Grundsatzfrage: Geld in guten Unterricht investieren?

  • Für mich ist eine Investition in guten Unterricht eine in meine Gesundheit. Die Schüler sind motivierter, das Unterrichten macht mehr Spaß,...


    Das iat für mich der Kernsatz des Threads; wenn ich Anschaffungen tätige, so frage ich mich zuerst, was es mir an Entlastung bringt, dann, ob es den Schülern signifikant mehr bringt als der zur Verfügung stehende Standard und schließe treffe ich auf dieser Basis (Kosten-Nutzen-Relation) eine Entscheidung. Wichtig ist mir noch, dass das Material ggf. modularisiert ist oder ohne Aufwand modularisiert werden kann. Dann nützt es mir ggf. in mehreren Jahrgangsstufen oder sogar in verschiedenen Fächern.


    Von allzu speziellen Dingen lasse ich daher die Finger, es sei denn, ich finde es persönlich spannend.

  • Als ich nach längerer Erziehungszeit wieder in den Job kam, da habe ich mir geschworen, dass ich weder eigene freie Zeit noch eigenes Geld in Unterricht investiere.
    Also... ich werde keine Unterrichtsmaterialien in meiner freien Zeit basteln. Ich kaufe keine Vebrauchsmaterialien für Schüler.
    Und ich halte mich auch daran.
    Wenn es keine Materialien in der Schule gibt, dann unterrichte ich eben mit dem, was ich vorfinde.
    Wenn ich etwas anderes möchte, kann ich das bei der Schulleitung beantragen... wenn es nicht genehmigt wird, dann gibts das eben nicht.
    Dann mach ich halt Buchunterricht. Kann ich auch... und wenn jemand wünscht, ich soll anders unterrichten, dann soll derjenige mir die Bedingungen dafür schaffen.
    Tesafilm, Locher und Tacker, Folien und so was, das kaufe ich übrigens aus der Klassenkasse... denn das ist Material, das ich ja nicht privat verbrauche.
    Zu Fortbildungen gehe ich nur, wenn die in für mich annehmbarer Zeit liegen und ich keinerlei Kosten habe.
    Natürlich kaufe ich auch mal privat Dinge, die ich brauche, um mir selbst meine Arbeit erfreulich zu gestalten.
    ich habe ein schönes Auto für den Weg zur Schule, ich habe zu Hause PC und Drucker, die ich viel beruflich nutze. Fachliteratur habe ich auch, aber wenig. Fachzeitschriften habe ich abgeschafft.
    Ich nutze mein iPhone beruflich, denke über ein iPad nach und liebäugle sogar mit einem Beamer.
    Das nur, weil ich persönlich Spaß an diesem technischen Kram habe... und es mir Spaß macht, den auch im Unterricht einzusetzen.
    Also... alles was in Hände der Schüler gerät, das finanziere ich niemals selbst.
    Aber alles, was mir gehört, was mir erhalten bleibt, das ausschließlich ich nutze und Freude damit habe... und das zufällig auch im Unterricht einsetzbar ist... das kaufe ich auch schon mal von meinem Geld.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • es wäre stress für mich, wenn ich morgens in die schule fahre und mich fragen müsste "kannst du das neue rechtschreibspiel einführen oder streikt der drucker oder ist keine laminierfolie mehr da?".


    Ich finde das eigentlich erbärmlich.Aber Lehrer kennen das offenbar nicht anders.


    Aus lauter Einsatz für die lieben Kinder und aus lauter latenter Angst, dass unser Unterricht nicht gut genug ist, wenn wir keine Materialschlachen machen, alles hübsch auf buntem Papier gestalten und dann am besten noch laminieren, signalisieren wir unseren Dienstherren lediglich: "Alles OK so! Kein Problem! Was ihr uns nicht stellt, bezahlen wir sehr gerne selber." Der Hinweis auf Arbeitserleichterung, der hier und auch in anderen ähnlichen Threads immer gerne genannt wird, ist in meinen Augen nur ein Vorwand. Ich kenne keine andere Berufsgruppe, in der sich die Arbeitnehmer sei es um bessere Arbeit zu leisten oder um es persönlich besser zu haben aus eigenener Tasche Dinge kaufen. Das ist und bleibt bei unserem Job ein UNDING, bei dem ich nicht mehr mitmache nachdem ich mal ausgerechnet habe, wie viel hart erarbeitetes Geld für andere Leute Kinder drauf geht. Wenn es bei uns irgendwann keine gratis Laminierfolien geben sollte, dann werde ich beispielsweise eine an sich sehr beliebte Kunstpraxis-Aufgabe nicht mehr stellen. Ende Gelände.


