Aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie direkt auf Klassenfahrt... ?

  • Einer meiner Schüler ist seit Beginn der Sommerferien stationär in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
    Finde ich prinzipiell gut, er braucht viel Hilfe in diesem Bereich.
    Nun habe ich eine Mail von den Eltern bekommen, dass der Knabe Freitag entlassen wird und am Montag dann pünktlich zur Abfahrt zur Klassenfahrt an der Schule sein wird.
    Mir ist nicht ganz wohl dabei.
    Er war ja vorher nicht gerade das Kind, das sich an Regeln halten konnte oder verträglich mit seinen Mitschülern war... sondern in allen Punkten ein sehr extremes Kind...
    Will sagen... ich weiß nicht, ob ich die Verantwortung übernehmen kann... ich weiß ja gar nicht, wie er sich jetzt verhält, wie er jetzt mit seinen Mitschülern klar kommt...
    Ich habe versucht, mit den Therapeuten zu sprechen... aber die dürfen ja nicht mit mir sprechen. Der Lehrer der Schule dort hielt sich auch bedeckt und sagte nicht. Die Eltern können fast kein Deutsch, da kommen auch keine Infos.
    Hattet ihr schon mal einen Schüler in einer solchen Einrichtung?
    Gab es da einen Bericht? Oder Gespräche mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie?
    Wie haben die Kinder sich nach ihrem Aufenthalt dort wieder in die Klasse eingegliedert?
    Würdet ihr den Knaben direkt mit auf Klassenfahrt nehmen?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Zitat

    Wenn Du Zweifel hast, kannst Du ihn vom Amtsarzt begutachten lassen, der wird dann ein Attest von Therapeuten anfordern.

    Dafür dürfte evtl. die Zeit nicht reichen.


    Wenn ich Dich richtig verstehe, möchtest Du das Kind nicht mitnehmen. Dann lass es. Es gibt schließlich mehr als einen Grund, der eindeutig dagegen spricht:


    (1.) Das Kind war schon vor der Therapie schwierig, das Risiko für Dich ist daher grundsätzlich schwer einzuschätzen.
    (2.) Du hast keine Chance, Dir ein Bild vom Zustand des Kindes nach der Therapie und vor Beginn der Klassenfahrt zu machen, Du hast aber auch keinerlei Zusicherung, dass das Kind fit für eine Klassenfahrt ist (nicht jeder, der nach einem Beinbruch wieder laufen kann, sollte deshalb gleich einen Hürdenlauf machen, ums mal bildlich zu sagen.)
    (3.) Du bist automatisch verpflichtet, auf der Klassenfahrt besonders auf das Kind zu achten, auch wenn dies niemand sagt. Sollte es Probleme geben, wird man Dir immer vorhalten können, gewusst zu haben, worauf Du Dich einlässt - schließlich "war das Kind doch gerade erst in Behandlung, da war doch klar, dass nicht alles top läuft." Das halte ich für eine ziemliche Zumutung.
    (4.) Stellt sich auch für das Kind die Frage, ob es Sinn macht, gleich in eine Ausnahmesituation zu springen.


    Ich würde meinem Schulleiter den Fall schildern und ihm klar sagen, dass ich das Kind nicht mitnehme. Dann kann man gemeinsam überlegen, wie man die Sache schonend kommuniziert.

  • (4.) Stellt sich auch für das Kind die Frage, ob es Sinn macht, gleich in eine Ausnahmesituation zu springen.

    Es kann natürlich sein, dass sich das Kind auf die Klassenfahrt freut und extra früher entlassen wurde, damit es wieder im Klassenverbund daran teilnehmen kann. Und dann wird ihm morgen evtl. gesagt, dass er nicht mitfahren darf.....


    Aufgrund der Kürze der Zeit und der unzureichenden Kommunikation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie (solange die keine Schweigepflichtentbindnug der Eltern haben, dürfen die dir absolut gar nichts erzählen) würde ich allerdings auch dazu raten, das Kind zuhause zu lassen bzw. in der kommenden Woche in eine andere Klasse zu schicken.
    Du kennst die momentane Verfassung nicht, und du kannst dich auch nicht im Einzelfall so intensiv darum kümmern, wie es evtl. erforderlich sein könnte.....


    Ich würde zügig mit dem Schulleiter Rücksprache halten und dann spätestens morgen die Eltern anrufen.....

