Grundsatzfrage: Geld in guten Unterricht investieren?

  • Stimmt das wirklich mit den 1600 Euro Netto bzw. 1300 ? Bei vollem Lehrauftrag?


    Ich sage jetzt mal, in südlichen Bundesländern kommt man in mittlerem Alter als Beamter locker auf über das Doppelte. Ich bin wirklich erstaunt.


    Zum eigentlichen Thema:


    Wer würde von einem Polizisten verlangen, dass er das Polizeiauto privat tankt, dass er seine Dienstwaffe selbst kauft, oder ein Finanzbeamter seinen Computer?


    Dass man seinen Arbeitsplatz, den man an der Schule nicht zur Verfügung hat, als Lehrer überall privat finanzieren muss, verstößt meiner Ansicht nach schon gegen Recht. Damit meine ich nicht die Möglichkeit, etwas von der Steuer abzusetzen, denn dabei zahle ich immer noch mehr als die Hälfte selber.


    Es ist die Pflicht des Dienstherrn, die Arbeitsmittel, die der Lehrer braucht, zur Verfügung zu stellen oder sie zu erstatten. Das Prinzip, dass man aus Mitleid ggn. den Schülern heraus die Dinge privat bezahlt, muss irgendwann aufgebrochen werden. Das wäre mal eine Aufgabe der Gewerkschaften. Immerhin, die schlecht bezahlten Angestellten können ja streiken.

  • Stimmt das wirklich mit den 1600 Euro Netto bzw. 1300 ? Bei vollem Lehrauftrag?


    Ja, je nach Steuerklasse. Hier die Tabelle der Angestellten für alle Budnesländer außer Hessen und Berlin.
    http://oeffentlicher-dienst.in…tv-l-lehrer-2011&matrix=1
    Einstufung der Grunschullehrer liegt hier bei E10 oder E11.
    und hier Berlin:
    http://oeffentlicher-dienst.in…rlin-lehrer-2010&matrix=1


    Ich habe also in Berlin bei volelr Stelle mit E10 oder E11 gerade mal ca. 1200 Euro raus!


    Momentan werde ich noch während des Studiums mit E6 bezahlt (ändert sich hoffentlich mit dem Bachelor) und habe dann ca. 900 Euro bei voller Stelle raus, da die neben zwei Kindern und Studium eh nicht möglich ist, sinds immer ca. 500 Euro, die bei mir ankommen! Aber das ist dann eben Teilzeit!

  • Ist zwar etwas Off-Topic, aber das verdeutlicht mal wieder wie es um den Wert der Bildung in diesem Land steht. :(
    Ich wohne direkt an der Schweizer Grenze, 500 Meter weiter bekommt ein Lehrer das doppelte von den "normalen" deutschen Bezügen. Und das ein/-e PrimarschullehrerIn weniger Geld erhält als ein/-e SekundarlehrerIn erstaunt immer wieder beim abendlichen Wein.

  • Ich wohne direkt an der Schweizer Grenze, 500 Meter weiter bekommt ein Lehrer das doppelte von den "normalen" deutschen Bezügen.

    Verdienen Lehrer da wirklich so viel mehr, oder gleichen die generell höheren Lebenshaltungkosten in der Schweiz vielleicht das Gehalt auf das deutsche Niveau an? Lehrer sind aus meiner Sicht in jedem Land sehr unterbezahlt, wie für soziale Berufe typisch.


    Und das ein/-e PrimarschullehrerIn weniger Geld erhält als ein/-e SekundarlehrerIn erstaunt immer wieder beim abendlichen Wein.

