Zweistudium Lehramt noch mit 47 auf Magister draufsatteln...?

  • Hey ihrs, lese schon fast zwei Jahre mit, hab jetzt auch mal ne Frage: Nach eineinhalb Jahren Vertretungsunterricht bin ich begeistert von Schule/konkret Realschule (wo ich auch grad vertrete) und mache mir gleichzeitig bzgl. fester Stellenaussicht (OBAS oder PEF) keine Illusionen, denn mein MagisterERSTfach ist blöderweise Deutsch und das ZWEITE (gesuchter...) kath. Religion. In meiner derzeitigen RS unterrichte ich witzigerweise keins meiner beiden eigentlichen Fächer, sondern Sowi und PK und GE - war 19 Jahre Zeitungsredakteurin und habe Gesellschaftswissenschaften aus dem ff fabriziert, was meine Schulleitung entzückt zur Kenntnis nahm - hier mangelt´s frappant an Sowilehrern). Jdfalls verliefen Dutzende Bewerbungen auf feste Stellen im Sande, da IMMER MEHR ALS GENUG Grundständige zur Verfügung standen, und mit Deutsch wird sich daran auch nichts ändern, nehme ich an. NUN MEINE FRAGE - Magisterabschluss ´91 mit Theologie als Drittfach, die ersten 2 Sem. auf Lehramt Sek. I/II und dann umgesattelt. Wäre es sinnig (und überhaupt möglich...?), nochmal einige Studiensemester fürs Lehramt draufzusatteln (unter Anrechnung des vorliegenden Abschlusses ) und anschließend ein ganz normales Ref. durchzuziehen? Denn ich hab ja schließlich noch gut 20 Jahre vor mir...


    in meinem früheren (Traum-)beruf Journalismus arbeite ich weiter freiberuflich, ist kombiniert mit Vertretung an Schule eigentlich der Idealzustand für mich. Aber die Frage ist, wie lange diese GeldstattStellengeschichte in NRW noch so fluppt...??


    Evtl. Rat von nem Routinier?


    Danke!!!! :rotwerd:


    die waldkauzine

    • Offizieller Beitrag

    Es kommt darauf an, was Du willst. Mein ältester Referendar war auch schon über 50, und der war sich darüber im klaren, dass er nur Angestellter werden kann. In Hessen wäre das Refrendariat auch ken Problem, es kann aber sein, dass es in anderen Ländern da strengere Altersgrenzen gibt.

  • Nee nee, um Verbeamtung geht es mir überhaupt nicht, ist in NRW sowieso bis 40 begrenzt. Die entsprechenden Vorschriften kenne ich in- und auswendig. Auch die Modalitäten der OBAS etc. (alles schon von oben und unten und kreuz und quer durchgekaut.) Ich werde auch nicht das Bundesland wechseln, bin hier in NRW (gern!) fest gebunden. Geht mir bei der Frage zunächst allein um a) Möglichkeit überhaupt eines von mir angedachten Zusatzstudiums und b) um die voraussichtlichen höheren Chancen auf Stelle.

  • Da musst Du Dich an einer Uni erkundigen! Der zuständige Fachberater kann Dir sagen, was Du noch nachzustudieren hast. Wobei Du bedenken musst: Wenn es genug grundständige mit dieser Fächerkombi gibt, wirst Du auch dann nicht erste Wahl sein!

  • Warum nicht? Das verstehe ich nicht. Als Nachstudierte mit Ref. bin ich doch dann auch "grundständig", oder nicht..? Ansonsten machte das ja komplett keinen Sinn.


    Ratlos... :wacko: ( :?: )

  • Warum nicht? Das verstehe ich nicht. Als Nachstudierte mit Ref. bin ich doch dann auch "grundständig", oder nicht..? Ansonsten machte das ja komplett keinen Sinn.