  • Ich habe es mit der Schulleitung versucht zu besprechen.
    Problem ist: Schulleitung sagt... natürlich fährt er mit.
    Inklusion ist das neue Schlagwort... und da gerade zeigt es sich, ob wir es ernst damit meinen.
    Ich meine... noch machen wir keine Inklusion an unserer Schule, aber Schulleitung fährt im Moment voll darauf ab und will es unbedingt möglichst bald einführen.
    Und fängt schon mal an, die Kinder mit egalwelchen Problemen als Kinder der Inklusion anzusehen.
    Und wenn ich sage, ich bin da unsicher, traue mir das nicht zu... und zähle all die Punkte auf, die hier auch erwähnt wurden, dann findet Schulleitung, ich drücke mich und will es mir unbedingt leicht machen und den Problemen aus dem Weg gehen.


    Es handelt sich übrigens nicht um den nächsten Montag, sondern ich hab noch zwei Wochen Zeit. Aber Entlassungstag ist eben der Freitag vor dem Klassenfahrtsmontag. Extra, damit der Junge auch mitfahren kann.
    Eltern haben auch schon die Klassenfahrt bezahlt. Für sie ist klar, der Knabe fährt mit.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Für mich hat dein Problem zwei Seiten:


    Du bist verantwortlich für das Kind - falls etwas passiert, hältst du den Kopf hin.


    Aus der Sicht des Kindes/der Eltern: Das Kind ist eh wahrscheinlich schon in einer Sonderrolle. Wenn es nicht zur Klassenfahrt mitfährt, fehlt ihm die Gemeinschaftserfahrung. Es hat sich vielleicht in der Therapie so gefestigt, dass es klar kommt, verdient eine Chance.



    Ich würde wahrscheinlich mit den Eltern ein Gespräch führen, um genau dieses Problem deutlich zu machen. Auf alle Fälle würde ich auf mein Bauchgefühl achten. Du hältst den Kopf hin. Wenn du dich gegen eine Mitnahme entscheidest, denke ich nicht, dass dich dein Schulleiter dazu verpflichten kann, dieses Kind ,mitzunehmen, wenn du es verantwortest. Wenn er doch darauf besteht, würde ich mir das schriftlich geben lassen, dass du auf Dienstanweisung handelst.


    Falls du dich entscheidest, das Kind mitzunehmen, vielleicht kann man ja vorher nochmal mit dem Kind sprechen (du schreibst nicht, welche Klassenstufe es ist) und ihm deutlich machen (wie auch allen anderen Kindern), dass du die Verantwortung trägst und dass dir deswegen das Einhalten der Regeln wichtig ist. Ich habe den Fall eines Bekannten mitbekommen. Er durfte nicht mit auf Klassenfahrt, was seine Randstellung in der Klasse noch verschärft hat. Er ist nach der Klassenfahrt in eine stationäre Heilbehandlung gekommen. Er ist ein total anderes Kind danach, ... Vieleicht beruhigt es dich, wenn du vorher mit dem Krankenhaus telefonierst.



    flip

  • Für die genaue Bewertung wäre es wichtig zu wissen, was den die Gründe für den Klinikaufenthalt waren und ob es bereits konkrete diszipilarische Vorfälle mit dem Jungen gegeben hat, die auch aktenkundig sind.

    Ich habe es mit der Schulleitung versucht zu besprechen.
    Problem ist: Schulleitung sagt... natürlich fährt er mit.

    In so einem Fall würde ich dem Schulleiter ganz klar schriftlich vorher mitteilen, dass du nach aller sorgfältigen Abwähgung die Verantwortung für ein Mitfahren des Jungen nicht übernehmen kannst. Falls er eine Mitnahme des Jungen wünscht, möge er dir dieses schriftlich mitteilen und auch klar stellen, dass er in Kenntnis der problematischen Situation die Verantwortung für diese Entscheidung übernimmt.
    Es wäre für mich nicht überraschend, wenn sich die Meinung des Schulleiters dann schagartig um 180° dreht.

