• Ich wechsle ab mit lehrer- und schülerzentriertem Unterricht. Bei schülerzentriertem Unterricht bin ich vor allem da, um Fragen zu beantworten und ab und zu zu kontrollieren sowie Schülern zu helfen, die selbständig nicht vorwärts zu kommen scheinen. Ich habe jedoch einige äusserst motivierte und leistungsstarke Klassen; die arbeiten völlig selbständig. Wenn ich Ihnen zu sehr über die Schultern sehe lenke ich sie nur von der Arbeit ab. Deswegen bleibe ich häufig vorne am Lehrerpult und arbeite sonst etwas, bis jemand die Hand hebt. Das geht nicht bei allen Klassen (eine im Besonderen ist extrem mühsam), aber bei den meisten schon. Ich werde das jetzt aber einmal zurückfahren und einfach in Ruhe die Klasse beobachten während sie arbeitet.

    Hört sich für mich sehr ökonomisch an, warum möchtest Du das zurückfahren? Oder streßt Dich das sehr? In der Mittelstufe hatten wir einen Mathelehrer, der hat immer während Übungsphasen korrigiert (oder irgendetwas geschrieben zumindest) und das anscheinend in fast allen Klassen. Die Klausuren gab es immer zeitnah zurück und der Mann wirkte sehr entspannt. Er hatte dieses Prinzip quasi auch auf uns übertragen, bei ihm galt immer, wer die Aufgaben im Unterricht schafft, hat keine Hausaufgaben, wer die Zeit verschwätzt, muss zuhause den Rest zuende machen.
    Das hat zwar einige nicht davon abgehalten im Unterricht nichts zutun und zuhause auch nichts, aber das gibts immer.
    Vermutlich hat er sich selber dasselbe Prinzip auferlegt und hatte recht viel Freizeit (braun gebrannt war er jeden Sommer :thumbup: ) und Hobbies. Es ist also vllt gar nicht schlecht sich durch multitasking ein bisschen zu streßen, wenn man dafür zuhause eher die Beine hochlegen kann.
    Ist ein Abwägen zwischen kontinuierlich leicht arbeiten über den Tag oder kurzzeitig sehr intensiv.
    Mal schauen, Dererlei sollte ich erst nach der Verbeamtung probieren, im Ref könnte man mir solche Arbeitseffizienz vielleicht negativ auslegen. So verrückt sind heute die Fachleiter.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    im Ref könnte man mir solche Arbeitseffizienz vielleicht negativ auslegen. So verrückt sind heute die Fachleiter.


    Dieses Mal muss ich eine Lanze für "die Fachleiter" brechen:


    einer solchen "Arbeitseffizienz" stehe ich auch höchst skeptisch gegenüber. Still- und Gruppenarbeitsphasen bedeuten ja nicht, dass man als Lehrer Däumchen dreht. Du musst schon präsent sein, ansprechbar, oftmals auch herumgehen um drauf zu achten, dass alle arbeiten, für Fragen sichtbar zur Verfügung stehen.
    Ich wage stark zu bezweifeln, dass man dabei konzentriert korrigieren kann.
    In solchen Anfangsphasen erledige ich Einträge ins Klassentagebuch, in meine Notenliuste (wenn vorher abgefragt worden ist), bereite die Tafel für die Weiterarbeit vor,
    verteile Folien und -Stifte etc.


    Auch halte ich das Signal, das man besonders Mittel- und Unterstufenklassen damit vermittelt, für falsch:
    "Der lässt uns arbeiten und korrigiert derweil."
    "Der korrigiert, also halten wir ein Schwätzchenund tun nur so, als ob wir arbeiten"
    "Der korrigiert so nebenbei, das ist also keine Arbeit / das kann ja nicht sehr gründlich sein"

  • Ich meine auch, dass man ansonsten falsche Signale aussendet. In der Regel sind in solchen Gruppenarbeitsphasen doch Aufgaben, wie Friesin sie beschrieben hat, zu erledigen.


    Und um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen, kann man evtl. Leerlauf in so einer Phase auch zur eigenen Regeneration verwenden. Jede Minute optimal zu verplanen, mag möglich sein, aber ob es dadurch weniger anstrengend wird, bezweifle ich. Ich plane meinen Unterricht eigentlich immer so, dass ich zwischendurch "runterkommen" kann von dieser genannten Dauerpräsenz. Präsent im Raum und ansprechbar bleibe ich aber dennoch immer.