    Primarlehrer sollten mehr verdienen? Ja, auf jeden Fall. Jetziges Gehalt ist unter dem Niveau nicht studierter Facharbeiter.
    Primarlehrer sollten so viel verdienen wie Gymnasiallehrer? Nein. Ich finde es schon gerechtfertigt, wenn die höhere Qualifikation sich in höherem Gehalt niederschlägt. Ich gehe davon aus, dass ein Großteil der Primarlehrkräfte an einem universitäten Physik / Mathe Studium intellektuell scheitern würde. Dies legitimiert aus meiner Sicht eine bessere Bezahlung.
    Wenn die höhere Qualifikation nicht als Maßstab dienen sollte, dann müssten sich Primarlehrkräfte im Gegenzug die Forderung nach gleichem Gehalt, vorgetragen von Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen, gefallen lassen. Denn genausowenig wie man sagen kann, die Arbeit eines Gymnasiallehrers sei wichtiger als die eines Primarlehrers, kann man sagen, dass die Arbeit einer Kindergärtnerin weniger wichtig sei als die eines Primarlehrers. Wichtig sind alle! Der Unterschied liegt lediglich in der Komplexität der zu vermittelnden Materie ("Schuhe zu binden" im Kindergarten versus "Quantenphysik in Sek. 2"), die sich in unterschiedlichen intellektuellen Anforderungen an die Lehrkraft niederschlägt, unterschiedlich schwierige Ausbildungswege zur Folge hat, und demnach unterschiedlich vergütet werden sollte (und ja auch wird). Ich bitte um moderate Entrüstung.

  • Hm, ich weiß ja nciht, woher du die Weisheit nimmst, dass die Ausbildungen unterschiedlich snd, nicht umsonst hat z.B: Brandenburg jahrelang Lehrer für die Primarstufe/sekundarstufe I ausgebildet. Sprich, du darfst mit einem Abschluss an alle Schulen gehen und dort zwischen Klasse 1 und 10 unterrichten.
    Also warum sollten dann die Lehrer unterschiedlich bezahlt werden? Wenn doch die Ausbildugn die gleiche ist und die Stundenzahl oft auch?!?

  • Nein. Ich finde es schon gerechtfertigt, wenn die höhere Qualifikation sich in höherem Gehalt niederschlägt

    Die Frage ist, ob du als Gymnasiallehrer höher qualifiziert bist als eine Grundschullehrerin, oder einfach nur anders, oder sogar falsch qualifiziert bist.


    Deine Aufgabe ist es, möglichst gut den Unterrichtsstoff zu vermitteln, am Erziehungsprozess und allgemein am Bildungsprozess mitzuwirken. Die Frage, ob du dazu ein theoretisches Fachstudium an einer Uni brauchst, wage ich zu bezweifeln. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du eine schlechtere Ausbildung in Didaktik und Pädagogik hast und deshalb im Zweifelsfall deinen sehr hohen Wissensstand den Schülern weniger gut vermitteln kannst. Zumindest in BW ist das so, weil nur Gymnasiallehrer an Unis, alle anderen an pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden.


    Von daher ist die Frage, was die "hohe Qualifikation" des Lehrers ausmacht. Je nach Definition müsstest du weniger verdienen, als eine Grundschullehrerin.
    Ich schlage vor, wir einigen uns dir zuliebe auf das gleiche Gehalt.

  • Ich bin mir absolut sicher, dass mein Physik und Chemie Studium für das Lehramt Gymnasium komplett verschieden ist von der Ausbildung, die Primarstufe/Sekundarstufe 1 Lehrer in Brandenburg absolvieren.
    Die Ausbildung ist mit Sicherheit nicht die Gleiche. Es gibt keine angehenden Primarstufenlehrer in unseren Vorlesungen oder Praktika.

  • @ silicium: Ich glaube du hast Annes Standpunkt nicht ganz verstanden. Fachlich mag der Gymnasiallehrer höher qualifiziert sein, pädagogisch ist er es in der Regel nicht! Du magst was von Teilchen verstehen, die sind aber nur ein Teil des Auftrags! Wie heißt es so schön: Wir unterrichten Kinder und nicht Fächer! Es wäre m.E. also sehr vermessen die pädagogische Qualifikation im Lehrerberuf abzuwerten.
    Cyan
    P.S.: Dass Erzieherinnen und pädagogische Mitarbeiter aber auch Sozialarbeiter an den Schulen unterbezahlt sind steht dabei außer Frage.

