Nach dem Ref nach England

  • Ihr Lieben,
    ich werde mein Ref im nächsten Februar beenden und möchte danach gerne nach England gehen.
    Habe mich über die Möglichkeiten beim Auslandsschulwesen und beim PAD informiert und bin jetzt hier auf der Suche nach weitern Möglichkeiten.
    Mein Traumziel wäre London :love:
    Kennt ihr das Graduate Teacher Training? Ist das so etwas wie unser Referendariat?!
    Oder kann mir jemand von euch das PGCE erklären?
    Möchte die Sommerferien nutzen, dieses Fernweh lenkt mich nämlich immer beim Lernen ab :rolleyes:


    Ich freue mich über jeden Beitrag und hoffe auf viele Antworten!


    VG mimi

  • Ihr Lieben,
    ich werde mein Ref im nächsten Februar beenden und möchte danach gerne nach England gehen.
    Mein Traumziel wäre London :love:
    Kennt ihr das Graduate Teacher Training? Ist das so etwas wie unser Referendariat?!
    Oder kann mir jemand von euch das PGCE erklären?


    GTP ist ein Ausbildungsweg, den man hauptsaechlich in der Schule abschliesst. Dazu brauchst du normalerweise eine Schule, die dich dafuer haben will. PGCE laeuft ueber die Uni und beinhaltet 18-21 Wochen Praktikum waehrend den 9 Monaten Ausbildung. Fuer beide Ausbildungswege gibt es massenweise Bewerber, vor allem im Grundschulbereich (obwohl GTP wohl eher fuer die Sekundarstufe geeignet ist).
    Wenn du aber dein Referendariat dann schon hinter dir hast, warum willst du denn dann nochmal ne Ausbildung machen? :huh:


    Mit der dt. Lehrbefaehigung kannst du auch in GB unterrichten, musst halt nur ne Schule finden, die dich einstellt. Stellen werden normalerweise auf der Website des "councils" ausgeschrieben, oder koennen in Zeitungen gefunden werden. Das Problem wird sein, dass es nunmal sehr viele Bewerber fuer Stellen im Primarbereich gibt, die dann auch ihre Ausbildung im britischen Schulsystem gemacht haben und damit wesentlich weniger Unterstuetzung brauchen als du. Wenn du sie aber von dir ueberzeugen kannst, duerfte das kein so grosses Problem sein. Vor allem in London gibt es aber viele Schulen, an die man einen "Anfaenger" wirklich nicht schicken sollte. Die gibt es in vielen anderen Gegenden aber auch. :D (Mich wuerden ja keine zehn Pferde nach London kriegen.) Alternative ist, dass du dich erstmal mit einer "supply agency" in Verbindung setzt und ueber sie ein paar Vertretungsstellen annimmst. Das wuerde dir mehr Einsicht ins britische Schulsystem geben und du haettest ne Chance Kontakte aufzubauen, die dann eher zu ner Stelle fuehren koennten. Allerdings kann es da auch sehr gut sein, dass du genau an die Schulen kommst, an denen du nicht wirklich unterrichten willst. :whistling:


    Wenn du derzeit Zeit hast, kannst du dich ja schonmal auseinandersetzen mit:
    - National Curriculum for Primary Schools (ist der einzig bindende Lehrplan; die National Primary Strategy - English and Maths - wurde von der neuen Regierung abgeschafft, wird aber noch in vielen Schulen verwendet)
    - APP (Assessing Pupil Progress) fuer Reading, Writing, Speaking and Listening, Science and Maths ist nicht bindend, wird aber oft verwendet
    - PLTS (Personal Learning and Thinking Skills)
    Derzeit warten wir aber noch darauf, was denn die Regierung diesmal ausbruetet, nachdem sie den neu entworfenen Grundschullehrplan freudig in die Tonne gekickt haben.

