• Uff, nimm dir mal nicht zu viel vor, sonst hast du nur Frusterlebnisse. Ich habe nur ein Jahr Referendariatserfahrung. Für mich war es am anstrengendsten, praktisch durchgängig zwischenmenschlich interagieren zu müssen. Die drei besten Energiequellen in diesem einen Jahr waren für mich:


    1. Ausreichend Schlaf (je fitter ich war, deso besser war mein Unterricht, desto besser arbeiteten die Schüler mit, desto motivierter war ich, das übertrug sich dann auch auf die Schüler und meine Vorgesetzten),
    2. gute Vorbereitung des Unterrichts und
    3. Austausch von Unterrichtsmaterialien und Erfahrungen mit Referendariatskollegen.


    Jetzt arbeite ich an der Hochschule, sitze im Büro und unterrichte Studierende. Das ist tausendmal entspannender, der reinste Erholungsurlaub im Vergleich zum Lehrberuf, obwohl ich Vollzeit arbeite und auch Arbeit mit nach Hause nehmen muss. Allerdings stehe ich auch nicht unter Prüfungsstress wie ein Referendar.


    Mach dir bloß kein schlechtes Gewissen wegen des Durchschlafens, das braucht der Mensch auch mal. So konntest du ein wenig mehr Energie schöpfen. Sieh das bitte positiv.


    Zur Email-Kommunikation möchte ich sagen, dass es sich bewährt, wenn du nicht nur zu bestimmten Zeiten antwortest, sondern dir auch mal Zeit lässt und nur knapp antwortest. Das merken sich die Leute und bombardieren dich dann nicht mit Mails. Je schneller du antwortest, desto geringer ist die Hemmschwelle, dir wiederum zu antworten und manchmal wird sogar noch eine Mail hinterhergeschickt.


    Bei mir gibt es Dienstmails (die ich auch an meinem Privat-PC erhalte) an externe Leute ausschließlich vom Büro aus. Wer mich im Urlaub anmailt, hat Pech gehabt, der muss dann eben warten, bis ich wieder im Büro bin. Nur wenn es wirklich dringend ist, leite ich die Mail an einen Kollegen weiter.
    Wenn ich doch mal von zuhause aus maile, dann grundsätzlich nur bis 19 Uhr, danach nicht mehr, lieber maile ich nur morgens bzw. vormittags. Ich habe keine Lust, z.B. um 23 Uhr noch eine Antwort zu erhalten, die mich vielleicht aufregt.
    Ich würde mir auch überlegen, ob du wirklich jede Mail beantworten musst. Manchmal ist es so, dass manche Mails mündlich beantwortet werden können. Es ist auch gut, sich immer ganz kurz und knapp zu fassen, so dass der Empfänger animiniert wird, dich doch lieber persönlich anzusprechen. ;) Das reduziert den Mailverkehr und entspannt...



  • Als Kolleg der Sek. II möchte ich hier doch noch eine Anmerkung anschließen. Bestimmt ist es so, dass Schüler der Unterstufe und die jüngeren der Mittelstufe eine relativ unmittelbare Kontrolle brauchen und der Lehrer auch in schülerzentrierten Arbeitsphasen eine relativ hohe Präsenz zeigen muss.
    Ich unterrichte aber Schüler der Sek. II, die später Studierende oder Techniker sind. Und hier ist ein Vorgehen, wie oben beschrieben, eher verfehlt. Diese Schüler müssen lernen, sich selber einzuteilen, gruppendynamische Prozesse zu regeln und selbst zu entscheiden, wann und wieviel Hilfe sie brauchen. Zum Einen muss man ihnen natürlich methodisch das Handwerkszeug mitgeben, solche Prozesse zu regeln und zum Anderen ist eine sehr sorgfältige und strukturierte Planung solcher Stunden (meist ganzer Projektphasen) notwendig.
    Wenn das aber geschehen ist, nehme ich mir währenddessen selbstverständlich das Recht heraus, einfache Korrekturarbeiten zu machen, Mails am Laptop zu beantworten oder an einem Arbeitsblatt den letzten Schliff anzulegen. Natürlich gibt es auch immer wieder klar definierte Rapportphasen, aber (fast) Erwachsene müssen auch arbeiten dürfen/können, ohne dass man ständig einen Blick über die Schulter wirft oder man meint, benotet zu werden.
    Und das macht das Unterrichten dann wieder leichter. Denn Projekte bedeuten zwar eine große Vorbereitung (Reader, Methoden, Zeitmanagement), aber man kann sie dann erstellen, wenn man eher Kapazität im Schuljahr hat und einsetzen, wenn es eher eng ist.
    Ich hab's auch noch nicht perfektioniert, aber an einem optimalen Tag hat man einmal klassischen Frontalunterricht mit Arbeitsphasen, eine projekthafte Einheit und noch ein wenig Mischung GA/UG/feV und dann kann man auch nach acht Stunden relativ entspannt nach Hause kommen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

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