  • Ich bin mir absolut sicher, dass mein Physik und Chemie Studium für das Lehramt Gymnasium komplett verschieden ist von der Ausbildung, die Primarstufe/Sekundarstufe 1 Lehrer in Brandenburg absolvieren.
    Die Ausbildung ist mit Sicherheit nicht die Gleiche. Es gibt keine angehenden Primarstufenlehrer in unseren Vorlesungen oder Praktika.

    Das beweist die Richtigkeit dessen, was ich in Post 66 geschrieben habe.


    Eure Schüler brauchen keine Fachwissenschaftler mit Physik-Diplom um Physik zu begreifen, sondern gute Pädagogen. Die Annahme, dass im Zweifelsfall die Fachinhalte wichtiger sind als das Vermitteln der Inhalte, ist natürlich ein Trugschluss. Somit kann man die fachwissenschaftliche Qualifikation auch nicht höher bewerten als die pädagogisch-didaktische Qualifikation.


    Die offizielle Begründung für die unterschiedliche Besoldung ist in der Regel auch nicht die, die du anführst, sonderen orientiert sich an der Dauer der Regelstudienzeit.


    Eine Erzieherin spart sich das ABI, eine Grundschullehrerin in BW hat eine Regelstudienzeit von 6 Semestern (Besoldung A12), Realschule 7 Semester, Sonderschule 8 Semester (jeweils A13) und Gymnasium glaube ich 9 Semester (Aufstieg bis A14 möglich).


    Es gibt in BW dann noch Fachlehrer für Kunst, Sprot und Technik, die an allen Schularten genau die genannten Fächer mit A9 Unterrichten dürfen, weil deren Ausbildung nur 1,5 Jahre dauert.

    • Offizieller Beitrag

    @ silicium: Ich glaube du hast Annes Standpunkt nicht ganz verstanden. Fachlich mag der Gymnasiallehrer höher qualifiziert sein, pädagogisch ist er es in der Regel nicht! Du magst was von Teilchen verstehen, die sind aber nur ein Teil des Auftrags! Wie heißt es so schön: Wir unterrichten Kinder und nicht Fächer! Es wäre m.E. also sehr vermessen die pädagogische Qualifikation im Lehrerberuf abzuwerten.
    Cyan
    P.S.: Dass Erzieherinnen und pädagogische Mitarbeiter aber auch Sozialarbeiter an den Schulen unterbezahlt sind steht dabei außer Frage.


    Silicium wird das nicht mehr lernen, Diskussion vollkommen zwecklos.

  • Primarlehrer sollten so viel verdienen wie Gymnasiallehrer? Nein. Ich finde es schon gerechtfertigt, wenn die höhere Qualifikation sich in höherem Gehalt niederschlägt. Ich gehe davon aus, dass ein Großteil der Primarlehrkräfte an einem universitäten Physik / Mathe Studium intellektuell scheitern würde. Dies legitimiert aus meiner Sicht eine bessere Bezahlung.
    Wenn die höhere Qualifikation nicht als Maßstab dienen sollte, dann müssten sich Primarlehrkräfte im Gegenzug die Forderung nach gleichem Gehalt, vorgetragen von Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen, gefallen lassen. Denn genausowenig wie man sagen kann, die Arbeit eines Gymnasiallehrers sei wichtiger als die eines Primarlehrers, kann man sagen, dass die Arbeit einer Kindergärtnerin weniger wichtig sei als die eines Primarlehrers. Wichtig sind alle! Der Unterschied liegt lediglich in der Komplexität der zu vermittelnden Materie ("Schuhe zu binden" im Kindergarten versus "Quantenphysik in Sek. 2"), die sich in unterschiedlichen intellektuellen Anforderungen an die Lehrkraft niederschlägt, unterschiedlich schwierige Ausbildungswege zur Folge hat, und demnach unterschiedlich vergütet werden sollte (und ja auch wird). Ich bitte um moderate Entrüstung.