  • Dejana, du bist ein Schatz :love:
    Mit so einer tollen Antwort hätte ich nicht gerechnet- danke dir :)
    Ich kann mir schon vorstellen, dass es nicht leicht ist, in die Primarstufe hineinzukommen- ist ja hier nicht anders... Frag' mal unter was für einem Druck ich stehe... Wenn du im 2. Staatsexamen keine 1 vor'm Komma hast, bist du raus.
    Ich hab nicht mehr rein Primarstufe studiert, sondern GHRGe/G d. h. Grund-, Haupt-, Real-, und die entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschule mit dem Schwerpunkt Grundschule. Heißt, ich darf auch an weiterführenden Schulen unterrichten. Würdest du mir eher raten, mich auf solche Stelen zu bewerben? Inwiefern wird denn Deutsch noch in den Schulen angeboten? Ich würde gern ein wenig sicherer in der Sprache (Aussprache!) werden, bevor mich die Kids in der Grundschule fragend anschauen :S
    Würdest du mir denn eher dazu raten, mich direkt nach England zu bewerben oder über unsere deutschen Möglichkeiten zu agieren? Davon mal ganz ab: Ich werde wahrscheinlich jede Möglichkeit wahrnehmen, die es gibt 8)
    Die "Literaturhinweise", die du mir mitgeschickt hast :whistling:
    Also den Lehrplan verstehe ich.
    Beim APP hört es aber auch schon auf. Was ist das genau? Kann man das bei uns mit der Handreichung zur Kompetenzorientierung vergleichen?
    Und das PLTS? Wie arbeitet man damit?


    Freu' mich von dir zu hören!


  • Ich hab nicht mehr rein Primarstufe studiert, sondern GHRGe/G d. h. Grund-, Haupt-, Real-, und die entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschule mit dem Schwerpunkt Grundschule. Heißt, ich darf auch an weiterführenden Schulen unterrichten. Würdest du mir eher raten, mich auf solche Stelen zu bewerben? Inwiefern wird denn Deutsch noch in den Schulen angeboten? Ich würde gern ein wenig sicherer in der Sprache (Aussprache!) werden, bevor mich die Kids in der Grundschule fragend anschauen :S


    Eine englische Lehrbefaehigung ist nicht stufenspezifisch, sondern erlaubt das Unterrichten aller Jahrgangsstufen von 1-11. Mein Studium war ausgerichtet auf KS2/3 English, was heisst, ich bin ausgebildet um die 3.-6. Klasse der Primarstufe und die 7.-9. Klasse in Englisch an Sekundarschulen zu unterrichten. Theoretisch darf ich aber alles unterrichten. :D
    Also, sprachlich musst du schon einigermassen sicher sein. Vor allem, wenn du die Kleinen (Key Stage 1 - 5-7 Jahre) unterrichten willst/sollst/musst. Das kommt aber meist mit der Zeit. Man braucht halt etwas Uebung.
    Deutsch wird an den meisten Sekundarschulen angeboten, wenn du auch mit "nur" Deutsch keine besonders guten Karten hast. Normalerweise brauchst du noch Franzoesisch, wenn es vom Schwierigkeitsgrad auch nicht unbedingt fordernd ist. (Ich unterrichte Franzoesisch in der 5./6. Klasse, hab aber nicht mehr als 11. Klasse Franzoesisch in Schland hinter mir...Deutsch gibt's an meiner Schule nur in der 7./8. Klasse, welche ich nicht unterrichte). Spanisch ist auch einigermassen gefragt.


    Würdest du mir denn eher dazu raten, mich direkt nach England zu bewerben oder über unsere deutschen Möglichkeiten zu agieren? Davon mal ganz ab: Ich werde wahrscheinlich jede Möglichkeit wahrnehmen, die es gibt 8)


    Welche Moeglichkeiten es gibt, um ueber dt. Behoerden hierher zu kommen, weiss ich nicht. Ich hab mein Studium hier abgeschlossen und nie in Deutschland unterrichtet.


    Die "Literaturhinweise", die du mir mitgeschickt hast :whistling:
    Also den Lehrplan verstehe ich.
    Beim APP hört es aber auch schon auf. Was ist das genau? Kann man das bei uns mit der Handreichung zur Kompetenzorientierung vergleichen?
    Und das PLTS? Wie arbeitet man damit?