    Ratlos... :wacko: ( :?: )


    Mit abgeschlossenem 1. Staatsexamen für das entsprechende Lehramt (neuerdings wohl Master of Education) nimmst du am normalen Vergabeverfahren für Referendariatsplätze teil, mit 1. Staatsexamen und Referendariat bist du natürlich allen anderen Bewerbern, die diese Voraussetzungen erfüllen gleichgestellt (wenn du das mit "grundständig" meinst). Insofern wärest du nicht mehr auf irgendwelche Seiten-/Quereinsteiger-Programme angewiesen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Danke, Experte! DAS wollte ich wissen.... :D


    Weiß IRGENDWER :rolleyes: hier vielleicht darüber hinaus noch Näheres betreffs des erforderlichen Nachstudier-Pensums für den Master of Education? Ich erfülle mit meinen Studienscheinen für Deutsch wie für Religion eher schon den Über-Soll für die OBAS (lt. BR), allerdings muss ich speziell für Theologie wohl noch einiges nachlegen - da 2. Nebenfach damals beim Magisterabschluss (Nebenzweig christliche Gesellschaftslehre). Braucht man fürs Lehramt Reli wie damals Hebräisch???


    Heftigsten Dank für Information!


    (Bei der Uni Bochum versandete ein Anfrageversuch zunächst in einer 15-minütigen Warteschleife, daher setz ich zunächst mal noch auf dieses Sachverständigenforum... :thumbup: )

  • Hallo waldkauz,


    "b) ....... um die voraussichtlichen höheren Chancen auf Stelle."


    Die Auswahlkommission muss ggf. gerichtsverwertbar begründen können warum die Wahl auf einen Seiteneinsteiger und nicht auf einen mit am Ausschreibungsverfahren teilgenommenen "regulären" Lehrer (mit 2. Staatsexamen) gefallen ist. Reguläre Lehrer sollen /müssen vorrangig eingestellt werden. Lehrer mit Examen können gegen eine entsprechende Entscheidung einer Auswahlkommission klagen!



    "NUN MEINE FRAGE - Magisterabschluss ´91 mit Theologie als Drittfach, die ersten 2 Sem. auf Lehramt Sek. I/II und dann umgesattelt. Wäre es sinnig (und überhaupt möglich...?), nochmal einige Studiensemester fürs Lehramt draufzusatteln (unter Anrechnung des vorliegenden Abschlusses ) und anschließend ein ganz normales Ref. durchzuziehen? Denn ich hab ja schließlich noch gut 20 Jahre vor mir..."


    Würde ich an deiner Stelle auf jeden Fall versuchen! Vielleicht kannst du sogar an deiner jetzigen Schule bleiben ODER den Sprung an das Berufskolleg (TV-L 12 / TV-L 13) wagen?


    Noch Fragen ;)


    Textmarker

  • "" Vielleicht kannst du sogar an deiner jetzigen Schule bleiben "" - Hi Textmarker, erstmal vielen Dank für die Antwort!, aber ich denke, wenn ich nochmal das Lehramt "zu Ende" studiere, muss ich mich ja anschließend wie "normale" Reffis in DIE Schule begeben, die mir zugewiesen wird, oder sehe ich das unrichtig? Und anschließend müsste ich mich wie "normale" fertige Refs mit II. Staatsexamen auf Stellen bewerben, die denn da geboten werden. Genau hier schrecke ich "ein bisschen" !! :wacko: !! vor dem unkalkulierbaren Risiko zurück, nach dem ganzen Stress (und gut 4 Jahre würden für Lehramts"schlussstudium" plus Ref ja draufgehen, oder?) dann DOCH mit meiner Fächerkombi Deutsch/Reli keine Stelle zu finden. Berufskolleg: Du wirst lachen, ich hätte im vorigen Jahr sogar eine OBAS/wahlweise PEF-Stelle an einem Kolleg kriegen können, in dem ich fast ausschließlich den Förderjahrgang bekommen hätte (mir fehlt gerade der Fachausdruck - Schüler mit Hauptschulabschluss oder noch nicht mal). Das Kolleg liegt im sozialen Brennpunkt einer größeren Ruhrgebietsstadt ( 8) ;) ) und hat technischen Schwerpunkt. Und dann ich ausgerechnet mit meiner Schöngeistig-Fächerkombi Deutsch / RELI. Nach eingehender Beratung im näheren und ferneren (Fach)Umfeld habe ich (wenngleich schweren Herzens) abgesagt und es nicht bereut, da mir auf dem Kolleg auch die "Kleinen" fehlen würden :D :love: . Ich sehe mich auf der Realschule schon ideal aufgehoben, und meine jetzige ist von der Schülerklientel her noch vergleichsweise paradiesisch (ländlich-sittlich).