    Zuerst einmal würden sicherlich auch viele Gymnasiallehrer ein Physik-/Mathematikstudium nicht schaffen. Genauso, wie auch erst der Nachweis erbracht werden müsste, dass Physiklehrer am Gymnasium das Grundschullehramtsstudium schaffen würde. Natürlich gibt es Tendenzen, dass das eine oder andere Studium schwerer oder einfacher sein soll. Schlussendlich ist das aber sehr subjektiv; es sind immerhin Ausbildungen auf dem gleichen Niveau (Universität resp. wissenschaftliche Hochschule) und die Regelstudienzeit gleicht sich auch immer weiter an. Sofern diese gleich ist (wie es in einigen Bundesländern der Fall ist), kann man von der (subjektiven) Schwere des Studiums nicht unterschiedliche Gehälter ableiten. (Wie gesagt, sonst müsste man auch am Gymnasium zwischen verschiedenen Fächern differenzieren, aber ich glaube, sogar das hast du schon einmal vorgeschlagen.)


    Hieran sieht man auch, dass der Vergleich mit den Erziehern deutlich hinkt, weil es sich erstens um eine Ausbildung auf einer anderen Stufe (Fachschule) und zweitens auch eine in der Regel kürzere Ausbildung handelt.


    Die "Komplexität der vermitteltenden Materie" ist natürlich zwischen Grundschule und Sekundarstufe 2 unterschiedlich, aber damit gleichzeitig doch auch die Voraussetzungen bei den Schülern. Mit der Arbeit in der Grundschule sind einfach andere Herausforderungen (fachdidaktikische, psychologische, pädagogische statt fachwissenschaftliche) verbunden, nicht niedrigere. Hieraus eine größere (intellektuelle) Herausforderung an Gymnasiallehrer zu folgern, ist wiederum rein subjektiv und kann sicherlich auch nicht empirisch o.ä. nachgewiesen werden.


    Es ist nur in Deutschland, auch aus historischen Gründen, der Fall, dass Fachwissen bei Lehrern mehr zu zählen scheint als erziehungswissenschaftliches, didaktisches und psychologisches Wissen und Können. Damit stellen wir international aber auch eine Ausnahme dar. Das wäre vielmehr einmal überdenkenswert, wenn wir zum Beispiel nach Gründen für das allenfalls mittelmäßige deutscher Schüler in internationalen Leistungsvergleichsstudien suchen. (Gestützt werden könnte das darauf, dass die deutschen Kinder bei IGLU in der GS z.B. noch im guten Mittelfeld abschneiden, während die Leistungen in der Sekundarstufe abzufallen scheinen. Hängt vielleicht auch mit der unterschiedlichen Ausbildung der Lehrkräfte zusammen?)


    P.s.: Durch dein Modell ("Komplexität der zu vermittelnden Materie") kann zum Beispiel auch nicht erklärt werden, warum wir Sonderschullehrer besser bezahlt werden als Grundschullehrer, denn wir bringen den Kindern i.d.R. ja noch basalere Dinge bei.

  • Die Frage ist, ob du als Gymnasiallehrer höher qualifiziert bist als eine Grundschullehrerin, oder einfach nur anders, oder sogar falsch qualifiziert bist.




    Deine Aufgabe ist es, möglichst gut den Unterrichtsstoff zu vermitteln, am Erziehungsprozess und allgemein am Bildungsprozess mitzuwirken. Die Frage, ob du dazu ein theoretisches Fachstudium an einer Uni brauchst, wage ich zu bezweifeln. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du eine schlechtere Ausbildung in Didaktik und Pädagogik hast und deshalb im Zweifelsfall deinen sehr hohen Wissensstand den Schülern weniger gut vermitteln kannst. Zumindest in BW ist das so, weil nur Gymnasiallehrer an Unis, alle anderen an pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden.

