher um Praevention und Aufklaerung. Wir koennen sie nicht davon abhalten, sich anzumelden. Wir koennen sie aber zu verantwortungsvollerem Umgang mit dem Internet und ihren persoenlichen Daten erziehen.
    Als Einstieg benutz ich dafuer meist ein Video von CEOP:
    http://www.youtube.com/watch?v=_o8auwnJtqE
    Vielleicht gibt's sowas ja auch fuer Schland?


  • Und die Eltern werden nicht in die Pflicht genommen?!?!


    :wacko::wacko::wacko: Meine Güte, ich hatte grad ganz vergessen, wie pingelig Lehrer sind.


    Mit "wir" sind selbstverständlich "die Erwachsenen" gemeint. Das sind Lehrer, Eltern und wer immer mit Kindern zu tun hat.


    Wie kann man denn so mutwillig fehlinterpretieren?

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