Gleiche Gehälter für alle Schulformen

  • Rauscheengelsche hat die Arbeit an berufsbildenden Schulen treffend beschrieben.


    Im Übrigen: Auch im Leben da draußen haben Länge des Studiums oder "Schwere" des Berufs nicht notwendigerweise etwas mit dem Gehalt zu tun. Entscheidend ist der Bedarf. Man kann jahrzehntelang Architektur studieren und hinterher reicht es nur für ein unbezahltes Praktikum nach dem anderen. Eine Promotion ist für Lehrämtler auch finanziell völlig uninteressant. Warum verdienen Friseurinnen und Zahnarzthelferinnen so schlecht? Weil es genügend Leute (vor allem Frauen) gibt, die das machen. Wenn Grundschullehrerinnen sich weigern würden, für das Gehalt zu arbeiten, was sie kriegen, dann würde sich das auch ändern. Aber, wie schon in einem anderen Strang beschrieben, das ist offenbar ein Job für Frauen in Teilzeit. Das ist so beklagenswert wie die Tatsache, dass es in D Jobs gibt, von denen man trotz Vollzeitbeschäftigung nicht leben kann. Wenn man nun den Gymnasial- und BBS-Lehrern das Gehalt kürzen würde (und darauf würde eine Gehälterangleichung hinauslaufen), dann würden die sich wohl was anderes suchen bzw. es käme kein Nachwuchs mehr.


    Abgesehen davon finde ich es höchst eigenartig, dass die fachliche Qualifikation für die Grundschule "dieselbe" sein soll wie an Gymnasium oder BBS. Ich für meinen Teil muss alle paar Jahre eine neue Programmiersprache lernen. Ich unterrichte z. B. angehende Informatikstudenten und Erwachsene, die eine Zusatzausbildung machen. Da liegt der Schwerpunkt auf dem Fachlichen. Und das ist nun mal auf der Ebene definitiv komplexer als Grundschulmathematik, und da sitze ich ganz schön lange dran, wenn ich einen vernünftigen Unterricht machen will - lange sitze ich *am Fachlichen*, das Pädagogische kommt ja dann auch noch dazu, denn schwierige Schüler gibt es ja außerdem noch.

  • Ach, Silicium, schau mal in der Wikipedia unter
    http://de.wikipedia.org/wiki/Standesdünkel


    Du hast keine Vorstellung davon, wie komplex es sein kann, Hauptschülern die Volumenberechnung nahe zu bringen ;)


    Unsere Fähigkeiten als Lehrer messen sich nicht am Fachwissen - sondern daran, dieses Wissen zu transportieren - egal wie einfach oder komplex es scheint.
    By the way: Komplexe Zahlen, Gruppentheorie und Aussagenlogik waren bei uns an der PH Prüfungsthema.
    Darüber schüttle ich zwar noch heute den Kopf - weil das an der GHS niemals Unterrichtsthema sein wird - aber die Qualifikation mussten wir nachweisen.
    Also komm mal runter von deinem
    [Blockierte Grafik: http://img.fotocommunity.com/images/Bremen/Stadt-Bremen/Reiter-hoch-zu-Ross-a24653792.jpg]

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ein ewig heikeles Thema...


    Ich war inzwischen an Hauptschule, Gesamtschule, Gymnasium und Berufskolleg und finde, dass der Lehrerberuf überall gleichemaßen anspruchsvoll ist. Die Arbeit am Gymnasium lässt sich an vielen Stellen mit der an der Hauptschule gar nicht vergleichen. Das Berufskolleg ist wiederum eine ganz andere Geschichte... Aber ich bin der vollen Überzeugung, dass die eine Arbeit nicht anspruchsvoller oder mehr wert ist als die andere. Die Bezahlung sollte daher an allen Schulformen gleich sein!


