Süßes als Kennenlerngeschenk

  • Hallo


    Ich beginne in Kürze meine Tätigkeit als Fremdsprachenassistent im Ausland.
    Heute habe ich mir zwei große Kübel Fruchtgummi gekauft, wovon jeder 100 kleinverpackte Tüten enthält.


    Ich möchte zu Beginn nämlich in jeder Klasse, in der ich tätig sein werden, den Schülern jeweils ein so ein Tütchen geben (in Verbindung mit dem Basteln von Namenskärtchen).
    Als ich dann nach Hause kam, fing ich an, über diesen Spontankauf zu grübeln. Sind diese "Vorschusslorbeeren" wirklich sinnvoll?


    Meine Antwort darauf wäre: Solche kleinen Geschenke kommen bei Schülern doch immer gut an, sie sind eine Art Eisbrecher und letztlich gehören sie auch zur deutschen Kultur (es handelt sich offensichtlich um einen deutschen Hersteller ;) ). Wie seht ihr das?


    Liebe Grüße,
    Josh

  • Eigentlich finde ich es nicht passend, gleich mit einem Geschenk einzusteigen. Wie alt sind die Schüler in etwa und wie viel Kontakt wirst du mit ihnen haben? Was machst du in deiner Tätigkeit konkret?


    Falls Geschenk, finde ich Süßigkeiten grundsätzlich problematisch. Es könnte Schüler geben, die nichts Süßes essen dürfen/wollen oder die aus religiösen Gründen nichts essen, was Gelatine enthält. Da fände ich bunt gemusterte Bleistifte oder so was besser.

  • Ich befürchte aber, 180-200 Schüler zu haben, da ist es schwierig, etwas zu schenken. (finanziell einfach unmöglich)
    Ich stehe voraussichtlich in jeder Klasse eine Stunde pro Woche, meine Aufgaben liegen sind die Heranführung zur Kommunikation und die Vermittlung landeskundlicher Inhalte.


    Die Schüler sind aber schon älter, also zwischen 15 und 19. An die enthaltene Gelatine habe ich nun nicht gedacht... :wacko:

  • Also ich finde die Idee gut. Ich bin der Meinung, dass man sich gerade bei Erwachsenen Schülern nicht über jeden "Pups" Gedanken machen muss. Ich finde es eine nette Geste von dir und ich bin mir sicher, dass sich die Schüler freuen werden. Sollte ein muslimisch streng gläubiger Schüler dabei sein, wird der sich sicherlich nicht durch ein Geschenk persönlich angegriffen fühlen.

  • Also wenn ich im Ausland war kam ein Buch über meine Stadt immer gut an. Vor allem wenn du landeskundliche Inhalte vermitteln sollst, wäre das ein Einstieg mit deiner Heimat anzufangen.
    Da reicht ja eins und man überlässt eben später der einen Klasse in der man ist oder gibt es in die Bibliothek der Schule.


    Ich denke aber das Süßigkeiten immer gut ankommen und das die Wahrscheinlichkeit (je nach Land) doch eher gering ist, dass ein Kind keine Süßigkeiten essen darf :)


    Gruß Enachen

  • Sollte ein muslimisch streng gläubiger Schüler dabei sein, wird der sich sicherlich nicht durch ein Geschenk persönlich angegriffen fühlen.


    So eine Denkweise finde ich problematisch. Gerade muslimische Schüler machen sehr oft die Erfahrung, dass Gummibärchen verteilt werden. Zumindest als ich im Referendariat war, hat es meine muslimischen Schüler sehr gestört: "Schon wieder ein Geschenk, von dem ich nichts habe." Gegenständliches hingegen kam immer gut an, es zählt die Geste.


    Außerdem möchte ich daran erinnern, dass es auch Schüler gibt, die aus gesundheitlichen Gründen bestimmte Dinge nicht essen dürfen. So selten ist dieses Problem nicht, so dass ich grundsätzlich nichts Essbares schenken würde. Es gibt Schüler, die verschweigen, dass sie eigentlich nichts Süßes essen dürfen...

  • Zitat

    Es gibt Schüler, die verschweigen, dass sie eigentlich nichts Süßes essen dürfen...

    Genau das hatten wir vor zwei Jahren an unserer Schule... inklusive anaphylaktischem Schock und Notarzteinsatz...
    Seitdem darf nichts Essbares mehr verteilt werden.
    Deine Schüler sind natürlich älter und da kann man schon davon ausgehen, dass sie wissen, was sie essen können und sich auch daran halten.
    Trotzdem würde ich dieses Weingummi nicht direkt am ersten Tag verschenken... einfach weil du die Schüler noch nicht kennst und nicht einschätzen kannst.
    Wenn du merkst, dass es geht, dann kannst du das Weingummi ja zum Schuljahresende mit den Zeugnissen verteilen... ;)

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Danke für eure bisherigen Antworten, finde die unterschiedlichen Perspektiven sehr interessant.