    Möchte ich dann noch zusätzliche Regale, Sitzgelegenheiten, Teppiche..., um aus dem Klassenzimmer einen wohnlichen Raum zu machen, wird’s schnell richtig teuer.


    Und das geht ja wohl gar nicht! Wieso bitte soll ein Grundschulkollege, der ohnehin schon sehr wenig verdient, nun auch noch die Klassenraumeinrichtung bezahlen? Nur damit die Kleinen es etwas kuscheliger haben? Damit der Lehrer es netter hat? Sorry, aber da hakt es mir wirklich im Verstand......


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

  • Nochwas, weil ich mich gerade maßlos aufrege:
    Was ist denn, wenn ich meine Klassenraum aus eigener Tasche ordentlich herrichte? Bemerken das die Eltern? Was sage ich denen? Dass ich 300,- Euro für Regale, Sofa, Teppich, Wandfarbe etc. ausgegeben habe? Und was sagen die Eltern dann? Ganz bestimmt nicht, dass sie für mich sammeln werden, weil ich so nett war.


    Andersrum wird ein Schuh draus: Bei uns gibt es Schränke für die Klassenzimmer. Dieser Schränke sind alle kaputt, nicht abschließbar, Türen fehlen oder hängen auf dem letzten Scharnier. Sicherlich, mich stört das optisch und ganz allgemein macht das keine gute Atmosphäre im Klassenraum. Ich bin aber der Meinung, dass ich mit diesem Schrott arbeite, in der Hoffnung, dass die Eltern mal sehen, was uns so vorgesetzt wird. Ansonsten können ja auch die Eltern gerne mal investieren. Wieso immer der Lehrer, dessen Spezies ja gerne zur Selbstausbeutung neigt?


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

  • Ich zahle nur ganz selten etwas privat. Ab und zu kaufe ich mir mal ein paar Kopiervorlagen, o.ä.


    Aber im Grunde sehe ich schon das nicht ein. Es ist mein BERUF! Und dafür, dass ich arbeite, bekomme ich Geld.
    Sehe es auch eher so, dass solange Lehrer viel privat anschaffen, sich in der Hinsicht nichts ändern wird an den Vorraussetzungen.
    Und abgesehen, dass wir "viiiiel zu viele Ferien haben", verdienen wir offensichtlich auch noch viel zu viel, wenn wir das wieder für unseren Beruf ausgeben...

  • Ich investiere auch immer wieder was in den Unterricht, muss aber sagen, dass ich das schon weit zurückgefahren habe. Meinem Mann hab ich schon gesagt, dass er mich weiterziehen muss, wenn wir an "gefährlichen" Stellen sind :pfeif:
    Was das Büromaterial angeht sind wir in unserer Schule ganz gut dran. Folienstifte, Eddings, Tesa, Klebstifte bekommen wir von unserer guten Fee aus der Telefonzentrale. Drucken muss ich nach wie vor daheim, laminieren aber in der Schule.

  • Ich investiere auch immer wieder was in den Unterricht, muss aber sagen, dass ich das schon weit zurückgefahren habe. Meinem Mann hab ich schon gesagt, dass er mich weiterziehen muss, wenn wir an "gefährlichen" Stellen sind :pfeif:
    Was das Büromaterial angeht sind wir in unserer Schule ganz gut dran. Folienstifte, Eddings, Tesa, Klebstifte bekommen wir von unserer guten Fee aus der Telefonzentrale. Drucken muss ich nach wie vor daheim, laminieren aber in der Schule.

  • Ich drucke ja auch zu Hause.
    Einzelblätter.
    Aber wenn ich größere Mengen habe... Werkstätten oder so... das ziehe ich mir auf den Stick und drucke es in der Schule aus.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Einen Großteil des Kleinkrams :D , den ich so für meine Klasse brauche und nicht in ausreichender Menge im Büro bekomme (Tesafilm für die Kinder, Folienstifte für die Freiarbeit, ebenso Ersatz-Klebestifte und -bleistifte, Wischtücher ...., eben alles, was sich verbraucht) rechne ich über die Klassenkasse ab. Ich sammle von den Eltern etwas Geld ein und lege am Ende des Schuljahres der Elternvertretung eine genaue Abrechnung vor. Bisher gab es dabei noch nie Probleme.

    Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ich kenne keine andere Berufsgruppe, in der sich die Arbeitnehmer sei es
    um bessere Arbeit zu leisten oder um es persönlich besser zu haben aus
    eigenener Tasche Dinge kaufen.

    Doch, meine Frisörin hat ein eigenes hochwertiges Scheren-Set... ;) Eigentlich alle Frisöre, bei denen ich bisher war, hatten eigene Scheren.


    Ich verstehe schon, was du meinst - ich denke grundsätzlich auch so.


    Habe aber festgestellt, dass es mir besser geht, wenn ich das nicht so verbissen sehe und mir das anschaffe, was mich mit meinem Unterricht und meinem Dasein als Lehrerin zufriedener sein lässt.
    In der Grundschule ist es auch leider nicht egal, ob ich Buchunterricht mache oder ansprechendes Material zur Verfügung stellen kann. Mit 5 Stunden Buchunterricht in einer unruhigen Grundschulklasse tut man sich selber keinen Gefallen.
    Mir macht es auch Spaß, wenn ich sehe, wie die Kinder reagieren und wie sie mit meinem Materialien lernen.
    Unsere Schule ist sehr "arm". Hier muss jede Kopie teuer bezahlt werden, weshalb ich dazu übergegangen bin, zu Hause Klassensätze auszudrucken. Natürlich lasse ich mir Toner und Papier von der Klassenkasse erstatten, aber die Gerätewartung bzw. - anschaffung geht auf mich. Trotzdem bin ich damit zufrieden: kein Stau mehr vorm Kopierern, morgens direkt mit allen Kopien in die Klasse.
    Laminierfolien zahle ich auch, sofern ich das Material wiederverwenden kann. Ich kaufe auch öfter Lehrermaterial oder -handbücher. Oder auch Filme für den Sachunterricht.
    Was mich mehr ärgert ist, dass es von Schule zu Schule so unterschiedlich ist. Meine letzte Schule (andere Gemeinde) war gut ausgestattet. Hier konnte man auch beim SL irgendwelche Fachliteratur, Zeitschriften, Kopiervorlagen etc. beantragen. Kopien gab es auch umsonst in Hülle und Fülle.
    Tja, aber an meiner jetzigen Schule ist das nicht drin. Da nützt es auch nichts, wenn ich bockig reagiere. Meine Devise ist, mir das Lehrerleben so angenehm wie möglich zu machen. und wenn ich meine, dass ich dazu bestimmte Materialien benötige, kaufe ich sie.
    Ich finde auch nicht, dass Grundschullehrer am Hungertuch nagen (um mal Butter bei die Fische zu machen: ich kriege über 3000 € raus, da ist noch manchmal ein Lehrbuch drin ;) ) -auch, wenn wir natürlich deutlich weniger als unsere Gymnasialkollegen verdienen. Dafür korrigieren wir uns aber auch nicht den Wolf... aber das ist ein anderes Thema.

  • ja, es ist ein unding, dass ich von meinem gehalt wieder in den beruf investiere - ich tue es trotzdem.
    aber: ich bin dazu übergegangen, den eltern die sachen auch ab und an mal aufzuzählen.
    letzlich haben die eltern meiner klasse den klassenraum gestrichen (jawoll, ich war auch an bord - mit ausräumen und einräumen ganze 14 stunden - das wochenende war hin). ich habe denen dann schon unter die nase gerieben, was alles "meins" ist. privat angeschafft blablabla. da haben einige schon große augen gemacht und sich gefragt, in was für einer welt wir leben. als vollkommen selbstverständlich wird das dann nicht hingenommen, wenn man deutlich wird.
    muss aber auch sagen, dass die eltern zweier kinder dann auch ein regal gespendet haben und signalisiert haben, ein weiteres wäre auch kein problem.

