Warum macht man aus Unterrichten eine Wissenschaft?

  • Damit sind die Rahmenbedingungen ungünstig und nicht die Methode falsch.


    Damit ist die Methode falsch, denn sie folgt nicht den reaen Rahmenbedingungen und kann damit nicht zielführend sein. Nicht die Realität hat sich der Theorie und den daraus abgeleiteten Methoden anzupassen, sondern die Theorie hat die Realität zu beschreiben und aus ihr sind die in der Realität wirksamen Methoden abzuleiten.


    Das ist in nuce mein prinzipielles Problem mit der universitären Didaktik. Durch ihre Vorgehensweise gleicht sie strukturell der Homöopathie, aber nicht einer WIssenschaft.


    Nele

  • "Damit ist die Methode falsch, denn sie folgt nicht den reaen Rahmenbedingungen und kann damit nicht zielführend sein. Nicht die Realität hat sich der Theorie und den daraus abgeleiteten Methoden anzupassen, sondern die Theorie hat die Realität zu beschreiben und aus ihr sind die in der Realität wirksamen Methoden abzuleiten."


    Das leuchtet mir nicht ein. Es geht doch hier nicht um richtig oder falsch, sondern um geeignet oder nicht. Und wenn sich Lehrplan (Rahmenbedingungen) und schülerzentrierter Unterricht (Methode) nicht auf einen Nenner bringen kann, kann man doch nicht allein der Methode den Vorwurf machen. Und ich habe weiter oben schon geschrieben, dass es pauschale Aussagen gar nicht geben kann, sondern der Unterrichtszusammenhang berücksichtigt werden muss. Und es gibt unbestreitbar Unterrichtszusammenhänge, die Methoden zulassen und einfordern, die manche vielleicht als 'Mode' bezeichnen würden, etc. Bei aller Wissenschaftskritik sollte weiterhin gefragt werden, welche Aussagen eigentlich wirklich dieser Wissenschaft entstammen, oder welche ihr nur untergeschoben werden. Vieles von dem, was in Schule forciert wird, sind ja eher politische oder Verwaltungsentscheidungen, welche sich wissenschaftlicher Versatzstücke bedienen ohne den Weg ganz zu beschreiten, den diese vielleicht sogar mitfordert.

  • Das leuchtet mir nicht ein. Es geht doch hier nicht um richtig oder falsch, sondern um geeignet oder nicht.


    Eine Methode, die nur im Wünsch-dir-was-Land aber nicht in der Realität funktioniert, ist eine falsche Methode. Das ist, was ich mit dem Vergleich mit der Homöopathie meine - die Homöopathie wünscht sich, dass die Wirklichkeit nach frühmodernen Analogieprinzipien funktioniert und bietet deshalb untaugliche Heilungsmethoden an, die auf frühmodern-magischen Prinzipien beruhen. Die universitäre Didaktik wünscht sich, dass Schule in einem Raum ohne Resourcenbegrenzungen und Eingliederung in staatliche Institutionen existiert, und bietet zum Teil untaugliche Unterrichtsmethoden an, die darauf beruhen.


    Mit Wissenschaft hat das alles nichts zu tun, ebenso wenig mit "best practice", deswegen nützen auch begriffsscharfe Spitzfindigkeiten zwischen "ungeeignet" und "falsch" nichts. Ich bringe hier keine Wissenschaftskritik an, sondern bezweifele die Wissenschaftlichkeit universitärer Didaktik.


    So lange die nämlich nicht empirisch und quantitativ arbeitet, sondern weiter qualitativ vor sich hinwurstelt, ist die nämlich wie die meisten Geisteswissenschaften nichts als ein ideolgisch gesteuerter Spekulierklub.


    Nele

  • Ich gebe dir völlig recht - und hinzu kommt ja noch, dass in selbigem seminar für lehrerausbildung, wo man ja die tolle, neue didaktik lernen soll, fast alles völlig lehrerzentriert abläuft "natürlich sollen sie das in der praxis nicht so machen - aber ich spiel jetzt mal eben den lehrer und sie sind die schüler - obwohl sie das natürlich nicht wirklich sind - sie sind ja viel netter" - noch fragen?

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • So lange die nämlich nicht empirisch und quantitativ arbeitet, sondern weiter qualitativ vor sich hinwurstelt, ist die nämlich wie die meisten Geisteswissenschaften nichts als ein ideolgisch gesteuerter Spekulierklub.
    Toll formuliert, Kompliment! Ich stimme dir zu, was die Unwissenschaftlichkeit der Didaktik angeht und da diese nun einmal gegeben ist, lasst mich doch weiter mehr oder weniger aus dem Bauch heraus agieren, wenn es dabei besser läuft. Allerdings bist du doch selber Geisteswissenschaftler(in) - warum verteufelst du nun alles?

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • "Eine Methode, die nur im Wünsch-dir-was-Land aber nicht in der Realität funktioniert, ist eine falsche Methode."


    Also ich sage es jetzt noch einmal: Nur weil sie bei DIR in DEINEM Zusammenhang ungeeignet ist, heißt das nicht, dass sie es in ALLEN anderen Zusammenhängen auch ist. Ich kenne Lehrkräfte in unseren Berufseinstiegsklassen, die ziehen die Projektmethode durch und das sehr erfolgreich. Ihr Unterrichtszusammenhang macht das möglich. Der Lehrer ist die Instanz, die hier angemessen zu entscheiden hat.