    Stimme Dir zu, dass das universitäre Studium für den Lehrerberuf viel zu kompliziert ist, weil man in der Schule gar nicht so viel Fachwissen benötigt. Auch richtig ist, dass ich mit Sicherheit didaktisch und pädagogisch nicht auf dem Niveau eines Lehrers, der an einer pädagogischen Hochschule gelernt hat, bin.
    Es ist auch richtig, dass eine Umstellung des Gymnasiallehramts auf weniger komplexe Fachinhalte und mehr Pädagogik und Didaktik sicherlich sinvoll wäre.
    Wenn das universitäre Gymnasiallehramt seichter würde und die inhaltliche Komplexität sich den anderen Lehrämtern annähern würde, wäre auch eine Gehaltsannäherung gerechtfertigt.
    (Nur würde dann das Gymnasiallehramt genauso wie die übrigen Lehrämter den unteren Teil des Abiturjahrgangs statistisch anziehen, was vielleicht auch zu Nachteilen führen würde).
    Ein gewisser Komplexitätsunterschied bliebe dennoch, denn selbst wenn das universitäre Lehramtsstudium sich nur auf schulrelevante Fachinhalte konzentrieren würde, wären diese immer noch komplizierter als in den anderen Lehrämtern.


    Aber solange die Voraussetzung um als Lehrer am Gymnasium tätig zu sein ein höherer Bildungsweg (Universtität gegenüber päd. Hochschule) ist, für den die Schwelle der minimalen intellektuellen Leistungsanforderung deutlich höher liegt, hat jeder, der sich dieser erhöhten Anforderung erfolgreich gestellt hat, ein Anrecht auf bessere Vergütung. Es sei denn man vertraut dem vorherrschenden System nicht mehr und meint jeder müsste gleich bezahlt werden....


    Es geht doch nicht darum, wie gut eine Ausbildung einen auf den Beruf vorbereitet, sondern darum, wie komplex die Anforderungen dieser Ausbildung respektive des Berufs danach sind!


    Es mag Klemptner geben, deren Ausbildung sie perfekt für das Verlegen von Rohren vorbereitet, trotzdem sollte der, für seinen Beruf perfekt ausgebildete Klemptner nicht besser bezahlt werden als sagen wir ein Chirurg. Der Chirurg hätte im Studium bestimmt besser auf seine Operationen bestimmt vorbereitet werden, wenn er im Medizinstudium nicht noch so tiefgehend allgemeine Medizin, ein Biologiepraktikum, ein Physikpraktikum und sonstwas absolviert hätte, und stattdessen von Anfang an nur das für seinen Beruf wichtige (Operieren, Nähen, + nötiges Wissen drum herum) gelernt hätte. Der Klemptner ist vielleicht besser für seinen Klempter-Beruf ausgebildet als der Chirurg für seinen.


    Man mag das Gymnasiallehramt optimieren können, genauso wie man sich bei vielen anderen Studiengängen fragt, ob man nicht effizienter auf den Beruf vorbereitet werden könnte. Aber ein Chirurg hat mit komplizierterem Sachverhalt täglich umzugehen als ein Klemptner und ein Physikkurs in der Oberstufe erfodert eine komplexere Ausbildung als eine 4. Klasse in Mathematik. Allein dadurch begründet sich der Anspruch auf ein höheres Gehalt.
    Je komplexer die Materie wird, desto höher die nötige Qualifikation! Das ist in eigentlich allen Berufen so. Es gibt einfache Elektriker (die von mir aus perfekt ihren Beruf ausüben!) und es gibt Elektroingenieure. Es gibt chemisch technische Assistenten und es gibt promovierte Chemiker in einem Chemieunternehmen. Es gibt Krankenschwestern und es gibt Ärzte.
    Jeder Beruf ist für seinen Teil wichtig, aber man käme doch da auch nicht auf die Idee gleiche Bezahlung zu fordern?


    Zitat

    Durch dein Modell ("Komplexität der zu vermittelnden Materie") kann zum
    Beispiel auch nicht erklärt werden, warum wir Sonderschullehrer besser
    bezahlt werden als Grundschullehrer, denn wir bringen den Kindern i.d.R.
    ja noch basalere Dinge bei.