    DIE FRAGE ist also (und ich wäre RIESIG DANKBAR für Rat): Stressiger Weg zum II. Stx mit ungewisser Jobaussicht (bin dann ja schon über 50! 8o ) - - ODER relativ sichere (im MOMENT) Weitervertretung an der derzeitigen Idealschule (die auch noch fein nah liegt) mit der Möglichkeit, "irgendwann" fest reinzurutschen...?


    Meine Konrektorin wiederholte erst eben wieder, dass sie mit allen Mitteln versuchen wolle, mich langfristig an der Schule zu halten. ABER sie muss die nächste feste Stelle zwingend für Mathe und /oder Englisch ausschreiben, weil da bei uns ein Riesenloch klafft.


    MIST, wieso damals nicht Mathe studiert???????????????? :cursing: ?( ?(

  • Hallo waldkauz,


    ""Vielleicht kannst du sogar an deiner jetzigen Schule bleiben""


    Das macht natürlich keinen Sinn wenn du NICHT über OBAS in den "grundständigen" Lehrerberuf wechseln möchtest oder kannst.


    Ich hatte die alte Teilanerkennung im Hinterkopf. Diese wird übrigens nur noch bis Oktober 2011 ausgesprochen. Eingangsschluss wäre (wahrscheinlich) der 30.09.2011 ---> HEUTE!! <-- beim Dezernat 46 der BR-Düsseldorf.


    Von deinem Magister würde wahrscheinlich "nur" die Fachwissenschaft des 1. Faches (Deutsch) anerkannt. Den Rest, also die 2. Fachwissenschaft, 2* Fachdidaktik und EW müsstest du sowieso nachstudieren.


    Da du jetzt (wahrscheinlich) den Antrag nicht mehr stellen kannst würde ich an einer Stelle - um Zeit zu sparen - an den entsprechenden Unis abklären was dir von deinem Magister hochschulintern anerkannt werden könnte. Darauf aufbauend die Fächer Deutsch und Katholische Theologie auf Lehramt nachstudieren. Bedenke aber, dass die Lehrerausbildung auf Betchlor / Master umgestellt wird. Du musst dich also beeilen um noch in die auslaufenden Studiengänge hineinzukommen.


    Ob andererseits eine hochschulinterne Anerkennung des „alten“ Magister für das Betchlor / Master Studiums mit Abschluss „Master of Education“ möglich ist?


    Ein Studium anderer Fächer wäre natürlich möglich dauert aber auch entsprechend länger.


    In das Ref kommst du nach dem 1. Staatsexamen zu 99,99%. Eine Anstellung als "regulärer" Lehrer wirst du mit SICHERHEIT – auch ohne lange Wartzeiten - nach dem Ref bekommen! Notfalls über kurzfristigen Vertretungsunterricht oder mit der Bereitschaft zur Teilnahme an (fachfremden) Zertifikatskursen beim Antritt einer Stelle!


    Textmarker

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Textmarker (und Waldkauz)!

    Eine Anstellung als "regulärer" Lehrer wirst du mit SICHERHEIT – auch ohne lange Wartzeiten - nach dem Ref bekommen! Notfalls über kurzfristigen Vertretungsunterricht oder mit der Bereitschaft zur Teilnahme an (fachfremden) Zertifikatskursen beim Antritt einer Stelle!


    Textmarker

    Was soll der Quatsch? Woher nimmst du denn bitte diese Sicherheit?
    Abgesehen davon, dass ich es für reichlich unmöglich halte, die fehlenden Scheine und die Prüfungen innerhalb von 2 Jahren nachzumachen (4 Jahre minus Ref), sollte man auch realistisch und ehrlich sein:
    - wir bewegen uns nicht zum absoluten Lehrermangel hin
    - noch weniger mit Deutsch in der Kombi
    - bei schulscharfen Ausschreibungen (die Mehrheit in NRW) frage ich mich, was eine Schulleitung dazu bewegt, eine 50-55jährige einzustellen.