  • Was mich immer wieder erstaunt: ich muss Fortbildungen besuchen, und will ich eine "gute Fortbildung" besuchen, so kostet die etwas. Alle, die ich kenne, können sich dann an ihren Arbeitgeber wenden und nachfragen, ob er bereit ist, etwas dazu zu zahlen - und kriegen dann meist wenigstens die Tage frei. Ich besuche die Fortbildung an einem Wochenende und zahle selber...


    Mein Lieblingsjob in der Schule ist immer "Blumen umtopfen" - als ich damals Grundschullehramt studiert habe, habe ich mit keiner Sekunde dran gedacht, dass ich mich auch mal gärtnerisch betätigen müsste! Sicher, ich bräuchte keine Blumen im Klassenzimmer, aber gerade in der Grundschule, wenn man den ganzen Tag in einem Klassenzimmer ist, will man sich doch wohl fühlen!


    Arbeitsmaterialien: da kommt bei mir ein ganzer Pack zusammen... Neulich war ich ganz erstaunt, als ich mit bei meinem Freund im Büro war und er sich einfach einen 500er-Pack Druckerpapier sowie Leuchtmarker mitgenommen hat - und ganz erstaunt war als ich ihn fragte, ob er das nicht zahlen muss ("ich stelle ja auch nicht meiner Firma den Strom von meinem Drucker in Rechnung")

  • ich kriege über 3000 € raus, da ist noch manchmal ein Lehrbuch drin ;) ) -auch, wenn wir natürlich deutlich weniger als unsere Gymnasialkollegen verdienen.

    Uuups, ich bin Gymnasialkollege und habe bei einer vollen Stelle knapp weniger raus.... ?(
    Es wird NIE Geld für bestimmte Dinge geben, sodass man sie irgendwann NICHT mehr selbst kaufen muss. Ich achte da auch darauf, dass mir mein eigener Unterricht gefällt, und da ist es mir manchmal etwas wert. Muss halt jeder selbst entscheiden.
    Und Material aus Büros raustragen ist sicher auch nicht unbedingt "erlaubt", das kann ich mir nicht vorstellen. Man kommt wahrscheinlich nur einfach leichter selbst dran, sodass man es einfach mitnehmen kann.

  • Ich stimme grundsätzlich zu: Es ist eigentlich ein Unding, dass Lehrer überhaupt irgendwas privat beschaffen. Kein Unternehmensberater würde sich seinen Laptop oder seinen Beamer selbst kaufen!


    Aber als kleiner Trost für uns, es gibt schon auch noch andere Arbeitnehmer, die belastet sind. Aus meine eigenen Bekanntenkreis:



    • Bankangestellte oder leitende Angestellte, die Anzug oder Kostüm auch selbst kaufen müssen.
    • Stukkateure, die einen hohen Verschleiß an robuster Arbeitskleidung haben, die sie selbst kaufen müssen.
    • Köche, die grundsätzlich ihre eigenen Messer haben (die auch nicht gerade billig sind).
    • Fortbildungen sind auch in der freien Wirtschaft nicht immer Arbeitszeit und werden auch nicht immer bezahlt.


    Natürlich ist es keine Argument, zu sagen, andere müssen auch kaufen, deshalb trifft es uns halt auch. Fair wäre, dass die oben genannten Berufsgruppen ebenso wie die Lehrer alles bezahlt bekommen.


    Was natürlich gar nicht geht, ist das eigene Bezahlen von Klassenfahrten wie in einem anderen Thread dargestellt. Aber ich kenne in Baden-Württemberg auch (bisher) noch keinen Lehrer, der das machen würde.


    Aber wie gesagt, ein wenig Trost für uns...anderen geht es ebenso.

  • Was natürlich gar nicht geht, ist das eigene Bezahlen von Klassenfahrten wie in einem anderen Thread dargestellt. Aber ich kenne in Baden-Württemberg auch (bisher) noch keinen Lehrer, der das machen würde.

    Oh, da habt ihr Glück. Auch wenn es jetzt etwas OT ist, ich kenne das aus zwei Bundesländern, wo das "gang und gäbe" ist, eine Reisekostenverzichtserklärung habe ich dort etliche Male unterschrieben.

  • Aus dem Mini-Beamer-Thread kommend hier mein persönliche Meinung zum Thema Anschaffungen und Co.