    Ich denke das hat mit der in Deutschland sehr stark betriebenen Fürsorge für Behinderte aus Gründen der historischen Vergangenheit zutun. Ist schön, dass so viel Geld für die Schwachen in der Gesellschaft da ist, aber ich glaube kaum, dass man dies als Maßstab nehmen kann.


    Zitat

    Hieran sieht man auch, dass der Vergleich mit den Erziehern deutlich
    hinkt, weil es sich erstens um eine Ausbildung auf einer anderen Stufe
    (Fachschule) und zweitens auch eine in der Regel kürzere Ausbildung
    handelt.


    Und genau aus diesem Grund hinkt der Vergleich zwischen Primarlehrern und Gymnasiallehrern. Universitäre Ausbildung ist genau so eine andere Stufe zu den pädagogischen Hochschulen. Genau daraus leite ich doch meinen Anspruch ab.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Eine Erzieherin spart sich das ABI, eine Grundschullehrerin in BW hat eine Regelstudienzeit von 6 Semestern (Besoldung A12), Realschule 7 Semester, Sonderschule 8 Semester (jeweils A13) und Gymnasium glaube ich 9 Semester (Aufstieg bis A14 möglich).


    Es gibt in BW dann noch Fachlehrer für Kunst, Sprot und Technik, die an allen Schularten genau die genannten Fächer mit A9 Unterrichten dürfen, weil deren Ausbildung nur 1,5 Jahre dauert.


    Nun ja, Fachlehrer an Schulen für Geistigbehinderte unterrichten alle Fächer, genauso wie Sonderschullehrer dort. Außerdem muss man bei Fachlehrern ja theoretisch die grundständige Ausbildung vor der Ausbildung zum FL dazu zählen (bei Fachlehrern an Sonderschulen Erzieher, Ergo- oder Physiotherapeuten). Wenn man dann noch bedenkt, dass Fachlehrer 31 Deputatsstunden (richtig?) für ihr A9 schaffen, kann man ihre häufige Frustration darüber schon auch nachvollziehen.


    Ab dem Wintersemester gibt es in Baden-Württemberg an Regelstudienzeit übrigens für Grundschullehrer 8 Semester, für Haupt- und Realschullehrer (jetzt ein Studiengang) auch 8 Semester und Sonderschullehrer 9 Semester. Gymnasiallehrer haben (inklusive Praxissemester) 10 Semester Regelstudienzeit.

  • Und genau aus diesem Grund hinkt der Vergleich zwischen Primarlehrern und Gymnasiallehrern. Universitäre Ausbildung ist genau so eine andere Stufe zu den pädagogischen Hochschulen. Genau daraus leite ich doch meinen Anspruch ab.


    Erstens gibt es PHen ja nur noch in BW, zweitens sind sie auch hier als wissenschaftliche Hochschulen den Universitäten gleichgestellt mit uneingeschränktem Promotions- und Habilitationsrecht und allem, was dazu gehört. (Dass sie dennoch schlechter finanziert werden, ist natürlich ein Graus, den die neue Regierung hoffentlich auch irgendwann ändern wird.)


    Das ist (zumindest rechtlich und offiziell betrachtet) durchaus die gleiche Stufe.


    Selbst FHen werden ja den Unis immer weiter angenähert; PHen sind schon seit langem die gleiche Stufe (gibt ja öfters auch Vorschläge, sie in "Bildungswissenschaftliche Universitäten" o.s.ä. umzuwandeln, was sicherlich einige Irritationen verhinderte). Ein Studium an der PH ist eine Ausbildung auf universitärem Niveau!


    Wenn du davon ausgehst, dass an Sonderschulen nur "Behinderte" unterrichtet würden, so zeigt das nur einmal mehr, dass du vom deutschen Schulsystem nicht allzu viel zu wissen scheinst.

  • Zitat

    Eure Schüler brauchen keine Fachwissenschaftler mit Physik-Diplom um
    Physik zu begreifen, sondern gute Pädagogen. Die Annahme, dass im
    Zweifelsfall die Fachinhalte wichtiger sind als das Vermitteln der
    Inhalte, ist natürlich ein Trugschluss. Somit kann man die
    fachwissenschaftliche Qualifikation auch nicht höher bewerten als die
    pädagogisch-didaktische Qualifikation.