    Damit will ich nicht sagen, DASS ich keine 55jährige einstellen würde, sondern, dass es nicht unbedingt ein Plus auf dem Lebenslauf ist (wobei die Jahre Vertretung und gute Arbeitszeugnisse es durchaus aufwiegen können).


    waldkauz:
    du musst unbedingt so schnell wie möglich an die nächste Uni, weil meiner Meinung genau da der Hack sein wird. Je nach Anerkennungspraxis (und da kenne ich persönlich die zwei Extreme) kann sich dein Problem schnell lösen (Entgegenkommen und fast nur noch Fachdidaktik und Erziehungswissenschaften nachmachen müssen, was schon alleine genug wäre) oder erschweren (Feststellungsprüfung, kaum Anerkennung weil damals andere Prüfungsformen oder eine fehlende Hausarbeit usw..) Wie gesagt, ich kenne beide Extremen, es hängt also sehr stark von den jeweiligen Beratern bei den entsprechenden Fächern.


    Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg!


    Chili

    • Offizieller Beitrag

    bei schulscharfen Ausschreibungen (die Mehrheit in NRW) frage ich mich, was eine Schulleitung dazu bewegt, eine 50-55jährige einzustellen.


    Damit will ich nicht sagen, DASS ich keine 55jährige einstellen würde, sondern, dass es nicht unbedingt ein Plus auf dem Lebenslauf ist (wobei die Jahre Vertretung und gute Arbeitszeugnisse es durchaus aufwiegen können).


    vielleicht ist eine Lehrkraft in dem Alter besonders interessant, weil sie
    - persönlich gefestigter ist als manch junge Lehrerin
    - weniger Probleme mit ihrer Rolle als Lehrerin hat, weil sie nicht mehr gar so nah am Alter der Schüler ist
    - belastbarer ist
    - durch evtl. eigene Kinder erzieherische Kompetenzen erworben nhat, die man im Ref. nicht lernt
    - nicht mehr wegen Elternzeit ausfallen wird
    - keine eigenen kleinen Kinder betreuen muss
    - örtlich flexibler ist (s.o.)


    ??? nur mal so als Gedankenanregung ;)

  • Hi ihr 3, danke euch beiden für die Antworten. Gehe mit chilipaprika konform, genau aus dieser Realosicht schrecke ich ja auch letztlich vor einem neuerlichen (Schluss-)Studium sowie anschließendem Ref-(Psycho-)Stress nachhaltig zurück: Bin dann im günstigsten Fall 51. Und ganz neutral stelle ich (mir) die gleiche Frage wie chilipaprika: Jobaussichten in DIESEM Alter dürften mitnichten "exzellent" sein, ich schätze sie als "gegeben" ein, bringe allerdings noch nicht einmal die grundsätzlich äußerst sinnige "Mobilität" mit und will obendrein nur höchst ungern meinen Zweitjob aufgeben, den ich (fatalerweise) 1 zu 1 genauso gern mache wie meine Sek I-Schülerlein zu quälen. :cursing: :X: ZUDEM!! ist jetzt frisch vor zwei Tagen eine erneute Zwickmühle aufgetaucht, da völlig überraschend der Schulleiter meines vorherigen Gymis (also wo ich vor meiner jetzigen Realschule war) bei mir zu Hause anrief und mir eine superkomfortable einjährige Vertretungsstelle anbot (etwas mehr als halbe Stelle ausschließlich in meinem Neigungsfach Politik). "Anbieten" ist gelinde untertrieben, er redete um sein Leben. :thumbup: - das schmeichelt natürlich auch. Hab mich die halbe Nacht schlaflos hin und hergewälzt vor Entscheidungsnöten. Denn RS ist als Schulform zwar noch eher mein Ding (halt "real" - wir als Praktiker... 8) ), doch die Leitung dieser ansonsten SOOOO herzigen Schule ist eine explizite Naturkatastrophe. Nichts hat der (noch relativ neue frühere Hauptschul-)Chef "auf dem Schirm", verbaselt/ignoriert u.a. auch existenzwichtige(!) Verlängerungsfristen für seine Vertretungskräfte. Das erzeugt regelmäßig einen abartigen Stress, er lässt uns bittstellerisch vorsprechen und regelmäßig auflaufen, kriegt allgemein die Stundenplanung nicht auf die Reihe und überhaupt gar nichts geregelt, und das Kollegium schlägt nur noch entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. So. Das Gymi hingegen ist in jeder Hinsicht eine Traumschule, von Leitung, Schülern und Kollegium her. Langfristperspektiven würde ich mich hingegen eher an der RS ausrechnen - aber NICHT an dieser unter diesem Leiter (selbst die super-taffe 2. Konrektorin will nach 2 Jahren so schnell wie möglich wieder veduften und riet mir dasselbe, selbst wenn sie mich "am liebsten hier festbinden würde" (hört man ja auch mal gern).