    APP bedeutet, ich hab fuer jeden meiner Schueler einen Ausdruck dieser "Level descriptors" (also, was muss ein Schueler koennen um ein bestimmtes Level zu bekommen) fuer Reading, Writing, Speaking&Listening. Dreimal im Jahr wird dann mit nem highlighter fuer jedes Kind markiert, was sie koennen (orange im Herbst, gruen in Fruehling und gelb im Sommer). Dazu kommt Datum, kurze Anmerkung wo die Kompetenz nachgewiesen werden kann (welches Heft, z.B.) und Initialen der Lehrkraft. Fuer Mathe hab ich etwas Aehnliches auf dem Computer, weil es wesentlich umfassender ist als die fuer Englisch. Fuer Science haben wir noch nicht damit angefangen, werden uns aber wohl bald damit auseinandersetzen muessen. Die markierten Ausdrucke werden dann nach dem Schuljahr an die naechste Lehrkraft weitergegeben und weiter markiert. Je nachdem wieviel in einem Level markiert ist, gibt man Schuelern dann z. B. ein 3a (high), 3b (secure) oder 3c (low). Am Ende der 6. Klasse sollte der Durchschnitt bei einem 4b ("secure Level 4")liegen. An Schulen wie meiner waere das aber nicht ausreichend, und eine Grosszahl unserer Schueler erreicht Level 5. (Hab dieses Jahr einige meiner 5er schon auf Level 5 hoch in die 6. geschickt und viele meiner Schueler arbeiten bereits in der 5. Klasse auf Level 4 Niveau und mit Stoff der 6./7. Klassen.) In einer Schule mit grossen Schwierigkeiten ist man meist schon zufrieden, wenn die Schueler es Ende der 6. gerade so ins Level 4 schaffen.
    National liegen die erwarteten Level bei : Year 2 - Level 2, Year 6 - Level 4, Year 9 - Level 6. In meiner letzten Klasse hatte ich Level 2b - 5b am Ende der 5. Klasse. In meiner neuen hab ich Level 1b - 4a zu Beginn der 5. Klasse. Schueler werden nicht aussortiert und du musst dich darauf einstellen eine sehr grosse Bandbreite in deiner Klasse zu haben.


    PLTS ist eigentlich eine Initiative fuer Sekundarschulen, wird bei uns aber (da Mittelschule) ab naechstem Schuljahr auch im Primarbereich eingesetzt. So benutze ich einige der dort genannten Kompetenzen z.B. in Englisch. Am Anfang der Stunde muss man ja das Stundenziel klar machen. Neben dem Stundenziel fuer Englisch (I can use VCOP to up-level my writing.), nehme ich dann z.B. eins der Gebiete fuer PLTS (reflective learner) und mache es einen Fokus fuer die Stunde (ich hab's fuer die ganze Woche). So ist an der Tafel neben dem Stundenziel fuer Englisch auch

    PLTS - Are you a reflective learner? (Level 1)
    - Work well with your response partner.
    - Think carefully about how your work could be improved.
    - Act on feedback to improve your work.


    Klingt kompliziert, ist's aber eigentlich nicht. Bei Gruppenarbeit oder Partnerarbeit kann man z.B. auch "teamwork" als Fokus haben. Laesst sich alles anpassen.

  • Nach dieser EU-Richtlinie ist dein deutsches Lehrerdiplom in UK anzuerkennen:


    http://eur-lex.europa.eu/LexUr…2005:255:0022:0142:DE:PDF


    (Die Smilies erscheinen wegen der Tastenkombination. Der Link lässt sich trotzdem öffnen.)


    Eine Umsetzung dieser Richtlinie in Deutschland ist bei Google unter "EU-EWR-Lehrerverordnung" zu finden oder hier:


    http://www.rechtliches.de/BaWue/info_EU-EWR-LehrerVO.html


    Stellenangebote für UK findest du hier:


    http://www.tes.co.uk ==> Jobs


    Traumziel London: Dieser Traum kann jäh enden,wenn du in der Realität ankommst! Suche dir lieber eine Privatschule in ländlicher Gegend. Privatschulen stellen dich meist auch ohne QTS ein, du kannst pflegeleichtere Schüler unterrichten und bist nicht überwiegend als Sozialpädagoge gefordert, und eine Wohnung kannst du dir auch noch leisten, wenn du nicht gleich eine Unterkunft in einem Internatsgebäude vorziehst.


    Hier findest du auch allgemeine Informationen:


    http://www.tda.gov.uk/?sc_lang=en-GB

  • Mit der dt. Lehrbefaehigung kannst du auch in GB unterrichten, musst halt nur ne Schule finden, die dich einstellt.