    Du redest von dem "Sollte sein" Zustand, da stimme ich Dir sogar vollkommen zu! ABER: Der Staat zwingt mich dazu ein Physik-Diplom (zumindest 1. Staatsexamen an einer Universität zu haben).
    Das heißt wenn ich Gymnasiallehrer werden möchte, dann muss ich einen höheren fachlichen Abschluss erreichen. Dass dieser fachlich übers Ziel hinausschießt und die Schüler eigentlich etwas anderes BRÄUCHTEN (mehr Didaktik etc.) ändert nichts daran, dass ich diesen fachlich schwierigen Abschluss schaffen muss um Gymnasiallehrer zu werden!
    Und da der Staat eine so hohe fachliche Qualifikation voraussetzt (die natürlich diskutabel ist) muss er auch das entsprechend höhere Gehalt für einen höheren Abschluss zahlen. Was ist an der Argumentation so verquer?


    Zitat

    Wenn du davon ausgehst, dass an Sonderschulen nur "Behinderte"
    unterrichtet würden, so zeigt das nur einmal mehr, dass du vom deutschen
    Schulsystem nicht allzu viel zu wissen scheinst.


    Ja, mag sein, dass ich nicht komplett im Bilde bin, was für Schüler auf diese Schulen gehen. Es gibt ja auch Sonderpädagogen, die dann auf Schulen zur indivduellen Lebensbewältigung arbeiten.
    Es mag nicht jedes Kind auf einer Sonderschule behindert sein, das kann gut sein. Wie man es nennt, ist eigentlich auch nicht so wichtig, denn die Grenzen zu Behinderung sind doch eh fließend.
    Wer weiß, vielleicht denkt sogar jemand ich sei behindert, weil ich anders denke als viele? Sollte auf jeden Fall nicht negativ gemeint sein. Soll ich besser "Lernschwäche" oder so etwas sagen?


    Zitat

    Ein Studium an der PH ist eine Ausbildung auf universitärem Niveau!


    Jede PH hat also entsprechende physikalische und chemische Labore und Apparaturen? Ich könnte auch Physik/Chemie an einer PH studieren und würde dieselben Versuche durchführen können?

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Und da der Staat eine so hohe fachliche Qualifikation voraussetzt (die natürlich diskutabel ist) muss er auch das entsprechend höhere Gehalt für einen höheren Abschluss zahlen. Was ist an der Argumentation so verquer?


    Dass du keinen höheren Abschluss hast. Beides ist ein Staatsexamen an einer Universität bzw. gleichgestellten Hochschule. Höchstens die Regelstudienzeit mag (noch) differenzieren, wird aber, wie gesagt, mehr und mehr angeglichen.


    Welches Studium man als "schwerer" bezeichnet, ist etwas rein subjektives, das sich objektiv nicht messen oder ermitteln lässt.

  • Du gehst scheinbar hier immer noch vom Einzelfall aus, denn

    Ich bin mir absolut sicher, dass mein Physik und Chemie Studium für das Lehramt Gymnasium komplett verschieden ist von der Ausbildung, die Primarstufe/Sekundarstufe 1 Lehrer in Brandenburg absolvieren.


    Wie kommst du darauf, jeder der diese Ausbildung macht in Chemie oder Physik darf auch am Gymnasium, nur nicht in der Gymnasialen Oberstufe unterrichten und trotzdem gibts unterschiedliches Geld!


    Aber solange die Voraussetzung um als Lehrer am Gymnasium tätig zu sein ein höherer Bildungsweg (Universtität gegenüber päd. Hochschule) ist, für den die Schwelle der minimalen intellektuellen Leistungsanforderung deutlich höher liegt, hat jeder, der sich dieser erhöhten Anforderung erfolgreich gestellt hat, ein Anrecht auf bessere Vergütung. Es sei denn man vertraut dem vorherrschenden System nicht mehr und meint jeder müsste gleich bezahlt werden....


