Klasse 5: Schüler zur Probe

  • Hallo,


    in meiner Klasse habe ich eine Schülerin, welche zur Probe in die 5. Klasse Hauptschule versetzt wurde, in welcher ich Klassenlehrer bin.
    Nun erhalte ich wenig Auskunft darüber, was dies für mich als Lehrer bedeudet. Ich merke nur, dass die Schülerin den Anforderungen
    nicht ganz nachkommt - sie ist einfach wesentlich langsamer als die anderen Schüler. Durch Differenzierung kann ich zwar erreichen, dass die
    Schülerin auch Erfolge beim Erledigen ihrer Aufgaben erhält, jedoch sehe ich es kommen, dass sie regelmäßig in Klassenarbeiten schlechte Leistungen erzielen wird.


    Meine Frage: Was kann ich mit einer Schülerin zur Probe tun? Liegt es lediglich an mir, zu entscheiden, ob die Schulform die richtige für sie ist? Ich würde das Kind
    eigentlich nur ungern "nach unten" reichen (Förderschule).


    Dank im Voraus!

  • Hallo!


    Ich hatte in meiner letzten 5 einen Schüler aus der Förderschule E zur Probe. Alle in der Klasse unterrichtenden Lehrer haben ihre Meinung dazu geäußert, ob der Junge bleiben sollte. Ich habe dann einen "Bericht" ans Schulamt geschrieben über sein Verhalten sowie seine Leistungen und unsere Entscheidung, dass der Junge in der Klasse bleiben sollte.

  • Bei uns ist es so, dass alle Fachlehrer zusammen entscheiden, ob der entsprechende Schüler Chancen hat, weiterhin bei uns klar zu kommen.
    Wenn die Schülerin von der Förderschule zur Hauptschule geschickt wurde, dann liegt es ja daran, dass sie für die Förderschule viel zu gut zu sein scheint. Schau doch einfach, wie sie zurecht kommt. Vielleicht braucht sie ja auch einfach nur etwas Zeit bei euch. Ich finde, auf eine niedrigere Schulform kann man sie immer noch jederzeit schicken, wenn sie nicht zurecht kommt. Vielleicht gliedert sie sich aber auch gut ein.

  • Wir haben an unserer Schule in Köln seinerzeit das gleiche Problem gehabt, wobei man sagen muss, dass das Schulamt in der Domstadt den vor Ort tätigen KollegInnen die Entscheidung in der Regel abnimmt und damit die "Orientierungsstufenkonferenzen" mitsamt dem pädagogischen Diskurs überflüssig macht (störte die KollegInnen in der Regel nicht weiter, konnte man doch stets früher als ohnehin in den Feierabend). Wir hatten schließlich in einer Klasse 6 ganze 7 testierte F-Schüler, weitere 5, bei denen der Verdacht zwingend geboten war, dazu eine Reihe von E-Schülern und schließlich auch einige, denen man einen regulären Schulbesuch mit dementsprechendem Lernerfolg ohne weiteres zugetraut hätte, wenn eben nicht diese desaströsen Rahmenbedingungen existiert hätten. Anträge auf Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs scheiterten in der Regel am Elternwillen, der eben durch die Schulaufsicht gestärkt wurde, was wir seinerzeit als unmissverständliche Bankrotterklärung unseres eigenen Arbeitens und deprimierende Aussicht derjenigen SuS deuten mussten, denen man hätte helfen können. Kein Wunder, dass man das Ableben dieser Schulform unter diesen Bedingungen eigentlich nur befürworten kann. Für die bedauernswerten SuS (und zwar sowohl diejenigen, die nicht den ihnen angemessenen Förderunterricht bekommen, als auch diejenigen, deren Begabung man nicht gerecht wird) gab es nur eine Lösung: Rette sie, wer kann, meint: Alle nicht F-Schüler müssten die Hauptschule verlassen, was die Realschulen ebenfalls vor unlösbare Probleme stellt. Die Realschulen scheinen es jedenfalls ebenso praktiziert zu haben, "regnete" es doch pünktlich zur Stufe 7 stets SuS im Dutzend auf uns herunter.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

    Einmal editiert, zuletzt von stranger ()

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