    Geht das inzwischen mit einer deutschen Lehrbefähigung ohne QTS, außer im independent sector? Ich dachte, öffentliche Schulen müssen das verlangen, wenn sie jemanden zum Unterrichten einstellen wollen.

  • Geht das inzwischen mit einer deutschen Lehrbefähigung ohne QTS, außer im independent sector? Ich dachte, öffentliche Schulen müssen das verlangen, wenn sie jemanden zum Unterrichten einstellen wollen.


    Wenn eine dt. Lehrbefaehigung in England anerkannt ist, ist sie dem QTS gleichzustellen. (So habe ich das zumindest andersrum verstanden.)
    An Privatschulen braucht man ja noch nicht mal QTS, also koennte man dort auch ohne dt. Lerhbefaehigung unterrichten. Allerdings verlangen heutzutage auch die meisten Privatschulen QTS.

  • Zitat

    Wenn eine dt. Lehrbefaehigung in England anerkannt ist, ist sie dem QTS gleichzustellen.

    Richtig. Man muss also doch ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, in dem die Gleichwertigkeit festgestellt wird.

    Zitat

    Mit der dt. Lehrbefaehigung kannst du auch in GB unterrichten

    könnte so verstanden werden, als ob man lediglich das 2. Staatsexamen, evtl. in englischer Übersetzung, vorlegen müsse und schon ist man dabei.


    Ich hatte oben zur EU-Richtlinie auch ein Beispiel für deren Umsetzung in Deutschland verlinkt. Daraus ist zu ersehen, dass vor der Feststellung der Gleichwertigkeit eines ausländischen Lehrerdiploms erhebliche Hürden zu überwinden sind. Meist scheitert es schon daran, dass aufgrund der unterschiedlichen Lehrerausbildung keine Leistungsziffer errechnet werden kann, was Voraussetzung für die Aufnahme ins Bewerbungsverfahren ist. Dies hat Auflagen zur Folge, die einem Referendariat nicht unähnlich sind. Lehrproben müssen absolviert und bewertet werden, Schulrecht wird abgeprüft und benotet u. ä., auch die Sprachkenntnisse werden überprüft. Auflagenfreie Anerkennung gibt es nicht so häufig und meist nur in Verbindung mit mehrjähriger einschlägiger Berufserfahrung.


    Sagen wir es mal so: Ein Grundschullehrer aus Lettland, dessen Deutsch auf einem Stand ist, dass die Schüler ihn schon wegen der Aussprache fragend anschauen, bekäme in Deutschland mit Sicherheit keine auflagefreie Anerkennung, abgesehen davon, dass für ihn vermutlich keine Leistungsziffer ermittelt werden könnte. Auch gingen die Eltern auf die Barrikaden, wenn er den Untericht bei ihren Kindern übernehmen sollte. Im Klartext: Eine Übernahme in den Schuldienst kann er eigentlich vergessen.


    Ich denke, Mimi sollte sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Lehrer mit englischer Muttersprache gibt es in UK zur Genüge. Da muss niemand aus Deutschland kommen. Du hattest dies ja auch schon angedeutet, aber eher Euphorie ausgelöst. Ich sehe eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Comenius Language Assistant oder ein Vertrag als Sprachassistent mit einer (Internats-) Schule in freier Trägerschaft. Aber auch da gibt es Bedenken:


    Baden-Württemberg hatte vor einigen Jahren in einem Crash-Kurs ausgebildete Spanier aus der Partnerregion Katalonien für den Spanisch-Unterricht eingestellt (Angestellte), da Spanisch-Lehrer fehlten und man der Meinung war, wer Spanisch spreche, sei damit bereits zum Fremdsprachenlehrer qualifiziert. Auch dieser Traum ist schnell zerplatzt.