    WAS MEINT IHR (alten Hasen): WÄRE ein dauerhaftes Setzen auf Vertretungsstellen (bin ja inzwischen flexibel :thumbup: ) letztlich zu tollkühn (da am idealsten mit meiner journalistischen Freiberuflichkeit zu kombinieren), oder treiben sich hier vielleicht noch andere herum mit "zwei Standbeinen"?


    Nochmal: Liebe zur Schule und zur Schreiberei ist absolut pari-pari.


    DANKE für Rat und evtl. weiterführende Tipps!!


    chilipaprika: Hinweis für Uni-scharfe Abklärung bzgl. Anerkennung von Scheinen war super, vielen Dank. Werde alsbald nach Bochum düsen, denn telefonisch ist ein No-Go :cursing: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: .

  • ob eine endlose verlängerung von vertretungsstellen möglich ist - ich habe gehört, nicht, dann gab es aber wieder schulen, wo der direx für einige vertretungskräfte immer wieder eine verlängerung gekriegt hat. aber mal im ernst -willst du jedes mal dieses zittern und bangen mitmachen, ob du wieder eine anschlussstelle kriegst? oder bist du finanziell nicht so drauf angewiesen und könntest dann journalistlisch mehr machen? dann würde ich auf das ref verzichten, denn das ist ein psycho-stress, den sich niemand antun muss. zumal in fortgeschrittenerm alter - da lässt man sich ungern wie ein azubi behandeln und glaub mir, das machen dir mit dir.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    einige Sachen fallen mir noch ein...


    Vertretungsketten:


    An den Schulen, wo ich bisher war, gab es immer Menschen, die aus welchen Gründen auch immer (die Meisten: Sek I-LehrerInnen, die doch am Gymnasium arbeiteten) seit 10-15 Jahren jedes Jahr neue Vertretungsverträge bekamen.
    Einige kriegten ab und zu die Schulferien nicht bezahlt und letztes Jahr bekam eine Kollegin plötzlich nur noch 10 Stunden statt wie gewohnt zwischen 15 und 20 STunden.
    Ich bin wesentlich jünger als du, frage mich aber des Öfteren, ob ich das Ref machen will. Abgesehen davon, dass man selbstverständlich auch Sinnvolles dort lernt, weiß ich, dass ich danach das Selbe verdiene und die Aussicht auf Planstellen ist nicht unbedingt die Beste. Da ich grundständige Lehrämtlerin bin, kann ich keinen OBAS machen (grrr...) und werde also in ein paar Monate hoffentlich ins Ref treten.


    Du musst dir also (meiner Meinung nach) folgende Fragen stellen:
    - wie sehr bin ich auf das Geld angewiesen?
    - Kann ich vielleicht 2-3 Monate auf 0 überbrücken? (auch notfalls jedes Jahr)
    - mit den Fächern, die du hast nicht ideal, andererseits hast du mittlerweile einige in der Tasche: kann ich es mir leisten, auch manchmal zu wenig Stunden zu haben?
    - bin ich bereit, den Journalismus aufzugeben?
    - kann ich beim Journalismus, immer wieder auf- und abstocken? (keine Ahnung, wo deine Branche ist)


    Als Referendarin würdest du den Kontakt zur journalistischen Branche zwar halten dürfen, aber Vollzeit und Begrenzungen der Nebenjobs machen es schwerer.



    Studium:


    Bereite dich bei deinem Besuch gut vor.
    Kannst du mit Studien- und Prüfungsordnungen gut umgehen?