    Der Unterschied in der Arbeitsleistung besteht eher in der Anzahl und Qualität der Korrekturen (und damit meine ich nicht nur den Seitenumfang von Klassenarbeiten/Klausuren: eine Seite einer Deutscharbeit an einer Hauptschule ist doch viel schwieriger zu korrigieren als eine Seite am Gymnasium) und in den Aufgaben als Klassenlehrer, die der eine hat und der andere nicht... und die vielen Kleinigkeiten, wie die Anzahl der Aufsichten usw. (an der Gesamtschule z.B. hatte ich 4 Aufsichten pro Woche, weil wir jedes Klo bewachen mussten, damit es nicht zerstört wird). Wenn unterschiedliche Bezahlung, dann nach diesen Kriterien und nicht pauschal nach der Schulform! Natürlich muss ich mich derzeit am Gymnasium in der Sek II intensiver vorbereiten aber dafür verbringe ich den Unterricht dann in einer ruhigen, disziplinierten Atmosphäre... Und es ist im Übrigen viel einfacher zu unterrichten als an der Gesamtschule in der Sek II, weil die Artbeitsergebnisse viel kalkulierbarer werden: Die Schüler können Kernaussagen aus Texten schnell erfassen und ich muss nicht spontan auf irgendwelche irrsinnigen Arbeitsergebnisse reagieren....


    Ich finde, dass man die Unterschiede wirklich mal erlebt haben sollte, bevor man die Arbeit an fremden Schulformen bewertet. Einziges Argument für eine pauschal unterschiedliche Bezahlung ist meiner Meinung nach eine unterschiedliche Ausbildungsdauer. Aber die 2 Semester rechtfertigen auch keinen Unterschied (auch in den Aufstiegschancen) über Jahre hinweg bis zum Rentenalter. UND: Letztlich ist es ja seitens der Regierung auch nur ein vorgeschobenes Argument, DENN ich als Seiteneinsteiger habe das Glück, eine Sek II Stelle zu haben, die mir nun auch das entsprechende Gehalt bringt. Hätte ich mit demselben Abschluss eine SekI-Stelle / Primarstufen-Stelle angenommen, würde ich jetzt entsprechend schlechter bezahlt. Studiendauer und -abschluss hin oder her...!

  • Ich war inzwischen an Hauptschule, Gesamtschule, Gymnasium und Berufskolleg und finde, dass der Lehrerberuf überall gleichemaßen anspruchsvoll ist. Die Arbeit am Gymnasium lässt sich an vielen Stellen mit der an der Hauptschule gar nicht vergleichen. Das Berufskolleg ist wiederum eine ganz andere Geschichte... Aber ich bin der vollen Überzeugung, dass die eine Arbeit nicht anspruchsvoller oder mehr wert ist als die andere. Die Bezahlung sollte daher an allen Schulformen gleich sein!

    Würde ich beantworten mit:


    Ach, Silicium, schau mal in der Wikipedia unter


    http://de.wikipedia.org/wiki/Standesdünkel

    Ich wäre ja eh dafür, dass man mich adelt :D
    Wer ist das übrigens auf dem Pferd? *Bildungslücke*
    Muss schon zugeben, ich träume insgeheim ja auch von einer Statue mit mir und einem Reagenzglas in der Hand :D
    Versteh schon was Du meinst, Botschaft angekommen ;)

  • Bismarck - auf dem hohen Ross.

    Ah oki, wieder was gelernt. Ich hatte das sogar erst gedacht, allerdings erinnerte ich mich daran, dass er immer mit Stachel auf dem Helm (Pickelhaube?!) dargestellt wurde und hab das dann verworfen hehe.
    Okay, back 2 the topic :D

    • Offizieller Beitrag

    Ah oki, wieder was gelernt. Ich hatte das sogar erst gedacht, allerdings erinnerte ich mich daran, dass er immer mit Stachel auf dem Helm (Pickelhaube?!) dargestellt wurde und hab das dann verworfen hehe.
    Okay, back 2 the topic :D


    Nun, der Stachel dürfte da auch ursprünglich mit drauf sein, sofern er nicht abgebrochen ist. Der Winkel, aus dem das Foto gemacht wurde, dürfte allerdings dafür gesorgt haben, dass man den Pickel nicht sieht. SO lang ist der nämlich nicht.

