Viel Unruhe

  • Hallo,


    ich mache grade mein Ref in einer Grundschule (1. Klasse). Wenn ich in der Klasse bin, ist es immer sehr laut, so dass ich meinen geplanten Unterricht nicht durchführen kann. Das eine Kind steht einfach auf, rennt durch die Klasse oder ruft ständig alles was es denkt durch die Klasse. Ein anderer, der ständig mit anderen Kindern in einen Streit gerät. Ein weiteres, dass mich im Stuhlkreis anhaucht (hab ich ja noch nie erlebt vorher). Die Liste könnte ich endlos weiterführen. Ich weiß auch, dass die Kinder ja erst seit ein paar Wochen in der Schule sind und sich erst an die Regeln in der Schule gewöhnen müssen. Leider habe ich aber die benoteten Lehrproben im Nacken ;( (die eine ist schon in einer Woche).


    Ich denke auch nicht, dass es allein die Schüler sind. Irgendetwas mache ich falsch. Das größte Problem stellt sich mir, dass ich einfach oftmals ignoriert werden 8| . Ich habe eine Klangschale eingeführt und auch eine Sternchen-Stunde, in der die Kinder Stempel für gutes Benehmen sammeln können. Es wird auch immer mit den Kindern gemeinsam über ihr Verhalten in diesen Stunden reflektiert. Ich mache auch das Stillezeichen. Der Versuch so lange zu warten bis auch das letzte Kind leise ist, schlägt leider oft fehl, da sich die Kinder immer wieder gegenseitig aufschaukeln. Ich bin mir auch dessen bewusst, dass die Kinder ständig beschäftigt werden müssen. Es klappt daher ganz gut wenn ich Arbeitsblätter vorbereitet habe und die Kinder in ihrem Tempo daran arbeiten können. Allerdings unterrichte ich auch Englisch. Gerade Englisch wird am Anfang nur mündlich vermittelt und da wirds dann sehr schwer. Heute habe ich 5 Kinder aus dem Sitzkreis zurück an ihren Platz schicken müssen. Für die anderen Kinder ist diese ständige Unterbrechung natürlich auch anstrengend. Ich weiß nicht mehr weiter. Meine Mentorin gibt mir viele Tipps und ist auch ganz zuversichtlich, dass es nach den Herbstferien besser wird. Dennoch habe ich Angst, dass sich bei den Kindern eine gewisse Gewohnheit (bei mir laut und unruhig sein zu können und mich zu ignorieren) einschleicht. Habt ihr noch Vorschläge oder Idee was ich machen könnte um die Situation zu bessern? Denn, wie gesagt, ich denke ich muss was an mir und/oder an meinen Methoden ändern.


    Vielen lieben Dank!

  • ich hab mit meinen kindern damals natürlich regeln besprochen und dann gab es bei mir folgendes system: bei regelverstößen wurden die kinder in eine tabelle eingetragen, die an der tafel klebt.
    erste spalte = verwarnung
    zweite spalte = gelbe karte
    dritte spalte = rote karte; bestrafung. bei uns ist das ein pausenverbot...


    klar hatte ich in den ersten wochen von 30 kindern sicher 25 in der verwarnung, dann 15 in der gelben spalte und nochmal 8 in der roten und ich musste dann natürlich auch drin bleiben in der pause, aber es hat geholfen. nach ner gewissen zeit und v.a. gegen ende des schuljahrs hatte ich kaum noch kinder in den spalten- bis auf die üblichen pappenheimer natürlich. aber so wissen die kinder, wo sie stehen und dass ich sie ggf. noch strenger im blick habe und sie sich keinen ausrutscher mehr leisten dürfen, sonst ist die pause futsch...


    man muss natürlich in der ersten zeit extrem streng sein und das durchziehen!

    Wenn das Leben einfach wäre, wäre es ja langweilig!
    Oder nicht?

  • ich habe eine ampel an der wand hängen. jedes kind hat sein schild zunächst auf grün, bei einem regelverstoß kommt es auf geld, dann auf rot. und bei rot gibt es eine strafarbeit. mir ging es am anfang wie zauberwürfel. total viele kinder waren auf geld und auf rot. irgendwann aber kam plötzlich der wendepunkt. nun reicht es schon, wenn ich mich auf den weg zur ampel mache.
    durchhalten! es lohnt sich!

  • Hallo menell,


    ich denke, dass du zur Zeit noch zu wenig Autorität ausstrahlst. Damit meine ich nicht, autoritär zu sein. Mir ging es damals im Referendariat ähnlich, dass mir eine Musikklasse nur auf dem Kopf herum tanzte. Es ist schon ein guter Ansatz, zu warten, bis alle auf dich reagieren. Natürlich geht dafür einiges an Zeit drauf, bis man mit dem eigentlichen Unterricht anfangen kann. Trotzdem würde ich lieber JETZT die Zeit investieren, denn sonst kann es passieren, dass solche eingefahrenen Schienen kaum noch zu beheben sind.


    Eine Ampel und ähnliches ist sicher sinnvoll, funktioniert aber auch manchmal nur, wenn die Kinder dich als "Lehrerin" ansehen. Ist denn deine Lehrerin oft mit dabei? Meist reagiert man auch dadurch unsicherer, weil das Gefühl bleibt, man ist ja noch "Auszubildende". Ist man allein, hat man auch zu kämpfen, tritt aber anders auf.


    Kannst du deinen Störenfrieden nicht spezielle Aufgaben geben? Es hilft manchmal sogar, wenn man spontan welche erfindet und es ihnen schmackhaft macht. Sitzkissen wegräumen oder so etwas. Sei es bloß das Zumachen der Tür oder ähnliches. Dann sind sie für einen Moment abgelenkt. Ein kurzes Lob natürlich nicht vergessen, auch wenn man manchmal vielleicht innerlich "kocht".