  • Zuerst möchte ich mich bei euch bedanken, dass ihr so Anteil an meiner Lehrerkarriere nehmt!
    Finde es wirklich total nett, dass ihr so ausführliche und detailierte Antworten schreibt :)


    Ich war schon "stolz" auf mich, dass mich hier in Deutschland bei den dafür zuständigen Institutionen informiert und an weiteren jedmöglichen Stellen um Informationen gebeten hatte.
    Es war also nicht ganz blauäugig, ehr optimistisch. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass muttersprachliche Lehrer mir vorgezogen werden, deshalb hatte ich auch eher befristete Möglichkeiten ins Auge gefasst.
    Die Aufgaben des Sprachassistenten (PAD, Comenius) wären für mich optimal, da ich dort zwar mitunterrichte, aber nicht die ganze Verantwortung trage. Ich kann zudem meine Sprache sichern und das englische Schulsystem kennenlernen, ohne von ihm abhängig zu sein. Versteht ihr, wie ich das meine?
    Solche Stellen gibt es aber auf englischer Seite nicht oder? Das wäre auch eine Variante für mich.
    Ehrlich gesagt möchte ich mein Referendariat nicht nocheinmal erleben... Ich denke, jeder der das durchgestanden hat, weiß wovon ich schreibe. Dieser ständige Druck, kaum Zeit zum Durchatmen- nein danke. Das ist doch kein richtiges Lehrerdasein geschweige denn unterrichten :(
    Von daher kann ich es mir nicht vorstellen, dieselben Strapazen erneut in Englisch zu erleben.
    Eigentlich war mein Gedanke direkt nach der Ausbildung weg zu gehen, damit ich hier nicht direkt ins System komme. Raus, bevor ich mich als Lehrerin eingelebt habe. Wenn ich jetzt diese Sachen zu verstehen versuche, die Dejana mir erklärt hat, bin ich mir nicht mehr so sicher... Ist es vllt doch besser, erst eine gefestigte Lehrerinnenpersönlichkeit zu haben? Biede Wege haben Vor- und Nachteile.
    Sag' mal Dejana, habt ihr Herbstferien? Sonst könnte ich doch während meiner hier in NRW mal bei dir vorbeikommen und hospitieren bzw. ein Praktikum machen :D Dann komme ich vllt auch von meinem London-Tripp runter :P
    Und du Jorge, bist du auch in England? Also ich habe meine Prüfung vor den Ferien und hatte eigentlich eh geplant, einen Sprachurlaub in England zu machen-


    was meint ihr? :thumbup:

  • Ich hatte oben zur EU-Richtlinie auch ein Beispiel für deren Umsetzung in Deutschland verlinkt. Daraus ist zu ersehen, dass vor der Feststellung der Gleichwertigkeit eines ausländischen Lehrerdiploms erhebliche Hürden zu überwinden sind. Meist scheitert es schon daran, dass aufgrund der unterschiedlichen Lehrerausbildung keine Leistungsziffer errechnet werden kann, was Voraussetzung für die Aufnahme ins Bewerbungsverfahren ist. Dies hat Auflagen zur Folge, die einem Referendariat nicht unähnlich sind. Lehrproben müssen absolviert und bewertet werden, Schulrecht wird abgeprüft und benotet u. ä., auch die Sprachkenntnisse werden überprüft. Auflagenfreie Anerkennung gibt es nicht so häufig und meist nur in Verbindung mit mehrjähriger einschlägiger Berufserfahrung.


    Um klar zu stellen, was noetig ist, muss man sich mit dem GTCE in Verbindung setzen. Da es aber derzeit in England ziemliche Aenderungen bezueglich dieser Einrichtung gibt (bin mit nicht sicher, wann sie denn nun aufgeloest werden), waere es vielleicht besser, sich gleich ans "Department for Education" zu wenden. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es kein Berwerbungsverfahren, in welches man aufgenommen werden muesste. Lehrer hier sind Angestellte und bewerben sich wie jeder andere auch auf frei ausgeschriebene Stellen. (Zum Bewerbungsverfahren gehoert auch, dass man unterrichtet und durchs Bewerbungsgespraech kommt...Wenn die Sprachkenntnisse zu schwach sind, laesst sich das so schnell erkennen.) Zudem gibt es hier auch sehr viele auslaendische Lehrer (meine Kollegin ist aus Canada). Stellen werden nicht nach irgendwelchen Leistungsziffern vergeben, denn ein PGCE ist pass/fail, und zudem auch nur die akademische Qualifikation in Zusammenhang mit dem praktischen QTS.
    Lehrproben und Qualitaetskontrolle sind integraler Bestandteil und hoeren nicht auf, wenn jemand sein QTS hat. Man hat mindestens 3 Stunden pro Jahr, in denen jemand von der SL den Unterricht besucht und bewertet.