  • Die einzig wahre Frage ist doch: dürfen Lehrer höherer Schulformen gleich viel Jammern wie Lehrer niederer Schulformen? :D


    Ach, gejammert wird ohnehin zu viel. :) Geholfen hat das noch nie jemandem und man verschwendet Zeit, in der man überlegen könnte, wie man seine Situation konkret aus eigener Kraft verbessert.


    Nele

  • Der Winkel, aus dem das Foto gemacht wurde, dürfte allerdings dafür gesorgt haben, dass man den Pickel nicht sieht. SO lang ist der nämlich nicht.


    Das sah bei "Team America" aber anders aus...


    Nele

  • Zitat aus 54:


    "Dass die fachliche/fachwissenschaftliche Vertiefung bei Gymnasiallehrern intensiver ist, ist doch jedem klar, das ist auch schon ausgiebig diskutiert worden. Was ich noch nicht verstanden habe und wo ich noch kein überzeugendes Argument zu gehört habe, ist, wieso mehr Fachwissenschaft in der Lehrerbildung als wichtiger und für ein hohes Gehalt ausschlaggebender sein soll als Erziehungswissenschaft, Didaktik, Psychologie und Diagnostik."


    Die Inhalte der Fachwissenschaft sind das, was die Schüler am Gymnasium lernen sollen. Deshalb findet der Unterricht ja überhaupt statt! Für den Gymnasiallehrer haben gründliche Fachkenntnisse deshalb größte Bedeutung. Seine Haupttätigkeit besteht (jedenfalls in meinen Fächern) darin, komplizierte Zusammenhänge einsichtig zu machen. Dazu braucht er ein Fachwissen, das sehr weit über den Schulstoff hinausgeht. Hinzu kommen solide Kenntnisse der Fachdidaktik und -methodik, welche hauptsächlich im Referendariat erworben werden.


    Vorlesungen in Erziehungswissenschaft und Psychologie gehören auch zur Ausbildung. Der Beitrag dieser Wissenschaften zum Unterrichtserfolg wird von Gymnasiallehrern aber durchweg als gering eingestuft.



    Zitat aus 55:


    "- das nach Umfragen höhere Ansehen von Grundschullehrern gegenüber Studienräten in der Gesellschaft"


    Ich habe auch von dieser Umfrage gelesen. Die Frage war raffiniert gestellt. Es wurden nämlich nicht Grundschullehrer und Gymnasiallehrer einander gegenüber gestellt, sondern (wie zitiert) Grundschullehrer und Studienräte. Klar, dass in der breiten Bevölkerung bei "Studienrat" sofort eine ganze Anzahl von negativen Vorurteilen aktiviert wird.


  • Ja, ich denke sogar, dass es viele Berufe gibt, in denen man mehr oder das gleiche verdienen müsste! Warum denn auch nicht!??


    Also die Qualifikation entscheidet... gut, die habe ich ja jetzt. Dann lehne ich mich mal zurück und mache die nächsten 35 Jahre gar nix mehr. Ich habe ja schließlich die Qualifikation. Und verbeamtet bin ich auch noch. Wunderbar! Genau das ist das Problem: Da kann man große Töne spucken, wenn man aufgrund seiner Qualifikation einen Job für's Leben hat! Aber ein gesellchaftlicher Konsens kann das nicht sein... Wenn man keine Leistung mehr bringen MUSS, weil man ja die Qualifikation hat oder wenn man trotz großartiger Leistungen keine Chance hat, sich finanziell zu verbessern, weil einem ja die Qualifikation (auf irgendeinem alten Blatt Papier, verstaubt in irgendeiner Schublade) fehlt, dann muss ja niemand mehr was tun und die Gesellschaft geht im Konsens den Bach runter...