  • Ich sehe ja auch das Problem, dass dieses Kind ohne Klassenfahrtsteilnahme weiter in der Randstellung verbleiben könnte... die es tatsächlich hat.
    Und ich will ihm auch gerne eine Chance geben.
    Aber ohne meinen Kopf hinzuhalten.
    Deshalb habe ich ja schon versucht, mit dem Krankenhaus zu telefonieren... um von den behandelnden Therapeuten eine Stellungnahme oder Beurteilung zu bekommen... aber die reden nicht mit mir, weil sie über Patienten schlicht nicht reden dürfen. Auch nicht mit der netten, vertrauenswürdigen Lehrerin dieses Kindes. 8).
    Da müssten die Eltern eine Entbindung der Schweigepflicht unterschreiben.... was ich in dieser Woche versuche zu erreichen.
    Aber ohne eine solche Stellungnahme, die im übrigens sehr positiv ausfallen müsste, sehe ich mich eher nicht in der Lage, die Verantwortung für dieses Kind auf der Klassenfahrt zu übernehmen.
    Das Kind ist übrigens Viertklässler... und ja, es gab mehrere, konkrete, aktenkundige disziplinarische Vorfälle im Vorfeld.
    Und wenn ich es gegen meine Überzeugung mitnehmen muss, dann werde ich es so machen, wie Moebius vorschlägt. Vielen Dank für diesen Rat... ich denke, dass die Schulleitung nämlich auch nicht diese Verantwortung übernehmen möchte.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Unfassbar, die Reaktion des Schulleiters. Hoffentlich bleibst du standhaft und setzt einer solchen Fehlbesetzung die Pistole auf die Brust, was die Verantwortung betrifft !


    Edit: Übrigens haben auch die anderen Kinder der Klasse ein Recht auf eine möglichst unbeschwerte und gefahrlose Klassenfahrt, bei der sich der Lehrer auch einmal um s i e kümmern kann und nicht nur um einen Sonderfall. Aber so etwas auch nur zu denken, ist heutzutage ja bereits verpönt bei den weltfremden und unverantwortlichen Bildungstheoretikern.

  • Zitat

    Ich habe es mit der Schulleitung versucht zu besprechen.
    Problem ist: Schulleitung sagt... natürlich fährt er mit.

    Diese Entscheidung kann die SL nur treffen, wenn sie selbst mitfährt.


  • Diese Entscheidung kann die SL nur treffen, wenn sie selbst mitfährt.

    Auch wenn diese Meinung unter Lehrern verbreitet ist, wäre ich mir da nicht sicher. Mir ist kein Erlass bekannt, in dem festgelegt ist, dass der begleitende Lehrer selbst einzelne Schüler ablehnen kann (formal dürfte es sich um eine Ausschlussmaßnahme handeln, die "wasserdicht" vermutlich nur von der Klassenkonferenz beschlossen werden kann). Allerdings habe ich es auch noch nie erlebt, dass ein Schulleitung eine Klassenleitung gegen deren Willen anweist, ein bestimmtes Kind mitzunehmen.
    Was daran liegt, dass viele Schulleitungen generell ungern von ihrem Weisungsrecht gebrauch machen, weil man ja gerne den Anschein des kollegialen Miteinanders wahren möchte. In solchen Fällen wird dann eher versucht den betreffenden Kollegen zu überrumpeln oder so lange zu bequatschen, bis der nicht mehr nein sagt. Dann hat man nach außen so eine Art Pseudo-Freiwilligkeit hergestellt und wenn dann etwas schief geht, kann man die Verantwortung zumindest teilweise von sich weisen, weil man das ja nicht alleine entschieden hat, sondern "gemeinsam im Gespräch zu dem Ergebnis gekommen ist, das so zu handhaben".
    Also: nicht einwickeln lassen, seinen eigenen Standpunkt (am besten schriftlich) deutlich machen und auf eine klare Entscheidung bestehen, für die derjenige, der sie fällt, dann auch die Verantwortung übernehmen muss.

  • Ich kann dem nur zustimmen. Hör auf dein Bauchgefühl. Ich hatte auch schon ein Kind in so einer Einrichtung und es hat ihm sehr gut getan. Aber du weißt nicht, in welcher Verfassung es wiederkommt. Es kann sich auch nicht verbessert haben. Ich würde die Verantwortung auch nicht übernehmen. Wenn, dann sich schriftlich beim Schulleiter absichern, wie schon beschrieben wurde, aber letztendlich hältst du trotzdem deinen Kopf hin, wenn was passiert. Oder ich würde verlangen, dass ein Elternteil mitkommt, welches die Verantwortung für ihr Kind selber trägt, damit es dabei sein kann. Außerdem sind Klassenfahrten vom Lehrer nicht verpflichtend und ich denke, man muss sich nicht dazu überreden lassen, wenn man kein gutes Gefühl dabei hat. Ganz rein theoretisch könnte man die ganze Klassenfahrt fallen lassen, wenn man zu keiner Einigung kommt, was man natürlich keinesfalls möchte.
    Ich hatte auch schon so eine Situation, wo ich für die halbe Klasse die Verantwortung nicht übernehmen wollte. Von daher haben die Eltern eine Fahrt organisiert, natürlich dann über ein Wochenende, da es keine Schulveranstaltung war, die Verantwortung für ihre Kinder selber getragen und ich bin als "Gast" dazu gestoßen. Man muss nur "hart" bleiben und sich nicht erweichen lassen.