    Ich empfehle dir, Folgendes zu machen. (So hat das bei mir wundervoll geklappt, aber es war nicht Bochum und der Mensch auf der anderen Seite war sowieso nett, wenn auch meine dezidierte Offenheit natürlich viel mitgespielt haben sollte).


    - die aktuellen Studienordnungen deiner Fächer nehmen. Da du mit einer möglichen Einstufung bis zb Fachsemester 5-7 rechnen könntest, auch die Studienordnungen der Studiengänge, die seit 4-6 Semester nicht mehr starten.
    - eine Auflistung aller deiner Scheine, die du für deine Abschlussprüfungen gebraucht hattest (und nachweisen kannst)
    - sowie eine Liste von Sachen, die du außerhalb der Uni gemacht hast, die du als anrechnungswürdig hieltest.


    Im Rahmen des Bologna-Prozesses (großes europäisches Projekt zur Vergleichbarkeit der Studienleistungen in Europa, gemeinhin als Bachelor-Master bekannt, aber viel mehr...) wurde auch die Lissabon-Convention unterschrieben.
    Laut der Lissabon-Convention bist nicht DU dafür verantwortlich zu zeigen, dass deine Scheine anerkennungswürdig sind, sondern die Uni dafür zu beweisen, dass sie es nicht sind. Da die Unis aus Menschen besteht, ist klar, dass sie nicht ihre Denkweise aufgegeben haben, aber trotzdem...


    Anhand der aktuellen Studienordnungen weißt du, WAS "heute" gewünscht ist.
    Du ordnest grob deine alten Scheine in die neuen Module (auch die Vorlesungen, die du besucht hast [yeah, viel Glück!]) und guckst, ob du einige Sachen nicht schon kannst. (Tut mir leid, aber wenn man sich für den Unterricht in Themen eingearbeitet hat, dann kann man die auch zum Teil angeben).
    Wenn du dir zutraust, bietest du eine Feststellungsprüfung an (dass du zb eine mündliche Prüfung machst, um zu beweisen, dass du höher eingestuft wirst, weil du schliesslich durch Lebenserfahrung, Berufserfahrung usw viel mehr kannst).


    Ich befürchte, man wird dir zu wenig anrechnen, als es sich für ein zügiges Studium lohnen würde, aber du musst das Beste rausschlagen.
    bei mir hat es wie gesagt geklappt (Angebot der Feststellungsprüfung wurde aber ausgeschlagen) und ich musste wenig nachmachen.
    Offensiv aber höflich auftreten. Die uni hat selbstverständlich immer Recht, aber du weiß, was du willst und was du kannst ;)


    Viel Erfolg!


    Chili

  • Zitat

    ... seit 10-15 Jahren jedes Jahr neue Vertretungsverträge bekamen.
    Einige kriegten ab und zu die Schulferien nicht bezahlt und letztes Jahr bekam eine Kollegin plötzlich nur noch 10 Stunden statt wie gewohnt zwischen 15 und 20 STunden.





    Hi chilipaprika, ja, kenne ich auch viele von. Also mit diesen Schwankungen könnte ich problemlos umgehen: Beim aktuellen Stand meiner Freiberuflichkeit genügen mir (vor allem am Gym - TVL 12!) schon 10 Stunden, um problemlos meinen Lebensstandard halten zu können. (Ich bin sehr bedürfnislos, habe weder Kinder noch pflegebedürftige Eltern zu versorgen und insbesondere ALS ULTIMATIVEN VERSORGUNGSJOKER :thumbup: einen besserverdienenden Elektroingenieur an meiner Seite, der uns mit seinem feinen Tarifgehalt problemlos beide durchfüttern kann. Insofern eine recht komfortable Ausgangsposition, das weiß ich selbst auch zu schätzen.) Ab 2013 werde ich komplett schmerzfrei sein, dann ist meine ETW abbezahlt (derzeit deckt die Miete bereits einen Großteil der Restbelastung). Ab dann könnte ich theoretisch allein durch die Schreiberei leben. Will ich aber nicht, denn freiberuflicher Journalismus ist streckenweise ein recht einsames Geschäft, und vor allem ist Schule wirklich schwer mein Ding - VIELLEICHT GERADE deshalb, weil ich nicht existenziell drauf angewiesen bin, und läuft´s mal sche..., zieht mich der Zweitjob hoch und umgekehrt.