    Sagen wir es mal so: Ein Grundschullehrer aus Lettland, dessen Deutsch auf einem Stand ist, dass die Schüler ihn schon wegen der Aussprache fragend anschauen, bekäme in Deutschland mit Sicherheit keine auflagefreie Anerkennung, abgesehen davon, dass für ihn vermutlich keine Leistungsziffer ermittelt werden könnte. Auch gingen die Eltern auf die Barrikaden, wenn er den Untericht bei ihren Kindern übernehmen sollte. Im Klartext: Eine Übernahme in den Schuldienst kann er eigentlich vergessen.
    Ich denke, Mimi sollte sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Lehrer mit englischer Muttersprache gibt es in UK zur Genüge. Da muss niemand aus Deutschland kommen. Du hattest dies ja auch schon angedeutet, aber eher Euphorie ausgelöst.


    Das ist wohl ein Unterschied zwischen Deutschland und England. Als Lehrerin ohne Englisch als Muttersprache hatte ich eigentlich keine grossartigen Probleme hier eine Stelle zu finden (zumindest nicht basierend auf der Tatsache, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist). Bisher haben sich auch noch keine Eltern beschwert oder waeren gar auf die Barrikaden gegangen. (Mein Englisch ist nahezu akzentfrei und meine Kenntnisse im Beich Grammatik und Phonologie sind wesentlich ausgepraegter als die meiner Kollegen.) Meine Schueler finden die Idee eine Deutsche als Lehrerin zu haben eher interessant als komisch. Gegenueber Mimi habe ich allerdings den Vorteil mein Studium hier abgeschlossen zu haben und das System zu kennen. Das wird ihr eher ein Problem bereiten, als Diskriminierung aufgrund ihrer Muttersprache. Das Problem ist ein akuter Stellenmangel im Primarbereich. DA muss wirklich niemand aus Deutschland kommen.


  • Sag' mal Dejana, habt ihr Herbstferien? Sonst könnte ich doch während meiner hier in NRW mal bei dir vorbeikommen und hospitieren bzw. ein Praktikum machen :D Dann komme ich vllt auch von meinem London-Tripp runter :P


    Wir haben vom 24-28 Oktober Herbstferien.
    Wenn du nicht gleich als Lehrerin arbeiten willst, wie waere es denn als Teaching Assistant (TA) oder Learning Support Assistant (LSA)? Da arbeitet man unter Anleitung der eigentlichen Lehrkraft. Verdienst ist furchtbar, aber waere vielleicht ein Anfang.
    Viele unserer angehenden Lehrer arbeiten auch erstmal ein Jahr als Cover Supervisor, bevor sie ihr Studium anfangen. Sie uebernehmen also den Vertretungsunterricht innerhalb der Schule. Dazu braucht man auch kein QTS, denn es ist eigentlich nur Babysitting.

  • Stellen werden nicht nach irgendwelchen Leistungsziffern vergeben, denn ein PGCE ist pass/fail

    Genau das ist das Problem für die Feststellung der Gleichwertigkeit vieler ausländischer Lehrerdiplome ohne Auflagen in Deutschland, da ohne Noten keine Leistungsziffer berechnet werden kann. Der EU-Richtlinie werden dadurch die Flügel gestutzt, denn wer will schon gern nochmal ein Jahr ohne Bezahlung an einer Schule tätig sein, um sich von Seminarlehrern mehrmals im Unterricht besuchen und vom Schulleiter beurteilen zu lassen, ohne sicher zu sein, ob die danach erzielte Leistungsziffer zur Übernahme in den Schuldienst ausreicht.


    Mimis letzten Beiträgen entnehme ich, dass er/sie (?) sich gar nicht ins englische Schulsysten abseilen möchte, sondern nur an eine Art Gap Year denkt. Da könnte der informelle Weg hilfreicher sein. Bekanntlich schaden Beziehungen nur demjenigen, der keine hat. Hat die Gemeinde oder Mimis frühere Schule eine Partnerschaft mit UK, die für Kontakte genutzt werden könnte?