  • ich seh das nicht so dramatisch.
    ich würd das kind erstmal mitnehmen.
    ich denke, dass auch dieses kind eine chance verdient hat. eine klassenfahrt ist immer eine gute möglichkeit, um sich in die gruppe zu integrieren.
    sollte es zu probleme kommen.. sind die eltern eh verpflichtet das kind abzuholen.. also so ein großes risiko gehst du m.e. nicht ein.
    sollte sich der junge wirklich soo schlimm benhemen ist das ende der klassenfahrt halt recht früh erreicht.
    darüber würde ich mit den eltern sprechen..

  • ich seh das nicht so dramatisch.
    ich würd das kind erstmal mitnehmen.
    ich denke, dass auch dieses kind eine chance verdient hat. eine klassenfahrt ist immer eine gute möglichkeit, um sich in die gruppe zu integrieren.
    sollte es zu probleme kommen.. sind die eltern eh verpflichtet das kind abzuholen.. also so ein großes risiko gehst du m.e. nicht ein.
    sollte sich der junge wirklich soo schlimm benhemen ist das ende der klassenfahrt halt recht früh erreicht.
    darüber würde ich mit den eltern sprechen..


    Das Problem dürfte nur sein, dass man dieses Kind aufgrund seiner "Vorgeschichte" intensiver betreuen muss bzw. mehr beaufsichtigen muss, als "normale" Kinder.
    Ich würde das Kind ohne eine genaue Auskunft der Ärzte auch nicht mit auf Klassenfahrt nehmen. Das Risiko wäre mir zu groß


    Lg

    • Offizieller Beitrag

    Nur so eine Idee: Wäre es möglich, einen zusätzlichen Betreuer mitzunehmen (z.B. Referendar, Sozialpädagoge)? Damit könnte ja allen geholfen sein. In Hessen ist es auch möglich, Eltern als Hilfsaufsichten zu bestellen, das wäre vielleicht auch noch was, wenn die Alternative wirklich wäre, dass das Kind sonst gar nicht mitfahren kann.


  • Mich ärgert dieses Totschlagargument "Bald ist sowieso Inklusion ..." maßlos. Das hat nämlich überhaupt nichts mit Inklusion zu tun. Ich behaupte auch mal ganz dreist, solange Schulleiter immer mehr auf dem Rücken ihrer Lehrkräfte annehmen und sie über alle Grenzen hinweg belasten, kann in den Behörden und Ministerien gar kein Gedanke daran aufkommen, dass es mit der Inklusion eben doch nicht so einfach ist...


    Zu deinem Problem: In meiner Klasse ist ein Kind, das in einer Intensiv-Wohngruppe lebt und große Verhaltensschwierigkeiten hat. Der eindeutige Vorteil besteht natürlich darin, dass die Betreuer anders vielleicht als betroffene Eltern einen anderen Blick auf das Kind haben und manches Problem von daher sachlicher besprochen werden kann.


    Grundsätzlich würde ich mich vielleicht nicht zu lange mit der Frage aufhalten, ob oder ob nicht diese Klassenfahrt in Frage kommt. Überlege einfach, unter welchen Bedingungen du dieses Kind mitnehmen würdest und konfrontiere damit Eltern und Schulleiter(in). Somit zeigst du deinen guten Willen und deine Kompromissbereitschaft, kannst aber die Rahmenbedingungen selbst steuern. Z.B. wäre für mich absolut notwendig:



    • Erreichbarkeit der Erziehungsberechtigten zu jeder Zeit
    • Eine schriftlich bestätigte Versicherung, das Kind bei Schwierigkeiten sofort abzuholen
    • Zusätzliche Betreuungskraft über den normalen Betreuungsschlüssel hinaus, vielleicht in Form eines weiteren Lehrers oder sehr erfahrenen Elternteil
    • Eventuell verkürzen der Zeit, statt Mitanreise am Montag eine nachträgliche Anreise ein oder zwei Tage später, sodass das Kind erst in der Schule ankommen kann und dann erst zur Gruppe stößt
    • usw


    Du musst halt sehen, was vorher alles gewesen ist und mit welchen Schwierigkeiten du rechnest, damit erstellst du dann deine persönliche Liste. Ich wüsste jetzt auch nicht so genau, wie ich mich in dieser Situation verhalten würde. Ich kann dich absolut verstehen, dass du das Risiko ohne Unterstützung nicht eingehen willst. Wenn ich mir meinen "Experten" so ansehe, könnte ich da auch für nichts garantieren. Aber gerade für diese Kinder ist die Klassenfahrt eigentlich ein noch wichtigeres Ereignis wie für die anderen. Von daher ist eine Teilnahme sicher auch für die Integration in den Klassenverband wichtig.


    Viele Grüße

  • Morgen habe ich einen Gesprächstermin in der Klinik... mit Eltern und Therapeuten.
    Nicht dass ich begeistert wäre, meinen Nachmittag dort zu verbringen... aber ich sehe wenig andere Möglichkeit, um mir selbst ein Bild zu machen.
    Mich nur auf schriftliche Berichte zu verlassen ist mir einfach zu wenig.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Update:
    Klinik sieht den Knaben, wie ich ihn sehe... das ist also schon mal eine Linie.
    Klinik sagt, sie sähen durchaus Erfolge und Verbesserung der sozialen Kompetenz.
    Und der Entlassungstermin ist tatsächlich so gelegt, dass der Knabe mit zur Klassenfahrt kann.
    Was ich aber nicht wusste: Er war bisher in einer Tagesklinik und steht nach der Klassenfahrt auf der Warteliste zur stationären Aufnahme.
    Behandlung und Therapie sind ja noch lange nicht abgeschlossen.
    Danach werden dann weitere ambulante Möglichkeiten ins Auge gefasst, über die wir heute auch gesprochen haben.
    Klassenfahrt ist also genau in der Pause zwischen Tagesklinik und stationärem Aufenthalt in der Klinik.


    Ich habe ja außerdem noch etliche Jungs in der Klasse, die ebenfalls therapiert werden... udn ebenfalls Sozialkompetenzprobleme haben.


    Jugendherberge hat zudem eine ungünstige Zimmerverteilung... alle Jungs sind in einem 10er Zimmer.
    Was tun?
    Auf Kurzkonferenz von allen mitfahrenden Lehrern und Schulleitung bestehen? Situation schildern?
    Gemeinsame Entscheidung fällen? Das Ergebnis der Besprechung schriftlich in Schülerakte?
    Dazu neige ich im Moment...

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Zusätzliche Betreuung gibt es nicht. Woher sollte die kommen?
    Wir sind schon je zwei Lehrerinnen pro Klasse... bei drei mitfahrenden Klassen also sechs Lehrpersonen, die mitfahren. Mehr Lehrpersonen kann die Schule nicht stellen.
    Außerschulische Betreuungspersonen können wir nicht engagieren und bezahlen. Und niemand zahlt doch freiwillig eine Klassenfahrt selbst, nur um ein sehr problematisches Kind betreuen zu dürfen.
    Betreuung durch die Mutter lehnt die Schule prinzipiell ab.
    Und ganz davon abgesehen, ist in der Jugendherberge kein zusätzliches Bett mehr frei. Alle Zimmer sind ausgelastet.
    Schulleitung hat sich aus der Entscheidung herausgehalten. Aber das Team der mitfahrenden Lehrer hat sich gegen eine Mitnahme des Schülers ausgesprochen.
    Wir können diese Verantwortung nicht übernehmen. Vor allem, wenn etwas passiert, dann sind wir ja sehenden Auges das Risiko eingegangen.
    Mir tut der Knabe Leid, er wäre gerne mitgefahren. Da schlagen zwei Seelen in meiner Brust.
    Aber ich bin auch verantwortlich für die restlichen 27 Kinder meiner Klasse und auch für mich selbst.
    Von daher ist es so richtig.
    Nur... wie sieht das rechtlich aus? Kann man uns zwingen, den Knaben mit zu nehmen?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

    Einmal editiert, zuletzt von caliope ()

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