    chilipaprika: Den Journalismus aufgeben - kann ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, da müsste schon die Super-Chance an der Schule winken - wie eine Festanstellung an dem Gymi, das mich jetzt wieder haben will. Zeitung war ja mal mein Traumberuf, und ich bin (ohne Strunz) wirklich supergut darin, da macht mir keiner mehr was vor. Der Gym-Leiter will mich u. a. deshalb wieder so dringend haben (sagt er ganz offen), weil ich ihm in der letzten Vertretungsstaffel die komplette Schul-Pressearbeit gemacht habe und die Lokal-Journaille meine Artikel wörtlich übernahm - das ist natürlich prima PR für Schule, der Wettbewerb um die Schüler wird ja immer härter). Groteskerweise hat weder an diesem Gymnasium noch an meiner aktuellen Realschule jemals irgendwer einen UB bei mir gemacht, sie loben mir trotzdem über den grünen Klee. Zeigt mir, dass es offenbar wie im Arbeitsleben generell eben noch auf weitere "skills" ankommt. Die berühmte "Persönlichkeit" zum Beispiel. Ich verstehe mich deshalb eher (mit Demut und Respekt gegenüber voll ausgebildeten Lehrern) als Nischenprogramm, wie viele Seiteneinsteiger wurde ich vor eineinhalb Jahren einfach einer Schulklasse "zum Fraß vorgeworfen" :D mit der Aufforderung: "Machen Sie mal." :wacko: Man macht dann, und es klappt oder nicht. In meinem Fall klappte es - und zwar so gut wie nie zuvor erträumt. Hätte es NICHT geklappt, wäre ich aber auch nach zwei Wochen definitiv wieder weg gewesen!!!!!! (Die Psycho-Hölle von meinem letzten Arbeitgeber muss ich mir nicht erneut antun, es reicht wirklich.)


    So, war jetzt lang, reicht damit auch.


    Zu Deinen Bedenken, Sonnenkönigin: Ich lese deine Beiträge seit eineinhalb Jahren und sehe bestimmte Parallelen. Ich könnte mir ebenfalls tatsächlich kaum vorstellen, mich wieder wie eine 17-jährige Azubi im ersten Lehrjahr abkanzeln zu lassen - ich kenne aus meinem Umfeld leider haufenweise Reffis, die genau das erlebt haben, auch mein eigener Schwager zählt dazu, der vor drei Jahren nach der alten OVP-B den Seiteneinsteig als Masch-Bauer an einem Berufskolleg durchzog und DEN TOTALSTRESS hatte. An unserer Realschule haben wir gerade eine sehr nette und wirklich taffe Kollegin bekommen (20 Jahre jünger als ich), die offen sagt, ihr Ref habe sie an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben, aufgrund der psychischen Schikane, die nicht ihre Leistung, sondern ihre Person in Gänze in Frage stellte. O-Ton dieser Kollegin (die sich jetzt trotz vollen Deputats und Klassenleitung einer 32er 5er-Bande "wie im Paradies" fühlt): "Hätte ich das vorher so gewusst, ich hätte trotz der überschaubaren zwei Jahre nie mit dem Lehramtsstudium angefangen." Das gibt mir zu denken.


    Sonnenkönigin: Ich werde wohl eher (nach deinem Vorbild :D ) mit den Vertretungsstellen als Basis weiter versuchen, in den normalen Seiteneinstieg zu kommen - in die Sek. I. und NUR MIT PEF!!!


    chilipaprika: Nachstudieren - das wird tatsächlich eine immer geringere Option: Meine Studienordnung von damals (1991) existiert nach meiner Befürchtung höchstens noch in den Archiven der RUB, und ich befürchte ebenso wie du, dass mit einer "großzügigen" Anerkennung spätestens bei meinem Zweitfach Schicht im Schacht sein dürfte. Habe Religion als zweites Nebenfach ja damals nur mit dem Schmalspurzweig christliche Gesellschaftslehre abgeschlossen, und ich kann mir im Leben nicht vorstellen, dass das für eine Nachstudierzeit von max. 2 Jahren reicht. Und eine PRÜFUNG, was ich jetzt noch kann!!!! - du liebes bisschen, ich fürchte.... ?( ?( ?( (dat is ja 20 Jahre her...!!!)