    Eine Vermittlung durch die ZfA dürfte für Mimi nicht in Frage kommen. Auslandsdienstlehrkraft scheidet wegen der fehlenden mindesten dreijährigen Tätigkeit im innerdeutschen Schuldienst aus. Bundesprogrammlehrer wurden seinerzeit an deutsche Auslandsschulen oder an Sprachbeihilfeschulen vermittelt mit dem Gedanken, es sei sinnvoller, arbeitslose Lehrer irgendwo einzusetzen, als sie mit Arbeitslosengeld zu alimentieren. In den Zielländern sah man das etwas distanzierter: Zum einen waren dies Berufsanfänger ohne größere Unterrichtserfahrung, vor allem aber waren sie ja auf der Suche nach einer festen Stelle in Deutschland und verschwanden von jetzt auf nachher, sobald sie fündig geworden waren. Das Bundesprogramm dümpelte dann ein paar Jahre vor sich hin, als in Deutschland Lehrermangel herrschte, und lebte wieder auf, als sich das Blatt wendete. Inzwischen wurde aus Kostengründen die Zahl der vermittelten Auslandsdienslehrkräfte drastisch gekürzt, so dass die Auslandsschulen verstärkt wieder Bundesprogrammlehrkräfte anfordern nach dem Motto: besser als gar niemanden. Aber auch hier setzt die ZfA Prioritäten beim Mitteleinsatz, und die liegen in Osteuropa und nicht in Orten mit starker deutscher Wirtschaftspräsenz. Dort finden sich meist genügend Lehrerinnen, die ihre Partner ins Ausland begleiten und sich mit einem Ortsvertrag in die Schule einbringen zwecks Selbstverwirklichung oder um Beamtenrechte in Deutschland aufrecht zu erhalten.

  • Wenn du nicht gleich als Lehrerin arbeiten willst, wie waere es denn als Teaching Assistant (TA) oder Learning Support Assistant (LSA)? Da arbeitet man unter Anleitung der eigentlichen Lehrkraft. Verdienst ist furchtbar, aber waere vielleicht ein Anfang.

    Wo kann ich mich bewerben?

  • Genau das ist das Problem für die Feststellung der Gleichwertigkeit vieler ausländischer Lehrerdiplome ohne Auflagen in Deutschland, da ohne Noten keine Leistungsziffer berechnet werden kann. Der EU-Richtlinie werden dadurch die Flügel gestutzt, denn wer will schon gern nochmal ein Jahr ohne Bezahlung an einer Schule tätig sein, um sich von Seminarlehrern mehrmals im Unterricht besuchen und vom Schulleiter beurteilen zu lassen, ohne sicher zu sein, ob die danach erzielte Leistungsziffer zur Übernahme in den Schuldienst ausreicht.


    Was hier ja nun keine Rolle spielt, denn Mimi moechte nicht mit nem britischen Abschluss nach Deutschland, sondern mit nem dt. Abschluss nach England.


    Mimi:
    Stellen fuer TAs oder LSAs gibt's auf der Website des jeweiligen Councils.
    Unsere finden sich z.B. hier:
    http://www.n-somerset.gov.uk/Y…chools+jobs+and+apply.htm

  • Wie kann ich einen QTS beantragen? Ich denke, den zu haben wäre schon mal ein Anfang.
    Weiter habe ich einfach verschiedene Councils und andere Instutionen angeschrieben und mich nach den Einstellungsmöglichkeiten für einen deutschen LSP/TA erkundigt. Ist es normal, dass die mich mit dem Vornamen anschreiben?!

  • EEA nationals who are recognised as qualified school teachers in an EEA member state, may apply for Qualified Teacher Status (QTS) in England under the terms of Council Directive 2005/36/EC, without the need for further training. The directive gives us four months from the date of receipt of all supporting documentation to consider individual cases. For datails see


    http://www.tda.gov.uk/get-into…ed-teacher-programme.aspx


    Ja, das ist üblich, Kollegen mit dem Vornamen anzusprechen. Dafür verwenden die Engländer, außer in alten oder religiösen Texten, nicht die familiäre Du-Form, sondern sprechen sich in der höflichen Ihr-Form (2. Person Plural) an. Dies klingt wiederum in deutschen Ohren ungewohnt: "Max, würdet Ihr bitte das Fenster schließen." :D

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