    Und, um persönlich kurz selbst Position zu beziehen, speziell auf technische Geräte wie ein Minibeamer bezogen: ich möchte diesen Beamer dann auch privat zu Hause nutzen, zum Filme schauen und mein eigenes privates Fitness-Studio (Yoga-Tanz-DVDs). Für mich wäre diese Anschaffung sowohl privat als beruflich eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität.
    Und ja, es gibt zig andere Berufe, die ebenfall privat etwas dazusteuern müssen: sei es für bestimmte Office-Berufe in der Wirtschaft eine angemessene Businesskleidung, Köche und ihre Messersets - mein Freund ist im Bau tätig, da geht es um Arbeitshosen mit Knie-Schonern, Ausleih von bestimmten Geräten im Baumarkt, Anschaffung von eigenem Werkzeug. Da könnte man auch sagen, eine 0815-Baumwoll-Arbeitshose ginge ja auch - aber nicht, wenn man noch was vom Leben haben möchte. Und selbständige Handwerker, die eigentlich genausoviel Zeit draußen auf der Baustelle wie zu Hause im heimischen Büro verbringen, müssen sich auch ihre eigene Büroausstattung anschaffen.


    Und ja, es gibt einige Branchen in der Wirtschaft, die leben im Paradies, haben Hightech-Ausstattung in jedem Raum für live-Konferenzschaltungen, interaktive Boards, überall Internet-Access, jeden Raum technisch voll ausgestattet UND einen Technik-Meister, der sich um Wartung der gesamten Gerätschaften kümmert (keinen Hausmeister, der vor Arbeit nicht hinterher kommt).


    Klar, das wären für mich die absoluten Traumbedingungen an einer Schule... doch ich warte jetzt nicht bis zum Sanktnimmerleinstag, bis sich irgendwann einmal die Rahmenbedingungen ändern. Erziehung und Bildung ist ein ganz knallhartes Geschäft voll politischen Kalküls. Da wird sich um jeden Mist und jede Veränderung bis aufs Blut gefetzt. Da gehen Jahre ins Land, weil einer Hü der andere Hott sagt. Klar, könnte ich mich beruflich dafür einsetzen, bloss dann wäre ich kein Lehrer mehr, sondern würde an anderen Stellen im Getriebe arbeiten, abgesehen davon dass ich persönlich dafür keine Ambitionen habe.
    Ganz im Gegenteil, gehe ich da selbst ganz innovativ voran mit Taschenbeamer und Co. Das ist mein eigener Beitrag zur Veränderung. Es Vormachen - mein Schulleiter kommt schon noch zu einigen UBs. Und ja, auch die Qualitätsanalyse hat ganz eklatant den fehlenden Einsatz von Medien bemängelt, was eben an den Rahmenbedingungen (und auch an nicht so technik-affinen Kollegen) liegt. Welche Schlüsse daraus gezogen werden, wird man sehen. Letztendlich geht der Druck jedoch primär an die Schulen/Schulleiter zurück, die nicht wissen, woher sie das Geld nehmen sollen. Besser fände ich es, wenn die Auswertungen der QA auch mal nach ganz oben Einfluss auf Politik und Kultusministerium hätten, die ja bestausgebildete zukünftige Arbeitskräfte fordern. Aber wenn man sich anschaut, seit wievielen Jahrzehnten genau DAS kritisiert wird ....


    Endlos Diskussion. Yadda, yadda, yadda. Ich könnte mich jetzt über so viele Sachen aufregen am Lehrerberuf. Soviel, dass ich mir wohl selbst die Lust an dem Beruf kaputt machen kann. Aber: für mich gibt es unendlich viele positive Seiten, warum ich diesen Beruf total gerne mache. Ich sage nicht, man soll alles hinnehmen - aber man sollte gucken, wie man mit seinen Kräften haushaltet und wofür man sich einsetzt. Daher für mich der Mittelweg, einiges selbstanzuschaffen.
    Und ja, mann kann auch sehr viel Spaß haben mit nur Tafel und Kreide und Buch. Aber in bestimmten Fächern, wie z.B. Englisch, nicht machbar, wo ab der 10 Filmanalyse fester Bestandteil des Curriculums ist und auch die ganzen Lehrwerke mit Audio- und Video-Clip-DVDs ausgestattet sind. Oder in der Grundschule und 5.+6. Klasse - die möchte ich sehen, die dort den Unterricht dauerhaft nur mit Buch und Tafel gestalten können ohne am Rande des Wahnsinns zu stehen.