    Werde trotzdem mal mit allem Sermon nach Bochum fahren, ich hab´s dann wenigstens versucht. An wende wende ich mich denn da, chili - an die zentrale Studienberatung (mit ihren Schmalspuröffnungszeiten??? ?( )


    Danke für die aufschlussreichen Posts!!!

    • Offizieller Beitrag

    Sowas hatte ich vermutet.


    So gerne ich studiert habe (und immer noch nebenbei an der Uni weile...):
    mit fast bezahlter Immobilie, keinen hohen Lebenshaltungskosten, einen anderen Hauptverdiener im Haushalt, der Lücken auffangen kann und einer besonderen "Begabung" bzw. gutem Niveau und Kontakten in deinem Erstberuf, würde ICH mir kein Studium und Ref antun. Mache schöne Vertretungen, lasse dich ruhig auf fachfremden Unterricht hier und da ein, sammle Arbeitszeugnisse ein...


    So würde ICH es zumindest machen. Studium und Ref sind auch finanziell eine Lücke und mit gutem "erstem" Standbein finde ICH die Lösung Vertretungsverträge genial.
    An dem ersten Standbein scheitert es leider bei mir :(


    Chili

  • :D Liebe chilipaprika: Vielen Dank für dein aufbauendes Posting!!! Damit hast du mir jetzt so richtig den ohnehin schon wonnigen Tag noch mal versüßt!!!! :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    - (...klar sieht man sich am liebsten mit seiner Wunschkonstellation bestätigt - - mir funkt nur immer wieder hartnäckig ein übertriebenes Sicherheitsdenken dazwischen, vor allem, weil hier im Forum die Möglichkeit Vertretungsstelle grundsätzlich als Option für den Übergang gehandelt wird. Das kann ich bei den meisten auch verstehen, denn mit Mitte 30 oder noch jünger hätte ich darüber bestimmt auch noch anders gedacht...)


    ... aber chili, ein zweites Standbein lässt sich anderseits auch anderweitig noch schaffen, oder meinst du nicht? Ich glaube, die allermeisten Menschen haben eine ganze Palette von Fähigkeiten (und Berufungen :rolleyes: ), die sie bisher gar nicht "abgerufen" haben, die sich aber prima für einen bislang ganz "artfremden" Beruf verwenden lassen. Ich sehe darin ein Stück weit die Neugier und die Experimentierfreude (und natürlich Mut), seine eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren - naturgemäß begrenzt durch materielle Zwänge und familiäre Verpflichtungen, was ich wiederum sehr bedauerlich finde.


    Die Möglichkeit, fachfremd zu unterrichten (die entsprechende Not der Schulen kann man bejammern, es ist aber nun mal derzeit, wie es ist), habe ich bisher immer bewusst und gern ergriffen. Wurde von meiner jetztigen Schule frisch zum Start in drei Zehner ;( :pinch: :evil: -klassen Geschichte geschmissen (die wollte niemand aus dem Kollegium übernehmen, daher blieben die für "die Neue" übrig...) dabei hatte ich meine letzte Geschichtsstunde in Klasse 13 genossen und war den jeweiligen Cracks in der Klasse am Anfang immer haarscharf um ein paar Seiten voraus - - musste auch einige Male bluffen, hat aber niemand von den Schülern gemerkt. Ich habe sie (teils aus der Not heraus, teils aus Überzeugung) gaaanz viel selber machen lassen und dabei sogar selbst noch n bisschen was gelernt (von den Cracks eben). Vor allem weiß ich jetzt, in welchem Tempo sich brach liegendes Wissen reaktivieren lässt, wenn man es reaktivieren MUSS.


    Solche Notlösungen sollten natürlich nicht der Normalzustand sein, sind aber in der Sek I (so wie ich es erlebe) offenbar gang und gäbe. Jedenfalls im Realschulbereich und in der Hauptschule sowieso.


    Die 10er-Geschichtskurse waren am Ende meine Lieblingsstunden. ;)


    Und nein, ich habe die Kids NICHT als Experimentierfeld missbraucht. ;) ;) ;)

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