Das Ref. macht mich rasend

  • Hallo,




    ich weiß, dass hier schon einige Verzweifelte reingeschrieben haben. Trotzdem möcht ich mich jetzt mal ausk.... . Ich mach gerade das Ref. an einer Hauptschule und ich weiß echt nicht mehr, wo unten und oben ist. Wie schafft Ihr das bloß? Ich meine, ich bin Stess gewöhnt: Hab das Studium erst spät begonnen und echt gut abgeschlossen, trotz Scheidung, 2 Kindern und dann noch ein drittes mit neuem Mann. Haus haben wir auch gebaut-so zwischendrin. Aber des war alles nix gegen jetzt: Ich seh einfach gar kein Land.


    Ich glaub, ich wär gar nicht so schlecht als Lehrerin: ich habe eine gute Beziehung zu den Schülern, hab Humor, gehe auf sie ein. Nur dieses Heftkorrigieren, Nachlaufen wegen der nicht gemachten Hausaufgaben, nicht eingebundenen Büchern und der ganze Kram...


    Das Beratungsgespräch lief leider auch nicht gerade gut. Ich bin jetzt echt frustriert und überlege, wieder aufzuhören. Die Arbeit macht mit den Kindern, also das Unterrichten und auch das Vorbereiten von Unterricht macht mir Spaß.


    Ich hab Kunst studiert und da hab ich so gute Ideen, was man mit denen machen könnte. Aber dann hab ich die Klasse bloß zwei Stunden in Kunst, dann sind sie ne Woche im Praktikum...Meine Betreuungslehrerin kümmert sich auch irgendwie nicht gescheid um mich.. Naja, ich könnte Seiten füllen.


    Vielleicht gehts jemand ähnlich? Oder vielleicht kann jemand sagen: es wird irgendwann besser?


    Ich hab einfach schon soviel investiert...


    Lupa

  • Das wird irgendwann besser. Ich hab heute noch Phasen, da könnte ich alles hinschmeißen ... und dann geht's wieder einige Wochen/Monate ganz gut.


    Nach dem Ref hab ich langsam auch mehr Gelassenheit entwickelt - dann bleiben die Heft halt mal ein paar Tage länger liegen ...


    Bzw. es gibt Erlebnisse, die helfen einen ungemein, durch die Mist-Tage durchzukommen (die überraschend gute Arbeit eines Schülers, wo man sehen kann, dass der Unterricht angekommen ist, dass er sich Mühe gegeben hat ... der freundliche Gruß von Schülern, die man gar nicht (mehr) im Unterricht hat, die von sich aus ein nettes "Hallo" sagen, bei dem man das Gefühl hat, sie meinen es wirklich freundlich) ... man muss sich nur an sie erinnern bzw. sie wahr nehmen (dafür hab ich auch lange gebraucht).



    Edit: Beratungsgespräch? Du und Betreuungslehrer? Du und Schüler? Du und Eltern? Wenn Du und Eltern ... ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass manche Eltern junge Lehrer / Referendare nicht so ganz für voll nehmen bzw. glauben, dass man da mehr Druck aufbauen kann ... ich hatte in meinen ersten Jahren recht anstrengende Elterngespräche, in denen ich mich für alles rechtfertigen musste ... am Unterricht hab ich in diesen Angelegenheiten wenig geändert, aber die Eltern wollen jetzt keine langen Rechtfertigungen mehr. Haben sie resigniert oder geht man halt nicht einfach zu einem Lehrer mit 15 Jahren und mehr Erfahrung und verlangt für alles Erklärungen? Macht man das eher bei den jungen? Ich glaube ja ...

  • Danke, Ihr Beiden,


    ja, ich weiß, ich muss lernen aufhören zu können, Sachen nicht 100 prozentig machen und so weiter und so weiter. Ist jedenfalls tröstlich zu hören, dass es wohl besser wird...


    Ich hab mir jetzt ne Grenze gesetzt und wenn es an diesem Datum nicht etwas besser geworden ist, such ich mir was anderes. Das Studium kann ich ja vielleicht auch irgendwie anders brauchen...