    Und wie stellen sich das einige Gegner von Privatanschaffungen vor? Soll die Schule für 80 Lehrer jeweils Mini-Beamer zu 300€ das Stück anschaffen? Mit der Wartung vertrautes Personal anstellen? Ich gehöre ja schon zu den wenigen, die Papierstaus und Kopier-Probleme frei Hand lösen. Klar werden bei uns an der Schule auch Laminiergeräte und Mediensets gestellt - aber ich möchte auch gerne ganz bequem zu Hause und in Ruhe meinen Kram machen und erarbeiten wollen. Und die Materialien für jedes Fach, bunte Kopiervorlagen, DVDs, Skill Trainer etc. sind in der Lehrerbibliothek auch ganz bequem nutz- und einsetzbar für die gesamte Fachschaft.Die kaufe ich mir nicht selbst noch stelle ich die zu Hause aufwendig her.

    • Offizieller Beitrag

    Momo, das liegt sicher auch an der Dienstalterstufe, am Verheiratetsein, am Bundesland (möglicherweise). Der Unterschied ist aber, dass dieses Gehalt so ziemlich das höchste ist, was ich als Grundschulleherin noch erreichen kann. Weiß nicht, wie viele Dienstaltersstufen es noch gibt, abe rnicht mehr viele - irgendwann hört das auf. ;) Euer Gehalt steigt stärker an und zudem gibts am Gym ja die Aussicht auf A14 Stellen.

  • Momo, das liegt sicher auch an der Dienstalterstufe, am Verheiratetsein, am Bundesland (möglicherweise). Der Unterschied ist aber, dass dieses Gehalt so ziemlich das höchste ist, was ich als Grundschulleherin noch erreichen kann. Weiß nicht, wie viele Dienstaltersstufen es noch gibt, abe rnicht mehr viele - irgendwann hört das auf. Euer Gehalt steigt stärker an und zudem gibts am Gym ja die Aussicht auf A14 Stellen.


    Du darfst auch nicht vergessen, Momo kommt aus Hessen, die sind ja aus alle Tarifverträgen usw. raus und sicherlich müsste man dann auch noch hinterfragen, ob ihr beide verbeamtet seid usw. ;)

  • @ mad-eye-moody
    So sehr ich dir dein Engagement und deinen Idealismus gönne (solange dir das gut tut), halte ich einige Teile deiner Argumentation für nicht stringent.


    Und ja, es gibt zig andere Berufe, die ebenfall privat etwas dazusteuern müssen: sei es für bestimmte Office-Berufe in der Wirtschaft eine angemessene Businesskleidung, Köche und ihre Messersets - mein Freund ist im Bau tätig, da geht es um Arbeitshosen mit Knie-Schonern, Ausleih von bestimmten Geräten im Baumarkt, Anschaffung von eigenem Werkzeug. Da könnte man auch sagen, eine 0815-Baumwoll-Arbeitshose ginge ja auch - aber nicht, wenn man noch was vom Leben haben möchte.

    Was heißt das denn? Meinst du, dass nur weil sich diese Dinge beobachten lassen, sie deshalb richtig wären? Ich denke nicht! Vielmehr zeigt doch vor allem das Beispiel deines Freundes, dass Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz nicht oder nicht genügend umgesetzt werden. (Wobei ich persönlich den Angestellten einer privaten Baufirma oder eines privaten Handwerkbetriebes verstehen kann, wenn er persönlich dazu beiträgt, dass der Betrieb finanziell überhaupt bestehen kann und man somit überhaupt einen Job hat. Richtiger ist es deswegen nicht.)


    Weiterhin schreibst du:


    "Und selbständige Handwerker, die eigentlich genausoviel Zeit draußen auf der Baustelle wie zu Hause im heimischen Büro verbringen, müssen sich auch ihre eigene Büroausstattung anschaffen."


    Dieses Beispiel geht komplett in die Leere. LuLs sind nun mal keine Selbstständige. So könnte man nur argumentieren, wenn wir hier alle Privatschulen gegründet hätten, welche wir nun zu "managen" hätten. Und ja, hier müsste dann alles von einem Budget angeschafft werden und das wird es ja auch. Oftmals sind diese Schulen auch deutlich besser ausgestattet, als ihre kostenfreien Pendants im Staatswesen. Den Beiträgen der Eltern sei Dank!