    Genau solche Aussagen sind der Grund dafür, warum es mir manchmal sehr sehr peinlich ist, Beamter zu sein...

  • helmut64


    Unten rechts unter den Beiträgen ist ein Schaltfeld, mit dem du Zitate einstellen kannst - zum aktivieren, mit Einfachklick anwählen. Mit "Nachricht direkt zitieren", wird der Beitrag zum Quoten fertig in dein Eingabefenster gestellt. Das ist übersichtlicher, als deine Variante mit den Beitragsnummern.


    Nele

  • Es geht nicht um mein Empfinden, es geht um messbare Fakten. Ein Bachelor in Ethnologie ist weniger gehaltvoll als ein Bachelor in BWL. Da braucht man sich nur mal den Stellenmarkt und die durchschnittliche Vergütung anschauen.


    Wenn das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage etwas über den Gehalt einer Berufsausbildung aussagen würde, müsste der Modelberuf ja irre komplexe Anforderungen stellen. Das letzte Mal, dass ich nachgesehen habe, ging es allerdings noch darum, einigermaßen unfallfrei geradeaus zu gehen und von der Natur mit marketingfähiger Visage und Körperbau ausgestattet zu sein...


    Sorry, der Marktpreis stellt keinen verlässlichen Indikator für inhaltlichen Gehalt dar. Wie du nun tatsächlich die Qualität eines Studienganges im Vergleich zum anderen "messen" willst, würde ich gerne mal näher erläutert wissen.


    Ganz abgesehen davon gehst du mit deiner Argumentation von Studienleistung und Arbeitsmarkt schlicht und ergreifend am Kern der Sache vorbei (genau so, wie diejnigen, die die Gehaltsituation aufgrund von Studienleistung und Arbeitsmarkt kritisieren.) Die täglichen Anforderungen der verschiedenen Schulformen haben mit dem Problem auch nichts zu tun. Die Sache hat historische Gründe; die Schulformen, so wie sie jetzt bestehen, sind Überbleibsel des Staates des 19. Jh. und tragen immer noch atavistisch dessen Klassengrenzen mit sich. Und weil die heutigen Studienräte die ehemaligen Herren (Damen gab es nicht) Gymnasialprofessoren waren und die heuten Haupt- und Grundschullehrer die ehemaligen Volksschullehrer für Rechnen, Schreiben, Lesen, Beten, Gehorchen waren und die heutigen Realschullehrer die Lehrer für qualifizierten Arbeiter und Angestellten waren, sind die Gymnasien relikthaft immer noch die "Krone der Schöpfung".


    Mit der heutigen Ausbildungssituation und dem heutigen Berufsbild des Lehrers hat das natürlich nichts mehr zu tun. Es ist ungerecht und muss - in einer Zeit, wenn das Wünschen mal wieder helfen sollte - dringend behoben werden!


    Nele


  • Hm, geht bei einer immer besseren Förderung der "Guten" und einer gleichsam immer schlechteren Förderung der "Schlechten" nicht die "Schere" zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft immer weiter auseinander? Ist es nicht auch im Sinne einer guten Volkswirtschaft, wenn möglichst wenige Menschen arbeitslos sind, sondern alle ihren Teil beitragen können und keine Sozialhilfe empfangen müssen, sondern auch noch Steuern zahlen?


    Wissen wir heute nicht, wie stark (Schul-)Erfolg auch vom sozio-ökonomischen Hintergrund abhängt? Da aber aufgrund der demographischen Entwicklung Leute "unterer" gesellschaftlicher Schichten deutlich mehr Kinder haben, stirbt deine "Elite" irgendwann aus, wenn wir uns nicht daran machen, alle zu fördern. Dann kann Deutschland als Land mit wenigen Rohstoffen aber international erst recht nicht mehr mithalten.