    Vielen Dank für Eure Antworten,


    Lupa

  • Lupa, wenn dir die Abeit an sich Spaß macht, zieh es durch!!!! Mir ging es genau so wie dir, das erste Jahr nach dem Ref war dann mit 29 eigenverantwortlichen Stunden auch noch mal ganz schlimm, aber dann wurde es besser, viel besser! Heute nach 11 Berufsjahren macht mir die Arbeit viel Spaß, natürlich gibt es immer noch Stressphasen, aber lange nicht mehrschlimm wie im Ref und es gibt viele viele Wochen, in denen es mir, wie gesagt, viel Spaß macht und gut geht.
    Liebe Grüße, Meike

  • Danke, Meike


    ich hab die armen Schüler gestern so brutal in die Zange genommen, dass sie ganz leise waren und der Unterricht lief dann richtig gut. Ich hab mir jetzt mal die Frist bis zu den Weihnachstferien gesetzt. Bis dahin hab ich noch 2 UVs und dann will ich entscheiden, ob ichs weiter mach oder lieber Strümpfe bei Kaufhaof verkaufe..


    Lupa

  • mich machen auch einige Sachen rasend, besonders der Bürokratiedschungel, das Nachlaufen etc. Aber konzentrier dich auf das Wesentliche - und das macht dir doch Spaß! - Unterrichten und das Arbeiten mit den SUS, das ist bei mir auch so, und deshalb lasse ich es mir nicht vermiesen, trotz vieler negativer Nebenaspekte! Hauptschule ist natürlich noch mal ein härteres Pflaster - aber trotzdem - schließ das Ganze erst mal ab - wenn es dir später - nach einigen Jahren wirklich zum Hals heraushängen sollte, kannst du immer noch aufhören.


    Du schaffst das!


    LG


    Sonnenkönigin

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • mich machen auch einige Sachen rasend, besonders der Bürokratiedschungel, das Nachlaufen etc. Aber konzentrier dich auf das Wesentliche - und das macht dir doch Spaß! - Unterrichten und das Arbeiten mit den SUS, das ist bei mir auch so, und deshalb lasse ich es mir nicht vermiesen, trotz vieler negativer Nebenaspekte!


    Wie sagte man uns gleich bei der ersten Seminarveranstaltung ... bzgl. der Eigenschaften, die ein Lehrer idealerweise haben sollte ... GELASSENHEIT :!:


    Kann ich nach nur wenigen Wochen OBAS nur unendlich oft unterschreiben ... u.a. wegen der Gründe, die hier auch schon genannt wurden.


    Kann jetzt aber auch noch einen neuen Punkt "zum Besten geben" ... eigentlich dürfte das so gar nicht so erlaubt sein (denke ich) ... man könnte sich fürchterlich darüber aufregen ... aber was bringt es: Nichts! Ist so ... leben wir damit!
    Worum es geht ... paßt auch zu der AKO-Diskussion in einem anderen Thread ... ich hatte meinen ersten UB ... mein FL fährt total auf die Schiene ab (grob formuliert), dass die SUS ja alles selbst machen können und nur angeleitet werden müssen und dann sind alle Probleme - auch die mit der Disziplin (gerade während der Pubertät) - auch noch Schnee von gestern. Und dann kommt raus - und das ist wohl kein Einzelfall, wie ich inzwischen weiß - das ich mir das, also wie das laufen soll, den "Superultimativunterricht", bei meinem FL gar nicht anschauen kann, weil er gar nicht mehr selbst unterrichtet. Hallo :schimpf: :explodier: :qualm: :motz: :neenee:

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



  • Teilweise wusste ich im Ref auch nicht wo unten und wo oben ist. Mit meinem Mann hab ich damals ausgemacht das Ref zu beeenden - komme was wolle - damit ich die Berufsausbildung abgeschlossen habe. Nebenher hab ich mich aber auch über Alternativen kundig gemacht. Nach dem Ref kam ich dann als KV an eine Schule für Geistigbehinderte (Alternative hatte ich noch nicht gefunden und musste ja Geld verdienen) und plötzlich hatte ich wieder den Spaß am Unterrichten, den ich eigentlich aus den Praktika kannte. Und er ist auch nicht wieder gegangen.
    Dir wünsche ich viel Kraft und Durchhaltevermögen!