    Also wenn ich im Ausland war kam ein Buch über meine Stadt immer gut an. Vor allem wenn du landeskundliche Inhalte vermitteln sollst, wäre das ein Einstieg mit deiner Heimat anzufangen.
    Da reicht ja eins und man überlässt eben später der einen Klasse in der man ist oder gibt es in die Bibliothek der Schule.

    Dazu möchte ich sagen, dass ich diese Aufgabe sehr ernst nehme und mich auch schon dementsprechend vorbereitet habe.
    Der Weingummi soll ja nur einen Teil der Stunde darstellen (am besten das Ende).


    Ich habe auch schon landeskundliches Material meiner Heimat angefordert und gesammelt, insofern habe ich genug zu zeigen.
    Wobei ich weniger ein Anhänger von einer Stunde à la "Ich bin euer Fremdsprachenassistent und rede jetzt nun eine Stunde nur über mich und meine Heimat, über die ihr mir Fragen stellen sollt". Das finde ich furchtbar aufgezwungen (habe dies damals selbst als Schüler erlebt) und absolut lehrerzentriert.


    Die Süßigkeit wäre eben nur ein Zeichen meiner Wertschätzung, diese Möglichkeit zu haben und eine kleine Aufmerksamkeit, die finanziell im Rahmen des Möglichen liegt.

    • Offizieller Beitrag

    ein Zeichen deiner Wertschätzung den Schülern gegenüber?
    So ganz will mir das nicht in den Kopf, auf mich wirkt es eher wie eine Bestechung zu Beginn deiner Amtszeit. ;)


    Ich würde das wenn, dann thematisch in den Unterricht einpassen. Bei Gummibärchen fällt mir gerade dazu nicht wirklich was ein ?(
    Vielleicht lieber zur Adventszeit Spekulatius mitbringen? Oder noch besser: mit den Schülern deutsche Weihnachtsplätzchen backen? ;)

  • Hallo Josh,


    viele der angestellten Überlegungen wären mir zu politisch korrekt. Gelantine, Zucker, Religion. Das wäre mir in dem Fall echt egal. Es ist eine Geste, mehr nicht. Ob ich sie gleich zu Beginn einplanen würde. Vermutlich eher nicht. Ich war auch Fremdsprachenassistentin (vor einer Ewigkeit allerdings) - und der Erstkontakt mit den Schülern war damals eher nicht nach Geschenken, weil durchaus frostig oder einfach nur gelangweilt. Aber das kann bei Dir ja ganz anders laufen. Ob es passt, würde ich vor Ort entscheiden in der konkreten Situation. Wenn nicht gleich zu Beginn, dann passt es ein anderes Mal. Und wenn dir gar nicht danach ist, dann isst Du sie halt selbst. Aber nicht alle auf einmal, s.o.!


    Ich nehme Gummibärchen oder Maoam immer wieder mal zur Gruppenbildung, dann entscheidet die Farbe des Gummibärchens über die Gruppenzugehörigkeit oder die Gruppenrolle. Vielleicht ist es in einer solchen Situation ein entspanntes Beiwerk. In jedem Fall viel Freude als Fremdsprachenassistent! Grisuline

  • ein Zeichen deiner Wertschätzung den Schülern gegenüber?
    So ganz will mir das nicht in den Kopf, auf mich wirkt es eher wie eine Bestechung zu Beginn deiner Amtszeit. ;)

    Komischerweise hat mir das ein Nichtlehrer auch sofort an den Kopf geworfen, als ich ihm erzählte, für wen der Fruchtgummi sei.
    Das hat mich auch indirekt dazu veranlasst, dieses Thema zu erstellen.


    Aber ich sehe das wie Grisuline und andere hier - es ist nur eine Geste.
    Ich bringe meiner Tutorin z.B. auch etwas Süßes mit (das natürlich etwas anspruchsvoller ausfällt) - aber eben nicht, weil ich sie bestechen möchte (wozu auch?), sondern weil ich jemanden ungern mit leeren Händen empfange und auch gerne anderen eine kleine Freunde bereite. :rolleyes:


    Grisuline, ich finde du hast vollkommen Recht, was letztlich die konkrete Umsetzung betrifft. Es hat natürlich keinen Sinn, das den Schülern aufzuzwingen, vor allem wenn sie in der Stunde mehr gestört haben als einem lieb ist. Aber es ist zumindest eine Idee, mal schauen, was sich ergibt. Und danke für die Wünsche! :)

  • Ich habe auch schon landeskundliches Material meiner Heimat angefordert und gesammelt, insofern habe ich genug zu zeigen.
    Wobei ich weniger ein Anhänger von einer Stunde à la "Ich bin euer Fremdsprachenassistent und rede jetzt nun eine Stunde nur über mich und meine Heimat, über die ihr mir Fragen stellen sollt". Das finde ich furchtbar aufgezwungen (habe dies damals selbst als Schüler erlebt) und absolut lehrerzentriert.