    Und ist dieses marktwirtschaftliche und nur auf finanziellen Erfolg getrimmte Denken tatsächlich die Messlatte, nach der wir uns richten sollten? Wenn so etwas schon aus dem Mund von Pädagogen kommt, ist das meines Erachtens sehr traurig. Als ob es um nichts Wichtigeres im Leben ginge - wenn du deinen Auftrag als Lehrer tatsächlich nur in der 'Mobilisierung des Humankapitals' siehst, tun mir deine Schüler jetzt schon leid.


    Aber, wie gesagt, auch diese Mobilsierung hat nur ihren Sinn, wenn man alle Schüler, insbesondere die "Schwachen", mit ins Boot holt, da die demographischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sonst dafür führen, dass wir immer mehr für die Wirtschaft "Unbrauchbare" haben, die auch noch finanziert werden müssen.


    Zwei abschließende Gedanken:


    Erstens: Einem guten Schüler macht schlechter Unterricht nicht so viel aus wie einem schlechten Schüler. Ein Grund mehr, warum bei "niedrigerer" Schulform die Lehrer eigentlich besser ausgebildet sein müssten (sind sie pädagogisch-didaktisch ja auch; aber um auf die speziellen Schwierigkeiten von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf eingehen zu können, bedarf es nun einmal dieses intensiven Studiums).


    Zweitens: Auch Sonderschüler sind nicht immer zwangsläufig diejenigen mit den schlechtesten Schulleistungen. Ich weiß von einem Mädchen, das nachdem ihre Schullaufbahn an der Sprachheilschule begonnen hatte, später am Gymnasium eine Klasse übersprungen hat. Es ist wohl fraglich, inwieweit sie ohne die spezielle sonderpädagogische Förderung im Anfangsunterricht überhaupt das Lesen und Schreiben erworben hätte. An Schulen für Blinde und Sehbehinderte, Hörgeschädigte und Körperbehinderte kann man teilweise das Abitur ablegen. (Aber das betrifft natürlich nur eine Minderheit der Sonderschüler und Sonderschullehrer.)

  • Also die Qualifikation entscheidet... gut, die habe ich ja jetzt. Dann lehne ich mich mal zurück und mache die nächsten 35 Jahre gar nix mehr. Ich habe ja schließlich die Qualifikation. Und verbeamtet bin ich auch noch. Wunderbar!

    Ich hatte stillschweigend vorausgesetzt, dass beim Vergleich der Lehrämter der jeweils gemeint durchschnittliche Lehrer seinen Beruf gleich gut ausübt. Dass man sich eventuell durch Verbeamtung zurücklehnen könnte ist sicherlich möglich, hat aber eigentlich mit dem Gehältervergleich nichts zutun.


    Wenn das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage etwas über den Gehalt einer Berufsausbildung aussagen würde, müsste der Modelberuf ja irre komplexe Anforderungen stellen. Das letzte Mal, dass ich nachgesehen habe, ging es allerdings noch darum, einigermaßen unfallfrei geradeaus zu gehen und von der Natur mit marketingfähiger Visage und Körperbau ausgestattet zu sein...