    Wieso höherer Bildungsweg, sowohl Berlin, als auch Brandenburg, als auch diverse andere Bundesländer bilden alle Lehrer an einer Universität aus, keine PHs. Ich studiere genauso an einer Universität, wie die Leute, die übrigens in Bio mit mir in den selben Kursen sitzen, die nachher in die Sek II gehen!


    Du redest von dem "Sollte sein" Zustand, da stimme ich Dir sogar vollkommen zu! ABER: Der Staat zwingt mich dazu ein Physik-Diplom (zumindest 1. Staatsexamen an einer Universität zu haben).


    Auch hier müssen die Grunschullehrer ein 1. StEx in einem Fach haben, die der Sekundarstufe 1 in 1-2 Fächern!


    Also du scheinst nciht nur übers Schulsystem in Deutschland nicht viel zu wissen, sondern auch über die Lehrerausbildung!

  • Jede PH hat also entsprechende physikalische und chemische Labore und Apparaturen? Ich könnte auch Physik/Chemie an einer PH studieren und würde dieselben Versuche durchführen können


    Jede PH hat Labore und Apparaturen für die Physik- und Chemie-Institute, ja. Sicherlich sind sie da aber nicht so gut ausgestattet wie Unis mit entsprechenden Fakultäten, wobei da ja auch nicht alle Unis genau das gleiche haben. Das hängt natürlich mit dem anderen Forschungs- und Ausbildungsschwerpunkt der PH, der Pädagogik und Fachdidaktik, zusammen.


    Deshalb führt die Frage auch völlig an dem Argument vorbei. Ich habe nirgendwo geschrieben, es sei die gleiche Ausbildung, sondern eine gleichwertige oder gleichrangige. Die PH ist der Uni gleichgestellt, obwohl sie natürlich verschiedene Schwerpunkte haben. Ein Studium an der PH ist gleich viel wert wie ein Studium an der Uni, wenngleich man natürlich anderes lernt. Deshalb ist der unterschiedliche Ausbildungsort (den es, wie du sicher weißt, sowieso nur noch in Baden-Württemberg gibt) kein Grund, der eine unterschiedliche Besoldung gerechtfertig. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen?

  • nur nicht in der Gymnasialen Oberstufe unterrichten und trotzdem gibts unterschiedliches Geld!

    Schon mal daran gedacht, dass die Befähigung in der Oberstufe zu unterrichten mit für das unterschiedliche Geld verantwortlich ist? :D


    Ich studiere genauso an einer Universität, wie die Leute, die übrigens in Bio mit mir in den selben Kursen sitzen, die nachher in die Sek II gehen!

    Habt ihr komplett die gleichen Kurse oder haben die Sek II eventuell später im Studium noch weitere, tiefergehende Kurse, die Du nicht hast?


    Also du scheinst nciht nur übers Schulsystem in Deutschland nicht viel zu wissen, sondern auch über die Lehrerausbildung!

    In BW sind die Primarstufenlehrer mit Sicherheit nicht an der Universiät. Kann sein, dass es in Brandenburg anders läuft. Übrigens ist auch das Abitur in BW und Bayern ganz anders, als in Bremen oder Brandenburg.

  • In BW sind die Primarstufenlehrer mit Sicherheit nicht an der Universiät. Kann sein, dass es in Brandenburg anders läuft. Übrigens ist auch das Abitur in BW und Bayern ganz anders, als in Bremen oder Brandenburg.


    Aber sie sind - ich glaube, ich wiederhole mich - auch in BW an einer gleichgestellten Hochschule und nicht etwa an einer Fachschule oder Fachhochschule ...


    Und mit dem abgedroschenen Argument zum Abitur, das hier auch völlig zusammenhanglos präsentiert wird, disqualifizierst du dich restlich, vor allem durch den Interpunktionsfehler im entsprechenden Satz. Anscheinend ist zumindest das Deutsch-Abitur auch in BW nicht so anspruchsvoll? : )

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