    Ich muss sagen, ich begrüße es, wenn die Kinder viel laufen. Nicht zu verwechseln, dass sie dabei laut redend durch die Klasse gehen. Aber ich lasse sie oft was holen, wegbringen, sie dürfen zu mir nach vorn kommen, wenn sie Fragen haben. Das bringt zwar auch eine Art von Unruhe mit sich, aber nicht die du beschrieben hast. Ich finde, durch viel Bewegung "staut" sich innerlich nicht so viel auf.


    Besonders die Sitzkreise werden in der 1.Klasse unterschätzt. Man selber empfindet es noch gar nicht so lang, aber 5min können für die Schüler schon eine Ewigkeit sein. Anstrengend ist es für Erstklässler auch, über das Verhalten zu reden, zuzuhören, was man darf und was man nicht darf. Bei mir hat geholfen, dass ich mich manchmal in der Woche nur auf EINE Regel beschränkt habe. Z.B. Wir melden uns! So lange besprochen und darauf geachtet, bis sie den Sinn verstanden haben. Dann die 2. dazu genommen oder eine andere ausgewählt, je nach dem, wie die Klasse einzuschätzen war.


    Derzeit habe ich eine 1. Klasse, wo ich direkt am ersten Tag eingeführt habe: Wenn ich den Zeigefinger auf den Mund mache und die andere Handfläche hebe, machen die Schüler ihre Hand hinter ihr Ohr. Das heißt, Achtung, die Lehrerin hat etwas Wichtiges zu sagen. Sicher wirkt es anfangs etwas "affig", zumal man die Geste ständig machen muss. Jedoch habe ich jetzt schon den Erfolg, dass sie mir bei wichtigen Sachen "ihr Ohr schenken".


    Versuche für dich eine Linie zu finden und bleib erst mal dabei. Es bringt nichts, wenn du heute die Ampel ausprobierst und nächste Woche eine Regelverstoßkiste einführst. Es ist mühsam, durchzuhalten aber bleibt man dieser auserwählten Methode treu, die auf diese eine Klasse passt, ist es erfolgsversprechend.

  • Hallo Menell,


    ich halte nicht so viel von Ampeln, Karten, Raupen und was es da nicht so alles gibt. Das ist mir viel zu anstrengend und ich komme auch ohne zurecht. Wir sind im Klassenraum und da gelten unsere Klassenregeln: Ich bin leise, ich höre zu und ich melde mich. An diese Regeln haben sich die Kinder zu halten.


    Versuche präsent aufzutreten. Schau die Kinder in die Augen. Versuche sie fühlen zu lassen, dass genau gerade sie angesprochen werden. Ich höre auf zu reden, wenn jemand gegen die Regeln verstößt und warte. Doch das klappt auch nur, wenn die Kinder wissen, wer das Sagen hat. Sei selbstbewusst und präsent.


    LG Ananian

  • Vielen lieben Dank für die Ideen,


    ich denke auch, dass ich anders auftreten muss. Ist nur leichter gesagt als getan :S geh halt oft so ein bisschen unter. Das muss sich mal ändern. Sonst hat ja keiner was davon. Die Autorität kommt dann hoffentlich auch irgendwann ^^ Ich denke ich werde weiterhin Übungen machen, dass die Kinder still werden. Die Klangschale klappt da schon ganz gut. Ich muss halt den Mut und die Geduld haben diese Zeit jetzt zu investieren.


    LG

  • Ich muss halt den Mut und die Geduld haben diese Zeit jetzt zu investieren.


    Das ist sehr wichtig!


    Geduld haben und sich Zeit nehmen.


    Das dauert oft Wochen bis so Sachen klappen. Und wie schon vorher von jemanden geschrieben: Bleib bei einer Sache und probiere nicht alle paar Tage etwas Neues aus.

  • Hallo menell


    Ich hab auch ne erste Klasse. Es ist die ersten Wochen bis zu den Herbstferien anstrengend! Das ist glaub ich bei allen so.
    Ich habe gleich in der ersten Woche 4 Klassenregeln eingeführt: leise arbeiten, zuhören, sich melden und netter Umgang miteinander (Bilder von Zaubereinmaleins). Ich habe auch eine Ampel und wenn ein Kind sich an eine Regel nicht hält, rutscht es nach oben. 3x Hochrutschen bedeutet rot. Ich erkläre dann auch, warum, also welche Regeln nicht eingehalten wurde. Bei rot gibt es einen Zettel mit nach Hause, auf dem angekreuzt ist, welche Regeln das Kind nicht eingehalten hat und der wird von den Eltern unterschrieben. Wenn man auf rot kommt, gibt es am Ende der Woche keinen Wochenstempel. Bei 10 Wochenstempeln gibt es eine kleine Überraschung: Bonbon, Aufkleber...
    Wenn jemand 2x auf rot kommt, werde ich ev. auch eine Zusatzaufgabe für zu Hause geben. Bei einem Mal nicht, ich denke bei den Kleinen ist ein Fehltritt pro Woche schon noch akzeptabel.
    Bei mir funktionniert das bis jetzt ganz gut.


    lg missy

  • Ich habe auch rote und gelbe Karten eingeführt.
    Allerdings ist bei mir gelb schon die Verwarnung, sodass sich die Kinder schnell am Riemen reißen, wenn sie die gelbe Karte erhalten haben.
    Wer eine rote Karte gesammelt hat, muss zum nächsten Tag einen "Bericht" darüber schreiben, warum es zur roten Karte gekommen ist und zeigt Lösungsvorschläge auf, damit es dazu nicht mehr kommt. Seeeeeehr unbeliebt, diese rote Karte.

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