    Ich glaube da habe ich mich entweder unglücklich ausgedrückt oder wurde missverstanden. Du müsstest mich mal zitieren, damit ich genau weiß, was Du meinst.
    Das Gehalt eines Berufs korreliert natürlich nicht immer mit der Komplexität der Berufsausbildung.
    Dennoch ist das Beispiel des Models gar nicht so schlecht. Weit überdurchschnittliches Aussehen stellt in der Tat eine seltene Qualifikation dar, die entsprechend der Nachfrage und der Verfügbarkeit honoriert wird.
    Ein abgeschlossenes Hochschulstudium in MINT-Fächern stellt eine vergleichbar seltene Qualifikation dar, würde aber nicht anders hononiert, als eine deutlich häufiger verfügbare Qualifikation (wenn alle Primarstufengehälter gleich dem Gymnasiallehrergehalt wären).
    Warum ist die Qualifikation des Models so selten? Liegt an der genetischen Varianz in der Bevölkerung.
    Warum ist der MINT Sek. 2 Lehrer so selten? Das hängt in großem Maße von der Komplexität des Studiums dieser Fächer ab. Viele schaffen dieses nicht, oder trauen sich nicht. In Deutschland versucht jeder irgendwie an gutes Geld zu kommen (verständlich), der naturwissenschaftliche Fachkräftemangel ist groß, wenn das Studium einfach wäre, würden sich viel mehr auf dieses gefundene Fressen stürzen. Machen sie aber nicht. Diejenigen die sich diese Qualifikation erarbeiten, sollten aufgrund des allgemein geringeren Angebots und der vorhandenen Nachfrage, besser gestellt sein.

    Mit der heutigen Ausbildungssituation und dem heutigen Berufsbild des Lehrers hat das natürlich nichts mehr zu tun. Es ist ungerecht und muss - in einer Zeit, wenn das Wünschen mal wieder helfen sollte - dringend behoben werden!

    Es ist fraglich, ob eine Behebung nicht noch zu größerem Mangel an MINT Lehrern führt. Könnte auch nach hinten losgehen.

    • Offizieller Beitrag

    Wir sind alle Lehrer mit unterschiedlicher fachlicher Schwerpunktsetzung aber mit letztlich dem gleichen Beruf, denn wir alle mit professionellem Anspruch gerecht werden.


    Wir sind Lehrer. Deswegen sollten wir auch alle als Lehrer gleich bezahlt werden.


    Nele


    Sehr schön! *gefällt mir*


    Im Übrigen hab ich als Grundschullehrerin einen Universitätsabschluss und plädiere auch dafür, dass das Studium für Primarlehrer an den Unis verbleibt! Unter anderem weil es ansonsten eben eine Gehaltsabstufung zur Folge haben könnte. Ich wusste allerdings nicht, dass das Studium in BaWü schon an der FH gelandet ist.


    Wenn es darum geht, dass am Gymansium die Elite ausgebildet wird, so gilt das natürlich für die Grundschule ebenso. Ist also auch kein Argument für ein unterschiedliches Gehalt.
    Allerdings habe ich bewusst nicht auf Gymnasiallehramt studiert, weil ich es durchaus ätzend finde, wie lange und wie oft ihr Studienräte korrigierend am Schreibtisch sitzt. Dafür müsste es eigentlich einen Bonus geben - vielleicht bei gleichem Grundgehalt. ;)

  • Im Übrigen hab ich als Grundschullehrerin einen Universitätsabschluss und plädiere auch dafür, dass das Studium für Primarlehrer an den Unis verbleibt! Unter anderem weil es ansonsten eben eine Gehaltsabstufung zur Folge haben könnte. Ich wusste allerdings nicht, dass das Studium in BaWü schon an der FH gelandet ist.


    Das Studium war in BW nie an einer Universität, sondern die Pädagogischen Hochschulen, die keine Fachhochschulen, sondern den Universitäten gleichgestellt inklusive uneingeschränktem Promotions- und Habilitationsrecht etc. pp. sind, sind erhalten geblieben! Kein Lehramtsstudium ist irgendwo in Deutschland an der FH gelandet (Ausnahmen sind vllt. gewisse Studienabschnitte mancher Berufsschullehrer, aber ganz sicher nicht das Grundschullehramt!)!

  • Hm, geht bei einer immer besseren Förderung der "Guten" und einer gleichsam immer schlechteren Förderung der "Schlechten" nicht die "Schere" zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft immer weiter auseinander? Ist es nicht auch im Sinne einer guten Volkswirtschaft, wenn möglichst wenige Menschen arbeitslos sind, sondern alle ihren Teil beitragen können und keine Sozialhilfe empfangen müssen, sondern auch noch Steuern zahlen?