    Klar, das wären für mich die absoluten Traumbedingungen an einer Schule... doch ich warte jetzt nicht bis zum Sanktnimmerleinstag, bis sich irgendwann einmal die Rahmenbedingungen ändern. Erziehung und Bildung ist ein ganz knallhartes Geschäft voll politischen Kalküls. Da wird sich um jeden Mist und jede Veränderung bis aufs Blut gefetzt. Da gehen Jahre ins Land, weil einer Hü der andere Hott sagt. Klar, könnte ich mich beruflich dafür einsetzen, bloss dann wäre ich kein Lehrer mehr, sondern würde an anderen Stellen im Getriebe arbeiten, abgesehen davon dass ich persönlich dafür keine Ambitionen habe.
    Ganz im Gegenteil, gehe ich da selbst ganz innovativ voran mit Taschenbeamer und Co. Das ist mein eigener Beitrag zur Veränderung. Es Vormachen - mein Schulleiter kommt schon noch zu einigen UBs. Und ja, auch die Qualitätsanalyse hat ganz eklatant den fehlenden Einsatz von Medien bemängelt, was eben an den Rahmenbedingungen (und auch an nicht so technik-affinen Kollegen) liegt. Welche Schlüsse daraus gezogen werden, wird man sehen. Letztendlich geht der Druck jedoch primär an die Schulen/Schulleiter zurück, die nicht wissen, woher sie das Geld nehmen sollen. Besser fände ich es, wenn die Auswertungen der QA auch mal nach ganz oben Einfluss auf Politik und Kultusministerium hätten, die ja bestausgebildete zukünftige Arbeitskräfte fordern. Aber wenn man sich anschaut, seit wievielen Jahrzehnten genau DAS kritisiert wird ....

    Hier erkennst du richtig, dass Schule "ein knallhartes Geschäft voll politischen Kalküls" ist und dass die Ergebnisse der QA besser Einfluss auf die Politik nähmen. Doch dein innovativer Weg führt genau dazu, dass das politische Kalkül aufgeht. Nämlich - etwas grob formuliert - dazu, dass sich immer irgendwelche "dummen" LuLs finden, die politische Behäbigkeit und politisches "Aussitzen" durch Eigenengagement (auch finanziell) ausgleichen. Dabei hätte Schule im Idealfall ein weitaus größeres politisches Druckmittel als die QA. Nämlich die Eltern! Nur wäre es hierzu nötig, den an der Bildung ihrer Kinder interessierten Eltern klar vor Augen zu halten, wie die Zustände an staatlichen Schulen tatsächlich sind. Dieses gelingt aber nicht, wenn sich immer wieder KuKs finden, die schnell mal die Löcher stopfen, die Schulpolitik hinterlässt.



    Und ja, mann kann auch sehr viel Spaß haben mit nur Tafel und Kreide und Buch. Aber in bestimmten Fächern, wie z.B. Englisch, nicht machbar, wo ab der 10 Filmanalyse fester Bestandteil des Curriculums ist und auch die ganzen Lehrwerke mit Audio- und Video-Clip-DVDs ausgestattet sind. Oder in der Grundschule und 5.+6. Klasse - die möchte ich sehen, die dort den Unterricht dauerhaft nur mit Buch und Tafel gestalten können ohne am Rande des Wahnsinns zu stehen.

    Das ist eine grobe Verallgemeinerung. Ich halte mal dagegen (und beziehe mich auf das 5/6 Schuljahr): Wenn dieses dauerhaft nicht möglich ist, wird ein Problem daraus, da hier im Bereich Kommunikation und vor allem Klassenführung etwas deutlich im Argen läge. Aber gut, dass ist ein anderes Thema.


    Und wie stellen sich das einige Gegner von Privatanschaffungen vor? Soll die Schule für 80 Lehrer jeweils Mini-Beamer zu 300€ das Stück anschaffen? Mit der Wartung vertrautes Personal anstellen?.

    Ja, klar! Wenn denn dieses pädagogisch sinnvoll ist und politisch gewünscht wird. (Wobei sich sicherlich in der Praxis feststellen ließe, dass bei weitem nicht alle Kuks mit Geräten ausgestattet werden müssten, da diese diese ohnehin nicht einsetzen würden.)