  • @ marienkäfer: Ich habe das Buch von Vera Kaltwasser auch und kann es nur empfehlen! Es heißt "Persönlichkeit und Präsenz - Achtsamkeit im Lehrberuf", und enthält neben vielen anderen, sehr interessanten Informationen und Übungen eben auch das 8-Wochen-Programm.


    Das Ganze ist nicht sehr zeitaufwendig. In der ersten Woche sind es beispielsweise 5 Minuten täglich und an einem Tag 30 Minuten. In den nächsten Wochen ändern sich die Übungen und Aufgaben. Beispielsweise gibt es Anregungen zur Meditation, dem Wahrnehmen des Körpers, dem Beobachten des Atems, Qi Gong-Übungen etc.


    Daneben gibt es stets einen direkten Bezug zum Schulalltag und der eigenen Reflexion belastender und erfreulicher Situationen.



    Insgesamt geht es in diesem Buch darum, sich seiner selbst und seiner Bedürfnisse wieder mehr bewusst zu werden. Nach ihrer Überzeugung (gestützt durch die moderne Hirnforschung) entsteht unser Lehrer-Stress vor allem deshalb, weil viele Reize ungefiltert auf uns einströmen und in unserem Unterbewussten dann die archaichen Stressreaktionen in Gang setzen. Mit mehr Achtsamkeit und Selbstreflexion läst sich diese Stress-Spirale vermeiden.


    Ich bin gerade dabei, das 8-Wochen-Programm auszuprobieren, und ich muss sagen, dass es mir wirklich schon etwas gebracht hat. Ein durchweg empfehlenswertes Buch!

  • Ich wundere mich ein wenig, dass noch keiner gesagt hat, dass diese Arbeitsphasen der Schüler doch eigentlich dazu da sind, die Schüler zu beobachten. Solche Arbeitsphasen sind bei mir auch Teil der sonstigen Mitarbeit und fließen in die Note ein, alleine dadurch bin ich dich verpflichtet, den Schülern die dementsprechende Aufmerksamkeit zu geben. Evtl. trage ich mal Namen in eine Liste ein (insbesondere am Anfang einer solchen Phase, da die Schüler erst mal in Ruhe anfangen und erste "Probleme" mit der Aufgabe - die meistens heißen, dass es nicht richtig gelesen wurde - alleine lösen sollen), aber ansonsten beobachte ich, wie sie arbeiten, wer gut zusammenarbeitet, wie sie vorgehen usw usf.


    On topic: Unterrichten ist hoch komplex und man steht eigentlich ständig unter Strom plus die vielen organisatorischen Aufgaben und "kurze" Absprachen mit Kollegen, Gespräche mit Schülern usw. - das ist schlicht und einfach anstrengend.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich finde Schülerarbeitsphasen insofern entlastend, als ich nicht ständig hoch konzentriert reden muss, nicht ständig im Blickfeld stehe und auch mal die Gedanken schweifen lassen kann. Aber völlig rausnehmen konnte ich mich aus so eine Phase nie, dazu gibt es einfach immer viel zu viele Verständnisfragen, Anlässe, Schüler zum Arbeiten anzutreiben. Habt ihr keine Schüler, die diese Phasen zum "Nichtstun" ausnutzen, weil sie einfach nicht verstanden haben, dass das eben auch zur sonstigen Mitarbeit gehört.

  • Ich wundere mich ein wenig, dass noch keiner gesagt hat, dass diese Arbeitsphasen der Schüler doch eigentlich dazu da sind, die Schüler zu beobachten. Solche Arbeitsphasen sind bei mir auch Teil der sonstigen Mitarbeit und fließen in die Note ein, alleine dadurch bin ich dich verpflichtet, den Schülern die dementsprechende Aufmerksamkeit zu geben. Evtl. trage ich mal Namen in eine Liste ein (insbesondere am Anfang einer solchen Phase, da die Schüler erst mal in Ruhe anfangen und erste "Probleme" mit der Aufgabe - die meistens heißen, dass es nicht richtig gelesen wurde - alleine lösen sollen), aber ansonsten beobachte ich, wie sie arbeiten, wer gut zusammenarbeitet, wie sie vorgehen usw usf.


    On topic: Unterrichten ist hoch komplex und man steht eigentlich ständig unter Strom plus die vielen organisatorischen Aufgaben und "kurze" Absprachen mit Kollegen, Gespräche mit Schülern usw. - das ist schlicht und einfach anstrengend.