    Selbstverständlich, da hast Du recht. Ich sage auch nicht, dass man die "Schlechten" nicht fördern sollte. Dennoch ist es meine Überzeugung, dass Deutschland als Sozialstaat nur existieren kann, wenn die Spitze Innovationen und Arbeitsstellen schafft, von denen auch der Unter- und Mittelbau profitiert.
    Mit gut ausgebildeten Köchen, Friseuren, Handwerkern lässt sich auf dem globalen Markt keine Konkurrenz zu Billiglohnländern gewinnen. Je höher technologisiert Deutschland ist, je hochwertiger die Produkte, desto mehr profitiert auch der Rest. Der Buchhalter eines Unternehmens, das modernste medizinische Geräte herstellt, genauso wie derjenige, der die Fertigungshalle fegt.
    Natürlich ist es wichtig, dass auch die Basis, der Buchhalter usw. gut ausgebildet ist, aber das alleine bringt nichts, wenn er in einem Unternehmen arbeitet, das von der Spitze her falsch aufgestellt ist.


    Und ist dieses marktwirtschaftliche und nur auf finanziellen Erfolg getrimmte Denken tatsächlich die Messlatte, nach der wir uns richten sollten? Wenn so etwas schon aus dem Mund von Pädagogen kommt, ist das meines Erachtens sehr traurig. Als ob es um nichts Wichtigeres im Leben ginge - wenn du deinen Auftrag als Lehrer tatsächlich nur in der 'Mobilisierung des Humankapitals' siehst, tun mir deine Schüler jetzt schon leid.

    Glaube mir, nur solange die Wirtschaft noch einigermaßen läuft wird die Kultur hoch gehalten und die menschlichen Ideale. Lass Deutschland mal noch weiter zurückfallen wirtschaftlich und dann wird man sehen, wie schnell die Gesellschaft unmenschlicher wird. Wirtschaftlicher Erfolg eines Landes ist die Basis sozialer Systeme, sowie der Förderung und Erhaltung der Kultur und sollte deshalb an erster Stelle stehen, um letztere zu ermöglichen.
    Natürlich ist ein Schüler mehr als nur Humankapital. Mein persönliches Anliegen ist es allerdings vor allem denjenigen, die in naturwissenschaftliche Spitzenpositionen wollen um das Land voran zu bringen, eine fachlich fundierte Basis zu geben, das gebe ich zu. Das heißt nicht, dass ich nicht auch die Schwachen im Kurs fördern werde und das heißt auch nicht, dass ich nicht auch ein gutes Verhältnis mit Schülern haben kann, die sich für mein Fach nicht interessieren.

    Auch Sonderschüler sind nicht immer zwangsläufig diejenigen mit den schlechtesten Schulleistungen. Ich weiß von einem Mädchen, das nachdem ihre Schullaufbahn an der Sprachheilschule begonnen hatte, später am Gymnasium eine Klasse übersprungen hat. Es ist wohl fraglich, inwieweit sie ohne die spezielle sonderpädagogische Förderung im Anfangsunterricht überhaupt das Lesen und Schreiben erworben hätte. An Schulen für Blinde und Sehbehinderte, Hörgeschädigte und Körperbehinderte kann man teilweise das Abitur ablegen. (Aber das betrifft natürlich nur eine Minderheit der Sonderschüler und Sonderschullehrer.)

    Das habe ich in der Tat nicht gewusst! Habe nicht gedacht, dass z.B. eine Schule für Sehbehinderte auch eine Form von Sonderschule ist. Hatte mit der Sonderschule immer zwangsläufig eine Lernbehinderung assoziiert. So wie eine Schule zur individuellen Lebensbewältigung für geistig behinderte Schüler ist (falls das überhaupt noch so stimmt).
    Danke für die Aufklärung, das ändert meinen Blickwinkel schon ein gutes Stück.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

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