    VG

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Und ja, es gibt zig andere Berufe, die ebenfall privat etwas dazusteuern müssen: sei es für bestimmte Office-Berufe in der Wirtschaft eine angemessene Businesskleidung, Köche und ihre Messersets - mein Freund ist im Bau tätig, da geht es um Arbeitshosen mit Knie-Schonern, Ausleih von bestimmten Geräten im Baumarkt, Anschaffung von eigenem Werkzeug. Da könnte man auch sagen, eine 0815-Baumwoll-Arbeitshose ginge ja auch - aber nicht, wenn man noch was vom Leben haben möchte. Und selbständige Handwerker, die eigentlich genausoviel Zeit draußen auf der Baustelle wie zu Hause im heimischen Büro verbringen, müssen sich auch ihre eigene Büroausstattung anschaffen.

    Bei Angestellten finde ich es auch in anderen Berufen eine Frechheit, wenn diese in Arbeitsmaterialien investieren müssen.
    Was man aber aus meiner Sicht nicht machen darf ist, Selbstständige heranzuziehen, um die Ausgaben von Lehrern zu rechtfertigen, denn das sind zwei ganz verschiedene Dinge!
    Bei Selbstständigen ist die Investition in Arbeitsmaterial oft sogar auf lange Sicht ein finanzieller Gewinn!
    Unser plastischer Chirurg hat so viel eigenes Geld in seine Praxis gesteckt (mehr als ich in einem Jahr verdienen werde!), in OP Geräte, die Räumlichkeiten, die Sprechstundenhilfe mit Modelpotential, sogar in teure Designermöbel (!!!) im Wartezimmer! Allein das Wartezimmer ist mehr wert als mein schon nicht so schlecht eingerichtetes Wohnzimmer!
    Und alles aus eigenem Kapital nur für den Beruf!
    Aber genau dies ermöglicht es ihm sehr betuchte Klienten zu bekommen und diese Investition in "guten Service" macht sich in finanzieller Hinsicht sehr bezahlt, sprich er kann dafür teure OPs, die das Geld mehr als reinholen, an den Mann (früher wars fast nur die Frau) bringen.
    Aber auch der erwähnte selbstständige Handwerker, der sich ein modernes Gerät auf eigene Kosten anschafft, kann dadurch evtl. eine Serviceleistung mehr anbieten und bekommt dadurch mehr Kunden. Auch ist es ihm möglich die Kosten des Geräts auf den Kunden umzulegen, indem er den Preis für seine Leistung erhöht.


    Dies kann ich als Lehrer nicht, mir bringt eine freiwillige Anschaffung nur finanzielle Nachteile. Schön wäre es, wenn ich sagen könnte, ich verlange für meine Unterrichtsleistung A14 anstatt A13, denn ich verwende in meinem Unterricht ständig selbstbezahlte Folien, verteile auf eigene Kosten kopierte Arbeitsblätter, zeige von mir angeschaffte DVDs zu chemischen Reaktionen oder ich zahle sogar was zur Einrichtung dazu. Ausgelacht wird man werden mit dieser Forderung.
    Deshalb werde ich damit unterrichten, was vorhanden ist. Habe da auch eine große Schmerzgrenze, wenn es in der Schule unwohnlich ist, dann seh ich halt zu, dass ich möglichst schnell nach dem Unterricht nach hause in mein schön eingerichtetes Reich komme, anstatt mit meinem Geld die Räume zu sanieren.


    Auch gehe ich lieber einmal mehr im Monat schick essen, leiste mir schöne Möbel oder fahre öfter in den Urlaub.
    Was für mich nachvollziehbar bleibt ist die Investition in den Unterricht, wenn man sich damit selber den Job leichter macht. Zum Beispiel weil ich Vorbereitungszeit spare und dadurch mehr Freizeit oder weniger Streß habe. Das muss allerdings gut abgewogen werden und das kann jeder so tun, wie er möchte.
    Was ich nur pervers finde ist, dass man als Referendar mit seinem Mickergehalt auch noch mehr oder minder gezwungen ist, in seinen Unterricht zu investieren, damit die Noten entsprechend sind.
    Aber auch da gilt für mich, für die Zauberstunden gezielt investieren und ansonsten mit dem klar kommen, was da ist.

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