    "Ich stimme dir zu, was die Unwissenschaftlichkeit der Didaktik angeht und da diese nun einmal gegeben ist, lasst mich doch weiter mehr oder weniger aus dem Bauch heraus agieren, wenn es dabei besser läuft. "


    Nur weil die empirische Grundlage fehlt, ist es doch noch lange nicht unwissenschaftlich. Ich dachte diese Ansichten wären schon seit dem frühen 20. Jahrhundert überwunden. Und wenn du dich allein auf deinen Bauch verlässt, wie willst du dann entscheiden, WARUM etwas geklappt hat und WARUM NICHT?


    So, das soll mein letzter Beitrag hier sein. ich fürchte sonst fängt die Diskussion wieder an, sich im Kreise zu drehen.


    Schönen Sonn- und Feiertag noch.


    Gruß
    CKR

  • Ich denke auch, dass die Didaktik hier doch nun etwas zu schlecht wegkommt - ja, vieles ist unsinnig, ideologisch, teilweise kontraproduktiv und im Alltag (gerade in der Ausbildung) extrem ärgerlich. Und, das darf man nicht vergessen, im Extremfall in Ausbildungskontexten auch schon mal existenzgefährdend. Auch tut die Didaktik ohne Praxiskorrektur den Schülern nicht immer gut. Dafür gibt es viele Gründe, nicht zuletzt natürlich die Gestaltung institutioneller Karrierewege, die nicht immer passende Leute in Schlüsselpositionen bringen.


    Andererseits steht der empirische Test darüber aus, wie Schule heute OHNE Didaktik aussähe. Und was wir z. B. empirisch über Unterricht wissen würden, wenn es keine Didaktik gäbe.


    Last but not least gibt es natürlich immer zwei Positionen, aus denen man die Didaktik heraus kritisieren kann: Eine "informierte", die didaktische Vorgaben mit reflektierter Erfahrung abgleicht und eigentlich selbst versucht, begründete didaktische Entscheidungen zu entwickeln (die der "offiziellen" Didaktik natürlich dann teilweise entgegenlaufen). Und eine sich nur informiert gebende, die letztlich Trägheit, Ignoranz und Unprofessionalität zum (natürlich nicht zugegebenen) "didaktischen Leitprinzip" macht. Ich denke, die zweite Position kann man an allen Schulen auch vielfach beobachten, quer durch Fächer und Altersgruppen. Wenn man das dann sieht, scheint die Existenz einer Didaktik, die ab und an übetreibt, doch ganz sinnvoll zu sein.

  • Ich habe nicht geschrieben, dass die Idee der Beziehungsarbeit von der Didaktik erfunden wurde, sondern nur, dass es sich um eine zentrale didaktische (oder vorsichtiger: pädagogische) Idee handelt,

    Aber dazu brauche ich doch nicht die Didaktik - das sagt mir doch mein gesunder Menschenverstand, dass die Beziehungsarbeit bei der Wissenschaftsvermittlung eine zentrale Rolle spielt. Vielleicht sollte wir den eher bemühen statt irgendwelche wissenschaftl. Theorien?

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.


  • Sonnenkönigin, DAS liebe ich so an deinen Beiträgen. :thumbup:


    post scriptum, unser Alleswisser step hat die treffende Signatur dazu.

    :rotfl:


    Wenn ihr wüßtet, was ich alles nicht weiß ... :pfeif: ... und spätestens bei der nächsten Neuerung beim Seiteneinstieg werde ich wohl ganz andere Probleme haben :schreck:


    Womit wir beim häufigeren Gebrauch des gesunden Menschenverstandes (der Sonnenkönigin) wären ... also es gibt da so einen (neubenannten) Ort mit Z... (früher S...), wo man diesen wohl besser (regelmäßig) abschaltet ... das hat man mir zumindest heute erst wieder zu verstehen gegeben, als es um die Prüfung der Refs in den nächsten Wochen ging. :neenee:


    Wobei man bei den SUS - Teenagern ja auch ganz gut fährt, wenn man ab und zu mal den gesunden Menschenverstand beiseite läßt ... und einfach rein mathematisch vorgeht: Ich definiere, DAS Verhalten ist normal! :lach2:


    Und was den Inhalt meiner Signatur angeht ... da sollte man tunlichst zwischen Person und Funktion unterscheiden ... denn ich denke nicht, dass gerade der Mathelehrer in seiner Funktion wirklich von den SuS geliebt wird ... man kann "das Übel" vielleicht höchstens ein wenig freundlicher (oder nicht) verpacken :D

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



  • ... du wirst da aber lachen, step: Bei einer Vertretungsstunde neulich rief (bzw. schrie ) ich in den Haufen ritalinverdächtiger Realschulsechstklässler hinein: "Wollt ihr Englisch machen? Oder lieber Mathe?!" Rate, was mir vielquietschig entgegengebrüllt wurde!! "M ---...!!!!" :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    - Nein, Ma-o-am war´s nicht ;) .


    - Ich war andächtig schockiert.

  • tja, da verrechnet man sich oft:) hatte ich auch schon mal - englisch ist auch nicht gerade so beliebt - und manchmal geb ich auch selber zu, dass mathe nicht so mein favorit war (außer kurvendiskussion und die verbale erläuterung des rechenwegs - das war meine chance!), aber man muss aufpassen, dass man die kol. nicht vergrault oder die fächer gegeneinander ausspielt.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

Werbung