  • Ja, das Referendariat kann rasend machen, keine Frage;)
    Denn es steht häufig im starken Kontrast zum Schulalltag - und ich kann Step nur beipflichten, die angewandte Didaktik im Seminar ist häufig das Gegenteil von der gepredigten;)
    Jetzt, im zweiten Jahr, mit einer Klassenleitung, sehe ich jedoch vieles lockerer und mache mich weniger verrückt bei den Unterrichtsbesuchen. Ich weiß, dass ich schon vieles gut kann, nun muss ich es nur noch dementsprechend verkaufen. Und dass ich Fehler mache, gestehe ich mir zu - das ist schließlich mein gutes Recht in der Ausbildung.
    Und Step hat völlig recht: Gelassenheit ist das Zauberwort.
    An langen Schultagen mit 8 Stunden Unterricht und kaum nutzbaren Pausen, gestehe ich mir auch manchmal zu, im Unterricht eher eine ruhige Kugel zu schieben. Die Konzentration gibt halt nicht mehr viel her, da kann ich nix dran ändern;)
    Gebt mir eine hochmotivierte, lernwillige Klasse und lasst mich nur 10 Stunden die Woche unterrichten und ich zaubere die dollsten Stunden für die Schüler.
    Therotisch weiß ich ja, wie es funktioniert. Praktisch steht eben nur einiges im Wege: Der Tag hat leider nur 24 Stunden, ich brauche 7 Stunden Schlaf und als Mensch habe ich leider gelegentlich ein Formtief, oder mal einen Schnupfen und sogar ein Privatleben.


    Und wenn ich mal vergesse, eine Hausaufgabe zu kontrollieren, ist es halt so. Dann hat der Schüler halt Glück gehabt. Erleidet dadurch irgendjemand großen Schaden? Nö. Von daher: Solange man sein Bestes gibt, sollte man für sich selbst akzeptieren, dass man gute Arbeit leistet. Verbesserbar ist alles. Es gibt keine perfekten Stunden.
    Und manche Tage sind einfach doof, man kommt zu nix und alles läuft schief. Am nächsten Tag lacht man einfach drüber, weil auf einmal wieder alles wunderbar glatt geht.
    Wichtig ist, dass man sich auch mal von außen betrachtet und die eigenen Schwächen zulässt. Denn die hat nunmal jeder.
    Gutes Beispiel: Beim letzten UB habe ich glatt mein Material für die Schlussphase vergessen. Es ist mir auch erst am Schluss aufgefallen. Tjo, schon doof. Aber leider menschlich. Ich habe versucht, den Fehler zu überspielen, der Schluss war auch in Ordnung, aber eben nicht toll. Meinem Fachleiter ist es sofort aufgefallen.
    Sein Tipp: Zur UPP blenden sie alles andere aus, nur die ist dann wichtig. Von daher habe ich mittlerweile auch kein schlechtes Gewissen mehr, meiner Person den Vorzug einzuräumen. Auch wenn ich für eine Showstunde mit 20 Stunden langweiligen, schlecht vorbereiteten Stunden bezahle.
    Ich habe mir das System nicht ausgedacht - für die Schüler tuts mir leid, ich würde es ändern, wenn ich könnte;)

  • Hallo Ihr Alle,



    vielen , vielen Dank für den hilfreichen Beistand. Mittlerweile hatte ich noch einen UB und der war besser. Ich hab auch mit einigen Leuten aus dem 2. Jahr gesprochen und so wie Ihr auch schreibt: Es kommt auf die UBs an- die müssen ordentlich sein und der Unterricht dazwischen ist "pädagogischer Freiraum". Was man dokumentiert, ist dann wieder was anderes.


    Und dann hatte ich jetzt auch schon mal eine Erkältung und bin einfach daheim geblieben an einem Seminartag. Da hab ich stundenlang mit meiner kleinsten Tochter geschmust... Mann, war das schön!!


    Ich hab jetzt noch eine Doppel-UV (so heißt das hier) vor Weihnachten und da werde ich es ja noch einmal sehen. In den Weihnachtsferien entscheid ich dann endgültig, ob ich es weiter mache.


    Meine sehr nette Seminarleiterin hat mir auch Entlastung verschafft, in dem sie mich von den blöden Hospitationen befreit hat-super!


    Also noch einmal: Vielen Dank,


    Lupa

  • Freut mich, wenn du etwas Entlastung bekommen hast. Ich wünsche dir ganz viel Kraft den Rest auch noch durchzustehen!!!

  • Dann hast du eine gute Seminarleiterin erwischt, geehrte Lupa ! Damit ist die die halbe (Referendariats-) Miete eigentlich schon bezahlt. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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