    Josh
    Entschuldige wenn das falsch rüber kam. Ich bin sicher das du den Job ernst nimmst und gut vorbereitet bist. Auch ich finde eine wie oben von dir beschriebene Stunde furchtbar - so war das keinesfalls gemeint. Es sollte eigentlich nur eine Alternative zu Süßigkeiten sein, die am Ende evtl nicht alle essen dürfen/wollen.
    Wenn ich solches Material aus meiner Heimat mitgebracht habe dann immer nur zum Anschauen auf freiwilliger Basis und nicht um daraus eine "Ich bin da - freut euch" - Stunde zu machen. Da gibt es sicher sinnvollere Alternativen für den Unterricht ;)

  • Josh
    Entschuldige wenn das falsch rüber kam. Ich bin sicher das du den Job ernst nimmst und gut vorbereitet bist. Auch ich finde eine wie oben von dir beschriebene Stunde furchtbar - so war das keinesfalls gemeint. Es sollte eigentlich nur eine Alternative zu Süßigkeiten sein, die am Ende evtl nicht alle essen dürfen/wollen.
    Wenn ich solches Material aus meiner Heimat mitgebracht habe dann immer nur zum Anschauen auf freiwilliger Basis und nicht um daraus eine "Ich bin da - freut euch" - Stunde zu machen. Da gibt es sicher sinnvollere Alternativen für den Unterricht ;)

    Entschuldige, so habe ich das nicht gemeint, ich habe das auch nicht böse aufgefasst. :D


    Mir fiel das nur gerade als abschreckendes Beispiel ein. Ich bin aber ohnehin am Überlegen, wie ich diese Vorstellungsstunden gewinnbringend gestalten kann.
    Ich glaube, das ist sehr schwierig, weil man dann mit so vielen Faktoren konfrontiert wird, die einem bis dato unbekannt sind.

  • Ich stimme den "Warnern" zu, am ersten Tag würde ich solche Geschenke auch nicht mitbringen. Du kennst die Schüler und die Gepflogenheiten an der Schule doch gar nicht!
    Wenn man es später mal in eine Stunde einbaut, dann ist es OK. Ich bringe manchmal etwas Essbares aus GB mit ( habe z.B. schon mal Orangemarmelade "ausgeschenkt" und Vinegar Crisps verteilt), und setze es dann ein, wenn es in den Unterricht passt.


    Auch in meiner eigenen Klasse verteile ich nur an Nikolaus kleine Billig-Weihnachtsmänner und zu Ostern kleine Billig-Ostereier. Ansonsten bin ich natürlich immer auf der Suche nach anderen Kleinigkeiten und habe manchmal den Feiertags-Süßmampf ersetzt durch kostenlose Lesezeichen aus der Buchhandlung o.Ä. Auch deutsche Stundenpläne liegen manchmal noch packenweise herum, z.B. an Supermarktkassen. Das wäre ein klitzekleines Geschenk, das alle Schüler benutzen könnten und das man im Unterricht ständig einbauen kann. Schulbuchverlage bieten solchen kostenlosen Krams auch an, außerdem häufig noch kleine Landkarten (auch für DaF) usw.

  • Ich würde das wenn, dann thematisch in den Unterricht einpassen. Bei Gummibärchen fällt mir gerade dazu nicht wirklich was ein ?(
    Vielleicht lieber zur Adventszeit Spekulatius mitbringen? Oder noch besser: mit den Schülern deutsche Weihnachtsplätzchen backen? ;)


    Gummibärchen sind eine deutsche Erfindung, insofern gibt es durchaus einen landeskundlichen Bezug, den man explizit machen kann – allerdings vielleicht wirklich nicht in der ersten Std.

    • Offizieller Beitrag

    ich meinte das Thema "Bestechung" auch weniger aus rechtlicher, denn vielmehr aus persönlicher Perspektive.
    Wenn mir ein Lehrer gleich zu Beginn Süßes mitgebracht hätte, einfach als Willkommensgeschenk, hätte das bei mir immer den Eindruck erweckt:
    der hat Bammel vor seinen Schülern und will sie sich gewogen machen.


    Kein guter Start.