    Vielleicht ist das auch ein Unterschied zwischen SEK II und Grundschule, aber ich komme schlicht und einfach überhaupt nicht dazu irgendwas anderes zu machen. Wenn die Kinder arbeiten, bin ich froh, mal ein paar etwas schwächeren Schülern helfen zu können. Oder eben, um sie zu beobachten, zu loben, Tipps zu geben, etc. Aber insbesondere brauche ich die Zeit tatsächlich für Fragen und zum Helfen.

  • Ich unterrichte ja nur in der Sek II (zumindest nominell), aber ich sehe meine Aufgabe in den Erarbeitungs- und Übungsphasen auch eher dadrin, den Arbeitsprozess meiner Schüler zu beobachten und im Zweifelsfall da zu sein. Dafür, gleichzeitig konzentriert zu korrigieren, bin ich nicht multitasking-fähig genug. Die Gelegenheit, mich mal etwas zurückzulehnen und zu entspannen, empfinde ich aber auch als Entlastung. (Manchmal, der Erwachsenenbildung sei Dank, nutze ich sogar drei oder vier Minuten, um mir mal einen neuen Kaffee aus dem Lehrerzimmer zu holen.)


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es außerdem ein äußerst merkwürdiges Signal an die Schüler, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Das hat auch was mit Wertschätzung zu tun. Und ist der Grund, warum unsere Schüler im Unterricht nicht aufm Handy daddeln dürfen, auch wenn sie das Thema vielleicht schon kapiert haben.

    • Offizieller Beitrag

    tut mir Leid, Andran, da hast du anscheinend ein Problem mit deiner Zeiteinteilung.
    Warum musst du während des Unterrichts e-mails beantworten ? Hat das keine Zeit für nachmittags oder abends?


    Die Vorbereitungen für den Unterrichtstag kann man am Tag zuvor oder 2 Tage zuvor erledigen. Ich komme auch aus einem Ganztagsschulbetrieb, weiß also durchaus,wovon ich rede.


    Vielleicht überdenkst du deine Zeiteinteilung dahingehend, nicht alles auf den letzten Drücker zu erledigen, dann kannst du im Unterricht entspannter sein.
    Ist nicht bös gemeint, nur wirkt deine Beschreibung auf mich total konfus, geradezu gehetzt. DAS würde schon einen Großteil deiner Auagnagsfrage beantworten

  • Ich kenne das Problem auch, acht Stunden durchgängig Unterricht zu haben, evtl. noch mit Pausenaufsicht dazwischen, evtl. hat man am Tag vorher auch Nachmittagsunterricht gehabt und hat am Abend, allein aus Erschöpfung, nicht mehr alles vorbereiten, geschweigedenn kopieren können. Nicht immer lässt sich in der Praxis alles zwei Tage vorher planen. Aber eigentlich kann es doch allein wegen der Gesamtstundenzahl der Sek II Lehrer nicht häufig zu solchen Tagen kommen, und dann muss es doch Tage geben, wie Andran auch zugibt, an denen man viel weniger Unterricht hat.
    Ich entlaste diese langen, vollen Tage immer damit, dass ich komplett schülerzentrierte Stunden einbaue, in denen die Schüler eine Aufgabe aus der vorhergehenden Stunde weiterbearbeiten. Dabei kann es auch vorkommen, da verstehe ich Andran, dass ich noch kurz was für die unmittelbar nächste Stunde vorbereiten oder nachschauen muss und nicht ganz mit voller Konzentration bei der Gruppenarbeit bin. Das ist aber die Ausnahme, und dann ist es eben an diesen Tagen so, dass in manchen Klassen Schülerarbeitsphasen weniger "unter Kontrolle" sind. Man ist eben nur begrenzt multitaskingfähig.


    Aber sind, gerade in der Sek II, wirklich täglich Mails und Telefonate notwendig? Können die nicht auf den entlasteteren Tag warten?

  • jetzt muss ich doch mal fragen, andran: "konvente", "lektionen"? - ich bin irritiert: in welchem bundesland oder an was für einer schule unterrichtest du?

  • Weil es einen normalen Bürojob mit dem eines Live-on-Stage-Showmasters vereint??


    Cooler Vergleich! :) Nur dass wir im Gegensatz zu Live-on-Stage-Showmastern keine professionellen Witzeschreiber haben.


    Nele

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