    Aber anscheinend sehe ich das als Einzige so :S


    Gummibärchen als deutsche Erfindung sollten dann aber auch einen Unterrichtsbezug haben.
    "Hallo, ich bin Deutscher, und wir haben die Gummibärchen erfunden, da habt ihr mal welche" -- wäre mir ein bisschen zu dürftig. (s.o.)
    da gibt es noch eine ganze Reihe anderer Dinge/Erfindungen, die typisch deutsch sind. Warum keinne Otto-Motor anschleppen ? *halbscherzhaft*
    Die Idee mit den Stundenplänen finde ich da als Einstieg wesentlich sinnvoller.

  • Ich schrieb ja gerade, dass es einen landeskundlichen Zusammenhang gibt, den man in einem wie auch immer gearteten Unterricht ggf. explizieren könnte. Das von dir genannte Beispiel ist in der Tat platt, aber so würde ja auch kein Fremdsprachenlehrer vorgehen – insofern ist die Schelte hier nicht angemessen. Ich skizziere hier selbstredend keine fiktiven Unterrichtsreihe, ich habe gelegentlich auch noch anderes zu tun. Ich denke aber in jedem Fall, dass es möglich wäre. Die höhere unterrichtlich-landeskundliche Dignität der Weihnachtsplätzchen erschließt sich mir nicht. Der Einstieg "Hallo, ich bin ein Deutscher und bei uns gibt's zu Weihnachten Plätzchen" scheint mir jedenfalls nicht wesentlich gehaltvoller.

    2 Mal editiert, zuletzt von philosophus ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Der Einstieg "Hallo, ich bin ein Deutscher und bei uns gibt's zu Weihnachten Plätzchen" scheint mir jedenfalls nicht wesentlich gehaltvoller.


    :D davon war auch nicht die Rede. Ich würde das Thema "Einstieg in meinen Unterricht" überhaupt nicht mit "Lockmitteln" kombinieren.Es ging mir also nicht um "Gummibärchen vs. andere Süßiglkeiten", sondern darum, dass ich wie oben bereits erläutert, Geschenke als allerersten Unterrichtseinstieg ungeschickt finde.
    Dass man in der Adventszeit kulinarische Traditionen thematisieren kann, dürfte jetzt nicht sonderlich überraschen -- egal, wieviel man sonst noch zu tun hat ;)

  • You all made my day. Ich sitze hier prustend und lachend. Entschuldigung :P


    Um auch etwas sinnvolles beizutragen, habe ich auch schon mal Süßigkeiten im Unterricht verbaut: The big Smartie Secret genannt.
    Zur ersten Schulstunde in der Mittelstufe habe ich eine Box mit vielen bunten Smarties herumgehen lassen. Jeder durfte sich soviel nehmen wie er wollte, aber eben auch nur so viel, dass jeder Schüler auch welche abbekam. Natürlich habe ich strategisch auch so geplant, dass niemand sich mehr als 10 nehmen konnte vor Gier.


    Den Schülern habe ich aber vorher nicht gesagt, warum und wieviel und weshalb. Sie sollten die Smarties vor sich auf den Tisch legen.
    Am Ende, als jeder welche hatte, wurde das Geheimnis gelüftet: nach Anzahl der Smarties musste man ebenso viele Informationen über sich den anderen erzählen. Und dann durfte man die Dinger essen.
    Funktioniert natürlich nur bei Klassen, die sich untereinander noch nicht kennen.



    Ansonsten mache ich es bei mir im Fremdsprachenunterricht in den höheren Klassen auch so, dass, wer Deutsch spricht statt Englisch - dazu geht eine German Box herum, wer sie als letzter am Ende der Stunde in Besitz hat, ist dran - zur nächsten Stunde etwas machen muss. Entweder ein Lied singen oder Plätzchen mitbringen. Viele entscheiden sich dann für Plätzchen oder einen kleinen Kuchen (ja, geht natürlich auch gekauftes, Prinzenrolle etc.), den wir dann VOR Beginn der nächsten Stunde essen. Nicht im Unterricht. Aber es sorgt für eine gutes Klassenklima, man kann sich ungezwungen dabei unterhalten, etwas erzählen und manche, die es nicht schaffen, zu frühstücken, kommen dann zu einer Mahlzeit :)
    Ich habe meine Klasse auch gefragt, ob sie dass so in Ordnung finden, ob jemand damit Probleme hat? Und wie gesagt, es muss nichts gebacken werden oder ein großer finanzieller Aufwand betrieben werden, aber es ist eine nette Geste. Aber natürlich ist es auch so, dass trotzdem versucht wird, der bösen German Box zu entkommen. Ein gutes Erziehungsmittel, denn um die Box loszuwerden vor dem Ende der Stunde, muss ich aufpassen, ob jemanden anders Deutsch spricht. Und natürlich passen alle auf, dass ihnen selbst nichts rausrutscht. Ein Heidenspaß.

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